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Haut
Hāūt, f.; Häute; Häutchen, lein; -: 1) die der
Form des Umſchloſſenen entſprechende abziehbare bieg-
ſame Umkleidung oder Hülle der organiſchen feſten
Körper oder ihrer Theile z. B. bei Pflanzen: Die den
Samen umſchließenden Häute; Die H. an der Rinde des Sten-
gels; Die Häute einer Zwiebel ꝛc., ferner in Bezug auf den
thieriſchen und ſomit auch auf den menſchlichen Körper:
Die Häute, die das Gehirn, die die Knochen ꝛc. umkleiden
ꝛc., nam. auch die natürliche Umkleidung des ganzen
Körpers, die freilich ſelbſt wieder aus mehrern über
einander liegenden Häuten (ſ. Zſſtzg.) beſteht, von denen
man bald die eine, bald die andre, häufig aber ſie in
ihrer Geſammtheit als H. bez.: Wenn man ſich verbrennt,
nach manchen Krankheiten geht die H. [Ober-H.] ab;
Eine weiche, glatte, geſchmeidige, eine harte, rauhe, ſpröde
H.; Einem Thier die H. abziehen; Eine H. gärben, zu Leder
ꝛc. Zu bemerken iſt beſ. der Unterſchied von H.,
Fell (ſ. d.) und Balg (ſ. d.), welche beide letztern von
der Umkleidung innerer Theile im Allgm. nicht und
von der Bedeckung des menſchl. Leibes nicht ohne Neben-
ſinn gelten. Ferner bez. Balg (ſ. d. 2) die H. aller
Thiere, welche ganz d. h. ohne Aufſchneiden unterm
Bauch abgeſtreift werden oder die H. ſelbſt abſtreifen,
Fell (ſ. d. 4) von den nicht abgeſtreiften oder aus-
gewirkten Thierdecken wenigſtens im techn. Sinn meiſt
nur die kleinern, während H. im weitern Sinne für
alle Bälge und Felle, im engern aber nam. für die
thieriſchen Bekleidungen gilt, denen nicht die Bez. Balg
oder Fell zukommt, und zwar ſowohl mit als ohne
Haar, im rohen wie im gegärbten Zuſtand, z. B.:
Bären-, Büffel-, Elents-, Elephanten-, Kuh-, Löwen-, Ochſen-,
Pferde-, Rinds-, Roß-H. ꝛc.; Gegärbte oder rohe und zwar
grüne oder getrocknete, wie die Buenos-Ayres- oder geſalzene,
wie die Pernambuk-Häute ꝛc. Sprchw.: a) (alliterie-
rend) H. und Haar Einem abziehn. 2. Macc. 7, 7; H. und
Haar, im deutſchen Recht früher die Strafe des Aus-
hauens, womit das Scheeren des Haars verbunden war.
Haltaus 852; Schm.; Zu H. und Haar richten. Möſer Ph. 2,
329 ff.; 4, 197; Damit man nicht denke, es gelte H. und
Haar [Kopf und Kragen ꝛc., ſ. o.]. G. Lav. 98 ꝛc.; Mit
H. und Haar [ganz und gar, ohne Ausnahme] freſſen
(G. 3, 135), auf die Anatomie verhandelt (Sch. 120a),
ſich dem Teufel verſchreiben (Chamiſſo), in eine fremde
Natur hineinſpringen (Gutzkow R. 6, 228) ꝛc.; Was hilft
Flickens und Plätzens am Pelz, da H. und Haar nicht gut iſt!
