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Hauf Haufe) Haufen
Hāūf(Hāūfe), m., –(e)s; –en; -; Hāūfen, m., –s; uv.; Häufchen, lein; -:
1) eine Menge (als Gesammtheit) von auf und über einander liegenden Dingen, die meist flexionslos (im Nomin.) daneben stehn, zuw. auch in gehobner Rede im Genit., mit dem Zeitw. in der Ez., auch wenn das den Haufen Bildende nicht kollektiv in der Ez. steht, z. B.: Ein H–en Sand oder Sandes; Ein H–en große(r) Steine liegt auf dem Platz, aber: Der H–en Steine, der da liegt, oder: die da liegen; Ein H–en Geld(es); Ein Häuflein Nüsse etc.
a) H. kann dabei sowohl das unordentlich über einander Liegende als das in Ordnung auf einander Gelegte, Zusammengebrachte bezeichnen, z. B.: Ein H–en Holz, in 89 manchen Gegenden als Maß = ¹ Klafter; Ein H–en Dachschindel, 60 Lagen oder Schichten; Die Steine in H–en legen oder schichten; Das Heu in H–en setzen etc. Ein Häufchen abzuschlagen (ein Spiel der Landleute). Gleim 3, 25 etc.
b) einigermaßen elliptisch (s. c): Etwas auf einen H–en legen, werfen, fegen, scharren etc. = zusammen, eigentl. auf einander, so daß es einen Haufen bildet, vgl.: Sie feget mit den Händen, was da sich Alles regt, | zu H–en in ein Tüchlein. Chamisso 3, 303 (vgl. 2f). So: Die Dornen auf einen H–en [gebracht] anstecken. Jes. 27, 4; Will Trotz bieten Herzog Georgen und seinen Papisten auf einen H–en. Luther 6, 6b; Sein Geld auf einen H–en haben, zusammen, nicht verstreut in einzelnen Posten etc.; mundartl. dagegen: Ein paar tausend Gulden an einen H–en zu kratzen. Gotthelf U. 2, 51.
c) (vgl. b) Etwas übern (seltner: über den, über einen) H–en werfen etc., zerstörend über einander werfen, so daß ein H–en entsteht: Er wirft die Gottlosen über einen H–en. Hiob 34, 26; Jer. 6, 15; Stürz alle die barbarische Gesetzgebung über den H–en! Heinse A. 1, 172; Alle Tugend übern H–en werfen. H. 4, 68; Das Lehrgebäude über einen H–en zu werfen. Rabener 2, 62; Übern H–en zu fallen. Sch. 114a; Übern H–en stoßen, schießen etc., vgl. als jetzt minder üblich: Die Stadt soll auf einem H–en wüste liegen. Jer. 49, 2; Werfet sie in einen H–en. 50, 2 etc.
d) zuw. ohne Nennung des den Haufen Bildenden: Wie lange willst du . .. zusammenscharren H–en [Geldes], | bis man dich scharrt zu Hauf [s. 2f]? Rückert Mak. 1, 86; Wer seinen Acker fleißig bauet, der machet seinen H–en groß. Sir. 20, 30, welche Wendung man heute doch gern vermeidet, weil: Einen H–en, ein Häufchen machen euphemist. von den Erkrementen gilt.
e) Zsstzg. z. B.: Den Aschen-H–en. 3. Mos. 1, 16; Beschränkt von diesem Bücherhauf. G. 11, 20; So ein schwarzes Städtchen, so ein Schindel- und Steinhaufen. 14, 158 etc., ferner z. B.: Dreck-, Dung-, Dünger-, Erd- (mundartl.: Grund-. Hebel 3, 163), Geld-, Getreide-, Hafer- (G. 20, 245), Heu-, Holz-, Kompost- (Waldau N. 2, 77), Korn-, Koth-, Mist-, Müll-, Sand-, Schnee-, Schutt-, Stein-, Trümmer- Haufen u. ä. m. 2) (s. 1) allgemeiner: eine Menge zusammengehöriger, bei einander befindlicher Ggstd. oder Wesen, die auch hier im Nomin. oder mit einer Nüance im Genit., zuw. auch mit von daneben stehn, während das Zeitw. etc. meist in der Ez., zuw. aber auch in der Mz. steht: Der ganze H–e stund auf und führeten ihn. Luk. 23, 1; Der H–e der Tyrannen stehet mir nach meiner Seele und haben dich nicht vor Augen. Ps. 86, 14; Es wird dir begegnen ein H–e Propheten. 1. Sam. 10, 5; Ich bin ein geringer H–e. 1. Mos. 34, 30; Es ist ihrer ein großer H–e, die Alle Tartschen .. führen. Hes. 38, 4; Durch einen großen H–en Volkes, die dich sollen .. jagen. 32, 3; Der Haufe [Derer], mit denen duübel thust. Sir. 7, 17; Fürchte dich nicht . ., armer H–e Israel. Jes. 41, 14; Auf deren Rand umher ein H–en Satyrs sitzen. Gleim 3, 42; Er hat einen H–en arm e Verwandten [sehr viel]. Gotthelf G. 174; Bald wurden die H–en zu Scharen. Kl. M. 20, 585; Der größte Haufen von unsern Übersetzern und besonders diejenigen, welche für die Übersetzungsfabriken arbeiten, lassen es ihr erstes Gesetz sein. Mendelssohn 4, 1, 241; Obgleich der große H–en müßiger Kannegießer sich nur einen sehr geringen Begriff davon machen mag. Münchhausen Reis. 46; Wenn einmal ein Häuflein befreundeter Naturforscher .. sich zusammenthäten. Vogt Oc. 1, 23 etc.
