hoffen
Hóffen, tr. u. intr. (haben):
1) intr., weidm.: Das Wild hofft, verhofft, stutzt. Bei allgm.; Über Etwas auf- oder ver-h., überrascht, stutzig werden, auffahren. — 2) über Etwas, woran wir Antheil nehmen und das uns nicht gleichgültig lässt, eine Vermuthung und Erwartung hegen. In diesem allgemeinen Sinn, in welchem es auch die bange Erwartung u. die Furcht vor etwas uns unangenehm Berührendem einschließt (s. u. z. B. noch: Jch hoffe wohl noch tollere Dinge zu erleben. 27, 323; So ist hierauf ein kalter Winter zu h. 3, 87a etc.), findet sich h. hochd. im Allgm. nur noch, außer im sächl. Infin. (s. 3a), mit der Verneinung u. zwar ohne Obj., oder mit einem sächl. Fw. (das, es) als Obj., oder mit abhängigem „daß“, und nam. im Jnfin. mit „wollen“, z. B.: Daß sich etwas Schlimmes dahinter versteckt halten sollte, will ich nicht h. 12, 156; Ich hoffe nicht, daß ich durch diese Anzeige Jemandem vorgreife. Br. 2, 156; Das will ich nicht h. R. 1, 68; „Ich hoffe nicht“. Ich auch nicht. Jul. 22; Ich will doch nicht h., daß ihr mit einander komplimentiert. 1, 356; 12, 34; Ich hoffe nicht, daß er in Wien dasselbe Schicksal hatte. 6, 194 etc., vgl. [3e]: Ich will h., daß sich nichts Schlimmes dahinter versteckt hält, und z. B. franz.: ’espère que non, versch. von Je n’espere pas etc., s. Unverhofft. — 3) (s. 2) die angenehme Vermuthung und Erwartung hegen, daß etwas uns Erwünschtes Statt habe oder Statt haben werde, Ggstz. fürchten, bangen etc.:
a) ohne abhäng. Verhältnis (s. h und i): Wir h. immer und in allen Dingen | ist besser h. als verzweifeln. 13, 177; Dem Lebensmüden | erwacht auf einmal h–des Vertrauen. 6, 97; Dich zu erquicken, Trost, — zu h., Muth. 16, 99; seltner = warten, harren: Die Hochzeitsgäste h. 14b. —
b) mit Obj. zur Bezeichnung des angenehmen Gegenstands, von dem man erwartet, daß er komme oder eintreffe: Der Kranke hofft Genesung, der Soldat Sieg und Beute, eine Belohnung für seine Tapferkeit von dem Feldherrn; Ich hoffe das Beste von ihm, — für ihn; Er hat von seinem Oheim eine reiche Erbschaft, von seinen Eltern Nichts mehr zu h.; Leihet, daß ihr Nichts dafür hoffet. 6, 35; Der Lügner hofft vergeblich Treu und Glauben. 4, 39; Bis mir zuletzt das gütige Geschicke | noch einen Tag, den ich nicht hoffte, gab. 6, 62; Hoffe Niemand solche Güter! | wer sie will, ergreife sie! 10, 285; Ich hoffe deine Beistimmung. 17, 7; Der Mensch hofft immer Verbesserung. 81b; Lasst mich wissen, | was ich zu fürchten, was zu h. habe. 407b etc. u. so auch passiv, namentl.: Das ist oder steht zu h., u. im Partic. als Ew.: Die gehoffte Befreiung; Im langgehofften Sommerregen. 6, 14; Das nah gehoffte [von dem Hoffenden für nah gehaltne, s. 3h] Glück. 39, 17 etc. und so: Nicht umsonst | hat dich ein gnädig Schicksal . . | gerufen auf den ungehofften Thron. 456a, den du nicht gehofft etc. —
c) mit Genit. statt Obj., vgl. „harren““, im Allgm. veralt. 8, 24; 5, 5; Der Tag .., dessen wir h. 161; Daß sie keiner Versammlung mehr h. dürfen. 5, 4a; Heil Allem, die seiner h.! Jes. 30, 18 etc. —
