Faksimile 0729 | Seite 721
Hefe Hefen
Hêfe, f.; –n; –n- (Hêfen, m., –s; uv.):
das aus einer zuckerhaltigen Flüssigkeit durch Weingärung abgesonderte Ferment oder Gärungsmittel, Bärme, Gäscht, im weitern Sinne auch der Bodensatz einer Flüssigkeit (s. Ol-H.), oft übertr.: Das Bier, den Wein auf den H–n liegen lassen, von den H–n ziehn; Etwas bis auf die H. [Neige] trinken; Die H–n austrinken, aussaufen (bibl.), die unangenehmen Folgen eines Genusses erfahren; Auf seinen H–n stille liegen. Jer. 48, 11; Zeph. 1, 12, in unerschütterter Ruhe und Sicherheit leben; Die H. [die niedrigsten, schlechtesten Schichten] des Volks; Jeder Lustpokal hat seine Hef’ am Grunde. Geibel Jun. 221; In der H. menschlicher Natur seine Nahrung finden. G. 33, 89; Wein, .. in dem des H–ns Aufruhr tobt. Hagedorn 3, 48; Gossen etwas lateinischen H–n zu. Hippel Ehe 130; Wenn unsre H. gesunken sei, verwandle sich in edlen Freudenwein das gärende Leben. Hölderlin H. 1, 104; Meiner Pein | gesunkne H–n aufzurühren [die Pein aufs Neue zu erregen]. Nicolai 2, 89; Ich hab’ euch früher trüben Wein gemischt, | die H. sank, ich biete klaren dar. Platen 2, 59; Die H. geschöpft, zu zeigen, wie schlecht der Wein. 4, 194; Leerte die Schalen des Überflusses bis an die H–n des Überdrusses. Rückert Mak. 1, 91; Daß der arme Teufel mit seiner Börse auf den H–n [auf der Neige, fast zu Ende] war. Seume Sp. 172; Sein Herz, von H–n rein, | wird geistig nur, nicht sauer. V. 3, 222 etc.
Anm. Ahd. hefo, mhd. hefe (masc., wie noch bei Hagedorn und Hippel, s. o.) von „heben“, Hebeling bei Spate. Vgl. Hefel (s. Hebel, Anm.) Sauerteig: Höfel. SFrank LastC. 1b; Daß ein wenig Höfelen den ganzen Teig versäuret. B. 3b etc.; Hefeln, säuern, z. B.: Wohlgehefelt .. Brot. Ryff Sp. 55; Vor ungehefeltem Brot. ebd.
Zsstzg. z.B.: Báck-: Bier-H. zum Backen, nam. des Weißbrots etc., Spund-H.
Bīēr-: Sch. 106b. Brántwein-. Cīder-.
Grúnd-: aus den Fässern, wovon das Bier abgezapft worden.
Ober-: Bier-H., die sich bei der sogen. Obergärung auf der Oberfläche, am Spund sammelt, Spund-H., im Ggstz. zu der unten am Boden sich ablagernden Unter-H.
Ol-: der nachbleibende Bodensatz beim Auspressen der Oliven, Oldrusen.
Préß-: die behufs längrer Aufbewahrung und der Versendung gepreßte (Back-) H. Schmāl-, Schmálz-, Schmélz-: (mundartl.) Hauhechel.
Spúnd-: Ober-H.
Stéll-: womit Bier gestellt, d. h. zum Gären gebracht wird.
Unter-: s. Ober-H. Wēīn- etc.