Faksimile 0673 | Seite 665
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Halm
Hálm, m., –(e)s; –e, –en; Hälmchen, lein; -:
1) der Stengel der Grasarten, nam. des Getreides: Sieben Ähren wuchsen auf einem H–e. 1. Mos. 41, 5; Zertret’ er goldner Saaten H–e. G. 10, 230; Wo nicht ein armes Hälmchen grünt. 18, 64; Die Frucht auf dem H. verkaufen, vor der Ernte; seltner: Seine Ernte wurde noch im H. vom Hagel zerschlagen. W. 32, 174 etc. Sprchw.: Das Hälmchen ziehn, loosen, zunächst mit Grashalmen, wobei wer „den Kürzern [Halm] zieht“, das Schlechtre bekommt, z. B. auch: Sie zogen mit einander das Hälmlein mit Stecknadeln. Hebel 3, 447 etc. Nirgends in ein Federbett kommen, sondern mit Junker H. mich behelfen müssen [mit Streu]. Weidner 45. Einem das Hälmlein durch seinen Mund ziehn. Matthesius Luth. 149a; L. 11, 624, durch Schmeichelei berücken, vgl. Feder 1. 2) Halem, H. oder Helm ist der Name für das einzige Gewächs der Meeressandhöhen [Arundo arenaria, Sand-H.] und der Helgolander benennt mit diesem Namen (der Halem) auch die Düne selbst. Es ist leicht möglich, daß mit der Wurzel dieses Wortes, mit dem angelsächs. hal = hoch, auch der alte Name Helgolands, Haligland .. zusammenhängt. Stahr (Hausblätter [57] 1, 219).
Anm. Ahd. halm, wie gr. ~αλμμ0ς, lat. calamus (s. Kalmus), calmus, vgl. Hehlen, Anm. Mz. gw. H–e, doch auch H–en, z. B. Arndt 164; Brockes 9, 366; Hebel 3, 157; Ramler 46; Rückert 1, 241; Mak. 1, 12; Stolberg Il. 19, 222, wie denn Musäus Ph. 1, 9 schon in Ez. schreibt: Ein H–en. Mundartl. Formen der Mz.: Hälme(r) etc. 2 gehört wohl zu 1, dagegen schwzr. „Hälmli“ st. Hermelin, wie Kilch st. Kirch etc. Tschudi Th. 150, s. auch Helm.
Zsstzg. z. B.: Ecken-: eine Art Binse, Eriocaulon. Grās-. Hāūpt-.
Kánten-: Ecken- H. Kinkel E. 23.
Nêben-: im Ggstz. vom Haupt- H., s. Maipflanze, Unterrocken. Sánd- [2]. Schácht(el)-, Scháft-: Equisetum: Zwischen binsigen Bulten und Schafthalm. V. 1, 9 u.Anm.
Strōh-: Wenn man versinken will, hascht man begierig auch nach dem St. Forster A. 1, 98; Das Dämmen mit Strohhälmchen. Br. 1, 90 [das Anwenden winziger und darum nutzloser Mittel zur Beseitigung eines Übels]; Wie ihm kein St. mehr im Lande gehörte [auch nicht das Geringste]. Gutzkow R. 1, 250; Einen St. selber groß verfechten, wenn Ehre auf dem Spiel. Schlegel Haml. 4, 4; Ein St. ärgert sie. 4, 5; Mit St–en fechten. W. 3, 251; Einander so ähnlich wie ein St. dem andern.
Wínd-: mit leerer Ahre. Ramler F. 1. 24 etc.