Haben
I. Hāben, hatte, hätte, gehabt; hast, hat:
I. tr.: 1) allgem.: Ein Gegenstand hat Etwas, es ist für ihn etwas auf ihn sich Beziehendes — wesentlich zu ihm Gehöriges, ihm Eignendes, oder zu ihm in Beziehung Tretendes — vorhanden, in unzähligen Anwendungen, z. B.: Jeder Körper hat eine gewisse Ausdehnung, Schwere, Farbe; Das Gold hat eine bedeutende Schwere, Dehnbarkeit und einen eignen Glanz; Jemand hat blaue Augen, dunkles Haar, eine schöne Stimme, ein feines Gehör, ein scharfes Urtheil, viel Verstand, Witz, Muth, Bildung, feine Sitten, seltne Eigenschaften etc.; Er hat Grund, Ursache zum Klagen, ein Recht zum Fordern, gerechte Ansprüche; Er hat Recht und du hast Unrecht; Er hat seinen freien Willen, freie Wahl; Wer die Wahl hat, hat die Qual; Er hat das leere Nachsehn [Weiter ist für ihn Nichts vorhanden]; Du sollst keine andern Götter h. neben mir; Wir h. gutes Wetter zur Reise, auch, indem die Beziehung aufs Subj. mehr zurücktritt: Wir h. [Es ist] gutes Wetter; Wir h. dies Jahr viel Gewitter gehabt; Wir h. dies Jahr früh Ostern etc. (vgl. 11); Der Fürst hat ein großes Gefolge mit sich, einen glänzenden Hofstaat um sich; Der Offizier hat die Soldaten unter sich, den General über sich; Er hat seinen Oheim zum Vormund; Er hat diesen Umstand zur Entschuldigung; Die Säugethiere h. Haare, die Vögel Federn, die Fische Schuppen zur Bedeckung etc.; Das Pferd hat viel Feuer; Der Wein hat eine schöne Blume; Der Stuhl hat vier Füße, eine breite Lehne; Der Spiegel hat einen breiten Rahmen, eine gefällige Form; Der Magnet hat die Eigenschaft, Eisen anzuziehn; Der Baum hat Blätter, Blüthen, Früchte; Die Stadt hat eine angenehme Lage, einen bedeutenden Handel, viele Einwohner; Das Land hat eine reiche Industrie, viele Produkte, eine gute Verwaltung, schwere Abgaben, viele Schulden, hohe Gebirge, große Seen etc.; Überfluß, Noth, Mangel an Etwas h.; Die Sache hat Grund, hat meinen Beifall, hat Eile [ist dringend, erfordert Eile, es ist Eile in Bezug auf diese Sache vorhanden] u. v. a. — S. die folgenden Nummern, die eben nur Nüancen der angegebnen allgem. Bedeutungen sind. — 2) (s. 1) Jemand hat Etwas, es wird ihm zu Theil, trifft ihn, in Bezug auf Angenehmes und Unangenehmes (s. 14) etc.: Ehre, Glück, Vergnügen, Nutzen, Vortheil, — Schande, Unglück, Verdruß, Schaden, Nachtheil von Etwas h.; Er hat den Auftrag [bekommen]; Ich hatte schon das Vergnügen (Glück, die Ehre), Sie zu sehen; Eine Audienz beim Fürsten, eine lange Unterredung mit ihm h.; Den Vorrang, Vortritt, Vorzug h.; Wer hat heute die Wache? (vgl. 19); Du hast die Schuld; Ich habe gute (schlimme) Nachrichten von meinem Onkel; Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen; Er hat nun seinen Lohn, seine Strafe (hat sie weg); Ich habe Nichts als Nackenschläge (s. d.) davon; Was hab ich davon [für Vortheil]?; Wenn er Nichts [keinen Nutzen] davon hat, geht er keinen Schritt; Da h. wir die Geschichte, die Pastete, den Salat, die Bescherung, da h. wir’s etc. [das Unangenehme ist für uns nun vorhanden, trifft uns etc., da liegt der Fehler]; Da hast du’s [dein Theil, den Stich, Hieb etc.], der versteht’s. 11, 90. — Auch (s. 1 und 17): Er hat das Aussuchen, die Wahl [Dies wird ihm zu Theil, steht ihm frei] etc., — das bloße (leere) Nachsehn. — Seltner mit sachl. Subj.: –Die französische Sprache hat eine sehr weite Verbreitung [genießt sie, erfreut sich derselben]; Diese Waare ist ebenso gut und hat den Vorzug der größern Billigkeit etc. — 3) (s. 1) etwas — körperlich oder geistig — Gefaßtes halten etc.: Da hab’ ich dich [gefangen, gefasst]; Den Fisch im Netz, die Maus in der Falle h. etc.; Den Hut, den Degen in der Hand (s. 4), das Gewehr auf der Schulter, den Schild am Arm h.; Geld in der Tasche, im Beutel, bei sich h.; Einige Namen habe ich hier im Buch, die übrigen habe ich im Gedächtnis, im Kopf; Gott im Herzen und vor Augen h.; Ein Ziel, einen Zweck im Auge h.; (Im Herzen) den Wunsch, die Hoffnung, die Absicht h. [hegen] etc. — Jch hab’s [gefunden, söρπeα]. — Sich, einander bei den Haaren, bei den Ohren h., balgend etc. — 4) (s. 3) von Kleidungsstücken, Schmucksachen etc., sie tragen, mit Präpos. (vgl. die entsprechenden Zsstzg.), z. B.: Ringe in den Ohren h., hängen h., zu hängen h.; Ringe in die Ohren (ein)gehängt h. (vgl. 11), Ringe ein-h.; Schuhe an, auf den Füßen h., an-h.; Einen Hut auf dem Kopf h., auf den Kopf gesetzt h., auf-h.; Einen Mantel überm Rock h., über-h.; Ein Tuch um den Hals (gebunden) h., um-h.; Eine Serviette vor der Brust h., vor-h.; Eine Decke unter den Füßen h., unter-h. etc.; auch: Den Rock vom Leib (gezogen) h., ab-h.; Die Stiefel von den Füßen (gezogen) h., aus-h. etc. Vgl. die entsprechenden Zsstzg. von Behalten: Den Rock an-, den Hut aufbehalten etc. — 5) (vgl. 3) mit Objekten, die man nicht sowohl fasst, als sie vielmehr Einen fassen, z. B. von Krankheiten: Den Husten, Schnupfen, das Scharlachfieber, die Schwindsucht, Kopfweh, Zahnschmerzen h. etc., und demgemäß auch mit dem unbestimmten, allgem. „Es“: Ich hab es [Schmerzen] im Hals, auf der Brust, im Magen etc., ferner: Was hast? was kneipt dich denn so sehr? 11, 120; Was hast du? 9, 295; 296; 345; 383 etc.; Er fragte, was ich habe, da ich ihm so sehr in Bewegung schien. 28, 92; Landsmann, was habt Ihr? 517a; R. 4, 319; 411 etc., vgl. franz. Qu’ avez-vous? wofür es gewöhnlich, sich minder genau an die Antwort anschließend, heißt: „Was fehlt list] dir?“ Jch habe Stiche in der Seite etc. — Ferner = fühlen, empfinden, in sich verspüren: Hunger, Durst, Appetit h.; Eine Mattigkeit in allen Gliedern h.; Einen Ekel, Widerwillen, Abscheu vor Etwas, Neigung zu Etwas, zu Einem h., Lust zu Etwas, an Etwas, Vergnügen, Freude daran, Liebe zu —, Achtung vor —, Mitleid mit —, Groll, Verdacht, Argwohn auf Jemand h.; Angst, Mühe, Kummer, Sorge, Noth h.; Weder Gram noch Scham h. etc. — 6) (s. 3) Etwas in sich fassen, halten, enthalten, von Gegenständen, die zum Ganzen gehören oder in ihrer Gesammtheit dies ausmachen: Die Stadt hat viele Einwohner, einen großen Markt; Das Haus hat viele Bewohner, viele Zimmer, einen Keller; Die Kirche hat eine schöne Orgel (aber nicht: „viele Leute“, weil die darin zu Zeiten Anwesenden nicht als dazu gehörig angesehn werden können, vgl. dagegen: Sie hat einen tüchtigen Prediger); Das Gymnasium hat acht Klassen, viele Schüler, gute Lehrer; Das arabische Alphabet hat 28 Buchstaben; Die Odyssee hat 24 Gesänge, der letzte Gesang hat 548 Verse; Der Hexameter hat sechs Füße; Dies Faß hat 3 Eimer; Ein Oxhoft hat 6 Anker; Ein Thaler hat 24 Groschen; Ein Scheffel hat 16 Metzen etc. — 7) im Besitz von Etwas sein, womit man — mehr oder minder frei — schalten und walten, worüber man verfügen, Herr dar- über sein kann etc.: Viele Sklaven, ein Landgut, drei Häuser, 20,000 Thaler im Vermögen, eine reiche Bibliothek h. [besitzen]; Muße, Zeit, im Hause viel Raum, Gelaß für Pferde, eine Gelegenheit zur Fortbildung h. etc.; Hat dich der Satan? [bist du von ihm besessen]; Ich habe — oder mich h. — weltliche Geschäfte. 5, 188; Hast du das Mädchen, so hat sie dich auch. Keiner wird sie h., sie wird Keinen h. [zur Ehe]. 