hüllen
Um-Hüllen
Hüllen, tr. und refl.: 1) mit einer Hülle be- oder
verdecken, eigentl. und übertr., vgl. bergen ꝛc. Als
Obj. dabei das Bedeckte, — wozu dann meiſt das Be-
deckende mit „in“ und Accuſ., ſeltner mit „in“ und
Dat., zuw. auch mit „mit“ tritt (a—d) — oder das
Bedeckende, indem dann das Bedeckte mit ,,um“ hinzu-
tritt (e), z.B.: Den Kopf in ein Tuch h. oder ein-h.; ihn
mit einem Tuch h., gew. ver-h.; — Ein Tuch um den Kopf
h. ꝛc.: a) mit bloßem Obj. od. im Partic. ohne Obj.:
Dunkle Nacht . ., | wenn du dich h–d legſt um ihre Bahn.
Lenau A. 62; Wir .. h. unſer Angeſicht. V. 3, 214 ꝛc.
— b) mit „in“ und Accuſ.; Hüllt ſich .. in Lumpen.
Chamiſſo 3, 323; Bekannte Lieder |h. ſich in unſern Kreis.
G. 6, 5; Daß du in das Geheimnis .. vor mir .. dich hül-
leſt. 13, 13; Sie hüllte rettend | in eine Wolke mich. 19;
121; In trübe Wolken hüllt ſich jenes | Bild .. vor meinen
Augen. 258; Abgeſondert von allem . .. Widerwärtigen,
worein wir ſie gehüllt ſehn. 31, 160; Da ich Das vernahm,
hüllte ich mich in Geduld. 28, 341; Die Sonne, in Düfte
gehüllt. H. 16, 63; Ein Engel .., gehüllt in heitres Ster-
nenlicht. Ramler F. 1, 103; Wie er ganz in Gewölke den
weiten Himmel umher hüllt. V. Od. 5, 303; Jener in Un-
verſchämtheit Gehüllete. Il. 9, 372 = Unverſchämte ꝛc.
— c) zuw. (nam. paſſ.) mit „in“ u. Dat.: Im dunkeln
Mantel der verſchwiegnen Nacht | gehüllt, entflieht! MBeer
Arr. 78; Alles war in undurchdringlichem Nebel gehüllt. Seume
Sp. 293. — d) mit,,mit“: Hülle ſich mit Trugſchein | zau-
berhaft der Graus. Chamiſſo 3, 172; Trefflichkeit hüllt ſie
und Ernſt mit jugendlich ſpielender Einfalt. V. 3, 20 ꝛc. —
e) Alſo ſprach er und hüllte die ſtattliche Wehr umdie Schul-
ter. Od. 23, 366 ꝛc., ſ. Um-h. — 2) in einer Art El-
lipſe, vgl. Binden 3f ꝛc., mit „aus“ ꝛc. = etwas
Eingehülltes aus der Umhüllung herausnehmen: Hüllte
das Töchterchen dann aus bärenzottigem Fußſack. V. 2, 156;
Eingehüllt in des Rindes | friſcher Haut lag Jener .., hüllte
ſich raſch aus der Kuhhaut. Od. 22, 364 ꝛc. — 3) Das H.,
auch (veralt.) = die Hülle. Jeſ. 37, 1. — Hüllung,
Hüller meiſt nur von den Zſſtzg.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: dasHüllende abnehmen: Nach
abgehülleten Panzern. V., vgl. Ent-h. — Āūf-: durch
Wegnehmen der Hülle aufdecken, ent-h.: Hüllt er ſein
Antlitz | gegen Gabriel auf. Kl. M. 6, 16; 332; Hüllet
mit der Zeiten Lauf | neue Wahrheit dir ſich auf. Stolberg
99; Da du ... die glänzende Tugend . . aufhüllſt, die dich
begleitet. V. Od. 8, 237; Dieſer Zweifel hüllt | ihr plötzlich
auf, was ſie ſich ſelber zu geſtehen | erröthet. W. 20, 289;
Aufhüllung der niedern und gemeinen Natur. Gervinus Lit. 5,
344 ꝛc. — Āūs- [2]. — Be-: mit einer Hülle
(Haube) bedecken. Logau 799. — Eīn- [1]: a) ohne
Präpoſ.: Er hüllt .. zum letzten Schlaf ſich ein. Chamiſſo
4, 53; Du haſt Wolken .., | einzuhüllen unſchuldig Ver-
folgte. G. 13, 23; Bald iſt die Blume aufgeſchlagen, | bald
hüllt ſie halb ſich wieder ein. Uhland 20 ꝛc. So namentl.
oft im Partic. (auch als Ew.): Bis an die Augen einge-
hüllt. W. 11, 194 ꝛc.; Die Jugend, die ſo reich an einge-
hüllten [noch nicht entwickelt hervorgetretnen] Kräften iſt.
