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jagen über-jagen um-jagen
I. Jāgen: 1) tr., allgm.:
machen, daß Jemand oder Etwas in jäher Eile sich bewege; heftig und schnell treiben:
a) mit Angabe des Woher und Wohin etc. durch beigefügte Präpos. (alphab.), z. B. (vgl. b): Einen wie einen Hund auf die Straße jagen etc., s. u. „in“. Einen aus dem Haus, aus der Stube, die Hühner aus dem Garten, einen Dienstboten aus dem Dienst j.; Wenn der Verdruß mich aus den Mauern jagte. G. 6, 61; Was uns oft selbst zur Verzweiflung bringt und wie .. aus der Welt j. möchte. 33, 108 etc. Die Feinde (bis) an die Grenze, bis ans Meer, bis über die Grenze, bis nach oder gen Paris treiben etc., wobei auch das „bis“ fortfallen kann. Ein Thier durch eine enge Öffnung j.; Du hättest die Östreicher durch ein Knopfloch (s. d.) gejagt. Sch. 108a; Einem 104* eine Kugel durch (s. u. „in“) den Leib j. G. 26, 73; Sein Geld, Gut, Vermögen etc. durch die Gurgel (Lichtwer 253; Prutz Mus. 1, 137 etc.), durch den Hintern (Weidner 245) j., es verschwelgen. Vgl.: „in den Kragen j.“ Weidner 14; Einen Soldaten durch die Spießruthen (s. d.), zuw. auch: ihn Spießruthen (Hebel 3, 318) j. etc. Die Hühner in den Stall, die Fische, das Wild ins Netz oder Garn, das Wild in den Schuß (West Dian. 3, 2), Einem einen Verdienst in den Rachen (L. 1, 512) etc., eine Kugel in (s. v. „durch“) den Bauch (Heine Rom. 201), den Degen in den Leib, Einen in den Tod (Gutzkow R. 6, 258), in die Flucht, ins Bockhorn j. etc.; [Das] muß Einem ja die Galle ins Geblüt j. L. 12, 213; Dieser Gedanke jagt mir die Schamröthe ins Gesicht oder auf die Wangen etc. Die Hunde nach dem Stall j. (s. o. „in“); Einen nach Hause (heim) j. etc.; Wenn Typheus hundertarmiger Grimm | den Ossa und Olymp nach seinem [Zeus’] Erbthron jagte [= heftig schleuderte]. Sch. 15a. Die Kinder von der Straße (in die Stube) j.; Einen von Haus und Hof, von dem Gute j. etc. Die Kinder zu Bettj.; Einen zum Teufel (Henker, Geier, Kuckuck) j. etc. S. Her-, hin-j. etc.
b) ohne abhäng. Präp. (s. auch c—e), z. B.: Einer mag .. noch so sehr gedrückt, geschoren, geplagt und gejagt [gehetzt] werden. Möser Ph. 2, 65; Wie siedet mein gejagtes Blut! Nicolai 1, 293; Zurücke | prallt das gejagte Brett [das vom Sturm hin und her gepeitschte Fahrzeug]. 215; Die Angst beflügelt den eilenden Fuß, | ihn j. der Sorge Qualen. Sch. 62b etc.
c) (s. b) nam.: Einen j., ihn verfolgend, in rascher Flucht vor sich hertreiben: Die mich j. [,,meine Verfolger“ Zunz], legen sich nicht schlafen. Hiob 30, 17; Ihr sollt eure Feinde j. .., eurer fünf sollen hundert j. 3. Mos. 26, 7; Denen will ich ein feig Herz machen in ihrer Feinde Land, daß sie soll ein rauschendes Blatt j. und sollen fliehen davor, und fallen, da sie Niemand jaget. 36 etc.; Die Morgenröthe ..., die früh gejagte Hindin. H. 9, 61; Einst jagten wir Husaren | den Feind nach Herzenslust. Pfeffel; So j. wir ihn ohn’ Ermatten | ... ihn fort und fort bis zu den Schatten | und geben ihn auch dort nicht frei. Sch. 58b.
