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Idee
*Idēē (gr.), f.; –(e)n; –(e)n-:
1) Philos., eine von der Vernunft (als dem Vermögen Vollkommenes zu denken) bloß aus ihr selbst geschöpfte und in der unmittelbaren Nöthigung der Vernunft die Gewähr ihrer Wahrheit tragende Vorstellung (versch. Begriff, s. d. 4): Die J. ist ein selbständiger, in sich lebendiger und die Materie belebender Gedanke. Fichte 7, 55; 69; 317; Die I. ist ewig und einzig; daß wir auch den Plural brauchen, ist nicht wohlgethan. Alles, was wir gewahr werden und wovon wir reden können, sind nur Manifestationen der I. etc. G. 3, 202; 187; 266; 39, 18; Das sollen nun I–n heißen und sind nicht einmal Begriffe. Zelt. 1, 231; Bis zu der Deutlichkeit zu entwickeln, wo das Gefühl in bestimmte I–n übergeht. FAWolf H. VIII etc. Vgl.: Fixe J., eine der Seele unaufhörlich vorschwebende, Gemüth und Willen beherrschende selbstgebildete Vorstellung, nam. eines Geisteskranken, doch auch ohne solchen Nebensinn: Da der mythologische Punkt, wo Prometheus auftritt, mir immer gegenwärtig und zur belebten Fix-J. geworden. G. 27, 247.
2) in der gewöhnl. Sprache = Begriff, gedankliche Vorstellung: Keine I. von Etwas haben etc.; Absicht, Beabsichtigtes, auch im Ggstz. des wirklich Ausgeführten, Einfall, Laune etc.: Er hatte die J., auszuwandern; es ist aber bei der bloßen I. geblieben; Wie kommst du auf diese I.? etc.
Zsstzg. z. B.: Fix-I. [s. 1]; Die Grund-J., wor- aus Alles hervorgeht. G. 3, 203; Alle Neben-I–n, die durch das stärkere Licht der Haupt-J–n in dem von der Theilnehmung beherrschten Geist verdunkelt werden, muß der lyrische Dichter verschweigen. Mendelssohn 4, 1, 31; Die ewigen Ur-J–n alles Denkbaren. WHumboldt 1, 23 etc.