a) Der H–e, der große H–en, oft, wie „die Menge“ = die größre Masse der Menschen, des Volks in verächtl. Sinne: Mit dem H–en gehen; Lallt . ., was der H–e sagt, aus vollem Halse nach. Lichtwer 225 etc.
b) H–e(n) oft als Heeresabtheilung etc.: Stellte Saul das Volk in drei H–en. 1. Sam. 11, 11; Ich führe den ersten Hauf .. Der ganze große Haufen drängt sich nicht durch. G. 35, 129; Es kann nur ein kleiner Haufe sein. 124; Wir stritten . . Mann für Mann, Pferd gegen Pferd, H–e mit H–e. 9, 142; Es zieht ein H–e das obre Thal herab. Uhland 412 etc., vgl.: Voran ging [bei den Landsknechten] der „verlorne Haufe“, die „Läufer“, in altfranzösischer Kriegssprache enfants perdus genannt. WBarthold.
c) weidmänn.: Ein Häuflein oder Häufel (Döbel 1, 25a) wilder Schweine, ein Rudel.
d) (s. 1b) Auf einen H–en, dicht zusammengedrängt etc.: Warum steht ihr Alle auf einen H–en?; Die Trauben, die Bienen sitzen auf einen H–en; Wenn das Unglück kommt, so kommt’s gleich auf den Haufen [nicht einzeln] etc.
e) In H–en, in ganzen, in dichten H–en etc., haufen- oder schaarenweise, in Menge, dafür auch: Bei H–en | schöne Saatkartoffeln kaufen. V. 3, 211, und oft: Mit H–en, wohl zunächst in Bezug auf die den Führer begleitende Schaar, vgl.: Da liegt auch Ekam mit [„sammt“ v. 25] allem seinem H–en begraben. Hes. 32, 24 etc.; Heuschrecken haben keinen König, dennoch ziehen sie aus ganz mit H–en. Spr. 30, 27; Meine schweren Sünden sind mit H–en mir auf den Hals gekommen. Klag. 1, 14; Mark. 10, 1; Hiob 10, 17 etc.
f) Zu Hauf oder zuhauf, selten: zu H–en (s. 1b) = zusammen: Die Gäste zu H. Chamisso 3, 193; Brachte er alle Bilder aus allen Gegenden zu H. Fichte 8, 42; Die Blumen .. | versammeln froh sich hier zu H. G. 6, 49; Das kommt zu H. 14, 82; 2, 129; Ich wälze Zeit auf Zeit und Welt auf Welt zu H. Haller 171; Da tönt es „Rache!“ rings zuhauf. Roquette W. 48 etc., verstärkt: Sie springen auf | und dringen in ihn allzuhauf. 70; Sie fahren allzuhauf von ihren Sitzen. W. 20, 119 und Anm. 354, wonach es von W. neugebildet ist etc.
g) H. verstärkt durch hell (s. d. 3 und Heil I. 1): Rückte er mit hellen H–en vor ihr Thor. Alexis H. 1, 1, 448; Da kommt das ganze Städtchen | und feilscht und wirbt mit hellem H. G. 1, 26; Mit hellem wüthigem H. 9, 113; Gehn mit hellen H–en aus einander. H. 8, 523; Wenn man uns so in hellen H–en anziehen sähe. Leisewitz J. 91; Mit hellem H. Sch. 12a; Indem zog ein heller H. | der Städter aus dem Thal herauf. Schwab 302; Des hellen wilden H–s Troß. 2, 440; Der zog mit hellen H–en | einsmals zu jagen aus. Uhland 425; Die Abderitinnen .. liefen in hellen H–en auf den Euripides zu. W. 13, 222 etc.