Schottel 1119a ꝛc.; Etwas geht Einen von H. und Haar
[durchaus] Nichts an. Spindler St. 1, 16; Vogt Oc. 2, 150
ꝛc. b) Mit heiler H. davon kommen (vgl. 3), unver-
letzt, mit einem blauen Auge ꝛc. G. 19, 91; Platen
7, 31; W. 11, 72; 13, 192; 21, 329 ꝛc., auch: Sind
in heiler H. | ſchon wieder hier. 12, 41 ꝛc., zuw. auch
ohne Alliteration: Mit ganzer H. davon kommen. 13, 133;
Fiſchart B. 68b ꝛc. Ferner: Ein Geſchwür aus heiler H.,
ohne Verwundung, ohne äußern Anlaß ꝛc. und ſo
übertr.: In einem ... Trauerſpiel, wo eine von den Haupt-
perſonen ganz aus heiler H. ſtarb. L. 7, 11; Wie greulich
und gräßlich ſein Ausſtreichen der erſten Scene im Lear, wo-
durch die beiden Töchter aus heiler H. unnatürlich erſcheinen.
HVoß JP. 95 ꝛc. c) Er iſt Nichts als H. und Knochen,
fleiſchlos, von einem ſehr Magern; Man kann ihm die
Knochen, die Rippen durch die H. ſehn (zählen); Daß ſie kaum
in H. und Knochen noch hangen. V. Ländl. 1, 150 ꝛc. So
„H. und Bein“ zuſammengefaſſt als neutr. (vgl. Hab
und Gut ꝛc.) von einem alten Weib, das ſchon faſt ein
Gerippe iſt: Daß dieſes H. und Bein | der langen Jammers-
zeit nicht ſollte müde ſein. Rachel 6, 533. Der Kummer
ſetzt ſich nicht in die H., er ſetzt ſich in die Knochen, dringt
90
tief ein (vgl. d); Es iſt Nichts in der H. [in der äußern
Erſcheinung], | was nicht im Knochen [im Jnnern be-
gründet] iſt. G. 2, 189 ꝛc. d) (ſ. c) H., die Ober-
fläche: Jene [Kränkung] dringt | ins tiefſte Mark und die-
ſer [Schimpf] ritzt die H. G. 13, 193 und danach zuw.
übertr.: Geringer Unterſcheid, der in der H. nur lieget, |
nicht in das Innre dringt. Haller 156; Die Freude .. iſt nicht,
was ſie ſcheinet; | ſie ſitzt nur auf der H. 198 (Bodmer); Als-
wie der Sonne Pfeil prallt ab vom Felsgeſtein | und an der
obern H. erhitzt er ihn allein. Rückert Roſt. 89b ꝛc. e)
Sich die H. [den Wanſt] voll ſchlagen, mit Eſſen; auch:
Jeder Hansnarr ſchlägt ſich die H. voll. Tieck Cymb. 2, 1,
ficht nach Herzensluſt, ſoviel er will; Der Biſchof von
Chur, dem aber die H. darob voll geſchlagen ward. Stumpf
392b; Einem die H. voll lügen, ihn tüchtig belügen ꝛc.,
vgl.: Wenn ihr einmal hautſatt zu lachen Luſt habt. FMüller
F. 29 ꝛc. f) Einem juckt die H. [das Fell, der Buckel],
er ſcheint ſich nach Schlägen ꝛc. zu ſehnen. g) Die
H. ſchau(d)ert Einem, es überläuft Einen kalt, vergl.:
Wenn bei der Ballade nicht Jedem es kalt über die H. laufen
muß. B. 464b; Das wie die Schweizer Bergkartauſe | mit
Gänſeſtoppeln ſchon die H. | Dem überzieht, der es beſchaut.