d) (s. c) Daher auch von etwas rasch auf einander Folgendem: Ein Witz jagte den andern; Ein Malheur jagt heute das andre. Sch. 186a etc.
e) durch Jagen (s. c) in seine Gewalt und Macht bekommen (er-j.) oder zu bekommen suchen; das Verfolgte als Beute der Jagd erstreben oder erlangen; auf ein Wild Jagd machen oder es fangen, erlegen etc.: Daß er ein Wildbret jagte und heimbrächte. 1. Mos. 27, 5; „Was haben Sie heute gejagt?“ Nur einige Hasen; Herr Kritikaster, man jagt verschiedene Dinge, | Ihr Schnitzer, Fliegen .. Domitian, | Frau Leoparde Schmetterlinge. W. 15, 227; In diesem Jagdrevier ist ungejagt geblieben | kein Jäger. Rückert Rost. 94b etc. Zuw. auch ohne Obj.; „Wir haben gejagt! wir haben gefangen!“ ... Habt Ihr den Weislingen? G. 9, 19 etc., s. 2c.
f) mit Angabe der Wirkung: Der Kutscher hat das Pferd todt oder zu Tode gejagt (s. 2a), durch die übergroße Eile, wozu er das Pferd getrieben, den Tod desselben bewirkt; Wir haben uns und die Hunde müde und hungrig geiagt (s. c und e), ohne den Hirsch zu erlegen; An einem Tag, wo sie zu Hof soll, jagt [hetzt] sie ihre Bedienten fast todt etc. 2) intr.:
a) (s. 1a und b) sich in jäher Hast vorwärts bewegen, ungestüm eilen etc. Uberdas Hilfszeitw. vgl. Eilen 3; Fahren etc.: Fahrend, reitend etc. in oder um die Wette j., auch: Wettbahn j. (wett-j.); Schon reitet Karl von Eichenhorst | und jagt mit ihr durch Feld und Forst. B. 53b; Vor euch [Winden], wie Adler, jagt der Wolken Flucht. Freiligrath 2, 52; Bemerkst du, wie in weitem Schneckenkreise | er um uns her und immer näher jagt. G. 11, 48; Bäche rauschen, Vögel singen | und die stolzen Wolken j. Heine Lied. 288; Ist dann mit schweren Flüchen auf und davon gejagt. Reithard 55; Fort mit ihm, jagst du nicht, so gilt’s nicht. Sch. 658b; Das Pferd, der Wagen, der Kutscher ist wie der Wind an uns vorübergejagt; Der Reiter hat fürchterlich gejagt, um zur rechten Zeit hier zu sein, und so ist er denn in zwei Stunden von Berlin hierher gejagt; Der Professor hat, um seine Vorlesungen rechtzeitig zu beendigen, sehr gejagt; Du fingst die Sonate im richtigen Zeitmaß an, aber zuletzt hast du sehr gejagt etc.
b) (s. a; c und 1c): nach Etwas j., als nach Dem, was man durch die Eile zu erreichen strebt, was man als Ziel verfolgt, s. nach-j.: Jaget aber nach der Gerechtigkeit, der Gottseligkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld, der Sanftmuth. 1. Tim. 6, 11, was mit hervorgehobnem „nach“ auch zu nach-j. gezogen werden kann; Nimmer wollt’ ich dann | noch nach andern Freuden j. B. 5b; Alle folgten schnell | dem Vater, der nach deinen Räubern jagt. G. 8, 72 [s. c, sie verfolgend, auf sie Jagd macht]; Nach einem glücklichen goldenen Ziel | sieht man sie rennen und j. Sch. 81a etc.