14, 118; Der Deutsche hat Alles und ist Nichts und die dramatischen Charaktere seiner Schauspiele h. darum nur, was sie sein sollten . . Die Personen h. Witz und sind nicht witzig. 1, XXI; Was die Menschen geben, musst du bezahlen mit Dem, was du hast, oder theurer mit Dem, was du bist. 2, 204: Hast du Etwas, so theile mir’s mit und ich zahle, was recht ist; | bist du Etwas, o dann tauschen die Seelen wir aus. 90a etc. — Dazu sprchw.: H. ist besser als Kriegen; Ein Hab-ich ist besser als zehn Hätt-ich etc. und kaufm.: Das H. im Gegensatz des „Soll“: Soll und Haben [Kredit u. Debet], Roman von Um Soll und H. auszugleichen. R. 1, 164; vgl.: Geld bei Einem gut h., zu gut h., von ihm zu fordern haben; Das Guthaben, die zu fordernde Summe [versch. 14]. — 8) (s. 7) Eine Person h. (verhüllend = zum Beischlaf). Kinderm. 33; 11, 164. — 9) (s. 7) in Bezug auf künftigen Besitz: bekommen, erhalten: Morgen soll ich mein Geld h.; Das ist für Geld nicht zu h.; Ich soll’s noch (s. d.) wieder h.; Er denkt, | Das hast du selbst, Das hast du, wenn du willst, | wenn du beharrst. 13, 183 etc. — 10) mit Angabe des erreichten Erfolgs: so weit kommen, gelangen: Sobald wir die Arbeit fertig h., zu Ende h., damit fertig, zu Ende sind, sie fertig gemacht haben; Immer, wenn er den Stein fast oben hatte, rollte er wieder herunter; Warte, bis ich die Seite herunter [gelesen, geschrieben] habe; Wenn man die Sache erst einmal in Gang hat, so bleibt sie schon im Zug; Sie schmeichelt ihm, bis sie ihn herum [gebracht, von seinem Sinn abgebracht] hat; Meinte er, es aus einander zu h., wollte es überblicken, hutsch! war Alles ärger als zuvor. G. 225 etc. — 11) (vgl. 10) zuweilen mit einem dem Objekt nachgesetzten Ew., wie im Franz., Engl. etc., z. B.: Sie tragen blaue Mäntel und haben das Haupt bedeckt (s. 4). 20, 24 = ihr Haupt ist bedeckt; ferner: Ich habe Etwas frei [es ist mir frei, mir freigegeben], z. B.: 30 Pfund Gepäck auf der Post, eine Frage ans Schicksal, eine Stunde etc.; Ich habe Etwas nöthig, es ist mir nöthig, ich bedarf Dessen etc., aber auch: Hätte doch Jeder [wär es doch Jedem] am Vorhaupt geschrieben,| wie er gedenkt! 5, 234; Im Ganzen habe ich den Geist rund wie eine Kugel und den Charakter frisch wie eine Weide. 29, 261; Muß sich wegwenden, weil er das Herz weich hat [weil sein Herz weich ist, er ein weiches Herz hat]. pert Böhm. 64; Venus aber hat die Augen kleiner. 194b; Das Monument ist wohl erhalten und hat nur die Spitze der Nase ergänzt. 196a; Sehr Wenige .. h. die Zähne sichtbar. 197a; Diejenigen, welche die Ohren zerschlagen h. [denen die Ohren zerschlagen sind]. 198b u. o. Im Engl. würde z. B. die letzte Stelle durch die Stellung des Obj. vor Mißdeutung gesichert sein (Those who have the ears dashed, — versch. dashed the ears, die Andern die Ohren zerschlagen haben); im Deutschen, wo Dies nicht der Fall, vermeidet man deßhalb im Allgemeinen (s. 4 u. 12) diese Wendung, vgl. noch: Nachdem der Miko Dieses verdolmetscht hatte [ihm Dies verdolmetscht war]. Leg. 3, 230; Sie hatten wieder ihren Kommandierenden weggeschossen [er wurde ihnen weggeschossen]. 210 u. o. — Etwas versch., wo die Bedeutung des Besitzens schärfer hervortritt: Jch habe [besitze] das Werk vollständig; Versiegelt hab’ ichs und verbrieft, daß er | mein guter Engel ist. 369b. — Wir erwähnen hier nochals Gallicism: Jch saß auf dem Kutschersitz und hatte gar nicht kalt [mich fror nicht]. 