Hemd
Hemde
Hémd(e), n., –(e)s; –en; Hemdchen, lein; Hemd
(–e, –en, –s)-: 1) ein unmittelbar auf dem Leib ge-
tragnes, vom Hals bis auf die Beine herabreichendes
Kleidungsſtück mit Armeln, aus Leinwand oder ähn-
lichen Stoffen: Das ſchmutzige H–e aus-, ein reines an-
ziehn; Feine, grobe, ganze, zerrißne H–en tragen; Bis aufs
H–e ſich ausziehn, naß werden; Im H–e, ohne weiter ein
Kleidungsſtück anzuhaben; Kein (oder kein ganzes) H.
auf dem Leib haben, von einem ſehr Armen; Einem das
letzte H–e weg-, vom Leibe nehmen; Wenn er der Armuth
letztes H. | ihr glatt vom Leibe ſchrieb. Langbein 2, 209 ꝛc.;
Sprchw.: Das H–e iſt mir näher als der Rock, z. B. Im-
mermann M. 3,254, auch wohl: Die Haut [ſ. d. 1h] iſt all-
weg näher als das H. Gotthelf Sch. 308, zur Bezeichnung,
daß man zuvörderſt den zunächſt liegenden Verpflich-
tungen zu genügen hat. — 2) zuw.: Einer im Hemde:
Aus jeder Thür.. ſprang | ein bloßes H. hervor. Göckingk
Lieb. 83. — 3) zuw. Kleidungsſtücke von hemdeähn-
lichem Schnitt, auch wenn ſie über andern getragen
werden, ſ. Schm. und Zſſtzg. — 4) zuw. auch: Beklei-
dungen von Sachen, z. B. a) in Gießereien, die den
Kern dicht anſchließend umkleidende Lehmſchicht, außen
der verlangten Geſtalt des Guß-Stücks entſprechend
(auch Dicke oder Modell), die dann ſelbſt wieder der
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Mantel (ſ. d.) als Umkleidung umhüllt. — b) leinene
Verpackungshülle für Manufakturwaaren, Stücke Tuch
ꝛc. — c) Schiff.: Geſchwefeltes H–e: ſ. Feuer-H.
Anm. Ahd. hemidi, mhd. hem(e)de, von goth. ha-
mön, bekleiden, vgl. Himmel u. ham(s), Bedeckung, Hülle,
Haut (ſ. auch Leichnam). Ob daraus mlat. camisia (vgl.
Kamiſol), frz. chemise ꝛc.? ſ. Diez 82. — Gedehnt: Hem-
dath. Luther 8, 88b; So dein Hemmed, wie du in dem
H–e. Talvj 2, 35 ꝛc. Nicht ſelten Mz.: Hemder, z. B.
Forſter R. 1, 201 (H–en. 214; 254 ꝛc.); Gotthelf 264; G.
399; Sch. 168; Hebel 3, 400; Heinſe A. 1, 136; 318;
2, 200; Möſer Osn. 1, 106; Peſtalozzi 1, 87; Ryff Th.
160a; Schaidenreißer 55b; Stilling 3, 51; V. Sh. 3, 238;
Weidner 171 ꝛc. Seltner Mehrzahl Hemde, wie Heine
Reiſ. 4, 34; Sal. 1, 291; Rom. 172; H. 13, 30,
ſ. Todten-H. Als Beſtimmungsw. Hemde-Kragen. Lewald
W. 3, 263; Waldau N. 3, 151, neben Hemd- und Hemds-
Kragen ꝛc.
Zſſtzg. z. B.: Áchſel-: Frauen-H. ohne Ärmel.
— Armeſünder- [3]: ſ. Arm, Anm. und Sünder-
H. — Bād(e)-: enganſchließendes für Badende. —
Brāūt-. — Chōr- [3]: weißleinenes Oberkleid,
das katholiſche Geiſtliche beim Gottesdienſt im Chor
tragen, vgl. Chorrock. — Fēūer- [4c]: mit
Schwefel und Pulver überzogne Leinwandſtücke, die
ans feindliche zu verbrennende Schiff befeſtigt werden.
— Frāūen-. — Fūhrmanns- [3]: Kittel,
Blouſe. — Fútter- [3]: Kamiſol (veralt.). —
Gä́rtner- [3]: Kittel, wie ihn Gärtner tragen. W.
20, 289. — Hálb-, Háls-: das nur den Oberleib
bedeckt. — Hírten- [3]: Hirthemdeli an, | bunt Bän-
derli dran. Werner Febr. 31 ꝛc. — Káftan- [3]: In
weiten K–n | träge Turbanträger. Freiligrath 1, 55. —
Kínder-. — Kíttel-: Frauen-H. ohne Lätzchen u.
Gehre, auch Leib-H., im Ggſtz. der Lätzchen-H–n, mit
beſonders zuſammengereihtem Oberleib. — Kútſcher-:
Fuhrmanns-H. Hagen Nov. 136. — Mánns-. —
Márter-: wie es den zu verbrennenden Ketzern ange-
zogen wurde. H. Ph. 13, 285, ſ. Sünder-H. — Man-
ſchétten-: mit Manſchetten dran. Sch. 192a. —
Méß-: vgl. Meßgewand u. Chorhemde. — Nácht-:
Nachts im Bett zu tragen. — Nêbel-: Die Berge ..
in den weißen N–n, | die der Morgenwind bewegt. Heine Tr.
51. — Néſſus- [3]: Mythol., vgl. Ramler Myth.
310 ꝛc. — Nōth-: ein durch Zauber feſt oder unver-
wundlich machendes Hemde. Uhland 405. — Ober-:
feinres über dem gewöhnlichen oder Unter-H., verſch.
Über-H. — Pánzer-: ein Hemd aus Drahtgeflecht,
als Schutz an Panzersſtatt. G. 28, 178; Streckfuß Rol.
16, 54. — Pāthen-: Weſter-H. — Plä́tt-:
Frauen- H. mit Armeln von feiner Leinwand. —
Shírting-: aus Shirting. — Spítzen-: mit
Spitzen beſetzt. — Stérbe-: worin Einer begraben
wird, Todten-H., Sterbekittel. — Sünder- [3]: Im
S–chen Kirchenbuß thun. G. 11, 156; Im Armen-S–e Kir-
chenbuße. Willkomm Pomm. 1, 194. — Tāg-: ſ. Nacht-
H. — Tōdten-: Sterbe-H.: Ihre weißen T–e flatter-
ten im Winde. Heine Reiſ. 1, 132. — Über-: Blouſe,
Kittel: Trug ein Ü. wie ein Fuhrmann. Gutzkow R. 3, 122,
verſch. Ober-H. — Unter-: ſ. Ober-H. — Vōr-:
ein nur die Bruſt bedeckender über das Hemde zu bin-
dender Erſatz des Oberhemds, Chemiſett, vgl. Jam-
merlappen. — Wáffen- [3]: Gewand über dem
Panzer. Simrock N. 408. — Wéſter-: das Gewand,
das der Täufling bei der Taufe anhat. Mattheſius Prof.
48; Den zarten Säugling mit einem W–lein angethan.
Muſäus M. 2, 160; Die Freundſchaft wird dir heut ein W.
anziehn, | in welchem du auch ſollt auf Neu geboren wer-
den. Mühlpforth 2, 13; Das W–e war ein Zeichen, | daß
du nunmehr von Sünden rein. Leich. 195 ꝛc., vgl. Friſch 2,
444 und namentl. Schm. 4, 192; ebenſo Weſterhut,
auch = Glückshaube (ſ. d. u. Schafhaut).
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