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Hund
Húnd, m., –(e)s; –e; Hündchen, lein; –e-, –s-:
1) ein dem Wolf, dem Fuchs etc. nahverwandtes Hausthier, Canis familiaris, wovon es eine ungemein große Zahl vielfach in einander übergehender und nicht immer genau zu scheidender Arten giebt (s. Zsstzg.): „Wir sind Menschen, gnädigster Herr“. O ja, im allgemeinen Register lauft ihr freilich dafür mit unter, so wie etwa Wachtelhunde, Windspiele, Pudel, Möpse, Bullenbeißer, Schäferfixe alle H–e heißen. Geht’s aber recht ans Auslesen, so unterscheidet man bald den schnellen vom langsamen, den dummen vom schlauen, den Haushüter vom Jäger. B. 299a, vgl. Sch. 568a; Tieck Mak. 3, 1 etc. H. umfasst beide Geschlechter, doch bez. es auch, im Ggstz. der Hündin (s. d.), besonders das Männchen, s. Rette. In Bezug auf die Stimme heißt es (s. die bezügl. Zeitw.): Die H–e baffen, bäffen, baffzen, bauzen, belfe(r)n, bellen, blaffen, bläffzen (plefzen. Pfeffel Pr. 1, 185), brummen, gauzen, gelfe(r)n, gnarren, gnurren, heulen, janken, jaulen, jawken, klaffen, kläffen, knurren, marren, murren, schlagen an, schnarren, schnurren, winseln etc., auch: Sie schnobern, schnuppern etc.; Der H. beißt, ist bissig, wird abgerichtet, dressiert, kann apportieren, ist räudig, toll, wird an die Kette gelegt etc.; Sich H–e halten etc. In einer Menge Sprchw., Redensarten und Übertragungen nam. auf Menschen, in welchen letztern (s. f) der H. meist als verächtl. Bez. gilt. Jm Übrigen ordnen wir hier, uns auf die gewöhnlichsten Wendungen beschränkend, der Übersichtlichkeit halber, nach grammat. Beziehungen:
a) als Subj.: Zwei H–e an einem Bein | kommen selten überein, vertragen sich selten; Viel H–e sind des Hasen Tod, vgl.: Viele H–e sind’s, die einen Löwen lähmen. Rückert Rost. 35a, die Menge der Gegner überwältigt auch den Geschwindesten, den Stärksten etc.; H–e, die viel bellen, beißen nicht, wer mit Worten lange droht, ist in der That gewöhnlich ungefährlich; Todte H–e beißen nicht, eine gefährliche Pers. macht man am sichersten durch den Tod unschädlich; Danach kräht weder H. noch Hahn (s. d. 1), nicht H. oder Katze; An Riemchen lernen die H–e Leder kauen, man gewöhnt sich stufenweise ans Laster; Der H., den hängen man will, hat Leder gefressen. V. 2, 6 etc., vgl.: Wenn man dem H–e zuwill, so hat er das Leder gefressen. Luther 6, 316a, auch: Wenn man den H. schlagen will, findet man einen Stock; Wer seinen H. ersäufen will, sagt, er sei toll etc., Schlechte sind um Gründe für das Böse, das sie Einem zufügen wollen, nicht verlegen; Es möchte kein H. so [in so erbärmlichen Umständen, vgl. b und Hundsschlecht] länger leben! G. 11, 19; Sie sagen wohl, ein H. habe es besser als so eine Bäuerin. Gotthelf Sch. 323; So herunter, daß kein H. ein Stück Brot von ihr genommen hätte. Freytag Soll 3, 23, vgl.: Die H–e pissen ihn an etc.; Ein H. mag sorgen etc., nicht ich; Einen H. schlafen und sorgen, trauern lassen. Schweinichen 2, 73; 82 = sich lustig halten; Da liegt der H. (begraben), da liegt der Grund des Übels, die Hauptsache, woran es sich stößt etc. (über den Ursprung vgl. L. 3, 291 und Schm. 2, 209); Wo aber liegt der H.? Da liegt er, daß etc. Günther 422; Wer nicht sieht, wo der H. begraben liegt oder wo es fehlt, der sieht auch das feinere Schöne nicht. W. Merck 1, 194 u. V., seltner so: Da sitzt der H. Müllner 7, 190; Wann die Herrschaft nicht zu Hause ist, halten H–e und Katzen Hof. Gutzkow R. 1, 137 etc., vgl.: Wenn die Katze nicht zu Haus ist, springen die Mäuse auf Tisch’ und Bänke; Der H. heult und der Wolf schluckt’s. Alexis H. 1, 2, 323, vgl.: Der Eine spinnt die Seide, der Andre trägt’s zum Kleide etc.; Je fettrer Floh, je magrer H., von reichen Beamten etc. in Bezug auf die von ihnen Ausgesognen; Der H. heißt „Denks“ oder „Merk’s“, hat ein gutes Gedächtnis, nam.: er trägt Etwas lange nach; Der H. reitet auf dem Arsch, wenn er sich eines Wurms entledigen will, und daher übertr. auf Einen, der sich mit Anstrengung von einem Übel zu befreien strebt etc.