d) mit Präpos. (s. b): Auf eine Person, auf Gott, auf den Herrn, auf seine Rechte, auf sein Wort h., vertrauen; Nun bleibt ihm Nichts übrig, als auf die Nachkommen zu h. 39, 54; Auf unsrer Warte hofften wir | auf eine Nation, die uns nicht retten konnte. R. 7, 183 etc. Jetzt minder gewöhnl. so: Auf Etwas (rein sachl.) h., wie z.B.: Verlassen sich auf Rosse und h. auf Wagen. 31, 1; Den Reichen .. gebeut, daß sie nicht stolz seien, auch nicht h. auf den ungewissen Reichthum. 1. 6, 17. Dagegen: Auf etwas Kommendes (sachl. oder persönl.) h., mit Verlangen — das sich bis zur schmerzlich quälenden Sehnsucht steigern kann — darauf warten, es so erwarten, erharren, vgl. Entgegen-h.: Ich habe auf den Brief, auf seine Ankunft, auf ihn mit Schmerzen gehofft; Ich hoffte aufs Licht und es kommt Finsternis. 30, 26; Wenn ich Meyer’s Recension habe, auf die ich morgen hoffe. Sch. 5, 329 etc., und so in gehobner Rede selbst mit eigentlich unpersönl. Subj.: Der rohe Basalt hofft auf die bildende Hand. 77a etc. — Auchrefl.: Sich fast zu Tode h. [sehnen]. — Veralt. statt des erst erwähnten „auf“: In dich hab ich gehoffet. 1, 26a; 3, 1, 814 Z. 25 etc., so nur noch: So hoffe ich denn in Gott, bis Ende des Monats nach Neapel abreisen zu können. 7, 197; So hoffe ich denn zu Gott, es werde sich am Ende finden. 32, 6 etc. — Versch.: Warum hofft der Mensch nur in die Nähe? da muß er handeln und sich helfen; in die Ferne soll er h. und Gott vertrauen. 19, 153 = seine Hoffnung dahin richten, darauf beziehn; In die Zukunft, die so oft | die Hoffnung täuscht, beherzt hinaus gehofft. D. 178; Die Mutter, die zu ihm hinhoffte. Himm. 172, s. fort-h. —
e) mit abhäng. „daß“: Jch hoffe, will h., daß er gesund ist, daß er nicht krank ist, vgl. 2: Ich will nicht h., daß er krank ist; Ich hoffte immer, daß er herkäme; Ich hoffe, daß ich in keinerlei Stück zu Schanden werde. 1, 20; Es ist zu h., daß etc. u. o. —
f) mit abhäng. Satz ohne ,,daß“: Ich hoffe, er ist gesund; Ich hoffte immer, er käme her; Hoffte, er würde ein Zeichen von ihm sehen. 23, 8; Wir hofften, er sollte Israel erlösen. 24, 21; So daß er schon nicht [bloß] hoffte, nein vertraute ..,| nicht sehr gerüstet sei das Herz. Rol. 14, 60 etc. —
g) mit Infin. und „zu“: Jch hoffe, in keinerlei Stück zu Schanden zu werden (s. e); Wenn ihr leihet, von denen ihr hofft zu nehmen. 6, 34; Weil man sie doch am Ende zu beherrschen glaubt oder hofft. 39, 296 etc. —
h) mit Accus. u. Prädik.: Wir h. [, daß] die Rettung nah [sei], vgl.: Ich glaube, wähne, wünsche etc. sie nah u. s. b. —
i) der Infin. als sächl. Hw., sowohl den Zustand, als auch den Gegenstand der hoffenden Erwartung zu bez.: H. und Harren | macht Manchen zu Narren; Mit Harren und H. | hat’s Mancher getroffen; Was soll ich harren und wer achtet meir H.? 17, 15; 17, 23; Ich habe Viel gehofft und gewünscht, Das widerfährt mir über alles H. und Wünschen. 9, 37; O täusche nicht ein leicht betrognes H.! 13, 319; Das H. Dreier ist verloren; | des edlen Herrn von einem Schlechten, | des Frommen von dem Ungerechten, | des weisen Mannes von dem Thoren. Wenn auch, wider beßres H., das Bildnis in den Händen des Zwergs sein sollte. 2, 10; Er harret zwischen Angst und H. 11, 6 etc. (s. Fürchten 2b). — Zuw. auch zu 2 = Erwarten, ohne Nebenbegriff des Angenehmen, Erwünschten: Ich habe, wider H., | in Capo Verde selbst Dergleichen angetroffen. 2, 253. — Hoffung ist un- üblich, s. Hoffnung. — k) Von dem Part. H–d ein Adv. auf lich mit Übergang des „d“ in „t“ (s. Orth. 67): Er ist hoffentlich [wie ich hoffe, nach meinem H.] gesund etc., minder oft: Verhoffentlich. 1, 18; 1, 153; 2, 139. — l) imperativisches Hw., z. B.: Hans Hoffegut [der immer gute Hoffnung hegt]. Ar. 1, 261.
