härten
Hä́rten: 1) tr.:
hart (s. d.) machen: eigentl. u. übertr., einem Ggstd. oder Wesen eine größre Widerstandsfähigkeit gegen etwas darauf Einwirkendes oder Eindringendes geben: Das Eisen h.; Sie härteten ihre Nacken. 2. 17, 14; Wie mit Kupfer, Zinn und Blei | es so leicht zu mengen sei, | die es härtet. 9, 33; Die Hände, wie sie von grober Arbeit gehärtet und zerrissen waren. N. 509; Muß unbarmherig sein, | muß h. ihren Sinn. 2, 56; Die Körper der Jungfrauen wurden durch Leibesübungen gehärtet. 1021b; Heere, die durch blutige Kriege und eine römische Mannszucht gehärtet. 775a; Mein Herz ward längst zum Leiden gehärtet. Od. 5, 222; Lieb’ härt’ in Stein Deß Herz, den ihr einst liebt! Sh. 2, 302 etc. — 2) refl.: hart werden: Ein glühnder Brei, | der .. in kältern wüsten Regionen sich allmählich härtete. 16, 123; Schnee, der sich körnt, härtet etc. Th. 476; Wo Balsamtropfen im Schatten sich h. (ebd.). — 3) intr. (sein): hart werden (s. 2): Korallen, die .. h–d an der Luft in hohen Farben glühn. W. 1, 107. — Häufiger in Zsstzg., genauer ohne Uml. (s. Er- und Ver-h.). — 4) das Partic. kann theils zu 1, theils zu 3 gezogen werden: Gehärtet von der Luft und von des Mittags Strahle, | weicht das gedörrte Holz nicht der Chalyben Stahle. D. 264; Manchen Held im Kittel, | der durch den Feldbau stark, gehärtet durch den Pflug. 3, 11; Ein Bündnis .., | das fest gehärtet in des Feuers Gluth | bestehen wird in allen Schicksalsproben. 548a; Die gehärtete Haut .. umzog sich mit Schuppen. Ov. 1, 151; 333; In der Tracht des gehärteten Schnitters. 2, 359 etc. — So auch Zsstzg. wie: Ein anderes Geschlecht mit glück gehärteten Gesichtern. Pfl. 1, 2; Pflichtgehärtet wie der Marmor des kategorischen Imperativs. Verm. 1, 302; Diese schlachtgehärteten Krieger. Par. 2, 111; Das wettergehärtete Antlitz etc. — 4) dazu (1): Der Härter, z. B. in Gewehrschmieden der die Klingen, Ladestöcke etc. härtende Arbeiter; Die Härtung, z. B.: Kein Verfahren der Stempelhärtung hat sich besser bewährt, auch nicht die sog. Strahl-Härtung, wobei man mitten auf den glühenden Stempel aus einem Rohr einen Wasserstrahl sich ergießen lässt etc.
Zsstzg. z. B.: Áb-: tr., refl.: gegen angreifende Wirkungen zur Genüge, gehörig hart machen, versch.: ver-h., zu hart machen, z. B.: Den Stahl, ein Kind, sich a.; Ihr Körper . . im Eislauf abgehärtet. Alxinger D. 263; Die zu der Ertragung dieser Mühseligkeiten abgehärtet sind. Heeren Jd. 1, 33; Seine Seele gegen ihren Einfluß stählen, wie man seinen Körper abhärte gegen die Einwirkungen eines Witterungswechsels. Lewald W. 1, 171; Ich bin noch kein so abgehärteter Autor, daß ich bei dem Tadel gelassen sein könnte. Rabener 3, 9; Er hat die weichlichen Gewächse des Orients zu seinem rauheren Himmel abgehärtet. Sch. 1004a; Abgehärtet zum Krieg. 925b; Auf meinen Knien, | vom Knieen abgehärtet, bitt’ ich dich. Schlegel Joh. 3, 1 etc.; Folge von Abhärtungen, Übungen und Fertigkeiten. G. 40, 402 etc. —
Āūf-: tr.: Den weichen Stempel wieder a., zu der frühern Härte bringen, auch ohne Bezug auf den ursprünglichen Zustand: Taue a., nachdrehn und dadurch hart und fest machen. Versch.: Harten Stahl a., durch Erhitzen seine Härte auflösen und mindern, vgl. Glashart. —
Aūs-: tr.: vollständig härten, stärker als ab-h.: Unser Gemüthe wider die Zufälle dieses Lebens a. Opitz Poet. 74: Übrigens härtet der Krieg nicht viel stärker aus als der Friede. IP. 33, 60; 36, 43. —
Be-: mund- artlich er-h. Stalder. — Dúrch- (⏑– ⏑), tr.: durch alle Theile hindurch hart machen: Der Stahl ist nicht ganz durchgehärtet oder durchhärtet. —