b) als Prädik. (s. f): H. sein, sich eine niederträchtige Behandlung gefallenlassen, sich sklavisch schinden und plagen etc.: Wie ich davon Nichts gehabt, aber habe können H. sein, fast vierzig Jahre lang. Gotthelf G. 231; U. 2, 91 etc., vgl.: Daß ihr Mann fie nicht zum Freund, sondern nur zum H. wolle. G. 245 etc.; Der graue Schelm muß wissen, daß wir auch an einem Ort daheim sind und nit H–e sind. 318 [die sich niederträchtige Behandlung gefallen lassen müssen]. 318; H., mit hündischen Gedanken, | kötert er die ganze Woche | durch des Lebens Koth und Kehricht, | Gassenbuben zum Gespötte. Heine Rom. 206; Was Teufel! wir sind nicht ihre H–e. Sch. 326b; Beispiele des lächerlichsten Stolzes .. findet man bei Allem, was in Deutschland Herr und H. ist. Zimmermann Nat. 7 etc., andrerseits aber: Ein H. sein, niederträchtig, schlecht etc.; Eine Frau, deren Mann ein H. gegen sie war [sie als Filz knapp hielt]. Gotthelf Sch. 153; Ein wüster H. gegen eine Frau möchte er nicht sein. G. 229 (versch., s. u.); Er ist H–s genug, er thut’s. U. 2, 141; Wer kein H. ist, rette den Hauptmann! Sch. 123b etc. Kein H. [nicht zu verachten] sein; Eine Gans ist gar kein H.! Chamisso 3, 204; Ich will nicht von ihrer Schönheit reden, obgleich sie in dem .. grauen Kleide auch kein H. ist. Holtei Lammf. 1, 109; Wilhelm Meister wäre nur ein H. gegen mich [im Vergleich mit mir, versch., s. v.]. Jahr. 2, 323 etc. Dann ist er der H. im Kegelspiel (s. e) und kömmt nicht ’raus, bis alle vier Beine weg sind. Gotthelf Sch. 13 etc. Man ist Policei-H. oder Policei-Wild, Hammer oder Amboß. Börne Frz. 71, im Dienst der Policei Andre jagend oder selbst gejagt. ’S ist bloß ein rother H. Reithard 78, wo auch die der Redensart zu Grunde liegende Sage erzählt ist, von einem Versprechen, in dessen aufrichtige Erfüllung man Zweifel setzt, versch. g.
c) als Obj.: Damit lockt man keinen H. aus (Platen 6, 82; Sch. 95a etc.), von (Gott- helf G. 179) dem Ofen, aus dem Ofenloch (Heine Verm. 1, 73), vgl.: Damit lockt man in der Zeit des Realismus keine Katze hinter dem Ofen hervor. Lewald W. 2, 120, damit wirkt man Nichts, kommt nicht zum erwünschten Ziel, im Ggstz.: Versteh ich gleich Nichts von lateinischen Brocken, so weiß ich den H. doch vom Ofen zu locken. B. 67a etc. Von dem schlechten Wetter, wo man keinen H. ausjagen möchte. Alexis H. 2, 1, 32; Darin kamen sie überein, daß eine schwarze Binde am Auge ein gutes Gewissen verrathe, denn „einen bunten H. kennt Jeder“ (s. e). Gutzkow R. .., 371; Daß er ihm den H. [vgl.: die Leviten] las nach Noten. Gotthelf Sch. 11, s. auch d: auf den H. kommen; Es konnte die Sache so auffassen, nur suchte es die H–e am unrechten Orte. 305, vgl. a: da liegt der H.; Wer einen fremden H. ernährt, Dem wird nit mehr dann der Strick zum Lohn. Waldis Ps. IV; H–e tragen, führen müssen, früher ent- ehrende Strafe (s. G. 24, 187), daher noch: in der verächtlichsten Lage, ganz heruntergekommen sein, zuw. mit dem Zusatz: nach Bauzen (s. d.), wo dann aber die Redensart auch in dem Sinne gilt: Wasser ins Meer tragen etc.
