Faksimile 0784 | Seite 776
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höhen
Hȫhen, tr. und refl.:
hoch machen, heben, häufiger er-h. etc.:
1) dem Raum nach: Ossa zu höhn auf Olympos gedachten sie. V. Od. 11, 315; Weiht sie Wein, dann höht er, | wie Blitz, [schnell] den Geist zum Äther. Gd. 3, 123; Die Hände ’was wieder h–d .. und noch ’was höher aufhebend. Weidner 28; So wir nun uns nit h. mögen noch größer machen an Leib uyd Leben. Zwingli 2, 207 etc.
2) übertr.:
a) erheben, rühmend etc.: Ich will nun Ptolemäos ... | höhn im Gesang, Hochlieder sind selbst der Unsterblichen Ehre. V. Th. 17, 8 etc.
b) dem Gradnach, steigern etc., stärker, schärfer hervortreten lassen, so namentl. bei den Malern (s. c): Offenbarung, gehöht durch die süßesten Farben einer entzückten Jmagination. Bettine 1, 79; Singet so hell, das höhet mir den Muth. Uhland 402; V. Ov. 2, 80; Hatte sich sein Naturbekennen zur Anerkennung der Leidenschaft gehöht. ASchöll (DMus. 1, 1, 10) etc.
c) (s. b) Mal. etc., vgl.: Hohe Farben, Lichter etc.: Purpur, Grün .., Blau, Alles von dem echten Gold des Lichtes gehöht. Bettine 1, 305 (G.); Wie man auf einem dunkeln Grund mit Kreide h. würde. G. 26, 106; Merck’s Br. 1, 390; Den Glanz des Lichts zu h., dient der Schatten. Rückert W. 2, 49 etc.
3) Höhung, z. B. = Anhöhe: Dem jede Höhung | zum Altar dient. Tiedge Ep. 1, 154.
Zsstzg. z. B.: Āūf-: Den Rücken des Beetes a. etc., namentl. [2c]: Wie man auf dunklem Grunde die Lichter aufhöht. G. 26, 80; Federumriß mit Sepia angetuscht und weiß aufgehöht. 31, 236; 239; 240 etc.; Ob ich nicht des Theatereffekts wegen hie und da einen kleinen Pinselstrich a. würde. Sch. 4, 316; Alles, was ihn .. interessierte, durch Zuthat seiner Einbildung mit einem magischen Firnis aufzuhöhen, sich näher zu bringen. Mörike N. 556; Müssen nicht der Flöre Schatten | sich mit Brust und Wangen gatten, | nur den Marmor aufzuhöhn? Weichmann 2, 128, ihn in höherer Weise erscheinen zu lassen; Aufhöhung etc.
Er-: gewöhnl. statt des minder üblichen Grundw. (veralt.: erhöchen. Stumpf 349a; 420a; Waldis Ps. 113, 2 u. 3 etc.):
1) räuml., in die Höhe bringen, erheben (s. d.), sei es, daß das Erhobene mit seinem untern Theil die ursprüngliche Stelle verlassen hat: Wie Moses in der Wüste eine Schlange erhöhet hat, also muß des Menschen Sohn [am Kreuz] erhöhet werden. Joh. 3, 14; Erhöhet . .. gehangen. Iv Müller 14, 5; Haken, den man durch Verzahnungen e. und erniedrigen konnte. G. 25, 89; Wie .. Eos, am Himmel erhöht, vorglänzt etc. V. Th. 18, 27; Hoch über dem schlummernden Erdstaub, | himmelerhöht. Baggesen 1, 214 etc., oder daß der Körper, dessen untre Fläche an der ursprünglichen Stelle geblieben, durch etwas oben Hinzugefügtes höher geworden: Beete, Dämme, Wege e.; Alle Thale sollen erhöhet und alle Berge .. geniedriget werden. Jes. 40, 4; Mit erhöhetem Pflaster | ziehet der schmälere Weg neben den Häusern sich hin. Sch. 83a; Wie ich .. Sümpfe zu grasigen Wiesen erhöht’. V. 2, 9 etc., zuw. auch, wie erheben, aufrichten, von etwas Hohem, das erst durch die Thätigkeit wird undentsteht: Ein Denkmal hätten gesammt ihm erhöht die Achaier. V. Od. 1, 240; Esra 9, 9; Ps. 48, 14 etc.
