Irrsal
Irrſal, n., –(e)s; –e: 1) das Irren, Jrregehn,
die Jrrfahrt ꝛc.: Werden wir | durch neues J. rückwärts
müſſen fliehn. B. 142b; Endlich .. gefunden nach langem J.
Keller gH. 4, 330; Und Saadi nach langwier’gem J–e ruht.
Platen 1, 304 ꝛc. — 2) (ſ. 1) das Jrren, das Abweichen
von der Bahn des Rechten und Guten, mildere Bez.
des Fehls, der Sünde, ſ. Jrren 1d: Bringe du dein ir-
rend Lamm | zurück zu deiner Herde! | Ich will, o lieber
Hirt, hinfort | mein I. ſtets bereuen. B. 49b; Daß Sie Alle
noch rein und unbefleckt ſind von den beſchriebenen J–en.
Fichle 6, 471; In ein I. gerathen, das ich nie wieder gut
machen kann. Tieck N. 5, 412 ꝛc. (ſ. 3). — 3) etwas Ir-
riges, Falſches, ein Irrthum (ſ. d.), inſofern er ſich
weit verzweigend, gleichſam als eine Kette von Irr-
thümern, in ſeinen Folgen nachhaltig auf das ſittliche
Thun einwirkt, das ſo Irreführende: Ein Verſehn in
einer Rechnung iſt ein Jrrthum, kein J.; Orthodoxe Eife-
rer nennen J–e manche Sätze, die der milde Wahrheitsforſcher
nicht einmal mit Sicherheit als Irrthümer zu bezeichnen wagt;
I. predigen von dem Herrn. Jeſ. 32, 6; An dem und jenem
J. ſo feſt halten. Claudius 4, 100; Dergleichen Halbwahr-
heiten und die daraus entſpringenden J–e. G. 22, 205;
Gegen die ihn ſo fürchterlich bedrohenden J–e, gegen Schnell-
glauben und Aberglauben. 32, 121; Mich fortreißen zu laſſen
in Unverſtand und J. Heine Sal. 1, 142; O ewiges I.!
wann reißt der Menſch aus deinen Ketten ſich los! Hölderlin
H. 1, 67; Ich ſoll, wo I. ſchattet, | das Licht der Wahrheit
ſtreuen. V. 4, 38; Verjährte J–e des Kirchenglaubens. Ant.
2, 369; Myth. 1, 37 ꝛc. — 4) Labyrinth (ſ. d.), eig.
und übertr.: Tyche .. lockt den Verirrten zu neuen Laby-
rinthen; hier iſt keine Grenze des Irrens, denn der Weg iſt
ein Irrthum. ... Wie man allein dieſem J. entkommen möge.
G. 3, 345; Kein Ausweg aus dem I. zeigt ſich mir. 6, 304;
Aus dem künſtlich verſchlungenen J. | meiner Geſänge. Jacobs
Verm. 2, 1, 167; Aus dem J. der Übel ſich herauszufinden.
Kant Anthr. 321; Mein [der Schönheit] irdiſch Himmel iſt
ein I. der Gedanken. Lohenſtein Roſ. 65; Dem J. meines
Lebens iſt es gleich. Tieck Cymb. 5, 4 ꝛc. — 5) wie Jr-
rung (ſ. d. 2c) mildernder Ausdruck für Zerwürfnis,
zunächſt inſofern es auf Mißverſtändnis beruht: Mit
Lord Byron’s Tode, war das I., das ſich über die Menſchen
auf Newſtead-Abtei häufte, nicht zu Ende. Kühne Char. 1, 34;
Ein I. kam in die Mondſcheingärten | einer einſt heiligen
Liebe. Mörike N. 559.
Anm. Ahd. irrisal, mhd. ir(re)sal, n., aber auch m.
und f., vgl.: Das iſt ein I. [irrige, ketzeriſche Meinung ꝛc.],
der nicht .. vertheidingt mag werden. Eck (Luther 1, 158a);
Die I. 157a; Die ausgebreiteten Irrſaln zu revocieren.
457a ꝛc.; Die I. von verlornen Seelen. A Meißner Gd. 11;
149 ꝛc. — Dazu: Etliche Artikel ſeien verdammt als ketze-
riſch, etliche als irrſalig, etliche als freventliche. Eck (Luther
1, 158a; Irrſelig, ſtärker als „irrend“, ſ. I. [3].
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