Faksimile 0737 | Seite 729
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heimisch
Hēīmiſch, a.: an einem Ort daheim ſeiend, zum
Heim (ſ. d. I.), zum Heimweſen, Heimatsland ꝛc. ge-
hörig, das Heim bildend, ihm gleich oder ähnlich ꝛc.
(vgl. heimatlich), Ggſtz. fremd: Es muthete ihn h. an.
Auerbach Leb. 2, 53; Da biſt du nun, Gräflein, da biſt du
zu Haus, | das H–e findeſt du ſchlimmer. G. 1, 156; Trat
in die Wohnung der Frauen und fand ſie nichth. [gewöhnl.:
daheim]. 5, 150; Wer hat mächtiger hingezogen in das
ihm geiſtig h–e Land? Humboldt K. 2, 75; Ein finſterer
Asket, wildfremd auf Erden, | nur h. im Entſagen. Lenau
A. 96; H. [anheimelnd] war’s dort. Scheffel Tr. 138;
Wo die alte Treue h. wohnt. Sch. 534a; Daß die Hohe h.
werde | in dem neuen Vaterland. 554a; In der Fremdlinge
Land tragend den h–en Fleiß. 76a; H–er anmuthend. Stahr
It. 2, 452; In die Stellung hingebückt, | die unter Zäunen
h. [gewöhnlich] iſt. Uhland 494; Ob noch h. bei uns ahn-
liche Tugend ſei. V. 3, 6; Jene trug die Gebärde der Fremd-
lingin, Dieſe war h. | anzuſchaun. Moſch. 2, 10 ꝛc.
Anm. Über das zugehörige Hw.: Im heitern Gefühl
der Heimiſchkeit. Gervinus Lit. 5, 130, ſtatt des gw.:
des H.-Seins, vgl. Parteiiſch, Anm. In Sachſen und
Franken: H–e Trauben, Art leichtfaulender grüner Trauben.
Adelung. Mundartl. = zahm (Ggſtz. wild). Schm. und
Friſch, wie heimlich, aber auch wie dies = verſteckt,
heimtückiſch: H. durch weibliche Liſt ermordet. Schaidenreißer
14b; Die Werber wegwarten, des Willens, ihn h. hinzurich-
ten. 59b ꝛc.
Zſſtzg. z. B.: Ab-: Ggſtz. an-h. (veralt.).
An-: veralt., ſ. Anheimig: Wie aber .. fremde, ſelt-
ſame und ausländiſche Ding am wertheſten und anmuthig-
ſten ſind, obgleich wohl die a. Ding viel herrlicher ꝛc. Stumpf
III ꝛc., ſ. Grimm und Schm. Āūs-: Ggſtz. von an-
und ein-h.: Wenn fremde Völkerſchaften Dasjenige ſich an-
eignen, was wir ſelbſt innerhalb unſeres Kreiſes Originelles
hervorgebracht, ſo iſt es doch nicht von geringerer Bedeutung,
wenn Fremde auch das A–e bei uns zu ſuchen haben .. So
wird der A–e bei uns in kurzer Zeit zu Markte gehen müſſen.
G. 31, 306; Wenn das Herz nicht nöthig hat, a. zu ſein,
daß es ihm wohl werde. Stein 2, 203: In einem a–en
Steine. Koſegarten Rh. 2, 116; Alle unſre Freunde .. ſind
noch a. [verreiſt]. Stahr Jahr. 1, 20; Alſo bin a. auch ich
[„Ich auch wandre der Heimat entfernt“. 3te Ausg.]. V.
Od. 15, 271; A-e [erotiſche] Pflanzen ꝛc. Eīn-: in
einem Ort, Haus, Land ꝛc. daheim, Ggſtz. fremd, aus-
ländiſch, auch: E–er [oder Bürger-] Krieg ꝛc.; E–e
Künſtler. Baggeſen 2, 363; Daß ihr [dieſer Stadt] dieſes
Mittel nicht ausſchließlich e. [eigen] war. Lichtenberg 5,
231; Die griechiſche Poeſie .., weil ſie e–e Scenen malte
und e–e Thaten verewigte. Sch. 1132b; Seit dieſem Abend
war der .. Geſell in der Familie e–er. Zſchokke 1, 327 ꝛc.
Durch ein Zeugma auch ſt. ,,in“ m. ,,mit“: Daß er mit
dem großen und feineren Weltlauf e. und innig bekannt ge-
weſen. H. 13, 206. Veralt.: E. ſein, ſtatt zu Hauſe,
daheim. Schweinichen 3, 121; 2, 139 u. o., ferner ſtatt
zahm, als Ggſtz. von wild. Zinkgräf 3, 34; Nbnf. In-h.
1, 127; 237; 238; Berlichingen 12 ꝛc. Un-: keine
Heimat habend oder aus der Heimat entfernt; fremd;
ſich fremd fühlend (gewöhnl. unheimlich): Ein einge-
drungen- | U–er im Minnereich. Daumer H. 2, 15; Mir
ward zwar auch etwas un-h., nicht vor Geiſtern, ſondern vor
Straßenräubern. Seume Sp. 115; 334; Sie fühlte ſich
fremd unter den Nächſten, un-h. in ihrem Hauſe. Tieck N. 2,
24; Uns U–e ſahſt du [und gabſt uns eine Heimath]. V. 3, 29.