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Herzog Herzogin
Hérzog, m., –(e)s; –e, Herzöge; –s- (~in, f.; –nen):
1) eigentl., der vor dem Heere ziehende Anführer (dux), s. z. B. Stumpf 312a; Was ist ein Heer ohne einen H., der vor dem Kriegsvolk einherzeucht? Musäus M. 3, 46 etc.
2) daher übertr. wie Fürst (s. d.), z. B. von Christus. Matth. 2, 6; Der H. [Führer zu] ihrer Seligkeit. Hebr. 2, 10 und danach z. B.: Christo, dem H–e und Führer ihres Heils. H. R. 7, 359; Der H. wird aus dir geboren, | der seinem Jsrael gebeut. Schwab 452, vgl.: Seine Apostel, unsere H–en. Luther 5, 4a etc. So redet z. B. Fleming den Opitz an: Du H. deutscher Saiten; ferner: War ich H. großer Geister? B. 73a; Du feiner [Räuber-] Hauptmann! H. der Beutelschneider! Gaunerkönig. Sch. 122a etc. (vgl. 4).
3) jetzt gw. als Titel bestimmter Fürsten, deren Würde sich im Lauf der Zeit aus der der alten Heerführer (s. 1) herausgebildet hat und in versch. Ländern versch. ist: In Frankreich ist H. (duc) der Titel des höhern Adels, in Deutschland der souveräner Fürsten, z. B. der H. von Anhalt, von Nassau, von Oldenburg, ebenso außerhalb Deutschlands: der H. von Lucca, von Modena etc. So auch: Die H–in, Gattin eines Herzogs; Titel mancher Princessinnen in einzelnen Ländern etc.
4) übertr.:
a) H., Groß-H., die große Ohreule, Strix bubo (frz. duc), nach Adelung, weil ihr, wenn sie sich bei Tage sehen lässt, ein [verfolgendes] Heer von Vögeln nachzieht.
b) H., H–in, Art Klippfisch, Chaetodon dux, vgl.: der Kaiser von Japan, Ch. imperator.
c) H–in, eine Sorte Schiefertafeln. Kohl E. 1, 207.
d) H–in, Art Ruhebett mit einer Lehne, frz. duchesse.
Anm. Ahd. herizogo, vgl. über die Kürzung der ersten Silbe (Heer): Herberge. Daraus die falsche Deutung: H. heißt soviel als ein Herr des Zugs. Weidner 24. Veralt. Formen: Des, dem, die H–en, z. B. bei Luther, s. o., Berlichingen 144; Stumpf 312a; 371b; 660b; Zinkgräf 1, 245; 247; 2, 83; 3, 54 etc. Die Mz. ohne Uml. z. B. Falk 25; G. 12, 202; 28, 197; Hebel 3, 422; Kinkel E. 45; Uhland E. 102 etc., mit Uml.: Baggesen 1, 116; Schefer Kl. Rom. (1836) 6, 76; Tieck Acc. 1, 125 etc. Als Titel vor Namen, bes. wenn ohne Artikel, auch ohne Flexionszeichen: H. Friedrich’s Schloß; Des H. Gloster’s Tod. Schlegel Rich. II 1, 1 etc., vgl. Herr etc., doch z. B. noch: Erzherzogen Siegmund [Dat.]. JvMüller 24, 193 etc.
Zsstzg.: Erz-:: Titel nam. der östreich. Prinzen, wie E–in der ihrer Gemahlinnen.
Grōß-: Titel regierender Fürsten von höherm Rang als Herzog, zunächst den Königen: Die G–ev. Mecklenburg, s. auch [4a].