d) mit Präpos.: Auf den H. kommen, her- unterkommen, in schlechte Umstände gerathen; Auf dem H. sein; Die Bühne kam nach dem etwas derben Ausdruck der Jugend durch Isidor auf den H. Immermann M. 1, 55; So brachte er sich völlig auf den H. König Jer. 1, 89 etc., vgl.: Die Schwaben sagen: Er ist ganz hund [s. hunten], d. i. heruntergekommen, woraus der Burschenwitz: „Er ist auf dem H.“ gemacht hat. Wurm Spr. 100, nach Andern aber H. hier zunächst als Bez. des Karcers, vgl.: Nach dem H–e nennt sich’s bis diesen Tag. Sch. 324a und s. c: H–e führen müssen etc., auch: hunden. Der Knüttel liegt beim H., die Umstände hindern Einen in Dem, was man gern wollte; Wird ihnen hie ein Pflöcklein dafür gesteckt und der Knüttel bei den H. gelegt. Luther 5, 150b etc. Mit allen H–en gehetzt [s. d.] = durchtrieben, vgl.: Wir erschrecken nicht davor, wir seind mehr für [vor] den H–en gewesen. Fischart B. 47a. Komm’ ich über den H. [als die Hauptsache, über das Schwierigste hinaus], so komm’ ich auch über den Schwanz etc. V. Ant. 1, 124. Die Wurst vom H. kaufen, Etwas, statt aus der ersten Hand, aus der zweiten übermäßig theuer kaufen. Etwas vor die H–e werfen. Matth. 15, 26; Das Sakrament nicht für die Säu oder H–e werfen. Luther 6, 109a; Ich beklage es nunmehr recht herzlich, daß Ihre Rede so vor die H–e [zu Grunde, verloren] gegangen ist. L. 1, 369; Merck’s Br. 1, 108 U. v. Es war Zweidunkel, zwischen Wolf und H. Seume Sp. 64, nach dem frz.: Entre chien et loup.
e) in Vergleichen: Treu sein wie ein H.; Kriechen, wedeln, Speichel lecken, sich treten lassen, wie ein H.; Einen behandeln, schlagen, prügeln, stoßen, schurigeln, wie einen H.; Ihm begegnen, ihm Fußtritte geben, wie einem H.; Diese adlige Familie, der ich Treue und Anhänglichkeit genug bewies, wie ein H., hat mich auch mißhandelt wie einen H. Gutzkow R. 8, 238; Daß ich ihm zwanzig Jahre dienen und knechten, wie ein H. mich dressieren und hudeln lassen soll. Höfer V. 73; Arbeiten wie ein H. [Sklave etc.]. Gott- helf U. 2, 102; Müde wie ein H. Heine Reis. 1, 101; Zelter 3, 53, wie ein Hetz-, Jagd-H. etc.; Stinken, frieren, schwitzen etc., wie ein H. [hundemäßig, arg, sehr]; Schnüffeln, stöbern, auf die Fährte losgehn, wie ein (Spür-)H.; Einen fortjagen wie einen H., ohne Weitres; Ich schieße sonst dich nieder, | wie man einen H. erschießt. Chamisso 3, 196; Ein Lager wie für einen H., ein sehr schlechtes; Leben wie ein H., entweder in erbärmlich schlechten Umständen, oder: karg und knausernd, oder: frech und schamlos; Sterben wie ein (sündiger) H., in seinen Sünden; Bissig, neidisch, geizig, frech (V. Il. 9, 373), schamlos wie ein H.; dagegen: Ich muß mich schämen wie ein H. Pestalozzi 4, 112 etc.; Gehalten werden wie ein H. an der Kette; Spielen wie junge H–e; Sie haben Langeweile wie die H–e. G. 29, 270; 224 (vgl.: wie ein frisierter Mops im Tischkasten und hündisch); Daß ihr des Hauses Schaffnerin | entgegenheulet wie dem Mond der H–e Schaar. 12, 173; Sich im Kreise herumdrehen, wie der H., der seinen Schweif fangen will. Sealssield Leg. 1, 250; Mit einander leben, sich vertragen, wie H. und Katze, sehr schlecht; Sich schütteln, wie ein H. (nach starkem Regen). Hackländer Hdl. 1, 199; Auf und davon (von dannen) gehn wie ein begoßner (Scherr Nem. 2, 136), beschneiter (Arndt E. 22), geschorener (Kompert Pfl. 1, 65) H.; Mich, wie einen armen H. .. | vor eurer Thür vergebens wimmern lassen. W. 11, 230; Bekannt wie ein bunter H.; Ankommen wie ein H. im Kegelspiel (s. b) etc.; Er muß es haben als hätte ihn ein H. gebissen, es ungeahndet hingehn lassen.