c) mit „haben“ (s. 1c und e): als Weidmann auf die Jagd gehen; Jagd auf ein Wild etc. machen: Der Fürst jagt oft in diesem Revier; Wir haben mit Glück gejagt; Nach einem Wild j. Forster R. 1, 304; Nach Schildkröten und Austern zu j. Sealsfield Leg. 1, 121 etc.; Doch jagten sie nur auf wilde Thiere, auf Bär und Wolf. Kinkel E. 9 etc.; Den ganzen Tag im Walde | jagte Dmeter, konnte Nichts er-j. Talvj 1, 149; selten mit „Jagd“ als Obj.: Um im grünen Bergwald Jagd zu j. [halten]. 2, 145. 3) refl.:
a) Sich j., sich herum-j., von Mehrern = einander (herum-)j., aber auch in Bezug auf eine Pers. oder einen Ggstd.: sich (mit Andern) herum-j., s. Sich und vgl.: Sich (mit Jemand) schlagen etc.; auch: sich herumtreiben, sich tummeln: Die Kinder j. sich im Garten herum; Der Knabe jagt sich den ganzen Tag auf der Straße herum; Sie haben meine Seele so empört, daß sich Alles darin durch einander jagt. B. 291b etc., zuw. auch Kochk.: Die Klöße müssen nicht zu gedrängt kochen, sondern sich noch j. können. Scheibler.
b) (s. Sich) Solch ein Gespenst jagt sich so schnell nicht fort [lässt sich so schnell nicht jagen]. W. 11, 193. 4)
a) Das J., s. II., dafür: Jagung, gw. nur von der Zsstzg. (s. d.).
b) Jager = jagende (2a) Pers., sonst gw. nur in Zsstzg., z. B.: Der Verjager der Tyrannen; Der Schreckens- einjager etc., s. u.: Jager und Jäger.
Anm. Ahd. jakón, jagón, mhd. jagen, vgl. jach und gehen, ferner jagden.⏑— Veralt. auch: Durch des Teufels Jechen [Jächen] und Drängen. Luther 6, 85a; Zur „ver- iechung“ [Verjächung] des Anfechters. 167b; Jecht er. SW. 46, 373; Sie jechten ein Grafen durch die Spieße. Matthestus Luth. 43a; Damit man D. Luther ein .. Schrecken einjäche, 22b etc. Zuw. nach dem Niederd.: Du gst. Amthor bei Adelung; Er jägt. Klencke Gsp. 2, 113; Luther SW. 61, 306; Rollenhagen Fr. 116; Impf.: jug. Göckingk 2, 28; 58; verjugen. Rollenhagen Fr. 501 etc., nach der Analogie von „schlagen, tragen“ etc., vgl. fragen und z. B.: Sie [Abbt] tadeln „jug“ S. 90 und S. 92 setzen Sie selbst „frug“. Mendelssohn 5, 284. Dazu meist mundartl.: Jachen [heftig eilen] will ich über Land und Meer. VWeber 2, 277; Nun jachte er fort. 359; Wo bist du geblieben, herum gejakelt seit acht Tagen? FrMüller F. 119; Jacke(l)n, jäckeln = reiten. Frommann 4, 140; (herum) jackern, beständig ausfahren. Brem. Wörterb.; juckeln, sich, nam. reitend oder fahrend, rasch unter kurz aufeinanderfolgenden Stößen und Schüttern fortbewegen; Herr, dort geht der Weg; | da juckelt hin, weil Euch der Stiefel brennt. V. 3, 399 etc. (vgl. Juck, Anm.) mit den an „karriolen“ angelehnten Fortbildungen: karjackern, karjuckeln. Juchtern und Jachtern: einander muthwillig neckend verfolgen. Frommann 4, 358.|
Zsstzg. z. B.: Áb-, tr.:
1) [1e] weidm.: Eine Jagd a., sie durch Fangen oder Schießen des eingestellten Wilds beenden, ähnl.: Ein Revier a. etc.: Ein Bestätigungsjagen muß in 3 bis 4 Tagen .. abgejaget werden; es können demnach, wo Hirsche sind, in einer Woche wohl zwei Jagen eingerichtet und abgejaget werden. Döbel 2, 45a; 72b etc. Daher: Der Lauft zum A. 3b; Abjagungs-Flügel und -Läufte. 3a; -Ceremoniell. 43 etc., s. Abjagd; Wie bei einem A. das umstellte Wild aus der Kammer, wenn das Rolltuch aufgezogen ist, auf den Lauf gejaget wird. Musäus Ph. 4, 57.
