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Hans
Háns, m., –ens, –en, –es; –en, Hänse; Hänschen, Häns(e)lein, Hänsel(chen):
männlicher Taufname, sehr häufig und daher auch Bezeichnung einer männlichen Person überh. (in Zsstzg. der Endung –er entsprechend), oft mit verächtlichem Nebenbegriff; auch als Name von Thieren, z. B.: H. den Klepper. Hagedorn 2, 251, und z. B. von einem Hasen: Der muntre Hänsel ist zufrieden | und schätzt sich großen Hansen [s. u.] gleich. 58; von einem Kaninchen Ramler Lichtw. 113 u. ä. m., zuw. auch von Mädchen: Schalkhaft drohte er seiner Tochter [Melanie]: Wart, Hänschen! Gutzkow R. 4, 422. Die Bsp. zeigen H. erst allein, dann in sprchw. oder doch volksthüml. Verbindung (vgl. Bruder 5) mit alphabetisch geordneten Hw., Ew. u. Zeitw.: Was Hänschen versäumt hat, holt H. [das in der Jugend Versäumte holt man im Alter] nicht mehr ein. B. 67b u. ä. m.; Die albernen Hänse des Lustspiels. Droysen Ar. 3, 42; Ein ungeheurer Flegel . . Ich hieb dem langen Hansen | gleich die Schmarre ins Gesicht. G. 1, 114; Betrogne Mannsen! | von Adam her verführte H–en. 12, 130; H. Adam war ein Erdenkloß. 4, 8 (vgl.: H. Amor. V. Sh. 2, 455 etc.); Die Hänse [die sich großdünkenden Dummköpfe] des neunzehnten Jahrhunderts meinen etc. s. Riemer G. 2, 655; Ein kurioser H. geworden. Gutzkow R. 2, 138; Die H–en vom Adel, die dahertreten mit ihren gelben Ketten. Luther SW. 14, 279; Ich sei kein stolzer H. wie Falstaff. Schlegel Sh. 6, 61 etc. Ferner: H. Achtnicht, un- achtsamer Mensch. Herrig 24, 438. H. Affe. Ramler Lichtw. 90. Wenn der H. Arsch die Pferde nicht wiedernehmen will. HvKleist Erz. 1, 15, vgl. G. 11, 89 und H. Dumm. Jrgend ein H. Aufschneider [s. Prahl-H.]. Droysen A. 2, 206. Bauer(n)-H., vgl. Bauern- Grete. So ein H. oder Benz [s. u. Kunz]. Gotthelf 6, 48. Butt-H., der Abtrittreiniger zu Küstrin. Herrig 24, 438. H. Dampf (s. d. 4), H. Dampf in allen Gassen. Docken-Hansel, Puppe, die einen Mann etc. darstellt. Spricht hier zu Land H. Dumm (s. d. 2a), der gemeine Mann. Musäus Ph. 1, 147; Mit Hanswurst erfahren wir eine Lieblingsspeise des Volkes und nennen noch traulich den Spaßmacher so; dummer H., H. Dumm ist schon anstößiger, aber H. [Arsch] etc. Tieck NKr. 4, 99; H. Dummbart; H. Dummerjahn; H. Einfalt etc. H. in allen Ecken, s. u. Gassen. Der Verfasser, welcher ein Fabel-H. Büchner Konk. 663b; Sonst aber bist du nur ein Fasel-H. Claudius 4, 104 etc., und dazu: Die larmoyante Faselhanselei [Faselei]. Heine Lut. 2, 29. Das Junkernhandwerk zu treiben und einen Feder-H–en [stolzierenden Prahler] zu agieren. Simplicissimus 1, 2; Die Schweizerknaben | die Feder-H–en klug. Uhland V. 474. H. Filzmaul, Praktikenmacher, Knauser. Spate. Flenn-H., Greiner etc. Flatter-H., flattersinniger Mensch. Wenn Frech-H. sich selbst nur für ein selbstbewegliches Kothgestelle hält. Pröhle