f) (s. b und nam. c) von Pers. etc., selten in ganz lobendem Sinn: Da sie nu das treu Hündlin der Kirchen, Johannes Huß, in solchem Diebstahl erfand, anball [anbellte] etc. Luther 6, 323b; Du bist doch ein ehrlicher H. durch und durch und hast keine Katzennatur. Goltz 1, 345 etc., meist im Sinne tiefer Verachtung, zuw. auch im mitleidigen Bedauern wegen der widerfahrnen Behandlung, vgl. „Kerl“ etc. Z. B. mit Ew. (alphab.): Erbarmt sich Keiner eines so alten H–es [armer, bedauernswerther Kerl], wie ich bin. Gutzkow R. 5, 207; Und ich alter, tauber, stumpfer H. sitze zehn Meilen davon! Höfer V. 94; Könnte ich dem alten H–e [verhaßten, niederträchtigen Kerl] noch zu guter Letzt einen rechten Possen spielen. Immer- mann M. 4, 21; Und dennoch soll der arme redliche H. Liebe fürs Vaterland .. besitzen. Möser Ph. 2, 65; Welch ein Einfall .. | einen armen H. zu machen! Daumer H. 1, 99; Dummer H., der ich bin! G. 29, 223; Erbärmlicher, falscher (Zelter 4, 392), feiger, frecher, geiler, geiziger, gemeiner, gottloser, hämischer, infamer H.; Ich ward zur Gesellschaft der kalten H–e gerechnet, weil ich nicht glaubte, mich an einem Haufen Johanniswürmchen wärmen zu können. FNicolai (L. 13, 187); Karger H. (Sir. 14, 3); Hasen, Krüppel, lahme H–e seid Ihr! Sch. 108b; Ist dieser Dichter nicht ein magerer H.? [erbärmlich]. Chamiso 5, 74; 110; Miserabler, neidischer, niederträchtiger, räudiger, schamloser H.; Ihre Wächter .. stumme H. sind sie .., sind faul, liegen und schlafen. Jes. 56, 10; Sollte dieser todte H. [vgl. Hunde-Aas] meinem Herrn fluchen? etc. 2. Sam. 16, 9, auch: Erde, Wasser .. sind keine todten leblosen H–e, wie Ihr vielleicht meint. Tieck N. 5, 15 etc.; Ungläubiger H.! schimpfende Bez. eines Nicht-Religionsverwandten, z. B. der Christen (,,unbeschnittne H–e“. Chamisso 4, 74 etc.) im Munde der Muhamedaner und dieser im Munde der Christen etc., so: Christen-, Türken- H. etc., auch ohne Ew., z. B. Offenb. 22, 15; Weinberauschter, von Augen ein H.! B. 188b, vgl. dagegen: Den „H.“ muß ich aus der Übersetzung heraus lassen; denn sonst schimpfte Achill wie ein deutscher Oberster. 138b; Du hilfst mir, H.! aus meiner Noth, | den Beutel her! Chamisso 3, 263; Die H–e [die Feinde] regnen Kugelsaat | von ihrem Thurm herab. Gleim 4, 10; Schlag den H. todt! G. 9, 6; 2, 201; Drum fiel das Urtheil so schel aus. Du H.! 9, 64; Faust (zu Mephisto): H.! abscheuliches Unthier! 11, 195; Ich könnte den H. ermorden, der den ersten Hieb daran that. 14, 98; Was redet er da, der H. voll hämischer Tücke! V. Od. 17, 248; Ha, ihr Hund’! 22, 35 etc. Oft auch mit nachfolgendem „von“ (s. d.): Ich, als ein gut abgerichteter H. von Menschen. Chamisso 5, 160; Der H. von Häscher ist ausgekratzt! Droysen Ar. 3, 168; Meine H–e von Reitern! G. 9, 82; H. von einem Esel, der mir Das hat aufgebunden. Kühne Freim. 316; Der verdammte H. von Franzmann. Sch. 1089b; Diese H–e von Advokaten! Tieck Acc. 2, 263; Der H. | von einem Franken! W. 20, 121; H. von einem Pferd! [niederträchtig schlechtes] sagte der Junge, da ritt er auf einem Stock (Sprchw.) etc. Ferner: Kein H. = Niemand, auch nicht ein Einziger. 2. Mos. 11, 7; Jud. 11, 13; Auch kein H. soll am Leben bleiben. Hebel 3, 240 u. v. g) auch sonst zuw. übertr., z. B. mit Bezug auf das Bellen (s. d.): Endlich aber wachet das bellende Hündlein an der linken Brust [das Gewissen] auf. Hammer RH. 435; Die Glocken, die eisernen H–e der Luft, | erheben ein Freudengebelle. Heine Verm. 1, 212; Wie fest wir ihn geschnürt, wir konnten nicht dem H.| des Hungers wehren, daß er widerbelle. Rückert Mak. 2, 125 etc.; ferner: Es wären drei böse H., wer von den dreien einem gebissen wäre, sei übel gebissen; der eine hieß Undank, der zweite Hoffahrt, der dritte Mißgunst oder Neid. Weidner 175 etc. Mundartl. auch: Der rothe H., Bez. der Frieselkrankheit. 2) Astron., Name zweier Sternbilder: Der große H., in welchem der hellste Firstern, der Sirius, sich befindet; Der kleine H. 3) Naturgsch., die hundeartigen Säugethiere, Canis, auch einige andre dem Hund verglichene Thiere, z. B.: Der fliegende H., Fleder-H. (Giebel), eine Art Fledermaus, Pteropus, s. ferner: Beutel-, See-H. 4) Bergb.:
a) niedrige Wagen zur Förderung der Mineralien, mit ungleichen Vorder- und Hinterrädern, Berg-H., zuw. auch „,Bär“ (s. d. III 2b).