2) [1f] Einen, sich a., abhetzen, jagend abmatten; Abgejagte Pferde etc.
3) [2a] Etwas jagend (in ungestümer Eile und wilder Hast) absolvieren, zu Ende bringen: Es [das Tonstück] muß jedoch kräftig gespielt und nicht abgejagt werden. Zelter 2, 171, vgl. Über-j. II, 1a.
4) von seinem Platze ab, weg-, fort-j., z. B.: Den Dritten a., ein Spiel; nam. mit persönl. Dat.: Einem die Fliegen a. etc.
5) Einem Etwas a.:
a) es ihm durch Jagen abnehmen, von ihm gewinnen, erhalten: Einem den Raub, das Geraubte, die Beute, einen Vortheil, dem Wolf ein Schaf a., ent-j., wider a. etc.; Seiner Zeit ein [Lorbeer-] Kränzchen abzujagen. G. 34, 330; Jagte diesen Herrn die Fische wider ab, | die sie im Teiche weggefangen. Lichtwer 54; Unter Troja’s reichen Schätzen, | dem Feuer abgejagt. Sch. 37a; Ihre Schweizer Briefe interessieren Jeden, der sie liest und ich bin ordentlich froh, daß ich Ihnen diese habe a. können. G. 2, 232 etc.
b) Einem Etwas a., es durch plötzliche Erregung in ihm hervorrufen, z. B.: Strafen, die dem Zuschauer Schamröthe a. Kant 5, 302; L. 12, 80 etc.; Einem Dutzend armer Hexen eine dankbare Rührung abzujagen. Möser Ph. 2, 39; Die Frage jagte mir einen kleinen Schauer ab. Zschokke 8, 204 etc.
Án-:
1) tr.:
a) Ein Wild a., jagend anfallen etc.: Jagen die Wölfe ein Thier oder Hirsch an. Döbel 1, 35a; Ehe die Thiere recht angejagt und scheu gemacht worden. Tschudi Th. 381 etc. =
b) jagend antreiben: Die Pferde a.; Die H. a. [auf ein Wild anhetzen] etc.
2) [2a] intr. (sein): jagend ankommen, sich nähern: Er ist oder kommt angejagt etc. Āūf-, tr.:
1) jagend in die Höhe bringen, empor-j.: Ein Wild a., aus seinem Lager; Hasen, Hirsche, ein Volk Repphühner a.; Auch solche Springfluth hört zum Leben! | sie jagt es auf. Freiligrath 2, 224; Kosend spielt er [der Wind] mit dem Staube, | jagt ihn auf in leichten Wölkchen. G. 4, 101; Wie des Chaos Riesenarm entronnen, | aufgejagt vom Schöpfungssturm, die Sonnen | funkelnd fuhren aus der Nacht. Sch. 3a etc.
2) zuw. jagend aufregen: Wenn sie schrecklich erhitzt und aufgejagt sind. G. 14, 85.
3) jagend aufspüren, auffinden: Einige [Motive zu Zeichnungen] haben wir aufgejagt, die ich nur einmal auszuführen wünsche. 24, 105; Daß die Frevelspur | a–d altbegangne That ich wittere. WHumboldt 3, 73; Geht in allem Ernste darauf um, eine reiche Frau dort aufzujagen. L. 12, 359; Tieck N. 6, 30 etc.
