Hang
Háng, m., –(e)s; Hänge:
1) o. Mz.: das Hangen: Welch ein H. [Hangen der Kinder] an seinem Hals’, an seinem Herzen. 6, 175; Dieser senkrechte H. der Arme. 11, 199; Der ganze Körper hat einen H. gegen die Erde. 7, 338; Die Mauer hat einen H. [hängt hinüber, neigt sich stark hinüber] nach jener Seite; oft in der Turnspr. zur Bez. der versch. Arten des Hängens am Reck in vielen Zsstzg., z. B.: Oberarm-, Unter- arm-, Fersen-, Fuß-, Hand-, Knie-, Rist-H.; Klimm-, Liege-, Quer-, Schwimm-, Seiten-, Wechsel-H. etc., s. Turnk. 307 ff. und vgl. unten Ab-, An-H. und Hangeln. —
2) übertr. von 1, z. B.: Daher kann Einiges einen scheinbaren H. nach der Hypothese behalten haben. Osn. 1, IX, nam. oft: eine stark hervortretende Neigung (s. d. und Hangen 1p und vgl. Trieb) der Seele, des Begehrungsvermögens zu Etwas: Flucht beschließet er | aus H. zuerst und dann aus Gründen; | denn nie mißlang es noch dem H–e, sie zu finden. D. 19; Ganz vergebens strebst du daher durch Schriften des Menschen | schon entschiedenen H. und seine Neigung zu wenden. 1, 268; Ich tadle nicht gerne, was immer dem Menschen | für unschädliche Triebe die gute Mutter Natur gab; | denn was Verstand und Vernunft nicht immer vermögen, vermag oft | solch ein glücklicher H., der unwiderstehlich uns leitet. 5, 7; Mir den H. und Gang dieses außerordentlichen Geistes begreiflich zu machen. 21, 240 [hergenommen vom Bergb., s. Hangen 1q]; Ihre Neigung war im Stillen ein H. geworden und ein Vorgefühl, daß nach unsrer sinnreichen Sprache diese Richtung zu einem Fall führen konnte. Jer. 3, 196; Selbst einen H. zur Traurigkeit möcht ich hassen können, — H., Das ist ja Vergnügen. Jul. 107; Aus Liebe? nein! Sein H. geht dahin nicht. Haml. 3, 1; Einen entschiedenen H. zum Müßiggang, zum Wohlleben etc. 9, 185; Der H. für die Vergnügungen der Sinne. 6, 6; Daß weder Lust noch Schmerz | euch je vom treuen H. an eure Pflicht geschieden. 20, 251; Vor einem Fall, zu dem ein innerlicher H. | die Sinne zieht, kann nur die Flucht uns retten. 12, 267 etc. Hierzu zuw. Mz.: Von keinem der mystischen und phantastischen Hänge der Zeit beirrt. Einl. 413; Launen, Unmäßigkeiten; Hänge, kleinliche Begierden. 1, 69. — Zsstzg. z. B.: Immer demjenigen Viehe am nächsten, daß diesen Haupt-H. mit ihm [dem Menschen] gemein hat. 695b. —
3) die abhängige, geneigte Seite einer Fläche, Ab-H.: Am schroffesten H. wallt sicher die Unschuld. Jun. 357; Schon sind Schluchten, Hänge, Matten grün. 12, 205; Ritt den wüsten steinigen H. hinunter. 19, 396; Am steilen H–e des Felsen. 1, 20; Des Baches Silber, welches vom sanften H. | des Hügels ... rinnt. Gd. 7; Umschauend vom zackigen H. des Geklüfts. Od. 10, 195 etc. Zsstzg. z. B.: Saß auf dem Berg-H. 4, 176; Üppig bewachsene Bergeshänge. 18, 286; Er zog vom Felsen- H–e. 2, 28; Donnernd | vom jähen Felsen-H. 3, 6.
Anm. Verkl. gw. nur für Zsstzg., s. Vor-H.