J. 273. Ein Glas Funkel-H. [scharfer Wein oder Obstmost]. Spindler Jud. 1, 309, vgl. Finkeljochen. Gackel-H., vgl. Jackel-Liese. Gaff-H., Gaffer. H. in allen Gassen (s. d. 3). Tieck NKr. 4, 49; in allen Ecken. Immermann M. 4, 241. Betrüger und Gaukel-H. Hebel 3, 4. H. Geck, 87* vgl. H. Narr. Weil zwischen deiner Bitt’ und meinem Denken | du wie ein Glocken-H. den Hammer hältst. Schlegel Rich. III. 4, 2; Rich. II. 5, 1 etc., s. Uhr-H. Goldner H., eine Sorte Birnen. Warum stecken Sie sich zwischen Hänschen und Gretchen [s. d.]? B. 498a; Birken-Gretchen und Karbatschen-Hänschen etc. Und kamen auch sonderlich zu mir Herr Georg von Rosenberg und Herr Georg Truchseß von der Au und viel großer H–en [vornehmer Herren]. Berlichingen 76; Er knüpfet auf Die, so es nach Urtheil und Recht verdienet haben, er sei groß oder klein H. Garzoni 752a; Der große H., ach wie so klein! G. 11, 116; Was Christus dem großen H–en [Druckf. „Haufen“] ans Herz legt: Wenn ihr nicht werdet wie diese Kindlein. 32, 73; Der Groß-H. [Teufel]. Langbein 2, 100; Unangesehen, ob es der große H. oder kleine Nickel gesagt. Luther 1, 236a; Der Adel und großen H–en. 5, 21a; Wo Einem alle Augenblick große H–en begegnen, die vor sich herblasen lassen, daß man ausweichen soll. Musäus Ph. 1, 9 etc.; Groß-, Mittel-, Klein-H., auf dem Lande auch wie Großknecht (s. d. und vgl. Groß- enke) etc. Dazu: Aufbegehrisch und großhansend [großthuend, großprahlend]. Gotthelf 6, 343. H. Guck-in-die-Luft, Einer, der immer nach oben guckt, „sieht, wo sie fliegen und nicht, wo sie liegen“; H. Kiek-in-die-Welt, s. Gucken, Anm. Das Volk, H. Ha- gel (s. d.) sonst genannt. Blumauer 2, 90. H. Hasenfuß. 179. H. Hase. H. Hasenzwirnetc. Haselant etc. H. Harlekin. Wenn bei der Ballade nicht Jedem es kalt über die Haut laufen muß, so will ich mein Leben lang H. Kaspar heißen (s. d. 3a). B. 464b; Wenn’s nicht so ist, dann heiß’ ich H., es ist ganz gewiß so. Dagegen auch: H. heißen, vorzüglich sein in seiner Art. Schm. So wäre ich H. da hinten gewesen [ganz im Nachtheil, drunter weg] gewesen. Luther 1, 153b. H. Hoffegut. Droysen Ar. 1, 261. Marter H–en, H. Humm, Muffmaffen ..., die gar kein Kriegsweis wissen als stehlen. Fischart Garg. 232a. Hüpfhänsel, Springhänsel. Kalt-H. (veralt.) Spion. Frisch. Hänschen im Keller, das Kind im Mutterleib, namentl. in scherzh. Trinksprüchen, vgl. Frisch und Jahn (Herrig 24, 438); Klingt an, ihr Söhn’ und Töchter und Eidame, | mit Jedem leer’ ich’s! Enkel und Enkelin, | und’s Hänschen dort im Keller! ChrStolberg (FSchlegel DM. 3, 31). Klécker- H., unsauber essende Pers., wie weibl. Kleckerkäthchen, s. klecken, Anm. Klingender H., Hahnenkamm, nach dem in der Kapsel klingenden Samen, in Mecklenburgauch ,,Kläter-Jakob“. Klotz-H., klotziger Kerl. Jammersuppe des kritischen Knapp-H. Herrig 19, 302, s. Schmal-H. Die so man