Faksimile 0749 | Seite 741
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Henker Henkerei henkerisch henkern Henkerschast Henkerthum
Hénker, m., –s; uv.; -:
1) Einer der henkt, allgm. fast nur oberd. in Zsstzg., wie z. B.: Maul-H. ihr, Schlafmützen! Uhland 496, die das Maul hängen lassen etc.; sonst gewöhnl. nur = Nachrichter, Scharfrichter, Vollstrecker des peinlichen Urtheils (vgl. Henkerbeil), eigentl. und im engern Sinne: der die Strafe des Strangs vollstreckt, d. i. meist ein Scharfrichterknecht, dessen Amt auch das Ausstäupen, das Spannen auf die Tortur etc. ist oder war, vgl. Angstmann und veralt.: Hänger. Mark. 6, 27; Der H. wirft dem Malefikanten kurz und gut einen Strick um den Hals und henkt ihn .. an einen Baumstamm. Hebel 3, 106; „Mich, H.“, ruft er, erwürget! Sch. 63a; Hoch in H–s Hand das theure Haupt. 585a; Diebs-H. 2) übertr. = Peiniger, ein grausam Quälender etc.: Der blutdürstige Tyrann, ein wahrer H. seines Volks; Die Liebe ist eine grausame H–in, welche ihren Sklaven das Herz zerreißt. Adelung etc. 3) oft in Flüchen, Verwundrungen etc., wie „Teufel“ (s. d.), auch als verdeckte Bez. desselben (vgl. Geier 3, Kuckuck etc.), daher auch wohl bloß durch „H.“ und einige Sterne oder Punkte bez., z. B. W. 9, 140 etc.; Was H.! du bist nicht der Abt von St. Gallen? B. 67b; Ich wollte, es holte der H. | den Flegel. Chamisso 3, 170; Der H. erwarte so viel Geist .. von einer solchen Nickel! [wer sollte auch Das erwarten!] Claudius 1, 129; Der Vater taugte den H. nicht [ganz und gar nicht]. Ders. (Guhrauer L. 1, 313); Zum H., sie soll mich anhören. G. 8, 141; „Ein höflicher Herr.“ Das dank’ ihm der H. [verdient keinen Dank]. 10, 122; Reitet euch der H.? [Plagt euch der Satan, seid ihr toll]. 132; Packt euch zum H. 133; Nun hat’s der H. [die Sache geht schlimm]. 167; 11, 74; 16, 131; Weiß der H., ich habe vor Nichts so viel Furcht. Gutzkow R. 9, 343; 1, 167; Günther 759; Ich scher’ mich den H. [verflucht wenig, gar nicht] ums Andre. Höfer V. 5; Meine Genügsamkeit ist zum H. [fort, zu Ende etc.]. König Kl. 2, 9; Zum H. mit alle dem Bettel. L. 12, 206; Die Nummer 19 wird doch nicht des H–s sein und sich wieder herausziehen lassen! 273; Daß ein Papst aus allem H. allen H. machen könne [aus Allem alles Mögliche]. JP. 1, 72; Die großen Kuren hat der H. gesehen [sind des Teufels, sind schlimm etc.]. Lichtenberg 3, 566; So möcht’ ich H–s doch wissen, was du für Hexereien brauchst. Sch. 118a; Der grüne Zwerg ... Der Diebs-H.! W. 1, 115 u. ä. m.
~ēī, f.; –en:
1) Scharfrichterei, Wohnung des Henkers etc.
2) der Henker mit seinen Zugehörigen etc.: Einige tausend Mann waren zum Schutz der H. versammelt. Börne Par. 1, 66.
3) Martern, Qualen durch den Henker etc.: Die Nemesis vollzog ihre Martern und H–en an Schuldigen und Schuldlosen. Goltz 3, 428.
~isch, a.:
henkermäßig, nach Art eines Henkers.
~n, tr.:
als Henker verfahren, grausam martern: Ein rächender, ein h–der, ein in Bausch und Bogen strafender Gott. 430 etc., mit Zsstzg.: Ver-h., gw. nur im Partic. = verteufelt, verdammt, verflucht, henkermäßig etc.: Den verhenkerten jungen Kavalier. B. 500b; Das ist ja heute eine verhenkerte Nacht. Immermann M. 2, 74; Mag des verhenkerten Füßelens wegen nicht zählen. Lichtenberg 3, 540; Webt Wahres und Falsches so verhenkert durcheinander, daß etc. W. Merck 2, 104 u. ä. m.
~schast, f.; –en:
eine Genossenschaft von Henkern, grausamen Peinigern etc.
~thum, n., –(e)s; 0:
henkermäßiges Treiben: Die Feder Marat’s, wieder in Blut getaucht, | steht auf und lehrt scheuseliges H. Platen 6, 7 u. ä. m.