Zsstzg. s. 1, 2 und 3, ferner mit Vors. (vgl. Zsstzg. von Hangen und s. Gehänge), z. B.: Áb-:
1) die Neigung einer abhängigen Fläche gegen den Horizont, vgl. Fall: Den widersinnigen Absturz zum Unterschied von dem in der Richtung des Fallens vorlaufenden geneigteren gleichsinnigen A. Gsch. 172; [Der Fluß] mit einförmig gemäßigtem A. 9, 10. —
2) [3] Auf steilem A. klommen wir empor. 4, 95 etc.; Berg(es)-, Fels- A.; Auf einem Rasen-A. ließ er sie nieder. 15, 106 etc. —
3) [1] (Turnk.): das Hangen an den Knien, wobei der Kopf nach unten —, im Ggstz. zum Anhang an Händen oder Armen, wo er nach oben hängt. —
4) (veralt.) die Abhängigkeit, das Abhängigsein von Etwas: Und wir, die wir die Welt im [zum] kleinsten Theile kennen, | urtheilen auf ein Stück, das wir vom A. [Zusammen-H.] trennen. 162; Ich hänge von Gott ab, ich bleibe in diesem A–e noch immer ein Edelmann. Leb. 4, 141; Sieh Wesen ohne Gestalten, merk ihre Abhäng’ und Kräfte. 2, .. etc., vgl. An-H. 2. — An-:
1) [1] Turnk.: s. Ab-H. 2u. 3. —
2) Forstw.: der an den Asten hangende Reif, Schnee etc., mundartl. auch Ab- und Bei-H., vgl. Gehänge 2a. —
3) zuw. das Anhängen, z. B. (veralt.): Unvergessen des Fadens A. 3, 246, ohne das Anhängen oder Befestigen des Fadens am Eingang des Labyrinths zu vergessen; Der Komparativ wird durch A. [häufiger: Anhängen oder Anhängung] von „er“ gebildet. Dagegen heißt das Angehängte selbst gewöhnl. nur A., wenn es als etwas wesentlich nicht dazu Gehöriges bez. werden soll: Flexionssilben sind keine Anhänge oder Anhängsel wie die müßigen Verlängrungen vieler Wörter in der Kanzleisprache (s. auch 4). Früher oft von einer an eine Rede gehängten Bemerkung z. B. 1, 3; 193 etc., auch = Bedingung, Klausel etc. (s. Anhängsel), jetzt nam. bei Schriften eine darauf bezügliche ans Ende gehängte Zugabe, Appendir und wie dies lat. Wort in den Naturwiss. auch von Theilen, die nur Zugaben oder Verlängrungen eines Haupttheils scheinen: Die zwei letzten [Fuß-] Paare als ziemlich kleine verkümmerte Anhänge auf der Oberfläche des Rückens. Oc. 2, 93 etc. —
4) (veralt.) Konkubine, s. und vgl. 3. —
5) die Gesammtheit der Anhänger, Anhängerschaft. 1. 9, 6; 26; 58 etc., auch von der Umgebung etc., z. B.: Ausgetriebene Frauen mit Kindern und Dienst-A. 25, 10 (s. Bei-B.). — 6) (veralt.) das Anhangen, die Anhänglichkeit: Ein A. des Herzens an den Satan. Par. 167a. — Aūs-: (selten) etwas Ausgehängtes, z. B. wie Aushängebogen: Zu dem Ende soll meine ganze Jlias, Gesang für Gesang, in dem Journale ... als ein A. erscheinen. 183b: Aushängeschild: Sein stolzer A. prahlt, | daß in ihm die Tugend wohne. Ep. 1, 39. — Be-:
1) Das, womit Etwas behängt ist, s. Behänge: Göllerketteli .., deren Behänge mit Gold ausgelegt waren. U. 1, 232; Sein Uhren-B.; Man konnte ihre Toilette einfach nennen, wenn nicht hinter der gänzlichen Entfernung jedes Prunkes und jedes auffallenden B–es die Absicht durchschimmerte etc. R. 4, 62; Die Dame, vor deren Vornehmheit und seidenem Kleider-B. auch das richtige Urtheil vergeht. W. 2, 463; Das Zelt, dessen grober B. von Segeltuch halb zurückgeschlagen war. Norw. 1, 101; Die bunten Teppiche und Behänge, mit denen man die Häuser .. geschmückt. Rep. 2, 7. Auch: Das Behäng. D. 1, 28 etc., s. Behänge. —
2) (weidm.) Ohren des Jagdhunds, s. Behangen 2e und Gehänge (2b), auch: Der Vorstehhund .. mit langem Be- häng. Th. 625 (s. 1). — Bēī-: zuw. statt An-H. (s. d. 2 und 5): Mit ihm ginge ich gern um, aber sein B. (Um-H.) gefällt mir nicht, die mit ihm Verbundnen, zu ihm Gehörigen etc. — ūber-:
1) das Überhangen und nam. etwas Überhangendes, z. B. Erker eines Hauses. 26, 67; von Bergen: Tritt er wohlgemuth zur Kante, zu dem Ü. 12, 209; nam. auch die in das Gebiet des Nachbars überhangenden Zweige und Früchte (kollektiv): Zwei reiche Matten zankten lang | ob zweier Bäume Ü. 2, 1753). —
2) übermäßiger Hang [2]: Daß die neuere deutsche Literatur vorzugsweise einen U. zur Erzählung erhalte. 2, 2, 270. —
3) ein über Etwas Gehängtes, Deck-, Vor-H. etc. — Um-: das um Etwas Hangende (s. Bei-H.) oder häufiger das darum Gehängte, vgl. Vor- H.: 2. 27, 9; Ohne Meßgewand, Umhäng’ und Altartücher. B. Va; Kein Gemach war so geheim, | er ließ nicht ab, trotz meinem Widerstreben, | den letzten U. aufzuheben. 7, 5 etc., vgl.: U–s- oder Gardinen-Meß [-Predigt]. 225. — Ver-: womit Etwas verhängt, zugedeckt wird: Deck ihr Gebräm, statt jenes Feigen- V–es | des ersten nackenden Paars, die Blößen. 5, 198. — Vōr-: eine vor Etwas gehängte Decke, bewegliche Gardine etc., z. B. vor Bildern, vor Fenstern, bes. Guckfenstern in den Thüren etc. u. nam. im Schauspiel, auch übertr.: Jeder Grundsatz ist nur ein V., den wir wegschieben, um zu sehen, was dahinter ist. 2, 160; Daß ich Scene vor Scene einen neuen V. aufflattern lasse. 4, 241; Laß mich einen V. vor das ganze | mir allzuhelle Schauspiel ziehn. 13, 126; Daß wir den V. könnten fallen lassen über ein dunkles Grauenbild. R. 8, 474; Der V. fällt, das Stück ist aus [das Leben]. Rom. 198; Wurden vor den Fenstern Vorhänge niedergelassen. M. 3, 147; Da zog die Dämmerung aus Abendwolkenflor | dem Schauplatz dieses Wehs den dichten V. vor. Rost. 105b; Dies Absein eures Vaters hebt den V. [enthüllt, zeigt etwas]. Sh. 6, 134; Den letzten V. wegzuziehen und mich in Geheimnisse schauen zu lassen, welche etc. 17, 8; Ich bin von den Jüngern hinter dem V. [den Eingeweihten]. 35 etc. Verkl.: Vorhängchen. Jer. 2, 105; Vorhänglein. 3, 414; Vorhängel. 11, 124; Vorhängelchen. gH. 4, 296; SchM. 212. — Zsstzg. z. B.: Fenster-, Bühnen- oder Theater- V., Roll-V. (Rouleau). etc.; auch: Gaumen-V., Gaumensegel, Velum palatinum etc. — Zusámmen-: Verbindung des Einzelnen zum Ganzen, in dem es zusammenhängt, und die Beziehung der Theile unter einander und zum Ganzen: Es fehlt der rechte Z.; Ein Wort außerm Z. nicht verstehn; Ein familienhafter Z. SchV. 35; Einen gleich bündigen Z. von Begebenheiten und Umständen erdichten. 1, 183; Die Gegenstände mir zu ordnen und einen Z. auszubilden. 33, 167; Die eigentliche innere, in dem ursachlichen Z. gegründete Wahrheit. 1, 2; Jst nun der gliedernde Z. gesprengt. W. 4, 22; Durch eben diesen Nerven-Z. werden die geheimsten Rührungen der Seele auf der Außenseite des Körpers ge- offenbart. 695b etc. Auch in Mz.: Er wußte von ihren Umständen und Zusammenhängen. Sch. 6, 256; Zaubr. 2, 248; Es fügt dein überdacht Verbinden | .. das- Einzle in Zusammenhänge. 360; Findet man solche seltsame Verbindungen und Zusammenhänge. Br. 2, 184; Beachtung der Zusammenhänge, in denen gewisse Angaben bei griechischen Glossatoren auftreten. Beitr. 2, 11; Diese [Grundform] ist so einfach, daß sie ohne Entlehnung an verschiedenen Orten hervortreten konnte, doch lassen sich Zusammenhänge nicht verkennen. Germ. 2, 228) etc. — Ggstz.: Einzelne Ansichten .. bleiben durch ihre Vereinzelung und Un-Z. eine Kannegießerei. B. 1, 69; Rel. 7, 176; DM. 1, 662; gewöhnlicher: Zusammenhangslosigkeit.
Work in progress
Die Arbeiten am Wörterbuch sind noch nicht abgeschlossen. Beachten Sie daher folgende Hinweise:
- Artikel können falsch segmentiert sein.
- Lemmata können falsch aufgelöst sein.
- Die Struktur, v. a. von Lesarten, kann falsch ausgezeichnet sein.
- Falsch erkannte Zeichen sind nicht auszuschließen.
- Faksimiles können fehlen oder falsch beschnitten sein.
- Das generierte TEI/XML kann invalide sein.