heißet „H. mit dem Kopf hindurch“, die nimmer Nichts leiden noch weichen wollen etc. Luther 5, 353b. H. Küchenmeister! [Topfgucker]. G. 9, 23. Weil er aussieht wie ein Mensch und nicht wie H. oder Kunz. 16, 143, irgend Einer aus der Menge, vgl. Hinz. Sprichst ja wie H. Liederlich. G. 11, 112, vgl. Bruder 5. H. u. Liese (s. d. u. Grethe). Wälschsüchtige Manghänse [Sprachmenger]. Jahn M. 187. Marter-H., s. H. Humm. H. Matz [s. d.]. H. hinter der Mauer, Zaghafter. Meister H. der Henker. Luther 5, 493b; SW. 46, 179; Mseister] Hansen. Garzoni 666b etc., vgl. Hammer 16c. Da kam H. Mors [der Tod, lat. mors] und zog den Strich | durch ihr Schlaraffenleben. B. 48a; Gotter 3, 310. Ihr theoretischen Musik- Hansen [Musiker]. G. Zelt. 6, 166. Die Hansnarren. 5, 142; Nun H. Narr und kein Ende. König Kl. 1, 336 etc. Ugw. betont: Ein Hansnarr ( –) wird er dann. Reithard 94. H. Naksch [der Pöbel] siehet nur auf Eitelkeit. Spate 23. Thut, als sei er nun H. oben im Dorf [der Erste]. Gotthelf U. 2, 296; Das ist wieder der H. Oben hinaus [das hochfahrende Wesen]. Keller gH. 1, 18. Man hat mich im Spott nur | H. Ohnsorge genannt. G. 1, 270. H. Omnis [lat. = Jeder], Pöbel. Poch-H., lärmender Prahler. Pracht-H–en. Zinkgräf 1, 346. Ich könnte mit meiner Zunge den Prahl-H. [Prahler] spielen. B. 309b; Berüchtigte Prahlhänse. Münch- hausen 7; Du heilloser erbärmlicher Prahl-H. Sch. 107b etc. Dazu: Wegen solcher Prahlhanserei weidlich gehänselt. Heine Reis. 3, 386; Prahlhänsige Parvenüs. Mundt Rob. 2, 51; Die prahlhansigen Buben. Höfer V. 70 etc.; Großprahlhanserisch. Droysen Ar. 1, 339. H. Quast, Pinsel, H. Narr. H. Raufbold. G. 12, 248. H. Sachte, ein Saumseliger. Daß lederne Priapen denen Dingern sehr ähnlich sind, welche die Franzosen Gaudemicheen und die deutschen vornehmen Damen Sammt- H–e zu benennen pflegen. Heinse Petr. 1, 53. Sauf-H., Säufer. Schab-H.: Filz; Einer, der Geld zusammenscharrt. Scharr-H. Schab-H., aber auch (vgl. Hesek. 25, 6) Bramarbas: Die großen Eisenfresser und Sch–en. Luther 5, 411a; Den Sch–en und Leutfressern. SW. 35, 298; 61, 351; 388. H. Schenk [der Schenkende] hat Gnade zu Hof. Schottel 1141b. Wo Schmal-H. Küchenmeister ist [wo’s schmale Kost giebt etc.]. Alexis H. 2, 1, 37 etc.; „Er hat nur Böcke geschossen“. Davon kocht Schmal-H. nur eine Windsuppe. 2, 2, 242. Spar-H. war mein Küchenmeister. Dor. 1, 87. Spiel-H., Einer der Viel und eifrig spielt. Spring-H., Einer der Viel springt, nam. auch ein aus dem Brustknochen von Geflügel gefertigtes Spielzeug, das aufspringt, Hüpfhänsel; ferner = Springauf, Hanselmännchen (s. d.). Stiefelhänsel, Stiefelknecht. Schm. H. Supp, nach frz. Jean Potage, s. H. Wurst. Tanzhänsel, weiblicher Unterrock etc., s. Schm. H. Taps [täppischer Mensch]. Zelter 4, 352. H. Thunichtgut. Ich, ein blöder schwachgemuther Schurke, schleiche, | wie H. der