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hohl
Hōhl, a.:
1) im Innern einen leeren, unausgefüllten Raum habend, Gegensatz massiv, voll etc.: H–e Stengel, Bäume, Berge, Nüsse, Zähne, Säulen etc.; Tode .. aus h–en Schlünden [Kanonen]. EKleist 1, 5; H. [unterminiert] ist der Boden unter den Tyrannen. Sch. 542b; Auf solchen mark-h–en Bäumen. LSchefer Rom. 5, 155 etc.
2) (s. 1) ohne wesentlichen Inhalt od. Gehalt, leer (s. d. 2b), nichtig: H–e Höflichkeit. Auerbach Ab. 75; Worte h. und nichtig. G. 15, 144; H–e [vrsch. 5]Klänge. 19, 147; Äußerlich scheinbar und innerlich wurmstichig und h. Sch. 5, 130; H–e Freiheit. G. 26, 260; H–e, leidige Qual. 10, 303; Forscht ins H–e. 3, 139; Das H–e, Falsche einer Theorie. 37, 11; Metaphysische Formeln haben eine große Breite und Tiefe, doch sie würdig auszufüllen, wird ein reicher Gehalt erfordert, sonst bleiben sie h. 246; H–e Masken ohne Blut und Sinn. 4, 23; Bei Leuten von Fleisch und Blut und nicht bei h–en Leuten [Gespenstern] aus der Nimmerwelt. Kurz Weihn. 25; Gleich Gespenstern stumm und h. und hager. Sch. 1b; Mag .. die Mumie dauern | .. das trügende Bild lebender Fülle .., | bis an das h–e Gebäu rühret die Zeit. 76b; Ein leeres h–es Gespenst, dem kein Geist inwohnt. Tieck N. 6, 209; Wie Träume leer und h. Platen 6, 18; Das alte Sprichwort ist nicht h. [nicht ohne]. W. 12, 77; Nicht aus einem h–en Faß (s. d., ohne Grund etc.) reden etc. Auch: In die h–en [leeren] Läger Menschen sammeln. Sch. 380b; Dêr Magen ist h., leer, ohne Füllung etc.
3) vertieft; gekrümmt, von der Seite aus betrachtet, wo durch die Krümmung ein hohler (s. 1) Raum entsteht, konkav, Ggstz. konver: In h–er Rundung. Heinse A. 1, 47, so auch: Rund-h. oder Hohlrund = konkav, dafür schwzr.: In-h.; Sie mögen h. oder erhoben werden sollen. L. 11, 283; H. geschliffene Gläser (H.-Gläser), Klingen (H.-Klingen), Spiegel (H.-Spiegel); Der Riesenschatten unsrer eignen Schrecken | im h–en Spiegel [der vergrößerte Bilder liefert] der Gewissensangst. Sch. 21a etc.; Wasser in der h–en Hand (s. Gäspe) schöpfen etc., auch in Bezug darauf, daß die Hand gefüllt, Geld hin- eingelegt werden soll: Da macht Alles h–e Pfötchen. G. 9, 63; Streckt . . die h–e Hand danach. Thümmel 7, 5 etc.; H–e [eingefallne] Backen; H–e [tiefliegende] Augen; H–er von Augen und grüner | als eine Dirne, der Hymen das Warten zu lange gemacht. W. 15, 78; Es schaut ihr h–er Blick | mit der Begier des Adlers um sich her. G. 13, 44; Der h–e Leib, die eingebognen obern Seitentheile des Schmerbauchs etc.; H–er (oder H.-) Weg, Schlucht, tiefer, sich schmal hinziehnder Weg; Durch diese h–e Gasse muß er kommen. Sch. 544a etc.
4) Schiff.: H. Wasser; H–e See; Die See geht h., wenn die Wellen hoch gehn, namentl. nachdem der Wind aufgehört. Burmeister gB. 2, 25; Den ganzen Tag ging der Wind ziemlich stark und gut, aber gegen Abend legte er sich und die See ward h. Seume Sp. 200.
5) dumpf vom Klang, wie Das, was von einem hohlen Raum herschallt: Schlag an das Herz, da klingt es h. Chamisso 3, 235; „Mutter! Mutter!“ spricht sie h–e Worte. G. 1, 194 [vrsch. 2]; H–e Klänge; Der h–e Wind pfeift. FMüller F. 128; Sein Rath klang Suhrab’s Ohren h. Rückert Rost. 96b; Sein h–es Brüllen. Sch. 624a; Eine h–e, kaum hörbare Stimme. 721b; Ein h–er Widerschall, als ob man in eine Gruft gerufen hätte. 740b etc.
Anm. Goth. huls, ahd., mhd. hol, gr. ~oēoς, s. Hehlen und vgl. Hallen, auch Boll. Nbnf.: Am hohligen Weg. Stilling 1, 70; So porös und so fohsch-höh- licht. Döbel 1, 19b. Vrsch.: Höhlig: Höhlen habend.