G. 16, 87; Wie ſie den eingehüllteſten Zuſtand zur Vollen-
dung nach und nach zu befördern weiß. 40, 419; 1, 81 ꝛc.,
vgl.: Sieht die Zukunft ſchon im Gegenwärtigen eingehüllt
[c]. W. 29, 34; Ins nebeleingehüllte Land [b]. Schwab
444 ꝛc. — E–d, von Arzneien = drangſtillend, ſtopfend.
Gotthelf G. 399. — b) mit „in“ und Accuſ. (ſ. c):
Warum haſt du nicht | ins Prieſterrecht dich weislich ein-
gehüllt? G. 13, 65 [,,gehüllt“. 34, 194]; [Arioſt]
hüllt Alles .. ins blühende Gewand der Fabel ein. 121;
Die in Dunkelheit Jenen ſo tief einhüllten vor allem |
Menſchengeſchlecht. V. Od. 1, 236; 11, 15; Wofern nicht
.Klymene Schuld in gefabelte Täuſchungen einhüllt. Ov.
1, 68; [Zeus] hüllt ſich ein in des Farren Geſtalt. 135; Alle
in den Schleier des Geheimniſſes eingehüllten Geſellſchaften.
W. 18, 55; Fein warm und dicht — in Dummheit einge-
hüllt. 12, 7. — c) (ſ. b) mit „in“ und Dat.: Der
Sonne Pracht .. iſt öd’ und tief im Nebel eingehüllt. G. 13,
166; Ein Kutſcher ſaß, eingehüllt in einem leichten Staub-
mantel, auf dem Bock. Gutzkow R. 1, 147; Dieſe Allegorien
ſelbſt, in welchen ſie die Wahrheit eingehüllt. Mendelsſohn 4,
1, 531; Ein roher Klumpen noch, in kalten Finſterniſſen |
und ſchwarzen Fluthen eingehüllt. Uz 2, 252. — d) Mütz’
., | die mit gezottelter Woll’ ihm einhüllt’ Ohren und
Scheitel. V. 1, 138. — Ent-: 1) Etwas durch Weg-
nahme der verdeckenden Hülle dem Anblick ꝛc. darbie-
ten, eigentl. und übertr., auf-h., vgl. entdecken ꝛc.:
a) Das Standbild e.; Einen Waſſerfall, der . ., von Wol-
ken bald verhüllt, bald enthüllt, uns .. feſſelte. G. 22, 363;
Durch die Erfahrung, welche wir an dieſer Metamorphoſe zu
machen Gelegenheit haben, werden wir Dasjenige e. können,
was uns die regelmäßige verheimlicht. 36, 19; Enthüllte
Prophezeiungen .. Verhüllte Weisſagungen. 21,74; Daß
der Tag | ſich ſpäter im Palaſt als außerhalb enthülle. W.
12, 255 ꝛc. — b) mit Dat. zur Bezeichnung Desjeni-
gen, dem das Verdeckte ſichtbar, zugänglich, kund wird:
Enthüllt ſofort dem Meiſter ſich zur Schau. Chamiſſo 4, 146;
Ward ihm enthüllet, | was der geheiligte Kreis ſeltſam in
Bildern verbarg. G. 1, 233; Der heiligen Schriften .., | die
uns der Menſchen Geſchick e. 5, 6; Welcher Wohlſchmack,
welche Wonne, ja welche lautre Offenbarung enthüllt ſich dem
Durſtenden, Matten in einer einzigen Welle des kühlen
Elementes! Tieck Acc. 2, 187 ꝛc. — c) das Bedeckende,
das fortgenommen wird ꝛc., ſteht mit „von“: Jndem
er vom Laub ihn enthüllete [frei machte]. V. 1, 38; Mich
vom Alter enthüllt, zum blühenden Jüngling zu ſchaffen. Il.
9, 446; Von dieſem Leib enthüllt, das wahre Leben .. leben.
W. 28, 81, zuw. auch im Genit.: Der Vater enthüllte
ſich aller Beſtrahlung. Ov. 1, 68; Il. 23, 26 ꝛc., vgl. ent-
kleiden, — ſelten im Dat.: Früh, wenn Thal, Gebirg und
Garten | Nebelſchleiern ſich e. G. 2, 89. — d) dazu: Das
unenthüllte Standbild, Räthſel ꝛc. — An den Tod .., wie
an den einzigen Enthüller des großen Lebensräthſels.
Gutzkow R. 8, 383. — Die Enthüllung des Stand-
bilds; Das Buch .. muß Enthüllung und keine Verhüllung
der Sachen ſein, die .. geſchehen ſollten. H. R. 7, 195; Dieſe
Enthüllungen, ſo wahnſinnig ſie lauteten, geglaubt oder nicht
geglaubt, gaben den Vorwand zu neuen Schreckensthaten.
