Faksimile 0808 | Seite 800
Faksimile 0808 | Seite 800
Faksimile 0808 | Seite 800
hüllen Um-Hüllen
Hüllen, tr. und refl.:
1) mit einer Hülle be- oder verdecken, eigentl. und übertr., vgl. bergen etc. Als Obj. dabei das Bedeckte, wozu dann meist das Bedeckende mit „in“ und Accus., seltner mit „in“ und Dat., zuw. auch mit „mit“ tritt (a—d) oder das Bedeckende, indem dann das Bedeckte mit ,,um“ hinzutritt (e), z.B.: Den Kopf in ein Tuch h. oder ein-h.; ihn mit einem Tuch h., gew. ver-h.; Ein Tuch um den Kopf h. etc.:
a) mit bloßem Obj. od. im Partic. ohne Obj.: Dunkle Nacht . ., | wenn du dich h–d legst um ihre Bahn. Lenau A. 62; Wir .. h. unser Angesicht. V. 3, 214 etc.
b) mit „in“ und Accus.; Hüllt sich .. in Lumpen. Chamisso 3, 323; Bekannte Lieder |h. sich in unsern Kreis. G. 6, 5; Daß du in das Geheimnis .. vor mir .. dich hüllest. 13, 13; Sie hüllte rettend | in eine Wolke mich. 19; 121; In trübe Wolken hüllt sich jenes | Bild .. vor meinen Augen. 258; Abgesondert von allem . .. Widerwärtigen, worein wir sie gehüllt sehn. 31, 160; Da ich Das vernahm, hüllte ich mich in Geduld. 28, 341; Die Sonne, in Düfte gehüllt. H. 16, 63; Ein Engel .., gehüllt in heitres Sternenlicht. Ramler F. 1, 103; Wie er ganz in Gewölke den weiten Himmel umher hüllt. V. Od. 5, 303; Jener in Unverschämtheit Gehüllete. Il. 9, 372 = Unverschämte etc.
c) zuw. (nam. pass.) mit „in“ u. Dat.: Im dunkeln Mantel der verschwiegnen Nacht | gehüllt, entflieht! MBeer Arr. 78; Alles war in undurchdringlichem Nebel gehüllt. Seume Sp. 293.
d) mit,,mit“: Hülle sich mit Trugschein | zauberhaft der Graus. Chamisso 3, 172; Trefflichkeit hüllt sie und Ernst mit jugendlich spielender Einfalt. V. 3, 20 etc.
e) Also sprach er und hüllte die stattliche Wehr umdie Schulter. Od. 23, 366 etc., s. Um-h.
2) in einer Art Ellipse, vgl. Binden 3f etc., mit „aus“ etc. = etwas Eingehülltes aus der Umhüllung herausnehmen: Hüllte das Töchterchen dann aus bärenzottigem Fußsack. V. 2, 156; Eingehüllt in des Rindes | frischer Haut lag Jener .., hüllte sich rasch aus der Kuhhaut. Od. 22, 364 etc.
3) Das H., auch (veralt.) = die Hülle. Jes. 37, 1. Hüllung, Hüller meist nur von den Zsstzg.
Zsstzg. z. B.: Áb-: dasHüllende abnehmen: Nach abgehülleten Panzern. V., vgl. Ent-h.
Āūf-: durch Wegnehmen der Hülle aufdecken, ent-h.: Hüllt er sein Antlitz | gegen Gabriel auf. Kl. M. 6, 16; 332; Hüllet mit der Zeiten Lauf | neue Wahrheit dir sich auf. Stolberg 99; Da du ... die glänzende Tugend . . aufhüllst, die dich begleitet. V. Od. 8, 237; Dieser Zweifel hüllt | ihr plötzlich auf, was sie sich selber zu gestehen | erröthet. W. 20, 289; Aufhüllung der niedern und gemeinen Natur. Gervinus Lit. 5, 344 etc. Āūs- [2].
