Faksimile 0702 | Seite 694
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Harnisch
Hárnisch, m. (n.), –es; –e; -:
die gesammte metallne Schutzrüstung, wie sie in frühern Zeiten üblich war, umfassend den Haupt- oder Kopf-H. (Helm), den Brust-H. (Panzer, vgl. Küraß), die Arm-, Bein-, Lenden-H–e (oder -Schienen), zuw. st. Panzer etc.: Der volle H.; Den H. anziehn, an- oder ab-legen, -schnallen, -thun etc.; Der Bube im Panzer ... „Es ist Hansens Kürass.“ ... Ich wollte den H. ausschnallen. G. 9, 8 ff. Übertr.: Ziehet an den H. Gottes. Ephes. 6, 11; Er wird seinen Eifer nehmen zum H. Weish. 5, 18; Ein dreifacher H., der Rechtschaffenheit, der Weisheit, der Zauberkraft schützt diese Brust. G. 10, 10; Klassische Werke können nur durch Männer hervorgebracht werden, die unter dem H. grau geworden. 29, 236 (im Ggstz. der „Tironen“ oder Anfänger); Es wird | sein Unglück allgemach zum festen H. | rings um ihn her. Schefer Laienbr. 11; Alle Streiche sind verloren, | den Felsen-H. [den felsenharten Schuppenpanzer des Drachen] zu durchbohren. Sch. 66b etc. Nam.: Einen in H. jagen, treiben, bringen, ihn entrüsten (s. d.), in Zorn bringen; ebenso: In H. gerathen, kommen, sein, vgl. eigentl.: David wird sich nicht gerne haben wider den Sohn .. aufbringen lassen, daß er wider ihn hat einen Krieg geführet, aber seine Hauptleute haben ihn dazu beredet und ihn in H. gebracht. Luther SW. 61, 310; Bis sie ihren Herrn aufs Neue wider den Kaiser in H. brachte, wurd aber nachmals von ihm in Schlacht überwunden. Zinkgräf 1, 33; dagegen übertr. (vgl.: Also bringet dieser Ablaßführer Dr. Luther in seinen geistlichen H., daß er Davids Schleuder und sein geistlich Schwert .. nimmet. Matthesius Luther 11b): Daß ein Deutscher schwerlich ins H. zu bringen, aber noch schwerer draus zu bringen. Weidner 162, vgl. 29; Einen in den H. schreiben, durch sein Schreiben in H. bringen. L. 10, 233; Wie denn ein weises Weib einen Mann aus’m H. reden [durch Reden seinen Zorn besänftigen] kann. Matthesius Prof. 24 etc. 2) Bergb. (s. 1): das feste Sahlband eines Gangs: Der Gang führt einen glatten H. etc. 3) Weber.: die Gesammtheit der Litzen, in welchen die zur Bildung des Musters beitragenden Fäden eingezogen sind. Karmarsch 3, 601. 4) (veralt.) Name eines gröbern Zeuges. Schweinichen 1, 46; 68 u. ö., vgl. Rasch.
Anm. Das neutr. s. o. Zinkgräf, bei Berlichingen 21; 44; 92 etc., veralt. Schwzr.: Ein Harnsch. Geßner 3, 141, s. harnischen, Anm. Mhd. harnasch (so z. B. noch Schaidenreißer 46a; 61b etc.) als m. und neutr. Frz. harnois (harnais) auch die Rüstung des Pferds bezeichnend, dazu harnacher, harnischen etc. aus dem Roman. wahrscheinlich vom celt. haiarn, Eisen ins Deutsche übergegangen, s. Diez 27.
Zsstzg. s. 1, ferner z. B.: Sterngezelte, Blüten-H. blendet und erfreut den Blick. Platen 2, 17 etc. Außerdem nam.: Allermánns-: eine Pflanze, Allium victorialis, deren Zwiebel wie mit einem Harnisch bekleidet erscheint daher auch vielleicht der mundartl. Name Sieben- oder Neun-Hämmerlein, worin man dann eine Verkl. nicht von Hammer, sondern von Hemde zu sehen hätte „die lange Siegwurz“ und nach der Ahnlichkeit dann auch die runde Siegwurz, Gladiolus communis: Es ist ein Kraut, das Allmannsharnisch wird genannt. | Wer’s an sich trägt, Der siegt, wo er wird angerannt. Rückert W. 3, 16.
Góld-: ein goldner Harnisch, auch ein Wesen mit solchem, nam. Name mehrerer Käfer mit goldglänzendem Bruststück, s. Goldkäfer.
Wásser-: leichte wasserdichte Bekleidung für das Tauchen ins Wasser.
Zāūber-: Das Wort ist der Z., mit dem bedeckt der Feige dem Tapfern trotzt. Börne 4, 295..