Faksimile 0685 | Seite 677
Faksimile 0685 | Seite 677
Hammel
Hámmel, m., –s; uv., Hämmel; –chen; Hämmel-
chen, Hämm(e)lein; -: 1) Schöps, verſchnittner Schaf-
bock. Sprchw.: Um wieder auf beſagten H. [den Ggſtd.
der Rede] zu kommen, vgl. Kotzebue deutſch. Kleinſt. (frz.
revenons à nos moutons); Geduldig wie ein H. (ſ. 2);
Wenn ein H. vorſpringt, ſpringen die andern nach, ſ. Leit-
H.; Die bekannten Hämmel des Panurg, die ſich unaufhalt-
ſam ins Meer ſtürzen, weil der Schelm Panurg einen über
Bord geworfen hatte. A Schlegel Mißd. 112 ꝛc. 2) zuw.
als Bez. frommer, geduldiger Perſonen, z. B. im Ton
von Herrenhuter Liedern: Und gläubige ſie alle zuſam-
men | mit Hämmleins Lämmleins Liebesflammen. G. 34,
310, vgl.: Der allgemeine Spaß-H. Arndt E. 32, der ge-
duldig Spaß mit ſich treiben läſſt, verſch. das aktive
Spaßvogel ꝛc. Auch als Liebkoſung: Mein Hämmelchen!
Spate; Du lieber H.! Schm. und oft iron.: Du biſt mir
auch ein lieber H. [der Rechte] ꝛc.; Haus-H., bei Campe
= Stubenhocker ꝛc. 3) andrerſeits (ſ. 2) Bez.
eines Unreinlichen (vgl. 4): Du biſt ein rechter H., Dreck-,
Garſt), Sau-, Schmier-H. ꝛc. und dann allgem. als
Schimpfw. in Zſſtzg. wie: Geiz-, Neid-, Streit-, Zank-
H. ꝛc. 4) ein Schmutzrand unten am Kleid, Klun-
ker (ſ. d.), Schlumper (vgl. 3 und Behammeln 2).
5) ſ. I. Hamme, Anm.
Anm. Ahd. ham, hamal, mhd. hamel, verſtümmelt,
Bez. des Verſchnittnen, wie ital. castrone (daher mund-
artl. Kaſtraun ꝛc.) von castrare, vgl. Hämmling, ſ. auch
Schöps. Landſchaftl. auch H., das hornloſe, männliche
Schaf. Schm., vgl. lat. mutilus, verſtümmelt, hornlos, und:
Hummlet, ungehörnt. Schm.; Hummelbock ꝛc., Bock
ohne Hörner, ebd. und im Oldenb.: Der Hummel (ſ. d.
Anm.), eine ungehörnte Rindviehrace (ohne Unterſch. des
Alters und Geſchlechts). Frommann 3, 497. Dazu wohl
auch: Hummelig, Adelung, Hummig, Brem. Wörterb.
= kurz und dick, in ſich gedrungen ꝛc., ſ. auch Hümpeln.
Ferner ſ. Schaidenreißer 39a: Viel ſchöne, große, zottichte H.
.. under drei Hämmel band ich allemal einen Menſchen,
nach Odvſſ. 9, 425, wo der Urtext von Widdern ſpricht, ſ.
Faſel-, Stär-H. Die Mz. mit Uml. z. B. Heſek. 39, 18;
Heine Rom. 211; Stahr It. 2, 383; Tſchudi Th. 440 ꝛc.,
ohne Uml. z. B. Alexis H. 1, 228; Forſter R. 1, 26 ꝛc.
Es findet ſich auch veralt., mundartl. die Ez. Hämmel.
Hammer RH. 283, ſ. Lock-H. und die Mz.: Mißgünſtige
Neidhämmel n. Brandt Taubmann 65 ꝛc. Zu 4 vgl.
„Klunker“, Anm., ferner Belämmern, plattd. = Beham-
meln, bedrecken, beſchmutzen, ſo auch: Belampern. Simpli-
ciſſimus 2, 336.
Zſſtzg. ſ. 2 und 3; ferner zu 1: Béll-: Leit-H.,
nach der Schelle oder Glocke am Hals. Fāſel-:
[ſ. Anm.] der unverſchnittne Schafbock, ſ. II. Faſel 3.
Fétt-: der zum Schlachten beſtimmt iſt.
Hált-: ſ. Haltvieh. Jǟhrlings-: einjähriger
Hammel, ſ. Zeit-H. Lēīt-: der die Herde leitende
Hammel, übertr. auf Perſon = Führer: Hofer hat es
doch nicht vollbracht? Der war nur der L., nicht einmal der
Hund, der Schäfer gewiß nicht. Börne 1, 187; Jſt der L.
von einer Menge jungen Leuten. Heinſe A. 2, 99; Daß euer
Parlament | ein Schafſtall ſei, der nicht mehr blöken wird, |
wenn die L. abgeſchlachtet ſind. JMoſen ꝛc. Lóck-:
Leit-H.: Einem Andern nachzutraben, wie meine Schafe
dem Lockh ämmel. Muſäus Ph. 1, 8. Stǟr-: Faſel-
H., Stär (ſ. d.). Stéch-: zum Abſtechen, Schlach-
ten beſtimmt. Zēīt-: zweijähriger Hammel, nach
der Analogie von Zeit-Bock, -Schaf.