b) Göpel-H., Bremsdocke am Göpel. Daher: Den H. anhängen, feiern.
c) Erzrolle (s. d.). 5) Böttch.: Bandhaken. 6) als Maß (nieders.):
a) Ein H. Landes = ¹ Morgen.
b) für die zu beladenden Torfschiffe, etwa 60—70 große Körbe voll. 7) veralt.: ein Torturwerkzeug. 8) Fauler H., Name eines Kartenspiels. Rachel 7, 476. 9) Das Geräusch des Holzzulegens in dem kleinen eisernen Ofen . ., einem s. g. „Hund“, der von außen geheizt wurde. Gutzkow Zaubr. 4, 117.
Anm. Goth. hunds, ahd., mhd. hunt, wahrscheinl. von goth. hinthan, greifen, fangen, trotz des Wechsels von duth, vgl. hundert, Anm., ferner ahd. hunda, mhd. hunde, gehünde = Raub, Beute etc., engl. hunt, jagen, hunter, huntsman, Jäger, neben dog, Hund, hound, Jagdhund, s. Hand, Anm. und Maus-H., doch vgl. gr. πcc, lat. canis. Vielleicht stammverwandt „Hinde“ (s. d.) als das rasch jagende, schnelle Thier. Ob die Bedd. 4 ff., meist nach Adelung (s. andre, mehr mundartl. bei Schm. und Stalder), übertr. sind oder anderm Stamm angehören, ist fraglich. Mundartl.: Mz., Hünd. Gotthelf Sch. 55; Ez.: Hung. G. 347; Wenn’s nur nicht so hungsviel kostete. Sch. 218 (vgl. über diese superlat. Zsstzg. Frommann 3, 360), verstärkt: U-hung. 162; 294 etc. (s. Stalder 1, 32). S. ferner Bellēn, Anm. und, außer den Zsstzg., z. B. Beller, Bracke, Dogge, Fix, Greif, Köter, Mops, Muffel, Packan, Pintscher, Pommer, Pudel, Rekel, Rette, Rüde, Spitz, Sultan, Teckel, Thöle, Waldmann, Wasser, Windspiel etc.
Zsstzg. vielfach, nam. zu 1, wobei man die genaue Best. der versch. Spielarten hier um so weniger erwarten darf, als dieselbe selbst in naturgeschichtl. Werken äußerst schwankend ist (vgl. Hündin), z. B.: Álpen-: s. Berg-H. 1, nam. Art große zur Auffindung der im Schnee Verunglückten dienende Hunde, St. Bernhards- H.
Aūer(hahn)-: Auerhahnbeller, Art Dachshunde zur Auerhahnjagd dressiert.
Bách-: Dachshunde, zur Biber- und Otterjagd abgerichtet.
Bárbe-: Wasser-H., frz. barbet, z. B. Fischart Garg. 179a.
Bǟren-: Bären-, Bullenbeißer.
Bāūer(n)-: s. Köter, der gewöhnliche Haus-H. auf dem Lande etc.
Béll-: Haus-H.
Bérg-:
1) B. ..., Sennen-H. .., zur Hut der [Senn-]Hütte. Tschudi Th. 623 etc.