4) Schiff.:
a) Die Berghölzer a. oder aufzwingen, sie vorn und hinten höher hinauftreiben als in der Mitte der Schiffsseite.
b) Ein Schiff a. od. be-j., besegeln, im Segeln einholen. 5) intr. [2a]: Auf und davon jagen; Er ist den Berg auf-, hinauf-, emporgejagt.
Āūs-:
1) intr. (haben): das Jagen, die Jagd vollenden. 2) tr.: jagend austreiben: Deine Bürger sind verzagt, | deine Bauern ausgejagt. Fleming (Wackernagel 2, 351 Z. 8); Ausgejagte [aus ihrer Stelle fortgejagte] Kommis. Gotthelf Sch. 357; Sie wurden ausgejagt [aus dem Paradies]. Opitz 1, 39; Wenn der Wirth mich mit Unwillen ausjagte. Schaidenreißer 63a; Logau 2, 8, 57 etc., auch von Sachen: Wenn den Tannenklotz der Flamme Wuth ergreifet, | der ausgejagte Saft zu regem Schaume schwitzt. Nicolai 2, 87 etc.; zuw. auch = hin- aus-j. (was sich nur auf das zeitweilige Verlassen des Platzes bezieht), z. B. auch übertr.: Das Kalb (s. d. 3) a., zunächst auf die Weide aus dem Stall etc., dann = der frohen Lust ihren Willen lassen, sich ihr hingeben etc., ferner a., rasch antreibend aussenden: Ich muß Einen auf Kundschaft a. G. 34, 85, ferner mit Dat.: Einem den Angstschweiß a., durch heftige Erregung das rasche Hervortreten desselben bewirken, vgl. ab-j. 5b. 3) (s. 2) Schiff.: Den Wurfanker a., werpen, mit dem Boot ausbringen, um das Schiff am Wurftau fortzuwinden. Be-, tr.:
1) Ein Revier etc. b., die Jagd darauf ausüben, darin jagen: Distrikte, deren jeder von einem anderen Paare [Adler] gleichsam beherrscht und bejagt wird. Kohl A. 1, 123; Sie hätten das Land lange beholzet, befischet, bejaget. Lohenstein A. 1, 1089.
2) s. Auf-j. 4b.
3) veralt. = er-j., erlangen. Keller Fastn. 566. I. Dúrch-: 1) tr.:
a) hindurch-j.; jagend in rascher Eile hindurchtreiben: Wenn .. es nach dem Bäckersprichwort nicht heißen darf, ich hätte sie [meine Frau, .. durch das Brot] durchgejagt, weil es abgebacken ist. Gutzkow Bl. 1, 54; Muthwillige Buben müssen nicht alle Augenblicke sich darunter d. wollen. L. 8, 200; Sie machen sehr tiefsinnige Abhandlungen von uralten Wahrheiten, jagen folche durch alle Fächer der Dialektik und Schulberedtsamkeit durch. Rabner 3, 5 etc.
b) jagend (in Hast) durchmachen und beenden: Neugierige Leser pflegen einen Roman mehr durchzujagen und durchzupeitschen, als zu lesen.
c) nur scheinbar zsgstzt, indem das „durch“ zu dem daneben stehenden Accus. gehört, s. [2a], z. B.: Das junge Windspiel jagt | die Wälder rastlos durch. W. HBr. 1, 66, vgl. II: Es durchjagt die Wälder. 2) intr.;
a) mit „,haben“, s. a: den Jagdzug durch einen Ort hindurchführen.
b) mit ,,sein“, s. [2a], sich jagend, in stürmender Hast durch einen Ort hindurch bewegen: Gestern ist ein Kourier durch unser Städtchen durchgejagt. II. Durch-, tr.: jagend durchdringen, durchziehen, durcheilen, z. B.: Er durchjagt den Roman, vgl. I, 1b; Länder durchjagt’ ich, | Ergötzungen nach. Rückert Mak. 1, 98, vgl. Ic; Der Pfeil durchjagt [durchdringt heftig] den Auerhahn. Ramler; Welcherlei Höhn durchjagtest du [durchzogst du, nach Wild jagend]? V. etc.
