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Hefe Hefen
Hêfe, f.; –n; –n- (Hêfen, m., –s; uv.): das aus
einer zuckerhaltigen Flüſſigkeit durch Weingärung ab-
geſonderte Ferment oder Gärungsmittel, Bärme,
Gäſcht, im weitern Sinne auch der Bodenſatz einer
Flüſſigkeit (ſ. Ol-H.), oft übertr.: Das Bier, den Wein
auf den H–n liegen laſſen, von den H–n ziehn; Etwas bis
auf die H. [Neige] trinken; Die H–n austrinken, ausſaufen
(bibl.), die unangenehmen Folgen eines Genuſſes er-
fahren; Auf ſeinen H–n ſtille liegen. Jer. 48, 11; Zeph.
1, 12, in unerſchütterter Ruhe und Sicherheit leben;
Die H. [die niedrigſten, ſchlechteſten Schichten] des Volks;
Jeder Luſtpokal hat ſeine Hef’ am Grunde. Geibel Jun. 221;
In der H. menſchlicher Natur ſeine Nahrung finden. G. 33,
89; Wein, .. in dem des H–ns Aufruhr tobt. Hagedorn 3,
48; Goſſen etwas lateiniſchen H–n zu. Hippel Ehe 130;
Wenn unſre H. geſunken ſei, verwandle ſich in edlen Freuden-
wein das gärende Leben. Hölderlin H. 1, 104; Meiner Pein |
geſunkne H–n aufzurühren [die Pein aufs Neue zu erregen].
Nicolai 2, 89; Ich hab’ euch früher trüben Wein gemiſcht, |
die H. ſank, ich biete klaren dar. Platen 2, 59; Die H. ge-
ſchöpft, zu zeigen, wie ſchlecht der Wein. 4, 194; Leerte die
Schalen des Überfluſſes bis an die H–n des Überdruſſes.
Rückert Mak. 1, 91; Daß der arme Teufel mit ſeiner Börſe
auf den H–n [auf der Neige, faſt zu Ende] war. Seume
Sp. 172; Sein Herz, von H–n rein, | wird geiſtig nur,
nicht ſauer. V. 3, 222 ꝛc.
Anm. Ahd. hefo, mhd. hefe (masc., wie noch bei
Hagedorn und Hippel, ſ. o.) von „heben“, Hebeling bei Spate.
Vgl. Hefel (ſ. Hebel, Anm.) Sauerteig: Höfel. SFrank
LaſtC. 1b; Daß ein wenig Höfelen den ganzen Teig ver-
ſäuret. B. 3b ꝛc.; Hefeln, ſäuern, z. B.: Wohlgehefelt ..
Brot. Ryff Sp. 55; Vor ungehefeltem Brot. ebd.
Zſſtzg. z.B.: Báck-: Bier-H. zum Backen, nam.
des Weißbrots ꝛc., Spund-H. Bīēr-: Sch. 106b.
Brántwein-. Cīder-. Grúnd-: aus
den Fäſſern, wovon das Bier abgezapft worden.
Ober-: Bier-H., die ſich bei der ſogen. Obergärung
auf der Oberfläche, am Spund ſammelt, Spund-H.,
im Ggſtz. zu der unten am Boden ſich ablagernden
Unter-H. Ol-: der nachbleibende Bodenſatz beim
Auspreſſen der Oliven, Oldruſen. Préß-: die be-
hufs längrer Aufbewahrung und der Verſendung ge-
preßte (Back-) H. Schmāl-, Schmálz-,
Schmélz-: (mundartl.) Hauhechel. Spúnd-:
Ober-H. Stéll-: womit Bier geſtellt, d. h. zum
Gären gebracht wird. Unter-: ſ. Ober-H.
Wēīn- ꝛc.