Be-: mit einer Hülle (Haube) bedecken. Logau 799. Eīn- [1]: a) ohne Präpos.: Er hüllt .. zum letzten Schlaf sich ein. Chamisso 4, 53; Du hast Wolken .., | einzuhüllen unschuldig Verfolgte. G. 13, 23; Bald ist die Blume aufgeschlagen, | bald hüllt sie halb sich wieder ein. Uhland 20 etc. So namentl. oft im Partic. (auch als Ew.): Bis an die Augen eingehüllt. W. 11, 194 etc.; Die Jugend, die so reich an eingehüllten [noch nicht entwickelt hervorgetretnen] Kräften ist. G. 16, 87; Wie sie den eingehülltesten Zustand zur Vollendung nach und nach zu befördern weiß. 40, 419; 1, 81 etc., vgl.: Sieht die Zukunft schon im Gegenwärtigen eingehüllt [c]. W. 29, 34; Ins nebeleingehüllte Land [b]. Schwab 444 etc. E–d, von Arzneien = drangstillend, stopfend. Gotthelf G. 399. b) mit „in“ und Accus. (s. c): Warum hast du nicht | ins Priesterrecht dich weislich eingehüllt? G. 13, 65 [,,gehüllt“. 34, 194]; [Ariost] hüllt Alles .. ins blühende Gewand der Fabel ein. 121; Die in Dunkelheit Jenen so tief einhüllten vor allem | Menschengeschlecht. V. Od. 1, 236; 11, 15; Wofern nicht .Klymene Schuld in gefabelte Täuschungen einhüllt. Ov. 1, 68; [Zeus] hüllt sich ein in des Farren Gestalt. 135; Alle in den Schleier des Geheimnisses eingehüllten Gesellschaften. W. 18, 55; Fein warm und dicht in Dummheit eingehüllt. 12, 7. c) (s. b) mit „in“ und Dat.: Der Sonne Pracht .. ist öd’ und tief im Nebel eingehüllt. G. 13, 166; Ein Kutscher saß, eingehüllt in einem leichten Staubmantel, auf dem Bock. Gutzkow R. 1, 147; Diese Allegorien selbst, in welchen sie die Wahrheit eingehüllt. Mendelssohn 4, 1, 531; Ein roher Klumpen noch, in kalten Finsternissen | und schwarzen Fluthen eingehüllt. Uz 2, 252. d) Mütz’ ., | die mit gezottelter Woll’ ihm einhüllt’ Ohren und Scheitel. V. 1, 138.
Ent-:
1) Etwas durch Wegnahme der verdeckenden Hülle dem Anblick etc. darbieten, eigentl. und übertr., auf-h., vgl. entdecken etc.:
a) Das Standbild e.; Einen Wasserfall, der . ., von Wolken bald verhüllt, bald enthüllt, uns .. fesselte. G. 22, 363; Durch die Erfahrung, welche wir an dieser Metamorphose zu machen Gelegenheit haben, werden wir Dasjenige e. können, was uns die regelmäßige verheimlicht. 36, 19; Enthüllte Prophezeiungen .. Verhüllte Weissagungen. 21,74; Daß der Tag | sich später im Palast als außerhalb enthülle. W. 12, 255 etc.
b) mit Dat. zur Bezeichnung Desjenigen, dem das Verdeckte sichtbar, zugänglich, kund wird: Enthüllt sofort dem Meister sich zur Schau. Chamisso 4, 146; Ward ihm enthüllet, | was der geheiligte Kreis seltsam in Bildern verbarg. G. 1, 233; Der heiligen Schriften .., | die uns der Menschen Geschick e. 5, 6; Welcher Wohlschmack, welche Wonne, ja welche lautre Offenbarung enthüllt sich dem Durstenden, Matten in einer einzigen Welle des kühlen Elementes! Tieck Acc. 2, 187 etc.
c) das Bedeckende, das fortgenommen wird etc., steht mit „von“: Jndem er vom Laub ihn enthüllete [frei machte]. V. 1, 38; Mich vom Alter enthüllt, zum blühenden Jüngling zu schaffen. Il. 9, 446; Von diesem Leib enthüllt, das wahre Leben .. leben. W. 28, 81, zuw. auch im Genit.: Der Vater enthüllte sich aller Bestrahlung. Ov. 1, 68; Il. 23, 26 etc., vgl. entkleiden, selten im Dat.: Früh, wenn Thal, Gebirg und Garten | Nebelschleiern sich e. G. 2, 89.
d) dazu: Das unenthüllte Standbild, Räthsel etc. An den Tod .., wie an den einzigen Enthüller des großen Lebensräthsels. Gutzkow R. 8, 383. Die Enthüllung des Standbilds; Das Buch .. muß Enthüllung und keine Verhüllung der Sachen sein, die .. geschehen sollten. H. R. 7, 195; Diese Enthüllungen, so wahnsinnig sie lauteten, geglaubt oder nicht geglaubt, gaben den Vorwand zu neuen Schreckensthaten. Stahr Rep. 3, 247 etc.