Eīn-:
1) tr.:
a) in einen Ort hinein-j., rasch hineintreiben: Ist der Fuchs von den Hunden eingejagt [in den Bau]. Tschudi Th. 420.
b) Einem Etwas, z. B. Schrecken (Zschokke 8, 41), Furcht (W. 12, 159), Angst etc. e., durch plötzliche Erregung und Erschüttrung einflößen, s. Ab-j. 5b.
c) schwzr.: Ein Bäuerlein e. Gotthelf Sch. 165, in Angst jagen etc.
d) weidm.: Hunde e., zur Jagd einüben; Von Einjagung der jungen Hunde. Döbel 2, 100 etc.
2) intr. (sein): [2a] jagend, in stürmender Eile sich wohin begeben: In die Stadt e. [hinein-j.]; Auf einander e., los-j., einstürmen. Einhêr-, intr. (sein): einherstürmen, -eilen etc. Empōr-, tr. und intr. (sein): s. Aufj. 1 u. 5. Ent-, tr.: s. ab-j. 5. Entgêgen-, tr. und intr. (sein), s. [1 und 2a]: Er hat dem Schützen das Wild entgegengejagt [entgegengetrieben]; Die Pferde sind einander entgegengejagt, gegen einander angerannt etc. Er-, tr.: durch Jagen [2a und 2c] Etwas erlangen, erreichen, s. [2c] und [1c]; dann auch allgm.: durch heftige, eifrige Bemühung Etwas erlangen: Kehr um [von der Jagd]! Erjagst dir heut nichts Guts. B. 70a; Auf der Kirchweih den Barchet [als Preis des Wettrennens] mit Laufen nicht e. Fischart B. 61b; Wenn ihr’s nicht fühlt, ihr werdets nicht e. G. 11, 25; 31, 35; Es müßte Alles in einem Tage erhastet und erjaget sein. Gotthelf U. 2, 32; Sch. 372; Unsre Verfolger ..., auf den Bergen erjagten sie uns. H. Rel. 7, 183; Das ist der Preis und Dank, den Emser am Luther in diesem Sand erjagt, erstritten und er- obert hat. Luther 1, 395a; Dies Nachfolgen der Werk hat wahrlich viel tausend Drachmas erlaufen und erjagt. 5, 164b; Der Läufer wird es [das Glück] nicht e. Platen 2, 141; Er ist euch voraus um eines Tages Frist | und ihr werdet ihn nicht mehr e. Rückert Morg. 1, 242; Wie groß Ehr, Ruhm und Lob der Jüngling Orestes über alle Menschen jetzo erjaget hat. Schaidenreißer 3b; Will Einer in der Welt ’was e., | mag er sich rühren. Sch. 329a; 470b; Sie wollten e. den weißen Hirsch. Uhland 350 etc. Fêhl-: eine Fehljagd halten. Fórt-:
1) intr.
a) (haben): fortfahren zu jagen: So nachgehends beständig fortgejagt werden soll. Döbel 2, 100 etc.
b) (sein): sich jagend [2a], d. h. in stürmender Eile fort bewegen, fortstürmen, weg-j.