Ent-: tr.: der Härte berauben: Den Stahl e., s. Glashart; Vielleicht hat ein Mädchen dein Herz enthärtet. Geßner 3, 47. —
Er-:
1) [3] intr.: hart werden, z. B. ohne Uml.: Welche von der Sonnen erharten, spitzig werden. Sp. 156b; Jener erhartete schnell. Ov. 2, 140 [,,erstarrte zu hartem Gestein“]; Der, erhartet schon, | nah sein zehntes Lustrum fühlt. Hor. 1, 243; Deren Thränen an der Sonne zu Bernstein erharteten. Ländl. 2, 318 etc. — Doch auch oft mit Uml., z. B.: Klebmittel, welche durch Austrocknung erhärten. 2, 431; 159; 216; 414; Daß zu Stein mein Herz erhärte. 6, 257 etc. —
2) tr.: selten, veralt. eigentl.: Wiewohl die Haut sehr dicke, erhärtet es doch dieselbig noch mehr. Th. 5 etc., meist übertr.: Etwas gegen Zweifel etc. feststellen, bestätigen: Etwas eidlich e.; Indem die Gesetze .. durch Induktion als Vernunftgesetze erhärtet wurden. 8, 362; Er beweiset die Wirklichkeit des Ohngefährs .. und erhärtet, daß im Grunde alle Philosophen sie zugeben müssen. 5, 43; Daß ich mein Urtheil darüber .. erhärte. 8, 48; Eideshelfer, | .. die Jegliches | e. sollen, was ich hier behauptet. 663b; Die Erhärtung oder Verwerfung unserer Ansicht. Oc. 2, 17. Ugw. st. behaupten. Nat. 141. — Nāch-: tr.: schon Gehärtetes nachträglich härten. — Über-: tr.: allzusehr härten: Sind die Eisenstangen überhärtet . ., so springen sie. — Ver-:
1) intr., hart werden, wie esnicht sein sollte, vgl. Ab-h., Er-h.: Damit will Gott die Bruderliebe flüssig erhalten und dennoch verhärtet, versteinert sie so oft. Sch. 92; seltner — obgleich korrekter — ohne Uml., z. B.: Das Brot, das er [Midas] berührt, verhartet in der Hand | zum köstlichen Metall. 214; In welchem die Haut auf dem Rücken dermaßen verhartet, als ob es ein Horn wäre. Th. 39; 4; 45 etc. — Namentl. oft im Partic., das theilweise auch zu 2 gezogen werden kann: Deine Unreinigkeit ist so verhärtet. 24, 13; Der mit verhärtetem Gemüthe | den Dank erstickt. 2, 122; Wenn dir das Herz zum grau- 88 samen Entschluß | verhärtet ist. 13, 74; Daß mein erstarrtes Herz sich wieder bewegte, wie der verhärtete [zu Eis gewordne] Quell, wenn der Strahl des Himmels ihn berührt. H. 1, 18; So wenig noch | bin ich verhärtet gegen Furcht und Hoffnung, | daß mir das Herz in meinem Busen wankt. 669b etc., auch: Dadurch erhielt sich ihr Gefühl so unverhärtet. 1, 46 etc., und ohne Uml.: Sänftiget den verharten Bauch zum Stuhlgang. 10; Von der Kälte werden die Augen äußerlich verhartet und verstopft. Sp. 8a; Ein verhartet Eis. 605b etc. —
2) tr. (s. 1): Etwas verhärten machen und daher refl. = 1: Das Herz v., verstocken (bibl.); Die meisten gegen Zahnweh ins Ohr gegoßnen Mittel v. das Ohrenschmalz; Behandelten uns mit Schlägen . ., gegen die wir uns um so mehr verhärteten. 20, 75; Wie sich Berengarius gegen so viele Kirchenversammlungen v. können. 8, 3 ..; Konnt’ ich dieses Herz v., | das der Himmel fühlend schuf? 474b; Was den Krittlern Gelegenheit geben könnte, über kleine Versehen gegen den schönen Geist des Ganzen sich zu v. G. 1, 280; Der Wunde [gegen die W.] die borstigen Schultern v–d. 3, 257; Auch das härteste Geschäft verhärtet nicht immer das Herz. 2, 149 etc. —
3) dazu: Der Unglückliche! ich erschrecke über seine Verhärtung [Verstockung]. 34, 258; Wofern sie nicht an einer ganz unheilbaren Verstopfung und Verhärtung ihres Glaubensorgans krank ist. 31, 395; Auflösende Mittel gegen Verhärtungen anwenden etc.; Löset alle Verhartung des Milzes. Sp. 130b; Th. 39 etc.
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