h) in der Volksspr. einiger Gegenden gilt „ein H–en“ unveränderlich als Ew. = viel, z. B.: Die Frau mit ein H–en kleinen Kindern, vgl.: mit ein paar Kindern etc., so selbst noch: Jetzo siehet man ein H–en verwundete [Soldaten] hier. L. 12, 3 (im J. 1746); Es führte dieser Mann in allen seinen Werken | ein H–en Schriften an. Lichtwer 95 etc., und so selbst adverbiell = sehr. Ebenfalls mundartl. ist: Ein Häufchen, zeitlich = eine Weile, s. Campe.
i) Zsstzg. z. B.: Aus dem Zwinger stürzet gedrängt ein Bürgerhauf. Uhland 418; Ein Heer(es)- H–en [b]; Was ein Helden-H–e vermag, | beseelt von einem Heldenführer. Sch. 401b; Krieger-, Kriegs-, Söldner-, Reiter-H–en; Schmachteten noch unter dem Joch macedonischer Sold-H–en. Fallmerayer M. 1, 30; Bleiben wir von den Soldaten-H–en. Sch. 319a; An der Spitze eines Meuter- H–ens. Schlegel Haml. 4, 5; Ein Propheten-H–en. 1. Sam. 10, 10; ’s ist ärger als ein Studenten-H. G. 7 207; Weide-H–en, Jäger-H–en (s. Jägerei 3b). 3) Bot.: Die Samenschalen der Farnkräuter oder die s. g. Kapseln liegen in H–en (sorus) beisammen. Oken 2, 86. 4) Wagner: der dickste Theil der Nabe.
Anm. Ahd. hūfo und houf, mhd. hüfe und houf, vgl. plattd. hupen und alto hop (auch: hümpel), lat. copia etc., vom Stamme hu, vgl. hoch. Die schwankenden Formen zeigen die Bsp.~ ausnahmsweise z. B. auch: Den Aschenhaufe. Geßner 1, 157. Jetzt darf im Allgm. mit Ausnahme des adverb. zuhauf (s. 2f) Haufen als die gewöhnlichste Form gelten.
Zsstzg. s. 1e und 2i, ferner: Āmeis(en)-: Erdhaufen, worin die wimmelnden Ameisen leben, oft übertr. als Bild von etwas Kleinem, dem unermüdete Thätigkeit gewidmet wird etc.: Der Menschen wunderliches Weben | .. wie .. der Ameishauf durch einander kollert. G. 2, 119; Am ewigen Hin- und Widerlaufen | zerstreuter Ameis-Wimmelhaufen. 12, 231 etc., auch Schar-H–en etc.
Bóck-: s. Wind-H.
Bránd-: im Feld aufgesetzter Düngerhaufen. Grimm. Gewált(s)- (s. Harst, Anm.): schwzr. das Hauptheer: [Indem sie] mit dem [schweizerischen] Gewalthaufen das [burgundische] Hauptheer zu keiner Fassung kommen ließen. JvMüller 24, 176.
Grénz-: Erd- oder Steinhaufen zur Bezeichnung der Grenze, Mal-H.
Júng-: Schafherden, worin sich die neugebornen Lämmer mit den Müttern befinden.
Māūlwurfs-: vom Maulwurf aufgeworfner Erdhaufen, Maulwurfshügel, übertr.: Laß sehn, wieviel man solcher M–en | muß über’nander setzen, bis ein Berg draus wird. Sch. 520b.
Míttel-: s. Schlacht-H. 1.
Náß-: (Brauer): Haufe genetzter Gerste.
Pfāhl-: (Weinb.): ein Haufen Pfähle als Maß für 6 Schock Weinstöcke. Campe.
Schār-: Ameisen-H.
Schēīter-: Holzstoß zur Verbrennung todter oder lebendiger Personen etc.: Menschen, die [als Ketzer] zum Sch–en wallen. Chamisso 4, 45; Des Feuers rothe Säule, | die sich von eurem Sch–en hebt [bei eurer Bestattung]. Sch. 493a etc.
Schlácht-:
1) ein Haufen in die Schlacht geführter Soldaten. JvMüller 24, 176 etc.; Der mittlere Sch., Mittel-H., das Mitteltreffen etc.
2) ein Haufe Schlachtvieh, Stech-H. Stámpf-: (Papierm.): ein Haufen zerstampfte Lumpen. Stéch-: Schlacht-H. 2. Stérn-: ein Haufe dicht zusammenstehender Sterne am Himmel, Sterngruppe. Littrow 489. Wétter-: mittelmäßige Haufen, in die das Heu zum Schutze gegen den Regen auf der Wiese gesetzt wird. Wímmel-: Ameisen-H. Wínd-: kleine Haufen, in die das Heu gesetzt wird, damit der Wind es nicht verwehe. Wólken-: Kumulus (s. d. und Haufenwolke). G. 40, 335 u. ä. m.