2) tr.: weg-j., von einem Platze rasch und ungestüm forttreiben: Den Hund, die Fliegen, einen Dienstboten f., vgl. Ver-j. 1. Hêr-, Hín- etc.: sowohl [1] tr. als [2a] intr. (sein): Die Treiber haben uns das Wild hergejagt; Der Reiter ist im Galopp zu uns hergejagt. Ich will das Wild zu dir hin-j.; Am Himmel jagen hin die Sterne, | als flöhen sie vor meinem Schmerze. Heine Reis. 2, 302; Wenn Triptolemos auf Demeters Drachenwagen über die Erde hinjagt. W. 32, 249. Erfülle das Opfer mit Schrecken der Nacht, | ... jag’ es hinab | ... in des Erebos’ grausende Nacht. Apel Ät. 133; Der Kutscher ist oder hat den Berg hinabgejagt, s. nieder-j. Phöbus jagt die raschen Pferde | ... des Himmels rund Gewölb hinan. Uz2, 193. So haben weder die Preise zu sehr hinaufgejagt [hinauf-, in die Höhe getrieben] werden können etc. Niebuhr Nachgel. 90. Er habe eine Katze [in die Höhle] hineingejagt. G. 30, 104. Sie jagt mich schon vier Stunden im Felde herum. G. 10, 187 etc., auch [3a] refl.: Als Luciane sich mit einem Windspiel im Saal herumjagte. 15, 178 etc. Einen hinterm Ofen, aus seinem Versteck hervorj.; Die Ziethenschen Husaren jagten plötzlich aus dem Busch hervor u. ä. m. Hínter-, tr.: nach hinten hin jagen. Lōs-: s. Ein-j. 2 und Zu-j. Mít-, tr. und intr. (haben und sein): mit Andern zusammen jagen, z. B. Simrock N. 858. Nāch-:
1) [2a u. b] intr. (sein und haben): nach Etwas oder Einem jagen, hinterdrein jagen: Es ist ihm bereits ein Kourier nachgejagt, um ihn zurückzuholen; Jaget euren Feinden nach! Jos. 10, 19; Dem vorgesteckten Ziele (Phil. 3, 12 ff.), der Gerechtigkeit (Spr. 15, 9), der Barmherzigkeit und Güte (21, 21), dem Guten (1. Thess. 5, 15), dem Fricden (Hebr. 12, 14) n., eifrig nachstreben; Dem Übel n. fördert zum Tode. Spr. 11, 19; Was recht ist, Dem sollst du n. 5. Mos. 16, 20; Wenns euch Ernst ist, ’was zu sagen, | ist’s nöthig, Worten nachzujagen? G. 11, 26; Jägerinnen, die .. auch Löwen und Panthern nachzujagen berufen sind. 33, 45; [Er] jagt leeren Schatten nach. Lichtwer 252; Auf entfernte Meilen | jage dir der grimme Schatten nach! Sch. 5b etc. Ungewöhnl. untrennbar: Dies Gefühl nachjagt dem Gegenstande, wenn er sich entfernt. Jahn M. 334.
2) intr. (haben): jagen, wo ein Andrer die Vorjagd gehabt, s. Vor-j. 2c, auch 2d. Nīēder-, tr. und intr. (sein): hinab-, her- unter-j., z. B.: Vorüber an hohlen Todtengesichtern | niederjagt die Front der Major. Sch. 7a. Rück-: in den ungetrennten Formen statt zurück-j. I.
Über-, tr. und intr. (sein):
hinüber-j., s. II, 2b. II. Über-, tr.:
1) übermäßig jagen, z. B.:
a) [2a] Daß es [das Tonstück] mit der gehörigen Würde gesungen und nicht überjagt werde. Zelter 1, 285, vgl. Ab-j. 3; Ein Wort, ein Bild überjagt [1d| das andere. L. 7, 263.
b) Ein Pferd, sich ü. etc., durch Jagen übermäßig anstrengen und verletzen. 2) durch Jagen (Eilen) übertreffen, überholen:
a) so jagen, daß man über Etwas (gegen die Absicht) hinaus kommt, es hinter sich lässt: Die Jäger hatten das Wild überjagt, d. b. sie hatten in ihrer Ungewißheit und ihrem Eifer die Flüchtlinge überholt, welche die Nacht in einer verborgenen Bucht zugebracht. Scherr Pilg. 1, 14.
b) Einen ü., überrumpeln, durch Überraschung gefangen nehmen etc.: Obschon ein Lahmer [Vulkan] hier den Schnellen [Mars] überjaget. Opitz 2, 247 (Odyss. 8, 330); Seine [Rousseau’s] Leidenschaften ü. die Einbildungskraft des Lesers. Mendelssohn 4, 2, 261. Man hört so auch, nam. in Mecklenb., oft trennbar: Er hat den Käufer übergejagt, übergefahren (s. d.), übergeritten, ihn übertölpelt, ihn durch Uberraschung nicht recht zur Besinnung kommen lassen und so betrogen. I.