Träumer. Schlegel Haml. 2, 2. Uhrhänselchen, ein immer beweglicher kleiner Kerl auf alten Uhren mit einer Hand, womit er die Stunde schlug. V. Sh. 3, 685, s. Glocken-H. Die H. Ungeschick’s. Alexis Roland 3, 307. So ’n verwetterter Ahitophel! ein schuftischer Mit- Verlaub-H.! Schlegel Sh. 6, 202. Hänsel am Wege, Pflanzenn., Wegetritt; auch Mäusegerste. Dennoch ging’s mit unserm Wind-H. [Windbeutel] eine Zeitlang recht gut. Hausblätter (56) 1, 283. H. Wurst (– –), die lustige Person des deutschen Lustspiels: Bekanntlich wurde der Name des Lustigmachers immer von der beliebtesten Speise des Volkes hergenommen. Aus den Niederlanden stammten Pickelhering und Stockfisch, aus Frankreich Jean Potage, den unser Volksmund in Schampitasche verkehrte. Jack Pudding sollte die englische, Signor Maccaroni die italiänische Abkunft bezeugen. Alle diese lockenden Fremdnamen aber verbargen nichts Anderes als den alten deutschen H. Wurst, der denn auch sein Recht und seine Herrschaft behauptete und dem zu Zeiten, besonders in Süddeutschland, der tölpelhafte Riepel zur Seite stand. .. In einem Fastnachtspiele von Peter Probst [s. S. 101, in der ersten Hälfte des 16. Jahrh.] „vom kranken Bauern“ kommt H. Wurst unsers Wissens zuerst auf die Bühne. ... Er war ein halb tölpelhafter, halb gewandter, halb dummer, halb verschlagener, unternehmender und feiger, lüsterner und lustiger Bursche, der nach Bedarf der Umstände eine oder die andre dieser Eigenschaften hervorkehrte. Devrient 1, 178 ff., vgl. L. 11, 176 ff.; H. Worst. Luther SW. 26, 4 und s. Hahn 7, Hahnrei, Anm.; Die komischen Bedienten der Komödie, jene Nachkommen des H. Wurst. Devrient 2, 150; Die Stelle des Hanswursts. L. 11, 176; Von einem Hanswursten. Gervinus Lit. 3, 98; Daß Hanswurst seine Hochzeit hält | und sich eine Hanswurstin zugesellt. G. 34, 312; Das Kostüm sei nur noch zwei Fingerbreit vom Hanswurst. 17, 271; Auch zu mir, sagte sie, sind die Hanswürste [die Franzosen] gekommen mit ihren bunten Schärpen. 25, 261; Ein Hanswurst von König. Schlegel Haml. 3, 4; Jener Tanznickel und satyrähnlicher Hanswurste leichtfertiges Spiel. V. Ant. 1, 181 etc. Auch: Der alte Momus, der bisher ... | den Tisch-Hanswursten spielt. Blumauer 1, 77 etc. Zuw. in umgekehrter Stellung: Wursthans [– –] steht mit der Trompete vor dem Thor und schreit: Herein. Heine Reis. 2, 79, vgl. L. 11, 176, auch: Wurstel immer Wurstel bleibt. G. 34, 311; Schubart 3, 80 etc. Dazu: Eine Hanswurstiade, Hanswursterei etc.; Hanswurstig u. ä. m.
Anm. S. über „H. und Grethe“ nam. Jahn (Herrig 24, 437 ff.), wo H. auch als Bez. des männl. Glieds etc. erwähnt ist. H., verkürzt aus Johannes, s. nam. Luther 5, 3a, auch Hagedorn 2, 120. Zuw. auch (weibl.) statt Johanna. Für Groß-H. etc. hat man auf das bei Jornandes erwähnte Anses als Bez. der Vornehmen bei den Gothen gewiesen. Vgl. Hansa.