2) [4a]. Bérnhards-: s. Alpen- H. Bēūtel- [3]: ein großes fleischfressendes Beutelthier, Thylacinus cynocephalus. Bīber-: Bach-H. Bírsch-: abgerichtet, das angeschoßne Wild zu verfolgen und einzuholen. Blūt-:
1) unweidm. st. Schweiß-H. 2) [1f] blutdürstiger, grausamer Mensch, Tyrann etc.: 2. Sam. 16, 7 etc.; Sprach zu Nero: Du bist ein B. Schubart 2, 61; Immermann M. 4, 42; Platen 2, 202 u. o. 3) mundartl., veralt.: Art Blutwurst. Bolognēser-: zierliche, kleine, weichhaarige Hündchen, vgl. Schoß-H. Chrísten- [1f]: Freilig- rath 1, 77; Hebel 3, 184 etc. Cyper-: der nackte od. türkische Hund, unbehaart. Dáchs-: kleine Hunde, die den Dachs im Bau aufsuchen, kurz- und gewöhnl. krummbeinig, s. Dachs 2; Teckel; Dachs-Kriecher, -Schliefer etc. Dórf-: Bauer-H. im Dorf; schwzr. auch: ein Gespenst. Dórn- [3]: Art Hai, Squalus acanthias. Eīs-: Windhund mit behaarten Fußsohlen. Fāīsch-: Schweiß-H. Fáng-: zum Fang abgerichtet, übertr. [1f] wie Spür-H. etc.: Die propersten F–e mühten sich umsonst auf seine Spur. Höfer V. 61. Fasān(en)-: Fasanenbeller, Spion- H., Art Hühner-H., der Fasanen verbellt. Féld-: Dorf-H. etc. Flêder- [3]. Flēīscher-: großer Bauer-H., der den Fleischern das Vieh treiben hilft. Fúchs-: Dachs-H. zur Fuchsjagd. Fūhrmanns-: wie ihn Fuhrleute bei den Wagen halten, als Wächter etc.: Wie alle F–e nur aufs Kläffen dressiert. Gutzkow R. 2, 9. Gä́rber-: Hund eines Gärbers: Kotzen wie die G–e. Wackernagel 3, 1, 800 Z. 35 etc., auf einem Wortspiel beruhend, s. Gärben, Anm. und vgl.: Wer als ein Gärberschwein der Mädchen Schoß [bespien]. Günther 502. Gēīz-[1f]: Pestalozzi 1, 291. Gíft- [3]: Art Haifisch, Squalus centrina, Sau-H. Góld- [3]: Canis aureus, Schakal. Gȫpel- [4b]. Hāsen-: zur Hasenjagd. Hä́tschel-: gehätschelter Schoß-H. König Kl. 1, 327. Hátz-: Hetz-H. Hāūs-: als Hauswächter dienend (s. Hof- 101* H.), dann auch die ganze Gattung umfassend = Canis familiaris. Hēīde-: wie sie in Heidegegenden häufig sind. Hétz-:
1) zur Hetzjagd abgerichtete Hunde, s. Hatz.
2) [1f] Pers., die von Einem abgehetzt wird (s. Lauf-H.); aber auch: schändliche Pers., die Leute an einander hetzt: Wiewohl es an H–n nicht fehlt, dic sie an einander gebracht haben. Forster Br. 1, 241. Hírsch-: zur Hirschjagd abgerichteter Lauf-H. Hírten-: wie ihn die Hirten zur Bewachung der Herde etc. haben. Hōf-: ein zu einem oder auf einen Hof gehöriger Hund; nam., ein Hund als Wächter auf einem Hof, vgl.: Wie Türk, dein Haushofhund [Wächter von Haus und Hof] .. aufheult zum Mond. V. 4, 114. Aber auch [1f]: ein hündischer Höfling: Von jedem unverschämten H–e angebellt. Börne 2, 47. Höllen-:
1) Mythol.: Cerberus, der dreiköpfige H., Wächter der Unterwelt.