Um-: 1) tr.:
Einen oder Etwas beim Jagen [2a und c] umwerfen, umfallen machen.
2) tr. und intr. (haben und sein): zuw. statt herum-j. II. Um-: Einen Raum um-j., jagend [2a und c] um denselben herumkommen: Wie bald ich zu Rosse die Welt mag um-j. B. 66b etc. Unter-: zuw. statt hinunter-j. Ver-:
1) tr.:
a) vollständig fort-j. (s. d. 2), so daß man zugleich die Rückkehr des Verjagten verhindert, rasch und heftig vertreiben: Die Tyrannen wurden aus Rom, aus dem Reich, veralt.: des Reichs (Luther 8, 252a) verjagt; Einem die Grillen, Sorgen ver-j.; Der Schreck hat mein Fieber verjagt, das alle Arzneien nicht vertreiben konnten; Exorcisten, welche, um die Gespenster zu vertreiben, sich’s zur heiligen Pflicht machen, den Geist selbst zu ver-j. G. 39, 128; Seiner Klagen Reim’, in Sand geschrieben, | sind vom Winde gleich verjagt [auseinander gejagt]. 4, 20 etc.
b) Eine Zeit ver-j., auf der Jagd verbringen. Kapper Chr. 2, 70; Thümmel 3, 4 etc.
2) refl. (selten): sich jagend verirren, versteigen: Daß sie sich selb nicht ver-j. noch versteigen, wie den Gemsensteigern geschieht. Luther 1, 378b. Vōr-:
1) tr. und intr. (sein): hervor-j., nach vorn, vorwärts jagen.
2) intr. (sein): Einem vor-j.:
a) vor ihm einher-j.
b) durch Jagen, d. h. stürmende Eile vor ihm hin gelangen.
c) die Vorjagd auf seinem, des Nachjagenden, Gebiet ausüben.
d) jagen (2a und c), um dem Folgenden (Nachjagenden) als Muster, Führer etc. zu dienen. Fort-j. 2. Wétt- [2a], intr.: in die Wette jagen, als untrennbare Zsstzg., vgl. wett-laufen, -rennen etc., nam. im Jnfin.
Wég-: Zū-:
1) tr. und intr. (sein): herzu-, hinzu-j., nach einem Orte hin (oder zu) jagen: Ich hieß den Kutscher eilig | unserm Obdach zuzujagen. Rückert 1, 294; Einem das Wild z. etc.
2) intr. (haben): mit Heftigkeit und anhaltend, um ein Ziel zu erreichen etc., jagen [2a und c]: Jagt zu, jagt zu, mein edler Herr! B. 70a = setzt die Jagd fort; Kutscher, du musst z., wir kommen sonst zu spät. Zurück-:
1) intr. (sein): [2a] in stürmender Eile sich nach dem Ausgangspunkt zurück begeben: Auch jagt itzo der Bauer mitseinen wiehernden Rossen | jauchzend nach seiner Heimath zurück. Zachariä Tag. 69 etc.
2) tr.: rasch zurückweichen machen: Die andrängende Menge, die Feinde z. etc. Zusámmen-:
1) intr. (haben): gemeinschaftlich jagen.
2) tr.: durch Jagen zusammenbringen: Alles Wild wird auf einen großen Platz zusammengejagt. Zwíschen-, tr. und intr. (sein): dazwischen jagen, vergleiche herjagen etc.