Göckingk 1, 72 und ſ. Gänſe-H. h) Die H. iſt allweg
näher als das Hemd. Gotthelf Sch. 308; G. 207, vgl.:
Das Hemde iſt mir näher als der Rock ꝛc. i) Eine
dicke H. [ein dickes Fell] haben, unempfindlich ſein; Die
Deutſchen haben eine Elephanten-H., zarten Kitzel fühlen ſie
nicht. Börne 2, 447; Hätt ſo viel Häut’ um’s Herze ring, |
daß er nicht ſpürt, mit wem er ging. G. 2, 147; Daß mit-
ten in all dem Nichts ſich doch wieder ſoviele Häute von mei-
nem Herzen löſen. G. Stolb. 100 ꝛc. k) Daß die Welt
doch will bleiben wie ſie iſt und läſſet ihr die alte H. nicht
ausziehen. Luther 5, 534a; Wieder in die alte H. ſchliefen,
ſchlüpfen, wieder in die alten Fehler verfallen ꝛc.; Wie
heut zu Tage die Engländer leicht und frivol zu werden ſuchen
und in jene Affen-H. hineinkriechen, die jetzt die Franzoſen von
ſich abſtreifen. Heine Reiſ. 4, 174 ꝛc., vgl. p. l) Aus
fremder H. iſt gut Riemen ſchneiden, aus fremder Kaſſe hat
man gut freigebig ſein. m) Die H. des Bären (ſ. d.)
verkaufen, ehe man ihn gefangen. n) Einem die H. über
die Ohren ziehn. G. 9, 8 ꝛc. oder abſtreifen. Weidner
56 ꝛc., ihn ſchinden, unbarmherzig behandeln, plündern
ꝛc. o) Seine H. ſelbſt zu Markt tragen, für ſein Thun
ſelbſt einſtehen, den Schlägen und unangenehmen Fol-
gen, die Einen dafür treffen können, ſich nicht entziehn;
Er war kein anonymer Skribler und brachte immer die eigene
H. zu Markte. Heine B. 284 ꝛc., vgl.: Wenn ſie Das Alles
derb an eigner H. erfahren. G. 12, 90; [Der Arzt] möchte
auch wieder mit unſerer armen Schweſter H. ſeine Erfahrun-
gen erweitern. 8, 167 ꝛc. Darum hab’ ich meine H.
[Perſon, Leben, vgl. 2] dem Kaiſer verhandelt. Sch. 322a;
Mit der H. bezahlen, büßen; Das gilt die H. (ſ. b); Seine
H. vertheidigen, ſich ſeiner H. wehren; Seine H. theuer ver-
kaufen, ſich tapfer wehrend dem Feind empfindlichen
Schaden bereiten; Seiner H. wahren (Werner Oſtſ. 1, 39),
wahrnehmen (Weidner 71), ſich retten; Der Schuft be-
trügt uns und rettet ſeine H. Ruge Rev. 1, 103 ꝛc. p)
Er iſt doch der Schönſte in ſeiner H., ſcherzh. von einem
Häßlichen; Er ſteckt in keiner geſunden (guten) H., ſein
Körper enthält ungeſunde Säfte ꝛc.; Ich möchte nicht in
ſeiner H. ſtecken, nicht an ſeiner Stelle, nicht er ſein; Ich
ſtecke nicht in deiner H., Bojar; Lügen ſind nicht meine Sache.
Bodenſtedt 2, 390; Der Dämon ſteckt in unſrer eignen H.,
du biſt dein Teufel oder Engel. W. 11, 183 ꝛc. Er ſteckt
in einer Schelm-, Schalks-H. ꝛc., iſt ein Schelm, Schalk
ꝛc., vgl.: Sich in einen Schelm wickeln. Veit trägt
eine Flegelkapp’ über einer Knebel-H. Logau ſ. L. 5, 327;
Scheinheiligkeit .. verkauft Manchen für einen frommen
Mann, der ſonſt ein Bub’ in der H. [durch und durch] iſt.
Weidner 180 ꝛc. (ſ. Schm.); Dem iſt es ſchlecht in ſeiner H.
