Faksimile 0776 | Seite 768
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Hobel
Hōbel, m., –s; uv.; –chen; -:
1) ein Werkzeug, durch stoßendes Schneiden Schichten von dem zu bearbeitenden Körper wegzunehmen, z. B. um ihn zu ebnen, oder um ihm zugleich eine bestimmte Dicke oder eine bestimmte Form zu geben etc., so namentl. ein Hauptwerkzeug der Tischler und Holzarbeiter: Der H. besteht aus einem Gehäuse oder Körper (einem massiven kastenförmigen Stück Holz), mit einem Maul (einem schrägen, oben weiten, unten schmalen Loch), worin mittels eines Keils die scharfe Klinge, das Eisen des H–s befestigt ist; Bahn oder Sohle des H–s, die untre glatte Fläche des Gehäuses; Ballen des H–s, der rundliche Theil hinten an der Bahn, wo der Ballen der Faust angesetzt wird; Nase des H–s, der gebogne Griff oben am Gehäuse; Wangen oder Backen des H–s, die Seitentheile des Mauls etc. Der H. der Büchsenmacher wird wie der der Tischler gehandhabt, um den Flintenlauf aus dem Gröbsten zu ebnen, ist aber eigentlich nur eine starke Stahlplatte mit Feilhieben auf der breiten Seite. Vgl. ferner Bank. Auch übertr. s. Glatt-, Scharf-H.
2) H. der Sammetweber, Driet, Schlitzeisen. 3) H. der Zinngießer, Mantel einer Gießform. Campe. 4) s. Horbel 2.
Anm. Mhd. hovel, hobel; mundartl. Höbel, Höfel, Hubel, vgl. heben. Veralt.: Höbel [Verdeck des Wagens]. Murner Ul. 93, vgl. Kobel. Frisch 1, 530b.
Zsstzg. zu 1, vielfach z.B.: Āūsstoß-: namentl. der Buchbinder, die Holzdeckel schräg abzustoßen etc.
Āūszieh-: Mit zwei Schärfen zusammengefüget, welche mit einem subtilen A. ausgezogen sind. Döbel 2, 257a.
Bánk-: ein sehr großer Hobel (vgl. Rauh-, Fügebank).
Beschnēīde-: Schnitt-H. der Buchbinder, zum Beschneiden von Büchern.
Fálz-: Falz damit auszustoßen.
Fāūst-: ein kurzer dicker Hobel mit einem Vorsprung der Sohle vorn und an dem Absatz über derselben mit einer Nase.
Flítzsch-: womit an der Kante eines Bretts angedeutet wird, wie tief dasselbe mit dem Scharf- und Schlichthobel abzuhobeln ist.
Füge-: Fügebank: Hand-F., kleinere Fügebank.
Gä́rbe-: der Böttcher, die Gefäße da, wo die Zarge eingeschnitten werden soll, rund zu hobeln.
Gêhr-: Vergatt-H., womit Etwas nach der Gehrung oder Diagonale eines Quadrats bestoßen wird, eisern oder wenigstens mit eiserner Sohle.
Gesims-: Sims-H., den Ablauf glatter Gesimse zu bilden.
Glátt-: Schlicht-H., mit gradliniger Bahn und Schneide zum Eben- und Glatthobeln oder Schlichten, übertr., vgl. Feile etc.: Diese Manuskripte . ., ungeachtet sie ratione stili noch des G–s vonnöthen haben. W. (Merck’s Br. 2, 261) etc.
Grāt-: Leisten-H., den Grat oder Falz an Einschiebeleisten auszustoßen.
Grúnd-: Rinnen zu gründen, d. h. in der Tiefe glatt zu hobeln.
Guillotīnen-: s. Linien-H.
Gúrken-: s. Kraut-H.
Hárt-: Steil-H., mit viel steiler stehender Klinge als der Schlicht-H., um hartes Holz zu behobeln.
Hōhl-: Hohl-Kehlhobel.
Karnīēs-: einige zusammengehörige Glieder eines kleinen Gesimses ausstoßend.
Kêhl-: Kehl-Stoß, -Zeug, zum Hervorbringen von Hohlkehlen, darunter der eigentliche Hohl-K.; der Karnies-H. und der Stab-H., womit die unter dem Namen der Stäbe bekannten Verzierungen gefertigt werden.
Kímm-: womit die Böttcher die Kimmen in den Gefäßen, d. h. die breiten Fugen für den Boden machen.
Krāūt-: zum Kleinhobeln des (Sauer-)Krauts oder -Kohl, ähnlich Gurken-H. etc.
Lǟūter-: in den Zinnhütten zwei unter einander gestellte Schlammgräben, durch welche der im Seifen aufgehobne Zwitter gelassen wird, um ihn zu reinigen. Campe.
Lēīsten-: Grat-H.
Līnien-: womit der Setzer die mittels des Schnitzers (s. d.) abgebrochnen Linien an den Bruchenden glatt hobelt, von verschiedner Art, nam. Guillotinen- und Schienen-H. Nōth-, richtiger Nūth-: zum Ausstoßen der Nuthen (s. d.) und der entsprechenden Federn (s. d. 12) oder Zapfen auf der hohen Kante zweier zusammenzufügenden Bretter, auch Spund-H. genannt.
Ort-: feiner Gesims-H.
Rāde-: Kehl-H. der Stellmacher.
Rāūh-: Scharf-H.
Regíster-: der Orgelbauer.
Rōhr-:
1) der Büchsenschäfter, zum Glätten der Rinne für das Büchsenrohr.
2) der Stuhlmacher, zum Behobeln des spanischen Rohrs. Rūf-: Schruff- H., kleiner Schlicht-H. Rúnd-: mit hohler Schneide und Bahn. Schābe-: Etwas glatt zu schaben, z. B. der Instrumentenmacher. Schárf-, Schä́rf-: mit bogenförmiger, tiefer eingreifender und die rauhe Fläche für den Schlicht-H. vorbereitender Klinge, Rauh- u. mundartl. Schropp-H. Fromann 6, 152. Übertr.: Wann dergestalten der Prediger den Sch. brauchen [Strenge anwenden] will. SClara (Wackernagel 3, 1, 920). Schīēnen-: s. Linien-H. Schlícht-: Glatt-H. Schnítt-: Beschneide-H. Schrópp-, Schrōt-, Schrúbb(el)-, Schrúff-, Schrúpp-, Schürf-: Scharf-H. Sēīten-: der Büchsenschäfter, die Kante der Rinne fürs Rohr abzustoßen. Síms-: Gesims-H. Spān-: Späne zu hobeln. Spúnd-: s. Nuth-H. Stāb-: s. Kehl- H. Stēīl-: Hart-H. Vergátt-: Gehr-H. Wángen-: zum Nachhelfen einer Nuth, eines Zapfenlochs. Wīēsen-: Wiesenschleppe, ein Werkzeug, die Maulwurfshügel zu ebnen. Zāhn-: mit Zähnen auf der Schneide der Klinge, Etwas, namentl. etwas zu Leimendes grade, aber doch rauh zu hobeln, u. ä. m.