erhaben
Erhabenheit
II. Erhāben, a. (~heit, f.; –en):
1) veralt. und alterthüml. Form des Partic. von Erheben (s. d.) = erhoben, z. B.: Auf daß wir auch mit zur Herrlichkeit e. werden. 8, 17 u. o., so auch als Ew., z. B. noch: Das brummende Metall | der hoch-erhabenen Glocken läuten. 1, 16); Sie schütteln mit erhabnem Arm | das Erz. 3, 192; Und da im Staub vorwärts die anderen Leben hinabschaun, | gab er dem Menschen e–en Blick. Ov. 1, 8; Eilend stieg sie herab die e–en Stufen [,,die erhöhete Treppe“ vgl. 3] der Wohnung. Od. 1, 327 etc. —
2) (s. 1) von der Oberfläche hervortretend und darüber hervorragend: Eine etwas e–e Stelle auf der Haut, auf dem Erdboden. So auch: Kleine E–heiten auf der Haut fühlen etc. Nam. aber, wie das fremde „Relief“ in den bildenden Künsten von den mehr oder weniger hervortretenden Figuren: E–e, halb- oder flach- e–e [Basreliēf], ganz- oder hoch-e–e Arbeit [Hautreliēf] etc. Hier seltener die Form mit „o“: Flach erhoben. 18, 309; Erhobene, halb oder ganz runde Arbeit. 31, 301; Die Malerei ist eine beständige Lüge und ihre Erhobenheit und Tiefe erkünstelt. A. 1, 283, vgl.: Das Hohle und das Erhabne, Dunkle und Helle. 22; Sie mögen hohl oder erhoben werden sollen. 11, 283; Umstarrt von erhobenen Zeichen ein schwerer | alterthümlicher Krug. Ov. 2, 256. —
3) (s. 2) von ungemeiner, unermeßlicher, den Geist mit Bewundrung erfüllender Höhe, daher, nur dichterisch und im gehobnen Stil in Bezug auf körperliche Höhe. So wird z. B. der Forstmann einen Baum, — der Geograph einen Berg hoch, nicht e. nennen, dagegen z. B. biblisch: E–e Cedern, Berge, Hügel; Ich sahe den Herrn sitzen auf einem hohen und e–en Stuhle. 6, 1 (vgl. 1: Od. 1, 327) etc.; ferner aber heißt z. B. Gott selbst: Der Hohe und E–e; Erhabner Geist, du gabst mir, gabst mir Alles. 11, 141; Sie [die Marmorlöwen] sind so groß, daß sie Alles umher klein machen und daß man selbst zu Nichte würde, wenn e–e Gegenstände uns nicht erhüben. 23, 101; Hohe Eichen und einsame Schatten im heiligen Haine sind e. (Über das Gefühl des Schönen und Erhabenen 5); Wir nennen Dasjenige e., was die gewöhnlichen Begriffe übersteigt und das menschliche Gemüth mit Bewunderung erfüllt. 4, 2, 241 ff., vgl. 11, 92; 1149a; 1220 ff.; Es liebt die Welt das Strahlende zu schwärzen | und das Erhabne in den Staub zu ziehn. 84b etc.; Es erhebt Sankt Peter sein | kuppel- e–es Dach. 2, 235 etc. In diesem Sinn ist die Form mit ,,o“ unüblich, vgl. Stellen, wo das Partic. neben dem Ew. e. vorkommt, z. B.: Hat der Begrabene | schon sich nach oben, | lebend E–e [Christus] | herrlich erhoben. 11, 34 etc. — Der gott-erhabne Greis [von göttlicher Erhabenheit]. 154b etc. — So auch: Ihre breiten Gewölbe in weiten Bogen leuchten gleich beim Eintritt E–heit in die Seele. A. 2, 97; Eine Tollhaus- E–heit. 29, 252; Zwischen den Plattheiten Wieland’s und den Uber-E–heiten Milton’s. Lit. 5, 183 etc. —
4) Über Etwas e. sein, es durch Erhabenheit überragen, also auch: davon als von Etwas tief unter Einem Bleibenden nicht berührt werden: Ich bin über solchen Spott e.; Denke man sich einen solchen Mann, mit rein menschlichen Gesinnungen, stark genug, um unter keinen Umständen davon zu weichen und schon dadurch über die Menge e. 21, 262; Er selbst ist nicht über die Ehre e. 190a; Sich unendlich über ihre Männer e. fühlen. N. 2, 77 u. o.; Bei aller ihrer E–heit über den groben Materialismus. 5, 125 etc. — Nur selten findet sich hier auch der Dat. nach „über“, wie bei „hoch“, indem die im urspr. Partic. liegende Bewegung ganz zurücktritt: Interessant und un- endlich über unsern gewöhnlichen Romanen e. 7, 206; Sie sind über diesem Jammer e. N. 2, 21. Zuw. auch mit bloßem Dativ, nach Analogie von Unerreichbar etc.: So lästern sie diese Menschen, die jeder Verleumdung zu e. sind. 28.
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