Faksimile 0747 | Seite 739
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Hemd Hemde
Hémd(eHémd(e), n., –(e)s; –en; Hemdchen, lein; Hemd (–e, –en, –s)-:
1) ein unmittelbar auf dem Leib getragnes, vom Hals bis auf die Beine herabreichendes Kleidungsstück mit Armeln, aus Leinwand oder ähnlichen Stoffen: Das schmutzige H–e aus-, ein reines anziehn; Feine, grobe, ganze, zerrißne H–en tragen; Bis aufs H–e sich ausziehn, naß werden; Im H–e, ohne weiter ein Kleidungsstück anzuhaben; Kein (oder kein ganzes) H. auf dem Leib haben, von einem sehr Armen; Einem das letzte H–e weg-, vom Leibe nehmen; Wenn er der Armuth letztes H. | ihr glatt vom Leibe schrieb. Langbein 2, 209 etc.; Sprchw.: Das H–e ist mir näher als der Rock, z. B. Immermann M. 3,254, auch wohl: Die Haut [s. d. 1h] ist allweg näher als das H. Gotthelf Sch. 308, zur Bezeichnung, daß man zuvörderst den zunächst liegenden Verpflichtungen zu genügen hat.
2) zuw.: Einer im Hemde: Aus jeder Thür.. sprang | ein bloßes H. hervor. Göckingk Lieb. 83.
3) zuw. Kleidungsstücke von hemdeähnlichem Schnitt, auch wenn sie über andern getragen werden, s. Schm. und Zsstzg.
4) zuw. auch: Bekleidungen von Sachen, z. B.
a) in Gießereien, die den Kern dicht anschließend umkleidende Lehmschicht, außen der verlangten Gestalt des Guß-Stücks entsprechend (auch Dicke oder Modell), die dann selbst wieder der 93* Mantel (s. d.) als Umkleidung umhüllt.
b) leinene Verpackungshülle für Manufakturwaaren, Stücke Tuch etc.
c) Schiff.: Geschwefeltes H–e: s. Feuer-H.
Anm. Ahd. hemidi, mhd. hem(e)de, von goth. hamön, bekleiden, vgl. Himmel u. ham(s), Bedeckung, Hülle, Haut (s. auch Leichnam). Ob daraus mlat. camisia (vgl. Kamisol), frz. chemise etc.? s. Diez 82. Gedehnt: Hem- dath. Luther 8, 88b; So dein Hemmed, wie du in dem H–e. Talvj 2, 35 etc. Nicht selten Mz.: Hemder, z. B. Forster R. 1, 201 (H–en. 214; 254 etc.); Gotthelf 264; G. 399; Sch. 168; Hebel 3, 400; Heinse A. 1, 136; 318; 2, 200; Möser Osn. 1, 106; Pestalozzi 1, 87; Ryff Th. 160a; Schaidenreißer 55b; Stilling 3, 51; V. Sh. 3, 238; Weidner 171 etc. Seltner Mehrzahl Hemde, wie Heine Reis. 4, 34; Sal. 1, 291; Rom. 172; H. 13, 30, s. Todten-H. Als Bestimmungsw. Hemde-Kragen. Lewald W. 3, 263; Waldau N. 3, 151, neben Hemd- und Hemds- Kragen etc.
Zsstzg. z. B.: Áchsel-: Frauen-H. ohne Ärmel. Armesünder- [3]: s. Arm, Anm. und Sünder- H.
Bād(e)-: enganschließendes für Badende. Brāūt-. Chōr- [3]: weißleinenes Oberkleid, das katholische Geistliche beim Gottesdienst im Chor tragen, vgl. Chorrock. Fēūer- [4c]: mit Schwefel und Pulver überzogne Leinwandstücke, die ans feindliche zu verbrennende Schiff befestigt werden. Frāūen-. Fūhrmanns- [3]: Kittel, Blouse. Fútter- [3]: Kamisol (veralt.). Gä́rtner- [3]: Kittel, wie ihn Gärtner tragen. W. 20, 289. Hálb-, Háls-: das nur den Oberleib bedeckt. Hírten- [3]: Hirthemdeli an, | bunt Bänderli dran. Werner Febr. 31 etc. Káftan- [3]: In weiten K–n | träge Turbanträger. Freiligrath 1, 55. Kínder-.
Kíttel-: Frauen-H. ohne Lätzchen u. Gehre, auch Leib-H., im Ggstz. der Lätzchen-H–n, mit besonders zusammengereihtem Oberleib.
Kútscher-: Fuhrmanns-H. Hagen Nov. 136. Mánns-.
Márter-: wie es den zu verbrennenden Ketzern angezogen wurde. H. Ph. 13, 285, s. Sünder-H.
Manschétten-: mit Manschetten dran. Sch. 192a.
Méß-: vgl. Meßgewand u. Chorhemde.
Nácht-: Nachts im Bett zu tragen.
Nêbel-: Die Berge .. in den weißen N–n, | die der Morgenwind bewegt. Heine Tr. 51. Néssus- [3]: Mythol., vgl. Ramler Myth. 310 etc.
Nōth-: ein durch Zauber fest oder unverwundlich machendes Hemde. Uhland 405.
Ober-: feinres über dem gewöhnlichen oder Unter-H., versch. Über-H.
Pánzer-: ein Hemd aus Drahtgeflecht, als Schutz an Panzersstatt. G. 28, 178; Streckfuß Rol. 16, 54.
Pāthen-: Wester-H.
Plä́tt-: Frauen- H. mit Armeln von feiner Leinwand.
Shírting-: aus Shirting.
Spítzen-: mit Spitzen besetzt.
Stérbe-: worin Einer begraben wird, Todten-H., Sterbekittel. Sünder- [3]: Im S–chen Kirchenbuß thun. G. 11, 156; Im Armen-S–e Kirchenbuße. Willkomm Pomm. 1, 194.
Tāg-: s. Nacht- H.
Tōdten-: Sterbe-H.: Ihre weißen T–e flatterten im Winde. Heine Reis. 1, 132.
Über-: Blouse, Kittel: Trug ein Ü. wie ein Fuhrmann. Gutzkow R. 3, 122, versch. Ober-H.
Unter-: s. Ober-H.
Vōr-: ein nur die Brust bedeckender über das Hemde zu bindender Ersatz des Oberhemds, Chemisett, vgl. Jammerlappen. Wáffen- [3]: Gewand über dem Panzer. Simrock N. 408.
Wéster-: das Gewand, das der Täufling bei der Taufe anhat. Matthesius Prof. 48; Den zarten Säugling mit einem W–lein angethan. Musäus M. 2, 160; Die Freundschaft wird dir heut ein W. anziehn, | in welchem du auch sollt auf Neu geboren werden. Mühlpforth 2, 13; Das W–e war ein Zeichen, | daß du nunmehr von Sünden rein. Leich. 195 etc., vgl. Frisch 2, 444 und namentl. Schm. 4, 192; ebenso Westerhut, auch = Glückshaube (s. d. u. Schafhaut).