Stahr Rep. 3, 247 ꝛc. — 2) ungewöhnl.: das Bedeckende
wegnehmen, ohne Rückſicht auf das Sichtbarmachen
des Umhüllten: Hiermit enthüllt’ ich ihn [den Löwen]bald
und warf mir den Balg um die Glieder. V. Th. 25, 178 =
ich entbalgte ihn. — I. über-: darüber hüllen: Das
Bild iſt verdeckt, es iſt ein Tuch übergehüllt; vgl. II. —
II. Über-: mit etwas Übergehülltem bedecken: Sie
überhüllt es [das Kind] mit ihrem Shawl. G. 15. 272;
Überhüllt von Laub, girret ein Taubenpaar. Hölty 167; IP.
2, 5; [Die Wolke] deine große Decke, damit du .. die Ge-
wächſe überhüllſt. Scriver (Wackernagel 3, 1, 824) ꝛc. —
I. Úm-: darum hüllen; Etwas als Hülle um Etwas
legen, es ſo umnehmen: Flugs hüllte ſie den Silberſchleier
um. B. 152b; Sie hüllen der Wolluſt | deinen [der Liebe]
heiligen Schleier um. Hölty 186; Sie hüllete Jedem ein Fell
um. V. Od. 4, 440; Und hülleten Waffengeſchmeid’ um.
24, 496; Il. 7, 103; Der .. gebettelte Bildung ſich um-
hüllt [ſich in erborgter Schlangengeſtalt zeigt]. Ov. 2,
114 ꝛc. — Ungewöhnl. ſtatt II: Morgennebel, Lila, |
hüllen deinen Thurm um. G. (Merck’s Br. 2, 40) = „hül-
len . . ein“. G. 2, 41. — II. Um-: mit etwas Un-
gehülltem oder hüllend umgeben: Der Mantel umhüllt
die Glieder (ſie ꝛc.); Sie umhüllte die Glieder (ſich ꝛc.) mit
dem Mantel — vor dem Froſt ꝛc.; Jhre Kleider .. umhüllten
jedes Glied, ohne es zu zwängen. G. 16, 31; In dem ſtets
umhüllten [umwölkten] Norden. 4, 15; Drei Tropfen nur|
in ihren Trank um-h. | mit tiefem Schlaf gefällig die Natur.
11, 153; Um-h. ſich mit Nacht und Graus. 12, 19; Staub
. .. umhüllte wirbelnd | des Siegers Ehre, des Beſiegten
Schmach. 13, 126; So umhüllt mit Blindheit ihn der Fre-
vel. WHumboldt 3, 102; Der Urſprung iſt mit Dunkelheit
umhüllt. 186; Den von Fieberwahn Umhüllten. Rückert
Morg. 1, 45; Ein feuerrother Drach’ umhüllt den Gott
[birgt ihn, er erſcheint als Drache]. Ramler 305; Um-
hüllt vor den Fliegen. V. 1, 35; Dich umhülle der Schlum-
mer! Od. 20, 50; [Ihr], welcher ja ſo ſchon | Kummer die
Seel’ umhüllt. 21, 88; Jenen umhüllte der Schwermuth
finſtere Wolke. Il. 18, 22; Ob er einen der Troer mit Nacht
des Todes umhüllte. 13, 425; Der Schleier, der vor allen
fremden Augen | ſie dicht umhüllt. W. 20, 145 ꝛc. — Im
Partic. auch in Zſſtzg., in denen das Beſtimmungsw.
einem „mit“ oder „von“ entſpricht: Nacht- (G. 10,
311; Heine Reiſ. 1, 5); ſchlaf- (Kühne Char. 1, 130),
ſtaub-umhüllet. Chamiſſo 4, 196 = irdiſch ꝛc. — Ver-:
hüllend bergen (ſ. d. II), verbergen (vgl. verſtecken ꝛc.,
auch den Ggſtz. ent-h.): O Seligkeit v–des [in ſichſchlie-
ßendes] und nie genug | geſchätztes Dach der Friedenshütte,
die mich barg! G. 6, 304; Gewiſſen Geheimniſſen, und
wenn ſie offenbar wären, muß man durch Verhüllen und
Schweigen Achtung erweiſen. 18, 181; Da Nebel mir die
Welt verhüllten. 11, 10; Etwas vor Einem ver-h. ꝛc. —
Mit „in“ und Accuſ.: Pallas .., verhüllt in Mentors
ernſte Miene. Pfeffel Po. 3, 110 ꝛc.; mit „in“ u. Dat.:
Im weiten Mantel bis ans Kinn verhüllet. G. 2, 4; Ver-
hüllteſt du | in deinem Schleier ſelbſt den Schuldigen. 13,
46 ꝛc.; mit „mit“: Weiſ’ einen Milden uns, der unſre
Blöße | verhüll’ und ſei es auch mit rauhen Zotten. Rückert
Mak. 1, 108 ꝛc. — Im Partic. auch Zſſtzg.: Auf jenen
nacht-verhüllten Reiſen. Göckingk Lieb. 144 ꝛc., ſ. um-h.
II; Meine unverhüllte Lage. Keller gH. 332 ꝛc. — Die
Verhüllung, ſ. Ent-h.
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