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hallen
Hállen, intr. (haben) und tr.: als Hall tönen,
ſchallen oder ſo tönen laſſen: Im Wald, wo’s hallt und
widerſchallt; Hall’ am Felſen, Widerklang. B. 1b; Krieges-
ſtimmen h. Chamiſſo 4, 48; Inhaltſchwere Worte läſſt der
Greiſe | in dieſer Wildnis h. 54; Sein Geſang hallt in
alle geſelligen Fragen. 6, 286; Jedes Bruſt | hallt das
Echo eigner Luſt. Gutzkow R. 8, 167; Engelharfen h. | Frie-
den Gottes in ihr krankes Herz. Matthiſſon 3; Zur h–den
Brücke. Schwab 382; Man hörte Waffen h. den Helden an
der Hand. Simrock N. 1915; Die wohl zu ſchreien, aber
nicht zu h. und noch weniger zu verhallen verſtünden. Tieck
N. 6, 38; Äſchylos, deß Lied vom Siege hallet. Uhland
184; Raſ’ .. in dem h–den | Schornſtein, . . Boreas. V.
3, 4; Der Nacht Sängerin hallet im Buſch. 30; Der Him-
mel hallte jubelvoll. 4, 99; Zeus .., der Gott weit-h–der
Donner. Od. 24, 544; Fragen, denen keine Antwort hallt.
Zſchokke 1, 38 ꝛc.
Zſſtzg. vgl. die von Gellen, Klingen, Tönen ꝛc.,
z. B.: Āūf-: Sendet herauf Schrecknis, furchtbar a–d.
Apel Aitol. 51; Dumpf aufhallte der Grund. V. Il. 2, 781.
Āūs-: 1) zu Ende hallen, vgl. Ver-h.: Das A–de
breitet ſich aus, entfaltet ſich ſchwellend, bis es ſo zu Ende
gelangt, das Verhallende nimmt an Stärke ab, bis es all-
mählich verſchwindet und unhörbar wird; Etwas hat mäch-
tig, brauſend ꝛc. ausgehallt, iſt (hat) leiſe verhallt ꝛc.; Ihre
Worte | hallen aus im Ohr des Hörers, | kommen nicht auf
die Geſchlechter, | die ꝛc. Freiligrath H. 190; Je reiner und
voller ſie die Worte a. läſſt. H. 13, 106; Da hallt von den
Gewittern | der Donner mächtig aus. Schwab 276; Die
Glocken hallen aus, die Lieder enden. Uhland 181; Daß
Gottes Gnad’ und Allgewalt | in vollem Jubel lang aus-
hallt. V. 4, 155. 2) einen Hall ausſenden: Dreimal
ruft’ er Hylas mit tief a–der Kehle. V. Th. 13, 58 ꝛc.
Durch-: mit einem Hall durchdringend erfüllen oder
erfüllt werden: Welche Töne des Unmuths . ., von welchen
auch der Dichter in der Nachahmung das Theater d. ließ. L.
6, 377; Feſtliche Luſt durchhallte die Königsburg mit Ge-
tümmel. V. Ov. 2, 253. Dazu: Die Ohrdurchhallerin ..,
die Drommete. Ar. 3, 30. Eīn-: in Etwas hallend ein-
fallen: Dem Laute des ſanft e–den Waldhorns. V. 1, 164.
Ent-: intr. (ſein): hallend entſtrömen: Du Natur,
der .. ſtets Harmonien | der Luſt wie Sphärenklang e. Mat-
thiſſon A. 14, 159; Kaum iſt der freche Ruf enthallt. Reit-
hard 366. Entgêgen-: intr. (ſein) u. tr.: Seine
eignen Worte hallten ihm vervielfältigt von den öden Felſen-
wänden entgegen. W. 19, 211. Er-: intr. (ſein): zu
hallen beginnen, ertönen: Daß gleich von dem Getön das
ganze Haus erhallet. Schaidenreißer 37a; Erhellen. IVb;
Mancher Schild erhallte .. von Stößen. Simrock N. 740;
203; Sangen, daß es vom Ufer erhallt. V. Br. 1, 193 ꝛc.
Fórt-: fortdauernd hallen: Auf einer Harfe, wo er
[der Ton] nach dem Griffe noch forthallt. Engel 8, 340.
Hêr- ꝛc.: tr. und intr. (haben und ſein): Als jetzt die
Abendglocken aus all den Thälern heraufhallten. Scherr Pr.
231; Von Traunkirchen hallten die Glocken das Ave Maria
herüber. Meißner Stein 11; Donnernd hallt der Zug her-
unter. FMüller; Wem ein Laut ward, | Großes hervorzu-
hallen. V. H. 2, 46 ꝛc. Míſs-: mißtönen, gw., wie
Dies, nur in den untrennbaren Formen. Veralt.: Von
welchem Niemand mag diskordieren, mißh ällen noch ab-
weichen. Fiſchart B. 48a; Schisma, Zertrennung oder Miß-
hellung. Luther 1, 214a, ſ. Mißhellig. Nāch-:
Schweigt es, hallt in mir die Weiſe | nach. Chamiſſo 3, 401;
N. muß ich deiner Worte Schall. 4, 197; Kein Wort hallt
den Wohllaut des ſilbernen Stimmleins nach. Dingelſtedt
Hept. 2, 101; Wenn der Boden | unter ihm dröhnt und
der Berg es nachhallt. Hölderlin (Wackernagel 2, 1267);
Von den Hügeln hallt die Stimme .. | dem längſt ver-
ſchwundnen Geiſte nach. W. 11, 10 ꝛc. Nīēder-:
Wenn ins Thal die Glocken n. ꝛc. Rück-: ſ. Zurück-h.