2) ungewöhnl.: das Bedeckende wegnehmen, ohne Rücksicht auf das Sichtbarmachen des Umhüllten: Hiermit enthüllt’ ich ihn [den Löwen]bald und warf mir den Balg um die Glieder. V. Th. 25, 178 = ich entbalgte ihn. I. über-: darüber hüllen: Das Bild ist verdeckt, es ist ein Tuch übergehüllt; vgl. II. II. Über-: mit etwas Übergehülltem bedecken: Sie überhüllt es [das Kind] mit ihrem Shawl. G. 15. 272; Überhüllt von Laub, girret ein Taubenpaar. Hölty 167; IP. 2, 5; [Die Wolke] deine große Decke, damit du .. die Gewächse überhüllst. Scriver (Wackernagel 3, 1, 824) etc. I.
Úm-: darum hüllen; Etwas als Hülle um Etwas legen, es so umnehmen:
Flugs hüllte sie den Silberschleier um. B. 152b; Sie hüllen der Wollust | deinen [der Liebe] heiligen Schleier um. Hölty 186; Sie hüllete Jedem ein Fell um. V. Od. 4, 440; Und hülleten Waffengeschmeid’ um. 24, 496; Il. 7, 103; Der .. gebettelte Bildung sich umhüllt [sich in erborgter Schlangengestalt zeigt]. Ov. 2, 114 etc. Ungewöhnl. statt II: Morgennebel, Lila, | hüllen deinen Thurm um. G. (Merck’s Br. 2, 40) = „hüllen . . ein“. G. 2, 41. II. Um-: mit etwas Ungehülltem oder hüllend umgeben: Der Mantel umhüllt die Glieder (sie etc.); Sie umhüllte die Glieder (sich etc.) mit dem Mantel vor dem Frost etc.; Jhre Kleider .. umhüllten jedes Glied, ohne es zu zwängen. G. 16, 31; In dem stets umhüllten [umwölkten] Norden. 4, 15; Drei Tropfen nur| in ihren Trank um-h. | mit tiefem Schlaf gefällig die Natur. 11, 153; Um-h. sich mit Nacht und Graus. 12, 19; Staub . .. umhüllte wirbelnd | des Siegers Ehre, des Besiegten Schmach. 13, 126; So umhüllt mit Blindheit ihn der Frevel. WHumboldt 3, 102; Der Ursprung ist mit Dunkelheit umhüllt. 186; Den von Fieberwahn Umhüllten. Rückert Morg. 1, 45; Ein feuerrother Drach’ umhüllt den Gott [birgt ihn, er erscheint als Drache]. Ramler 305; Umhüllt vor den Fliegen. V. 1, 35; Dich umhülle der Schlummer! Od. 20, 50; [Ihr], welcher ja so schon | Kummer die Seel’ umhüllt. 21, 88; Jenen umhüllte der Schwermuth finstere Wolke. Il. 18, 22; Ob er einen der Troer mit Nacht des Todes umhüllte. 13, 425; Der Schleier, der vor allen fremden Augen | sie dicht umhüllt. W. 20, 145 etc. Im Partic. auch in Zsstzg., in denen das Bestimmungsw. einem „mit“ oder „von“ entspricht: Nacht- (G. 10, 311; Heine Reis. 1, 5); schlaf- (Kühne Char. 1, 130), staub-umhüllet. Chamisso 4, 196 = irdisch etc. Ver-: hüllend bergen (s. d. II), verbergen (vgl. verstecken etc., auch den Ggstz. ent-h.): O Seligkeit v–des [in sichschließendes] und nie genug | geschätztes Dach der Friedenshütte, die mich barg! G. 6, 304; Gewissen Geheimnissen, und wenn sie offenbar wären, muß man durch Verhüllen und Schweigen Achtung erweisen. 18, 181; Da Nebel mir die Welt verhüllten. 11, 10; Etwas vor Einem ver-h. etc. Mit „in“ und Accus.: Pallas .., verhüllt in Mentors ernste Miene. Pfeffel Po. 3, 110 etc.; mit „in“ u. Dat.: Im weiten Mantel bis ans Kinn verhüllet. G. 2, 4; Verhülltest du | in deinem Schleier selbst den Schuldigen. 13, 46 etc.; mit „mit“: Weis’ einen Milden uns, der unsre Blöße | verhüll’ und sei es auch mit rauhen Zotten. Rückert Mak. 1, 108 etc. Im Partic. auch Zsstzg.: Auf jenen nacht-verhüllten Reisen. Göckingk Lieb. 144 etc., s. um-h. II; Meine unverhüllte Lage. Keller gH. 332 etc. Die Verhüllung, s. Ent-h.