Faksimile 0765 | Seite 757
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heulen
Hēūlen, intr. (haben):
einförmig-widerliche, dem „U“ entsprechende tiefe, laut schallende und sich dehnend hinziehende Töne ausstoßen, vgl. Wimmern, Winseln, von verhaltnen, dem „J“ entsprechenden Tönen; von Thieren etc., von Menschen, namentl. oft bibl. = laut klagen und weinen; auch: widerlich schreien, im Ggstz. z. B. von singen etc.: Eulen (G. 8, 370; Hagedorn 2, 223; Sch. 135b; W. 12, 232 etc.), Hohltauben, Wölfe (G. 18, 39; Heine Rom. 195; L. 1, 152); zuw. die Hunde (Forster R. 1, 286; G. 11, 52 etc.; Mit freudigem H. und Wimmern. B. 81b); Affen (Statt lächeln grinsen kann der Affe, statt weinen h. Rückert W. 3, 94); die Verdammten in der Hölle (Da wird sein H. und Zähneklappen. Matth. 8, 12; G. 11, 201; Rückert Mak. 1, 57 etc.); Die Winde (Sch. 33b), die Lüfte (Schwab 236) h.; Im See heulet gediegner Frost. V. 3, 3 etc. Um, über Etwas h., h. und weinen, h. und klagen; Tanzte und heulte nach Mehr. Alexis H. 2, 3, 216; Dann werdet ihr um [= nach] Hilfe h. | und wird kein Helfer sein. Uz 2, 236; Du sollst mir h. [wirst Prügel bekommen]. Sch. 217a; Mit den Wölfen [s. d.] muß man h., mit-h. Auch: in der Politik der Rückschrittspartei angehören, s. Heuler. Zuweilen tr.: Nun tanzten .. die Geister .. und heulten diese Weise. B. 15b; [Er] heult in diese Worte seinen Schmerz [aus]. Sch. 34b; Wie .. der Uhu Klagen heult. Uz 2, 170; Zachariä 1, 115 etc. Auch mit Angabe der Wirkung: Wohl heult’ er [der Hund] die Schiffer aus ihrer Ruh. Chamisso 3, 257, heult sie auf; Ich will zu dem Grabe meines Lieben wandern und mehr Grimm und heißen Durst nach ihrem Blut bei seiner Asche in meine Adern h. Klinger Th. 2, 183; Sich müde, matt h. etc.
Anm. Mhd. hiulen, lat. ululare, Tonw., vgl. Uhu, Eule etc., auch ahd. hiwilön, jubeln.
Zsstzg. s. o. und vgl. die von Bellen, z. B.: Keiner .. heult uns an: | das Brot ist all. Droysen Ar. 1. 119, auch (weidm.): den Wolf durch Nachahmen des Heulens herbeilocken. Laube Brev. 236; [Da] heulte sie [die Wölfin] laut auf. Kinkel E. 284; Wie .. dein Hofhund . | aufheult zum Mond. V. 4, 114; Der Wolf .. heult den Mord aus dem Schlaf auf. B. 294a etc. Apollodor heulte laut aus [brach in lautes Weinen aus]. Claudius 5, 20; Ich hab ein Wort, | o würd’ es aus in leere Luft geheult, | wo nie ein Mensch es hört. Tieck Makb.; Heule [hauche heulend] dein Leben aus. Klinger 2, 158; Heule [weine] dich aus. Sturz 2, 235 etc. Unser Zeit Beginnen | be-h., nicht besingen. Logau 71; Jetzt beheult der Wolf den Mond. Schlegel Sommern. 5, 1. Der Zöllner .. | durch- heulte nach Rettung den Strom und Wind. B. 36; Die hundedurchheulten Straßen. Bodenstedt 2, 51. Bis du zwölf Winter durch geheult. Schlegel Sh. 3, 28. Er schüttelt sich und heult empor. Freiligrath 2, 168. Daß ihr des Hauses Schaffnerin | entgegenheulet, wie den Mond der Hunde Schaar. G. 12, 173. Laut heult er Klagen und Bitten | zu dem geliebten Sohn herab. B. 234b. Man billt den Kontrapunkt, man heult den Alt hervor. Logau (L. 5, 162). Der Sturmwind, der über die Erde hin- heult. Geßner 1, 222; Der Strom heult den Felsen hinab. G. 14, 134. Als der nächtliche Uhu Todesschrecken in die Stadt hineinheulte. Mendelssohn (L. 13, 11). Er heulte, daß es ringsumher von Hügeln zu Hügeln .. nach- heulte. Geßner 3, 110. Das Zetergeschrei verlassener Mütter heult deinen Fersen nach. Sch. 122a. Der Angstschrei der Gequälten | überheulte der gesammten | Kannibalen Charivari. Heine Rom. 106. Vaters Ohr um-h. Klagen. H. 15, 152; Von Sturm umheult. V. 3, 141; Umheult, umzischt von Kröten und von Schlangen. W. 12, 269 etc. Die ihr in ewiger Finsternis eure Flüche verheult. FMüller F. 152. Ich will es ihm vor-h. in Mark und Bein zermalmenden Tönen, was Elend ist. Sch. 199b. Mein Geschrei soll dir den Schlaf weg-h. Klinger Th. 2, 184. Die losgeketteten Fluthen heulten nun auf sein Haus zu. Kinkel E. 105 etc.