[zu Muthe], | der in den eignen Buſen ſchaut. G. 3, 87;
Dem es auch nicht ganz wohl in ſeiner H. zu ſein ſchien. 23,
389; Dem’s ganz leidlich in ſeiner H. iſt, weil ꝛc. Merck’s
Br. 2, 200; Mörike N. 352; War mein Herze gar leichte
und fröhlich und mir dauchte, wie ich in eine andre, fröhliche
H. wär kommen. Schweinichen 1, 99; Dem Mann wird’s
eng’ in ſeiner H. W. 11, 17; 226; Einem die H. zu enge
machen. 15, 200; Dem Mann .. iſt’s in der H. ſo bang. 12,
72; Das Gefühl, das ihn von Hauſe weggetrieben, | treibt
ihn beinah aus ſeiner H. 57; Ich möchte vor Ungeduld aus
der H. fahren, vor Zorn, vor Freude aus der H. ſpringen ꝛc.,
vgl. außer ſich ſein ꝛc. q) Durchnäſſt bis auf die H.
[durch und durch]. W. 20, 190 ꝛc. r) Einem auf die
H. greifen (Stumpf 270b ꝛc.), ſchon näher an ſeine H.
kommen. Klencke Gſp. 3, 239 ꝛc., ihm empfindlich zu
Leibe rücken ꝛc. s) Sich auf die faule H. (Auerbach D.
4, 190 ꝛc.), ſich auf die faule Bären-H. (Rahel 1, 408)
legen; Wann du dich auf der H. des Müßigganges ſtreckeſt.
Canitz 279 ꝛc.; Im Miſte zu ſauern | auf fauler H. Abſchatz.
2) H. zuw. = Perſon, wie Fell und Balg, doch
nicht ſowohl wie dieſe in verächtlichem Sinn als in dem
der anerkennenden Theilnahme, des Mitgefühls ꝛc.:
Du alte treue H.! Beck Arm. 91; Die alte ehrliche H. von
vergnügtem Kleinbürger. Droyſen A. 3, 216; Der übrigens
noch eine ganz gute ehrliche H. iſt. Engel 12, 37; Ein ſo
braver Mann, daß man ſagen möchte: eine ehrliche deutſche
H. G. 23, 120; Eine gutmüthige (Gotthelf Sch. 361), eine
dumme, alte, wohlwollende (Holtei Menſch 2, 5), wunderliche
(L. 1, 269) H.; Die gute H., der Laienbruder. L. Nath. 5,
4 ꝛc. Ferner hergenommen von den Weinſchläuchen ꝛc.:
Die alten verpichten [ſ. d.] Häute. Gotthelf U. 2, 34, die
immerfort eſſen und trinken können. 3) übertr. auf
eine künſtliche Umkleidung, z. B.: Dieſes ungeheure
Modell bis auf die letzte H. fertig gebracht. G. 29, 157 ꝛc.,
nam. die Planken, mit denen die Außenſeite des Schiffs
bekleidet iſt (ſ. Spicker-H.): Dennoch kamen wir [unſer
Schiff] mit geſprungner H. und ein paar gebrochnen Sten-
gen davon. Koſegarten Rh. 2 65, vgl. 1b. 4) die ſich
über Flüſſigkeiten nam. durch Verdunſtung bildende
dünne Decke: Die Milch überzieht ſich beim Kochen mit
einer H.; Die Dinte überzieht ſich mit einer H. von Schim-
mel ꝛc.
Anm. Ahd., mhd. hût, dem lat. cutis entſpricht, vgl.
Hut, Hütte. S. auch Schm. 2, 255.
Zſſtzg. unerſchöpflich nach dem durch die H. Be-
deckten, ſei dies nun z. B. ein Thier ꝛc. (ſ. 1a), z. B.