2) [1f] Bez. des Teufels und Schimpfw. für schlechte Menschen. Hühner-: zur Feldhühner- u. Wachteljagd abgerichtet, s. Vorsteh-H. u. verliegen. Jácken-: gejackter, gepanzerter Hund, der bei der Sauhatz durch eine Jacke vor Schlägen des Schweins geschützt ist. Döbel 2, 78. Jāgd-: zur Jagd abgerichtet, nam. das Wild zu verfolgen; Wo sie einen J. sehn, | müssen Straßen-H–e klaffen. Rückert 2, 390; Eine Koppel J–e etc.; J–e, auch ein Sternbild. Jūden- [1f]: V. Sh. 2, 102. Júngfern-: Schoß-Hund. Kámmer-: ein Hund (Dogge), den ein großer Herr in seinem Schlafzimmer als Wache hält, vergl. Leib-H. Kétten-: Hof-H., der des Nachts etc. als Wächter frei umhergeht, Tags an der Kette liegt. Kópf-: der vorderste Hund in der Meute. Krīēch-: kurzbeinige Art Hunde, z. B. Dachs-H. Kúrs-: Lauf-H. Kútschen-: s. Fuhrmanns-H., namentl. der große dänische Hund. Lancīēr-: bei der Parforcejagd dem Wild so lang auf der Fährte folgend, bis man es aufsprengt. Lāūf-: Jagd-H., der dem Wild nachläuft und es verfolgend ermüdet, so daß es der Jäger erlegen kann, Kurs-, Parforce-H., s. auch Birsch-H.: Dem einzelnen Fuchs wird ein starker L. stets Meister. Tschudi Th. 423 etc., übertr.: [1f] Pers., die schlechte Behandlung erfährt und für Jemand sich ablaufen muß. Lāūs(e)-: Ihr solltet euch schämen wie ein Laus-H. Gotthelf U. 2, 269. Lēīb-: ein Hund, den ein vornehmer Herr immer um sich hat, Lieblings- H. etc. Lēīt-: ein leitender, führender Hund, z.B.: Was die Krucke dem Lahmen, der L. dem Blinden. VWeber 2, 328, gw.: ein Jagd-H., der, am Hängeseil geführt, der Fährte des Wildes folgt und den Jäger zu diesem hinleitet. Ubertr.: Eiserner L., still-liegender L., die Wildfuhre (s. d. und Wildbahn), weil man durch dieselbe beständig über den Wechsel des Wildes unterrichtet ist. Döbel 2, 17; Fleming J. 51a. Löffel- [3]: Otocyon megalotis. Giebel. Lȫwen-:
1) klein, an den Füßen, an der Schwanzspitze, an den Schulterblättern und am Hals mit langem Haar, fast wie mit einer Mähne, Mähnen-H.
2) seltner: Hund zur Löwenjagd. Lúmpen- [1f]: verächtliche Bezeichnung eines Armseligen, Nichtswürdigen: Jeder solcher L–e | wird vom zweiten abgethan. G. 3, 102; Einmal ein L., er bleibt’s in Ewigkeit. 7, 40; L–e von Söhnen. Gott- helf U. 2, 322 etc. Mǟhnen-: s. Löwen-H. Maltēser-: Bologneser-H. Māūs-: Mausefänger, s. [Anm.], niederl. Katze und Wiesel, und danach z. B.: M., Vivera tetradactyla. Oken 7, 1535; Gestreifter M., Mustela zorilla. 1505 etc. Mêêr-: See-H. V. Od. 12, 95; Schaidenreißer 51a etc. Ménschen- [1f]: Menschenwild, | gehetzt von M–en. AMeißner Gd. 163, vgl. [1b]: Polizei-H. Métzger-: Fleischer-H. Mílch-: einen Milchwagen ziehend. Móps-: s. Mops. Mórd- [1f]: Blut-H. (2): Fort! daß wir den M–en entgehen! G. 9, 112. Ottern-: Bach-H. Parfórce-: Lauf-H. Pférch-: (veralt.) Jagd-H. (s. Park): [Da] die Pf–e einem Winde nicht gleich laufen. Garzoni 12a etc. Pírsch-: Birsch-H. Pólster-: s. Schoß-H. 1. Matthesius Rechtf. 5. Pūdel-: s. Pudel: Vernunft soll, wie ein P., | nach seiner Pfeife tanzen. Werner Luth. 60; Als einen P. . .., um verlornen Hochmuth aus dem Wasser zu holen. Tieck A. 1, 44 etc. Rāhm-: mit dem Hasen gerahmt werden. Rǖden-: s. Rüde. Rüssel- [3]: Rynchocyon. Giebel. Sāl-: s. See-H. Sāū-:
1) ein auf die Saujagd abgerichteter Hund, s. Saubeller, Hetz-, Jacken-H. etc.
2) s. Schweine-H. 1 u. 3.
3) Gift-H. Schāf- (Hiob30, 1), Schǟfer-: Hirten-H. Schláchter-: Fleischer-H. Schlítten-: der vor den Schlitten gespannt wird, z. B.: Der Sch. in Kamtschatka. Schōß-:
1) kleiner, zierlicher Hund, wie ihn Damen auf dem Schoß zu haben und mit ihm zu spielen pflegen, Jungfern-H.
