Faksimile 0663 | Seite 655
Haft
II. Háft, m. (n.), –(e)s; –e, –en; Häftchen, lein,
Häftel; -: der Halt; Das, wodurch Etwas haftet,
feſtſitzt, an Etwas befeſtigt wird: Dein Herz iſt Felſen,
Gram und Leid | hat keinen H. darauf. Gleim; Drei ſtatt-
liche Hirſchgeweihe befeſtigt, die jetzt aber bereits einen Theil
der Zacken verloren haben und kaum noch an den H–en hal-
ten. Höfer V. 142; Die Puddingform muß ein H. haben,
damit ſie in dem ſiedenden Waſſer aufgehängt werden könne.
Rumohr Kochk. 75; Keinen H. für ihre Wurzeln fanden.
Wurm Spr. 78 ꝛc. Vgl.: Der einen Kraftloſen, Haftloſen
ſtütze. Rückert Mak. 1, 20. Ferner: Einer Sache ein paar
H–e geben, ſie mit einigen Stichen zuſammenheften.
Adelung. Auch: Das Recht hat ſonſt noch einen H. an
dir. V. Sh. 2, 106, Etwas, wobei es dich hält; du biſt
ihm verhaftet, nicht frei ꝛc. Nam. aber von Rin-
gen und Spangen zur Befeſtigung von Etwas, z. B.
bei Glaſern zur Befeſtigung des Windeiſens am Fen-
ſter, bei den Büchſenmachern des Laufes an den Schaft:
Die Schaft-H–en. Karmarſch 2, 79 ꝛc., ferner zum Feſt-
halten von Panzern, Kleidungsſtücken ꝛc.: Goldene
H–en. G. 30, 422; Zuſammengehalten werden die Schalen
des Panzers außerdem noch durch Seiten-H–e. Rüſtow
grK. 12; Mit H–en am Kittel oder Mieder wie Zwanziger.
Gotthelf U. 1, 232, ſehr oft verkl.: Kleine Häft- und Häk-
lein. Brockes 2, 61 ꝛc., wo aber die Schreibw. mit ,,e
üblicher iſt. S.: An den Füßen Unterkleid mit Hafteln.
Taloj 2, 146 und vgl. Heft 2a ꝛc.
Anm. Ahd., mhd. haft (m.), z. B. auch widerhaft =
Widerhaken ꝛc., von haben (wie Schrift von Schreiben, Gift
von Geben ꝛc.). So auch als Ew. haft, das jetzt noch als
Endſilbe fortlebt und das folgende nur dem Geſchlecht nach
verſch. Wort, zu welchem der Bed. nach das nur mundartl.
weibl. Ver-H. gehört. Vgl. Schm. 2, 160.
Zſſtzg. ſ. o. und z. B. veralt.: Án-H., Anſteckung.
Luther 1, 214a ꝛc., ferner: Ver- [Anm.]: Arreſt, das
Feſtnehmen in gerichtlichen Gewahrſam, wodurch die
freie Verfügung gehemmt iſt, zumeiſt von Perſonen,
ſeltner von Sachen = Beſchlag: Einen in V. nehmen
(Sch. 302b ꝛc.), bringen (197b), ziehen (Mendelsſohn 4, 2,
127) ꝛc.; Sich in V. befinden (Enſe Denkw. 1, 161); Einen
aus dem V. entlaſſen; V. auf Etwas legen ꝛc.; Mein Ge-
fängnis und V. Berlichingen 262; In engen V. gebracht, der
aber ſchon am folgenden Tage erweitert wurde. B. 413b;
Die gröbſten Verbrechen büßt er mit einem V. von etlichen
Wochen. Forſter B. 1, 557; Verordnete ſeinen V. Pfeffel Pr.
3, 188; Legt er V. | auf Fortinbras, worauf ſich Dieſer
ſtellt. Schlegel Haml. 2, 2; Daß man den Ritter zum V.
führe. Tieck NKr. 2, 473 ꝛc.; Verhafts-Befehl ꝛc.