auch Fiſch-, Aal-, Schlangen-, Menſchen-H. ꝛc., oder nur
ein Theil, z. B.: Bauch-, Bein- oder Knochen-, Darm-,
Gaumen-, Hirn-, Kopf-, Naſen-, Nieren-, Schal-, Schnabel-,
Stirn-H. ꝛc., ferner z. B. bei Pflanzen: Kern-, Samen-,
Zwiebel-H. ꝛc.; ferner (ſ. 4): Milch-H. Gotthelf G. 95ꝛc.;
zuw. auch ein Weſen mit ſo oder ſo beſchaffner H.,
z. B.: Dick-, Dünn-H. (ſ. -Häuter), nam. Roth-H. oft
ſtatt Indianer, z. B. Freiligrath Pol. 2, 54 ꝛc., ſ. ferner
1i, k u. p, u. vgl. die Zſſtzg. von Leder (ſ. 1a u. Fell
4b), das im Verhältnis H. Kollektiv- und Stoffname
iſt: Sohlleder war auf der Meſſe theuer; Eine Sohlhaut,
Blank-, Fahl-, Verdeck-, Wild-H. ꝛc.; Büffel-H,; ſo auch:
Fall- und Schlacht-Häute, jenachdem ſie von Fall-
oder Schlachtvieh herrühren u. ä. m. Außerdem:
Āder-: 1) Über der harten Haut (tunica sclerotica) iſt
im Innern des Auges die A. (tunica choroidea) ausgebreitet
und über dieſer endlich liegt die Netz-H. (retina), welche nur
eine Ausbreitung des Sehnerven iſt. 2) meiſt verkl.:
die äußerſte den Fötus umgebende Haut, Leder-H.,
Chorion. Āthem-: zum Athmen dienende Haut.
Oken 4, 163; 570. Bǟren-: die Haut eines Bä-
ren: Auf der (faulen) B. liegen [1s], hergenommen von
den alten Deutſchen, die ſo in Friedenszeiten der Ruhe
pflegten; Er ſcherzt dann gleichſam über ihre temporelle B.
[die ſie entſtellt ꝛc.]. Heine Troll XII. Ferner ſ. [1m]
Zinkgräf 1, 56, und dazu wohl auch (veralt.): Die drei-
zehnte B. verkaufen. Luther 1, 196a. Bínde-: Die
B. (tunica conjunctiva) der Augen war bei Allen ebenfalls
mit Blut unterlaufen. Humboldt KlSchr. 1, 149, die durch-
ſichtige die Augenlieder mit dem Augapfel verbindende
Haut. Blátt-: Blatthäutchen, Blattzüngelchen, Binde,
ligula, die Verlängrung der Scheide am Grunde der
Grasblätter. G. 36, 25 ꝛc. Blínz-: eine durch
Verdopplung der Bindehaut ſich im innern Augen-
winkel bildende breite Hautfalte, Membrana nictitans.
Eī-: Haut unter der Schale des Eis, namentl.
auch die häutige Umhüllung des Fötus. Fāſer-:
ohne Nerven und mit wenigen Gefäßen, z.B. zur Um-
kleidung innerer Gebilde, wie die harte Hirnhaut ꝛc.
Fétt-: 1) die innerſte Lage der allgemeinen Kör-
perbedeckung, unter der eigentlichen oder Leder-H., ſ.
Zell-H. 2) die mit vielem Fett angefüllte Nieren-H.
3) [4] z. B. die ſich auf der Milch anſetzende Decke
aus Fett-Theilen. Fíſch-: die Haut eines Fiſches,
namentl. die zum Polieren dienende ſcharfe des Engel-
fiſches: Der mit F. und Eischen überglättete Abguß. Riemer
G. 1, 302. Flēīſch-: 1) Fett-H. 1, ſ. Zell-H.
2) Hautmuskel. 3) die innre die Hoden umgebende
Haut im Hodenſack, Tunica dartos. 4) (Botan.)
eine die Kernhaut einſchließende oder ihren äußern
Theil bildende Haut, Sarcodermis. Gä́nſe-: die
Haut einer Gans; von der gerupften namentl. übertr.
auf die menſchliche, ſ. [1g], beim Gefühl des Schau-
derns: Eine G. kriegen; Es fährt einem eine G. über den
Leib; Ich empfand alsbald ein kaltes | Mißgefühl, als über-
zöge | eine G. die Glieder. Heine Tr. 128; Wir haben Alle
in Gänſehäuten dageſeſſen, ſo abſcheulich iſt uns zu Muth
geworden. Tieck N. 7, 91 ꝛc. Gebūrts-: Glücks-H.
