Faksimile 0699 | Seite 691
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hängig Hängigkeit
Hängig, a. (~keit, f.):
hangend: So das Hirschkalb aber jährig, hat es einen h–en Bauch. Fleming Jäg. Anh. 91a. Meist in Zsstzg.
Zsstzg. theils mit Zahlw. (Bauk.), von Dächern, zur Angabe nach wieviel Seiten sie schräg abhängig sind: Ein Dach ist ein-h. (Pultdach) oder zwei-h. (Satteldach) oder vier-h. (Zeltdach) etc., theils mit Präpos., mit der Nebenform „hänglich“: Āb-: 1) gegen den Horizont etwas geneigt (s. Abhangen 1c), vgl. abschüssig: Eine große sanft-a–e Waldwiese. G. 16, 265; Der leise a–e Boden. 18, 331; Zwei gelind a–e Bretterflächen errichtet. 23, 46; A–es Ufer | irgendwo auszuspähn. V. Od. 5, 438 etc. Etwas stark auf die Seite gebogen, welche A–keit er durch die in die Seite gestemmte linke Hand zu vergleichen suchte. Hackländer Hand. 2, 22 (selten). Zuw. statt herab-, niederhangend: Tragen die Ohren .. steif a. Zink Ök. 1, 314; auch: Die Natur macht den Menschen a. zur Erde, träg’ und schwer. G. 40, 387. 2) abhängend (s. d. 1d) von Etwas: Etwas ist von einem Umstand, einer Bedingung a., un-a., wird davon a. gemacht; Jemand ist von einem Andern a., un-a. Zuw. mit Dat.: Jenem hohen Wesen, dem sie sich a. erkennen. G. 20, 160; Ein Hauch bist du, a. aller Änderung der Luft. V. Sh. 2, 190 etc. Auch ohne Nennung Dessen, wovon Etwas abhängt: Von dem a–en, durch Klima, Berghöhe, Feuchtigkeit auf das mannigfaltigste bedingten Pflanzenreich. G. 23, 14; oft von Pers.: Er kann nicht frei über sich verfügen, er ist a.; Er hat eine un-a–e Stellung etc.; Die Anziehung verbindet die Substanzen durch gegenseitige A–keiten. Kant 8, 317; Das Bild der tausend und tausend kleinen Un-A–keiten, gut zugeschnittener und hinreichender Vermögen. Kohl Irl. 1, 183; Un-a. im Staate, nicht un-a. vom Staate. Radowitz 99; In deiner Engigkeit, | wie kommst du zum Gefühl der Un-A–keit. Rückert W. 4, 211; Geisteskraft, insofern sie außer A–keit von dem Körper gedacht wird. Sch. 687a; Seine eigene A–keit von Danischmend. W. 9, 185 etc. Daneben: Das macht Sie zum abhänglichsten aller Bewohner Ihres Reiches. 7, VIII; Sein Abscheu von Abhänglichkeit. 8, 28: Ein Zustand von Unabhänglichkeit. ebd.; 91; 23, 168; 176; HBr. 1, 116; 2, 20; Einen von der Bearbeitung der Kunst unabhänglichen Werth. Sulzer 3, 96; Zimmermann Nat. 30; 31 etc. (s. d. folg.).
Án-:
1) von Sachen, an Etwas hangend, d. h. damit zusammenhängend, in Verbindung stehend, dazu gehörig: Die Oberrichterstelle .. war der ersten Würde a. G. 33, 332; Heirathssachen oder was Dem a. ist. L. 1, 245; Wenn wir alle fünf Quaternen und was denen a. ist, gewinnen. 12, 274; Auch diejenigen [Schranken], welche dem besondern Stoffe, den er bearbeitet, a. sind, muß der Künstler überwinden. Sch. 1173a; G. 5, 175 etc.
2) Rechtsspr.: beim Gericht angebracht und schwebend, d. h. der Entscheidung harrend: Die Sache ist schon a. und kann eine sehr böse Wendung nehmen. G. 20, 252; Eine Frage, welche sonst nur durch das blinde Recht des Stärkern beantwortet wurde, ist nun vor dem Richterstuhle reiner Vernunft a. gemacht. Sch. 1151b; G. 5, 14 etc.
3) Bergb.: (vgl. 2) Sich a., anhängisch machen, von einem Gewerk: sich durch Zahlung eines Theils der Zubuße zur Abführung des Rückstands verpflichten. 4) von Personen: einer Partei, Lehre etc. anhängend (s. d. 1c und vgl. Anhänger), oft bei Luther, s. Grimm; auch noch: Der platonischen Schule a. Kant 10, 127. Daran schließt sich das heute gewöhnlichere, doch nicht ganz gleichbedeutende Anhänglich: sich innig an Einen, an Etwas schließend und in solcher Gesinnung daran haftend: Eine gewisse sympathische Abhängigkeit und Anhänglichkeit zu Deutschland. Auerbach Tag. 72; D. 4, 20; Persönliche Anhänglichkeiten waren bei ihm nie sehr stark. Ense Denkw. 1, 167; Er ist einer wohlhabenden Familie .. a. G. 19, 150; Dieses eigensinnige starre Fortsetzen unserer Persönlichkeiten, Anhänglichkeiten und Lebensverhältnisse. 15, 155; 14, 127; 22, 14; Diese Verachtung des Lebens, verbunden mit einer überreizten Anhänglichkeit an dasselbe. Tieck DBl. 2, 120; Durch ein freimüthiges Bekenntnis aller werthlosen Anhänglichkeiten an das Irdische, von denen sich Ihr Herz jetzt trennen und reinigen soll. Thümmel 5, 168; W. 17, X; Jene Anhänglichkeit an alten [gewöhnl.: an alte] Empfindungen. FAWolf Heyne 10. Nāch-: Nachhänglich, Hang nach Etwas habend. Campe (selten) etc. Vōr-: (veralt.) sich vorüberneigend und so eilend: Ein v. Roß. Fischart (Wackernagel 3, 1, 401 Z. 27). Zusámmen-: zusammenhängend: Durch Gestalt, Züge, Sprache, Sitte z. Grube 3, 346 (Beda Weber).