Faksimile 0754 | Seite 746
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Hering
Hêring, m., –(e)s; –e; –chen, lein; –s-: ein zu
den Weichfloſſern gehöriger Fiſch, Clupea harengus,
der in den nordiſchen Gewäſſern in ungeheuren Maſſen
(ſ. H–s-Blick) gefangen und theils friſch gegeſſen (als
grüner H.), größtentheils aber eingeſalzen, in Tonnen
gepackt und weithin verſendet wird (Salz-H. oder bloß
H., vgl. Schneiderkarpfen): Tonnen von gewäſſerten, be-
zwiebelten, beeſſigten, geſalzenen, friſchen und roſchtigen H–en.
Fiſchart Garg. 55b; Mit Haufen wie die H. aufgefangen. B.
VIIIb; Alle wie H. auf einander gepackt. 43a; L. 11, 264;
Platen 7, 187 ꝛc.; Seinen H. mit Salz eſſen [zu dem Ge-
ſalznen noch Salz fügend]. W. 35, 6; Vorher einen H.
gegeſſen wegen dem Durſt. Hebel 3, 227; H., der niedlich ge-
fünftelt dargeboten wird. Jahn M. 147; Ein geräucherter H.,
ein ſogenannter Bückling. Tieck NKr. 2, 125 ꝛc. Übertr.
auch: ein magrer Menſch: Ein H., der winddürre lange
Flederwiſch. Mörike N. 1, 177; Armer H., wie Wicht,
Tropf ꝛc.: Alle, die dem Euripides das Erhabene abge-
ſprochen, waren arme. H–e. Eckermann G. 2, 269; Wenn
Mannhaftigkeit, edle Mannhaftigkeit nicht vom Angeſicht der
Erde verſchwunden iſt, ſo bin ich ein ausgenommener H.
Schlegel Heinr. IV. 1. 2, 4.
Anm. Ahd. haring, mhd. herinc. Schwerlich aus
lat. (h)alec (eig. Fiſchgare, Lake) vgl. franz. hareng ꝛc. In
komiſchem Ton: Dünn Bier und ſalzen Harung. Geibel
J. 278. Dazu: Häringer (H.-Händler).
Zſſtzg. meiſt zur Bezeichnung der verſchiednen Sor-
ten oder ähnlicher Fiſche, z. B.: Bārt-: Clupea
mystus; Osteoglossum randelli. Bartholo-
mǟi-: nach der Zeit des Fangs, ſ. Brand 1c.
Bȫkel-: eingeſalzner Hering, ſ. Pökeln. Bór-
ſten-: Cl. chrissa. Bránd-: die in Tonnen mit
eingebranntem Zeichen ankommen (ſ. Brand 1c).
Brāt-: auf dem Roſt gebraten, Pröhl-H. Flíck-:
Speckbückling; geräucherte, am Rücken aufgeſchnittne
(ſ. flicken 1) Heringe. Frǖhjahrs-. Grās-:
zu früh, vor der Heringszeit gefangner, auch Vor-H.
Hāūer-: Chiro centrus. Hōhl-: die gelaicht
haben, alſo ohne Milch oder Rogen, ſ. Jungfern- und
Voll-H. Jácht-: Heringe, die in den erſten Wo-
chen der Fangzeit ausgeſucht und in Tonnen gepackt,
durch eigene Jachten (Heringsjäger) nach Holland und
den Nordſeeküſten und von da weiter geſendet werden.
Jakōbi-, Johánni-: nach der Fangzeit, ſ.
Brand 1c. Júngfern-: die zuerſt gefangnen, be-
ſten Heringe, niederdeutſch und holländ.: Maiken-, Ma-
jaken-, Maatjes-H., nach Lenz Nat. 3, 91 die, welche noch
ſo jung ſind, daß ſie weder Milch noch Eier haben [?].
Auch (Kochk.) eine Art farcierter Heringe. Kár-
pfen-: Megalops. Kāūl-: Erythrinus. Krēūz-:
ſ. Brand 1c. Mútter-: Clupea alosa, Maifiſch.
Pánzer-: mit einem knochengepanzerten Kopf,
dazu die Kaul-H–e. Pfláſter-: Butyrinus.
Píckel-: eingepökelter Hering, Bückling: Kein P. iſt
ſo ausgebotne Waare. Droyſen A. 2, 67; Als ob ein armer
Menſch ein P. wär [gar keinen Werth hätte]. Rachel 6,
513 ꝛc., ferner (ſ. Hanswurſt): Du biſt ſo ein eingemach-
ter Narre, ein Stockfiſch .., ſo ein überſtudierter P. L. 1,
278; W. 13, 196 ꝛc. Ráſpel-: Osteoglossum.
Sálz-. Schlámm-: Amia. Schóß-:
Hohl-H. Sómmer-. Sténgel-: Elops.
Tónnen-. Vóll-: der noch Milch oder Rogen
bei ſich hat, Ggſtz. Hohl-H. Vōr-: Gras-H. ꝛc.