Anm. Mhd. hoffen, von unausgemachtem Stamme.
Zsstzg. z.B.: Āūf- [1]. —
Āūs-: mit der Hoffnung zu Ende sein: Er hat nun ausgehofft und ausgefürchtet etc.; veralt. = verzweifeln: Matthesius Prof. 191; Sie hab’ an deiner Wiederkunft noch nit gar ausgehofft. Schaidenreißer 57b. — I. Dúrch-, tr.: ganz mit Hoffnungen verbringen: Nach jeder einsam durchgehofften Nacht. Schwab 13. — II. Durch-: = I. — Entgêgen- [3d]: sehnsüchtig hoffend entgegensehn: Den großen Entzweck, dem sie heimlich sehnend entgegenhofft. G. 8, 177; Zschokke 1, 191 etc. — Er-, tr.: mit hoffender Sehnsucht erwarten, vgl. erharren, ersehnen etc.: Daß fast Jeder sich von der Zukunft noch ein besonderes Glück erhoffte. Auerbach Gv. 430; In stiller Gegenwart die Zukunft zu e. G. 1, 81; Spontini wird erwartet, wenn auch nicht erhofft. Zelter 6, 69 etc. —
Fórt-: fortfahren zu hoffen; auch [3d]: in die Ferne, in die Zukunft hoffen: Zauderer, weit f–d, entnervt und Künftiges haschend. V. H. 2, 365. — Hín- etc. [3d]. —
Mít-: mit Andern hoffen: Nicht macht es den Ajax stolz, zu erlangen, | sei es auch überschwänglich, was mitgehoffet Ulysses. V. Ov. 2, 285. —
Ver-:
1) [1]. —
2) [3] statt des einfachen hoffen, in den Fügungen [3e, f, g]: Er verhoffte, einen Aufenthalt zu finden. 2. 11, 9; Verhoff und wünsch’ ich, daß sie Vielen .. zu Nutze kommen. 9, 566 etc., zuw. auch, s. [3a]: Wie ich verhoff. 4b etc., im Allgm. veraltend, außer im substant. Infin.: Wider (alles) V., was auch zuw. den allgm. Sinn hat: wider alle Erwartung, alles Vermuthen etc. (veralt. dagegen auch = der Ggstd. des Hoffens: O gnadenreiche Zeit! o seligstes V.! Leich. 198) — und im verneinten Partic. (seltner: Verhoffte Kunst darin sich endigt auf Schabab. 1009) = ungehofft, unerwartet [2]: Unverhofft kommt oft. Sprchw.; So seh’ ich unverhofft ein ewig Glück | auf goldnen Strahlen herrlich niedersteigen. 13, 136; Willst du mich überreden, daß ein Kind, | bisher im sanften Arm des Glücks gewiegt, | im unverhofften [schlimmen] Fall, Besonnenheit | und Kraft, Geschick und Klugheit zeigen werde. 264; Das Schauerliche einer unverhofften Erscheinung. 16, 52 etc.
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