2) Das aufwartende Schoßhündchen, die Fangheuschrecke, Mantis. Schúlden- [1f]: in Schulden steckender Lump etc. Gotthelf G. 294. Schwēīn(e)-:
1) Hund des Schweine-Hirten oder -Treibers. 2) Sau-H. 1. 3) [1f] wie Schweine- Jgel (s. d.), Bezeichnung eines unreinlichen, eines an Zoten Gefallen findenden, eines schändlichen Menschen. Schwēīß-: abgerichtet, das angeschoßne Wild auf der Spur des Bluts (weidm. „des Schweißes“) zu verfolgen; oberd. Faisch-H.; bei Einigen auch = Bullenbeißer. Sēē- [3]:
1) eine Gattung flossenfüßiger Säugethiere mit Raubthiergebiß, Phoca, Robbe, darunter z. B.: Der geringelte S., Ph. annulata; Der rauhe S., Ph. hispida; Der Rüssel-S., Ph. proboscidea etc., ohne Zusatz aber namentl. die gemeine Robbe, Ph. vitulina: Der S., den die Grönländer auch vorzugsweise „das Thier“ nennen. Kohl A. 3, 395; Wenn uns ein S. die Aale zerbissen, | wenn er die Netz’ uns in Stücke gerissen, | rotten wir All’ uns zusammen zur Jagd. WhMüller 1, 274, und dazu 291; Tabak in der fleckigen Hülle des S–s. V. 1, 23 etc., so auch statt „S–s- Fell“; niederd. Sal-H., s. auch Meerkalb. Danach auch übertr. auf Menschen:
a) ein mit dem Meer vertrauter Seemann: Als ich mich dort bei dem alten S–e niederließ, der uns steuerte. Höfer Schwanw. 113 etc.
b) Sal-H. . ., eigentlich der S., dann auch als Schimpfwort, der Höllen-H. oder dgl. V. 212; 217; Stollkopf (stürzt auf Bern los, reißt ihn auf und schreit) S.! wer ist mein Sohn? Görner Alm. 4, 94.
2) Art Haifisch, Squalus catulus. Sēīden-: mit langem seiden- artigem Haar. Sénnen-: s. Berg-H. Sílber- [3]: Silberfuchs. Spīēl-: Hund, der gern spielt oder zum Spiel dient. Spiōn-: Fasan-H. Spítz-:
1) s. Spitz. 2) [3] Art Haifisch, Squalus centrina, s. Gift-H. Spūr-: Hund, der das Wild aufspürt, s. Leit-H., Stöber, oft übertr. auf Personen: Ihr habt keine sonderlichen Sp–e und die besten beißen uns nicht. G. 34, 288; Jch bemerkte bald ein paar Sp–e, die auf mich ausgesandt waren, und führte ihre Nasen auf allerlei Abwege. Heinse A. 1, 225 etc. Stáll-: Kutschen- H. Stēīn- [3]. Mustela lutreola, Sumpfotter, Nörz. Stȫber-: s. Stöber. Strāßen-: ein auf den Straßen (herrenlos) umherlausender Hund, Gegensatz Jagd-H. (s. d.), Haus-H. etc. Stríck-: Wind-H. Stūben-: im Ggstz. zum Hof-H. Sünden- [1f]: Sünder. HolteiOb.B. 1, 125. Tīger-:
1) getigerter Hühner-H.
2) seltner: Hund zur Tigerjagd. Trēīb-: Lauf-H. Trǘffel-: zum Trüffelsuchen abgerichteter Hund, namentl. Pudel. Türken- [1f]: Weichmann 1, 23 etc., vgl. auch Hundenamen wie „Türk“, „Sultan“ etc. Vōrsteh-: abgerichtet, vor dem Wild so lange stehen zu bleiben, bis es geschossen wird, Hühner-, Wachtel-H.: Mit gesenktem Kopfe, wie ein V., der laut gejagt und das Huhn außer Schuß gebracht. Holtei Nobl. 1, 225. Wácht-: Bullenbeißer (als Wächter) Wáchtel-: Hühner-H. etc., Vorsteh-H. Wāgen-: Kutschen-H. Wáld- [8]: veralt. Wolf. Campe. Wásser-: Pudel. Wíldboden-: Jagd-H., der nicht aufein besondres Wild dressirt ist, sondern Alles zu jagen gebraucht wird. Döbel 1, 118a. Wínd-:
1) Art hoher, schlanker Jagdhunde, die das Wild im Lauf einholen und fangen, Windspiel, Wind, Strick-H. 2) übertr. [1f]: ein unzuverlässiger, windiger Patron, vgl. Windbeutel: Ich kann mir nicht denken, daß ein so schönes Mädchen diesen W. [den französischen Marquis] lieben kann. Benedix 1, 173; Welchen Haufen Zucker-Artigkeit | bot mir der schmeichlerische W. da! Schlegel Sh. 6, 36 etc. Wólfs-: Bastard von Wolf und Hund, aber auch zur Wolfsjagd abgerichteter Hund, s. Kohl Südr. 2, 141; bei Einigen auch = Spitz. Zāūber-: Der mir, gleich dem unterirdischen Z. in dem Geistermärchen, den Weg zu meinen Schätzen verrammelt. Sch. 112b etc.