Gefǟß-: eine Haut, inſofern ſie Blut- oder
Lymphgefäße an Nachbartheile befeſtigt, oder ſehr gefäß-
reich iſt, wie z.B. die Ader-H. (1 u. 2), ſ. Zell-H.
Gêgen-: bei den Pergamentmachern eine Haut zwi-
ſchen dem Pergament und der Unterlage im Rahmen.
Glücks-: die Eihaut (ſ. Schaf-H.), wenn ſie bei
der Geburt nicht zerreißt, was Glück bedeuten ſoll, ſ.
auch Glückshaube, -Helm: In einem Glückshäutchen gebo-
ren. Auerbach D. 1, 517; Muß ein Sonntagskind wohl ſein|
und auf Glückeshaut geboren. Chamiſſo 3, 200, vgl. Grimm
M. 222 ꝛc. Góldſchläger-: aus der äußern Haut
des Blinddarms der Ochſen, wozwiſchen die Gold-
ſchläger das Gold zu Blattgold ſchlagen. Grínd-:
die ſich über Grind, Ausſchlag ꝛc. bildende Haut.
Hänge-: eine ſchlaff herabhangende Haut. Hárn-:
1) die mittlere der drei Häuteumkleidungen des Fötus.
2) [4] Haut, die ſich auf dem Urin bildet, wenn er
längre Zeit ſteht, Urin-H. Hórn-: eine hornartige
Haut: Siegfried bekam durch das Baden im Drachenblut
eine H. ꝛc., ſo namentl. der durchſichtige Theil (Cornea)
der den Augapfel umſchließenden „harten Haut“
(tunica sclerotica). Júngfern-: die Mutter-
ſcheidenklappe, Hymen, eine halbmondförmige, quer
vor der Offnung der Harnröhre liegende Verdopplung
der Schleimhaut in der Mitte der Mutterſcheide,
deren Vorhandenſein vielfach als Zeichen unverletzter
Jungfernſchaft gilt, Jungfernſchloß ꝛc. Kä́lber-:
meiſt Kalbfell, doch ſprchw.: Man trägt mehr Kälber-
häute auf den Markt als Ochſenhäute. Auerbach D. 4, 147 ꝛc.,
es ſterben mehr Kinder als Erwachsne. Kérn-:
Botan., die innre den Kern einſchließende Haut des
Samens, Endopleura ꝛc.; bei den Gärbern auch eine
kernige, feſte Haut ꝛc. Kryſtáll- [4]: die ſich in
einer Flüſſigkeit aus Kryſtallen an der Oberfläche bil-
dende Haut. Kúpfer-: 1) kupferfarbne Haut.
2) ſ. Spicker-H. Lêder-: 1) die eigentliche Kör-
perbedeckung, die zwiſchen der Fett- und der Netz-H.
liegende Umkleidung des Körpers, ſ. Zell-H. 2) L.
des Eies, Ader-H. (ſ. d. 2). 3) lederharte Haut: So
ſammetweiche Händchen hat er ſein Lebtag nicht in ſeiner alten
L. gehabt. Gutzkow R. 7, 434, Ggſtz. Sammet-H. ꝛc.
Līlien-: lilienweiße H.: Die ſammtene L. B. 61b.
Lȫwen-: ſprchw.: Der Eſel in der L.; Wenn die L.
[offner Muth u. Tapferkeit] nicht gilt, muß der Fuchsbalg
[Liſt] gelten ꝛe. Lúft-: beiOken im Ggſtz. des Darms
oder der ,,Waſſer-H.“ die äußre Haut des Thiers.