2) vielfach übertr. von 1, vgl. erheben etc., z. B.:
a) auf eine höhere Stufe, z. B. des innern Werths, der äußern Würde, des Ansehns, des Ranges, der Wohlfahrt etc. heben, vgl. bibl.: Jemandes Horn, Haupt e.; Jch will in den Himmel steigen und meinen Stuhl über die Sterne Gottes e.; Erhöhete ihn und setzte seinen Stuhl über alle Fürsten; Er erhöhete, wen er wollte; er demüthigte, wen er wollte; Wer sich selbst erhöhet, Der wird erniedriget etc.; Der Mensch ist doch um so manche Stufe über jene Elemente erhöht [erhaben]. G. 15, 44; Tüchtige Geister werden durch Erkennen eines Irrthums erhöht und gestärkt. 18, 262; Nach Tische, als Einige sich im erhöhten, Andre im erniedrigten Zustand befanden [durch den Rausch]. 19, 86; Es ist die Gegenwart, die mich erhöht [mich über mich selbst hinaushebt, vgl.: Außer sich sein, und 3: W. 1, 9], | abwesend schein’ ich nur, ich bin entzückt. 13, 114; Das Frauenzimmer erhöht sich zum Manne, da es hingegen im Ehestande wie eine Sklavin weggefangen worden wäre. Heinse A. 2, 39; Ohne zu verlangen, an ihre Rechte erhöht zu werden. L. 12, 92; Die Poesie hat Mittel, ihre willkürlichen Zeichen zu der Würde und Kraft der natürlichen zu e. 11, 155; Die man mit List auf meine Stätte hat erhöht. Prutz Woch. 124; Jupiter werd dich noch zu einem König .. e. [machen, erheben]. Schaidenreißer 4b etc.
b) (s. a) der Intensität nach heben, steigern, stärker hervortreten lassen etc.: Was zur Götterlust des Edlen Freud’ erhöht. Alxinger D. 148; Daß meine Einbildungskraft sein Bild fast bis zur Erscheinung erhöhte. G. 17, 95; 18, 304; Der Zweifel erst erhöhet recht des Wunders Werth. Prutz Woch. 37; Ein zärtliches Verhältnis, das sich . . zur Liebe erhöhte. Sch. 726b; Wird unvermerkt das matte Licht zu Schimmer, | der Schimmer schnell zum höchsten Glanz erhöht. W. 20, 299; Die unbeschreiblichen Empfindungen erhöhten diesen Gedanken bald zur Gewißheit. 27, 253; Den Muth, die Hoffnung e.; Der Schatten erhöht das Licht; Eine Farbe, den Glanz, einen Eindruck, einen Genuß, ein Glück e.; Herz-e–de Musik. W. 16, 99 etc.
c) (s. a) den Preis oder Betrag des für Etwas zu Zahlenden höher machen: Die Steuern, den Preis, die Pacht, die Besoldung um die Hälfte e. etc.
d) Mus., zu einem höhern Ton machen: Ein Kreuz erhöht eine Note um einen halben Ton.
e) (s. a) rühmend erheben, preisen etc.: Du suchest nach Worten, sie würdig zu loben; | du willst sie e., sie wandelt schon oben. G. 10, 298, namentl. bibl.: Gott, den Namen Gottes e. etc. u. ä. m.
3) dazu: Gott, der Er- höher der Demüthigen und der Erniedriger der Stolzen etc.; Die Erhöhtheit [das Erhöhtsein]. Auerbach SchV. 129 etc., namentl. aber: Erhöhung, das E. in allen Bedeutungen und: etwas Erhöhetes, Hohes, Hervor-oder Emporragendes: Warzenartige Erhöhungen auf der Haut etc.; Kleine Erhöhungen werden meist immer durch tiefe Erniederungen erkauft. Gutzkow R. 7, 472 etc.; In dieser leidenschaftlichen Erhöhung [erhöhten Stimmung]. G. 17, 381; Die gefühlte Erweiterung und Erhöhung unseres Wesens. W. 1, 9 [s. 2: G. 13, 114] etc. Auf geringer Erderhöhung. G. 31, 158; Erblassungen und Farben- erhöhungen. Kohl A. 3, 124; Standeserhöhung u. ä. m. Über-: an Höhe überragen, übertreffen, z. B.: Die Falken haben die Gäns’ überhöhet [überflogen]. Ryff Th. 128; Klotz noch ü., den Teufel noch überteufeln. V. A. 2, 118 etc., vgl.: Ü., ein gutes altes in Architektura militari [der Kriegsbaukunst] zu brauchendes Wort: „Ein Haus wird von einem Berg überhöhet. Zinkgräf 1, 129“. L. 11, 642. Bauk.: Überhöheter Bogen, dessen Höhe größer als die halbe Spannung. Ver-: veralt. statt er-h.: Den Deich v.; Die Seinen zu ernähren . ., zu v. Weidner 376; Die Hufensteuer .. er-h. Die Verhöhnung. Erbvergl. § 223; Verhöhung oder Vertiefung dieser Schattierung. Möser Ph. 1, 338.