Faksimile 0733 | Seite 725
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Heil
II. Hēīl, n., –(e)s; 0; -, –s-: 1) Geſundheit und
Herſtellung derſelben: Der Arzt, der .. . | dem Kranken
H., dem Wunden Lindrung ſchafft. G. 12, 116, ſelten,
häufiger: 2) der Zuſtand des Wohlergehns im Allgm.,
der Rettung und Befreiung von etwas Verderblichem,
das Wohl Zerſtörendem; das Einen und ſeine Wohl-
fahrt Fördernde, zu ſeinem Beſten Gereichende, Ggſtz.:
Verderben (ſ. Un-H.), vgl. Glück, Glückſeligkeit ꝛc.:
Einem Glück und H., Segen und H., H. und Gedeihn wün-
ſchen; Das ewige H.; Das gereicht dir zum H.; Sein H. wo,
in Etwas verſuchen; Hier blüht ihm kein H.; Man muß die
Welt zu ihrem H. betrügen. Chamiſſo 4, 167; Zum Bühle
da rettet euch! ... Allen iſt H.G. 1, 147; Geb Amor Glück
und H.! 8, 30; Dort hoff’ ich H., du wirſt mich nicht ver-
ſtoßen. 13, 305; 265; Wege, die anſtatt zum H., vielmehr
zum Verderben führen. 22, 224; Da der Griechen Schiffe
brannten, | war in deinem Arm das H. Sch. 53b ꝛc. Oft
auch als Anrede einer Perſon dann auch einer Sache
Heil, Segen und Gedeihn zu wünſchen: H. dir o Jung-
frau! ... Dreifaches H. dir! Sch. 499; H. dir, Makbeth!
H. dir, Than von Glamis! 558a; Verderben Allen, die es
höhnen! | H., wer ihm Leib und Seele weiht. Arndt (Ausw.
d. L. 13); H. dem erquickenden Schatten der Palme, | wo ſie
gebar! Platen 1, 347; H. ſei dem Tag, an dem du uns er-
ſchienen ꝛc. 3) (vgl. Glück) das das Heil Bewirkende,
ſo nam. auch von einer Perſon, der Urheber, Spender
des Heils: Dieſer Umſtand, ſein Verderben war mein H.;
Der Herr iſt mein Licht und mein H. Pſ. 27, 1 ꝛc. So
auch in Namen von Heilpflanzen (ſ. 1), z.B.: H. aller
Wunden, Sedum telephium; H. aller Schäden, H. aller
Welt, Veronica officinalis u. andre Pflanzen(ſ. Nemnich).
Anm. S. I. Ahd. heil, das neben der Bed.: „Wohl-
fahrt“ (heilî) auch die der Vorbedeutung hat, vgl. Heillos.
Mz. unüblich, vgl. Glück und Un-H.
Zſſtzg. z. B.: Brāūn-: ſ. Gauch-H. 2.
Gárt- [3]: Pflanzen, 1) Hypericum. 2) Ascy-
rum. Gāūch- [3]: Pfl., 1) Anagallis arvensis,
Acker-G., auch Gecken-, (Goch-, Joch-), Narren-, Grund-
H. 2) Prunella vulgaris, auch Gott-, Selbſt- und,
als Umdeutung von Brunelle, Braun-H. 3) Vero-
nica beccabunga, auch Waſſer-G., Waſſer-, Welk-H.
Gíft- [3]: Pfl., Aconitum anthora. Gótt-:
Gauch-H. 2. Grúnd-, Jóch-: Gauch-H. 1.
Krä́tz- [3]: Pfl., Fumaria officinalis. Mén-
ſchen- [2]: G. 10, 272. Nárren-: Gauch-H. 1.
Nēūn- [3]: Lycopodium clavatum, Bärlapp
(ſ. d.). Hebel 8, 249. Sēēlen- [2]: Zum S. der
Frommen. W. 11, 232 ꝛc. Sélbſt-: Gauch-H. 2.
Un-: das Einen treffende Übel, inſofern es das
Heil, den erwünſchten Zuſtand gefährdet, ſtört oder zer-
ſtört: U. anrichten, brüten, drohen, ſinnen, ſtiften, verkünden;
Hierdurch entſtand nun zwar kein Unglück (ſ. d.), aber ein
lächerliches U. G. 20, 243; Daß Wahrheit ſo wenig als
Glück einen dauerhaften Sitz auf der Erde gewinnen können,
da dieſes mit manchem U., jene mit manchem Irrthum be-
ſtändig abzuwechſeln hat. 39, 212; Als er, ohne das mindeſte
Gefühl, wo er ſich befinde, in die wunderlichſten Reden aus-
brach, ... nach Überzeugung der Geſellſchaft höchſt läſterlich.
[Wir] ... ſuchten Mittel gegen dieſes U., die Verſtimmung
jedoch konnte nicht geheilt werden. 22, 211; Den Weg des
U–s und der Verderbnis gehen. Kompert Böhm. 137; Die
verderblich Schnellen | ſind auf, das U. durch die Welt zu
tragen. Lenau A. 62; Aus dem U. ſchleudert in neues Schreck-
nis | dich ein Gott ſtets. Platen 2, 201; In ſchrecklichem,
diesmal ganz unerwartetem Kriegs-U. G. 25, 114; O du
Welt-U., o du Schickſalstag! Platen 4, 27 ꝛc. Zuw.
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