Márk-: 1) die das Knochenmark umſchließende innre
Bein-H. 2) die Netz-H. des Auges. Mútter-:
1) Ader-H. (2). 2) Mutterkuchen. Nétz-: eine
netzförmige Haut, z. B. die Darm-H., Peritonaeum,
das Darmnetz, Omentum ꝛc., namentl. aber in der
allgemeinen Körperumkleidung die zwiſchen der eigent-
lichen oder Leder- und der Ober-H. liegende Haut, beſ.
aber im Auge, ſ. Ader-H. 1. Ober-: die oberſte
Haut, Epidermis, im Ggſtz. der untern Haut, ſ.
Netz-H. Ol-: Art geöltes Pergament, wovon ſich
ſelbſt Dinte abwiſchen läſſt. Préß-: Chagrin.
Réchen-: (veralt.) Pergament. Rêgenbogen-:
die hinter der Hornhaut liegende farbige, die Pupille
umgebende Haut im Auge, Iris. Sálz- [4]: Kry-
ſtall-H.: Abdampfung bis zum Salzhäutchen. Sám-
met-: ſammetweiche Haut. Schāf-: im eigent-
lichen Sinn meiſt Schaf-Fell, dagegen gw.: die innerſte
Ei-H. des Fötus, Waſſer-H., Amnion; Zuweilen legt
ſich ein Stück der Sch. unter dem Druck der Mutter feſt auf
den Kopf des Kindes und wird ſo mit dieſem zur Welt ge-
bracht, wo es dann unter dem Namen Weſterhemd, Haube,
Hut, Helm ꝛc. als glückbedeutend gilt. Schēīden-:
die einen Körper wie eine Scheide umgiebt, Tunica
vaginalis. Schlēīm-: eine mit Schleimdrüſen
verſehne Haut, z. B.: Die Sch. in der Naſe ꝛc., ſ. Zot-
ten-H. Schmêêr-: Fett-H. Schnēē-: ſchnee-
weiße H. Schúppen-: mit Schuppen bedeckte H.
Sēh-: eine Haut, inſofern ſie als Sehorgan dient:
Von der einfachen S. der Muſcheln und Ringelwürmer zu
dem Moſaīkauge der Inſekten. Spéck-: Fett-H. ꝛc.:
Das Blut war dunkelroth und ſetzte eine Sp. ab. Rank
Achtſp. 1, 87. Spícker- [3]: eine, ſoweit das
Schiff im Waſſer liegt, auf die Hauptplanken geſpickerte
Bekleidung von föhrnen Planken, ſtatt deren jetzt meiſt
ein Kupferbeſchlag, die „Kupfer-Haut“ dient.
Spínneweben-: eine ſeröſe Haut zwiſchen der har-
ten und der weichen Hirnhaut. Stāūb-: Botan.,
die den Staubſamen tragende Haut der Schwämme,
Hymenium. Trómmel-: meiſt Trommelfell:
Schmaus für unſre T. [vgl. Ohrenſchmaus]. Sch. 133a;
Wie ihr das Wort ans Trommelhäutchen ſchlug. W. 11,
249. Unter-: Ggſtz. der Ober-H. Vōr-: die
die Eichel des männlichen Glieds bedeckende Haut;
bibl. oft übertr., mit Bezug auf die Beſchneidung, auf
das Unreine ꝛc.: So beſchneidet nur eures Herzens V.
5. Moſ. 10, 16 ꝛc. Ferner in Bezug auf die zu eſſen
verbotnen Erſtlinge eines Baums. 3, 19, 23 ꝛc.
Wáchs-: wachsgelbe H., z. B. die weiche ange-
ſchwollne auf der Stirn der Vögel. Wáſſer-:
1) Schaf-H. 2) ſ. Luft-H. Zéll-: Die H. be-
ſteht .. aus 3 Häuten oder Lagen, .. aus der Gefäß- oder
Leder-H., der Fleiſch-H. und der Z., welche mit Fett angefüllt
iſt. Oken 4, 90, ſ. Fett-H. Zótten-: Die Darm-
haut iſt .. inwendig mit der Ober-H. überzogen, welche man
die Schleim-, auch Z. nennt, weil ſie überall wie Sammt mit
feinen Zotten bedeckt iſt. 68.