Über-: tr.: durch ſtärkern Hall Etwas übertönen,
ſo daß dies dagegen zurücktritt, keine Macht hat: Dieſe
Literatur, deren Ruf [Subjekt] ſelbſt die Gelehrſamkeit eines
Leibnitz und das Geſchrei der Theologen ü. konnte. Gervinus
Lit. 3, 188. Um-: tr.: hallend umgeben, umtönen:
Sein Körper bebt, vom Stahlgeſchmeid’ umhallt. Alxinger D.
154; Sanft umhallt vom Abendliede | der Nachtigall. B.
26b; Deſſen Ohren Mordgebrüll umhallte. Sch. 8b; V. Ov.
1, 28; HvKleiſt Hinterl. 262 ꝛc. Umhêr-: Wie der
Löwin Gebrüll .. laut umherhallt. V. Th. 26, 21.
Ver-: intr. (ſein): ſ. Aus-h. 1: Solch ein Hymnus
verhallt ohne proſodiſches Maß. G. 1, 233; Ihre Antwor-
ten nehmen eigentlich wie ein Echo unſre Silben nur ober-
flächlich auf, um ſie v. zu laſſen. 19, 14; Der Schall ver-
hallte. 20, 258; Nimmer wird ſein Ruhm v. Heine Rom.
67; Alles verhallet in ein ewiges Amen. H. R. 7, 238;
Sie tönten, ſie v. in der Zeit. Sch. 101b; Gleich fernev–dem
Harfenliſpel. V. 3, 17 ꝛc. I. (ē)der-: intr. und
tr.: zurück- und ſo aufs Neue tönen, hallend zurück-
geben u. von dem ſo Zurückgetönten erklingen (ſ. II.):
Muſengeſänge . ., ſanft entſtrömend dem ſtimmigen Saal
und wiedergehallt laut. Baggeſen 1, 37; Wiedergehallt viel-
fältigen Schalls von bebenden Berghöhn. 161; 2, 314;
Welche nicht gewohnte Klänge | hallen von den Klüften wie-
der? Chamiſſo 3, 348; Und rief, daß rings die Klüfte wieder-
hallten (ſ. II.). 4, 84; Stimmt an das Lied der Lieder ..
das Waldthal hallt es wieder. Claudius 1, 3; Wo die Por-
tale der Häuſer meine Fußtritte wiederhallten. Freiligrath SW.
2, 79; Der große Saal hallte von einer Verſammlung wieder.
Gutzkow R. 2, 329; Warum ſchweigen eure Wiederhalle? |
ſchweigen oder hallen Klagen wieder? Koſegarten Rh. 3, 88;
Vordem hatten die Mauern die Hornfanfaren .. wiedergehallt.
Scherr Sch. 3, 21; Dann hallt im Felsthal wieder | das Lied.
Uhland 451; Indeſſen hallt .. mein kleines Haus von lautem
Jammer wieder. W. 12, 202 ꝛc. Selten refl.: Das Hahnen-
geſchrei, wie es ſich wiederhallt von Hof zu Hof. Burmeiſter
gB. 1, 276. II. Wi(e)der-: = I. meiſt intr.:
Tyrannenhaß war meines Herzens Schlag | und wiederhallte
mir aus allen Maſſen. Chamiſſo 4, 41; Die Wölbung hat
vom Schalle wiederhallt. 148; Der nächtig ſtille Marktplatz
widerhallte von ihrem Haranguieren. Devrient 3, 8; Das
ganze Stück würde von Waffen wiederhallt haben. Gervinus
Lit. 5, 569; Die Höfe, die ſie im Fluge durchſchritten, wie-
derhallten. Gutzkow R. 6, 352; Seltſam wiederhallt im
Kreuzgang | ein Gewiſper. Heine Rom. 59; So lieblich in
den weiten | Himmelsräumen widerhallt es. 245; Doch von
Geſchrei widerhallt ſchon rings das entſetzte Venedig. Platen
2, 225; 4, 49; Durch die Wälder ruf’ ich, durch die Wogen, |
ach, ſie widerhallen leer. Sch. 22a; So ſchallt | und wieder-
hallt | aus tauſend Felſenhöhlen | ein fürchterlich Gebrüll.
W. 11, 67; Noch immer widerhallt der ſchreckenvolle Ton ..
an ſeinem Ohr. 20, 145; Der Palaſt wiederhallte von ſei-
nem Rufen. Zſchokke 8, 368 ꝛc. Selten tr.: Flugs
wiederhallten hundert Zungen: | „Flieht!“ Ramler F. 2,
453. In einzelnen Fällen iſt die Betonung zweifel-
haft, z. B.: Laſſ(t) den Geſang vor [„zu“ 16, 150] un-
ſerm Ohr | im Saale wiederhallen. G. 1, 138; Da jedes
Wort im Herzen wiederhallt. 2, 152; Im Buſen eines
Freundes wiederhallend, | verliert ſich nach und nach des
Schmerzens Ton. 8, 90; Nur hört man ſtets mit Wohl-
gefallen | aus Andrer Mund das Urtheil widerhallen. W. 3,
29; So glaubte er doch den Klang ſeiner Stimme im Inner-
ſten ſeines Herzens widerhallen zu hören. 27; 229 ꝛc.
In Bezug auf die ſchwankende Schreibw. (ſ. die Bſp.)
dürfte ſich die Scheidung Wie derhallen für I. und
Widerhallen für II. empfehlen. S. auch: Die Wieder-
hallerin [Echo]. V. Ov. 1, 181; Kindiſche Nachahmer und
mechaniſche Widerhaller ſeiner Werke. W. 16,81.— Zu-
rück-: intr. und tr. = wieder-h.: Von den Felſen hallt
ihr eigner Ton zurücke. W. 20, 257; Die Felſen hallten den
Ton zurück ꝛc.