1, 5; Sie h. [es ist. vgl. 1 und s. 14] hier wirklich sehr heiß. R. 3, 58; Sie h. kalt. Schüren Sie doch! rhD. 2, 101, und unpers.: Es hat [ist] warm, kalt. U. 1, 129; 237 etc. — 12) Etwas h. wollen (vgl. 7 und 9), es fordern, verlangen: Er will die Zeitung h.; Wenn er Waare h. will, so soll er Geld bringen; „Du sollst kommen“. Wer will Das h.? [Wer befiehlt, verlangt Das?]; Ich will es so h.; Er will mich durchaus dorthin h.; Das Schicksal muß einen großen Mann aus mir h. [machen] wollen. 108a, und oft mit einem Partic. (vgl. als Ausn. zu 11): Er will es versiegelt und verbrieft haben [wissen, sehen], er verlangt es versiegelt etc.; Der Lehrer will den Aufsatz ins Reine geschrieben h.; Er will die beiden Bücher zusammengebunden h.; Beide Herren muß ein verborgenes Geschwür jucken, das sie mit aller Gewalt aufgestochen h. wollen. 6, 261 u. o. — Zuw. elliptisch: Willst du Arm und Bein entzwei [geschlagen] h., altes Wettermaul? 183a etc. — Ferner: Er will Das nicht wahr h., nicht wahr sein lassen, nicht für wahr gelten lassen, nicht eingestehn, und in demselben Sinn: Er will es nicht Wort (s. d.) h. — Dem Sinn nach versch. ist die gleichlautende Fügung, wenn h. mit dem Partic. als ein von „Wollen“ (s. d. und vgl. IV.) abhängiger Infin. des Perf. zu fassen ist, was wieder doppelte Bedeutung haben kann, z. B.: Er will es selbst gesehn h. = Er behauptet, es selbst gesehn zu haben etc.; Er ist ein ehrvergeßner Mann, aber ich will ihn damit nicht geschimpft h., fast = ich will ihn damit nicht schimpfen, nur daß der Jnfin. des Perf. auf die vorausgegangnen Worte zurückweist als solche, die nicht ,,geschimpft sein sollen“; Wir aber wollten, was uns bekannt geworden, auch unvollständig, wie es uns vorliegt, mitgetheilt h. [mittheilen], um forschende Männer .. aufmerksam zu machen. 19, 176. — 13) in einigen Verbindungen hat h. eine noch etwas nüancierte Bed., so namentl. — wie mundartl. auch sonst sehr oft — = halten (s. 14): Einen in Verdacht h.; vgl.: Verdacht auf ihn h.; Einen, Etwas lieb, seltner: werth h., lieben etc., ähnlich: Einen, Etwas gern h., gern sehn etc.; ferner: Einen zum Besten h., ihn aufziehn etc. — Ferner s.: Ein Auge auf Einen, auf Etwas [geworfen] h.; Acht h. oder geben; Geduld, Nachsicht h., üben, zeigen; Die Sache hat [übt aus, äußert] einen großen Reiz für mich etc.; Theil h. (oder nehmen) an Etwas; Etwas hat [nimmt] mich Wunder; Statt h. (oder finden); Etwas nicht Umgang h. [umgehn] können; Etwas nicht Hehl h. [verhehlen etc.] u. ä. m., vgl. die bezüglichen Objekte. — 14) mit dem allgemeinen, unbestimmten Obj. „es“, s. 2 und 5, ferner: Es dick hinter den Ohren (s. d.) h.; Ich habe es am weitesten [das Gehn, den Weg]; Sie h. es [die Temperatur etc.] hier sehr heiß (vgl. 11) etc., namentl. aber: Ich habe es gut, schlecht, leicht, schwer, bequem etc., mir ist etwas Gutes, Leichtes etc. zu Theil geworden (s. 2), meine Lage, das mirZugefallne ist gut, leicht, u. so mit Infin. statt,,es“: Er hat gut (s. d. 10) reden; Duhast leicht fragen, ich aber habe schwer antworten etc. — So auch: Das Guthaben. Sch. 269; G. 258 etc. [versch. 7]. — Ferner (s. 13) mehr mundartl.: Wie hast [hältst] du’s mit der Religion? 11, 149; Was sie ihnen behilflich sein könnten, Das würden sie thun. Sie hätten [hielten] es nicht wie viele Herren. helf U. 1, 327; Es nicht für ungut h. [nehmen]. 324 etc. Elliptisch: Auf den Schrank hat er’s [abgesehn]. R. 2, 288; Meist hatt’ er’s mit den Pfaffen [zu thun]. 2, 110; Nun, so sage doch, mit wem | du’s hast? — Es schien ja gar mit Nathan? Wie? | auf Nathan Argwohn? Nath. 4, 4, vgl.: Es mit Einem vor-h. etc. — 15) mit abhäng. Präp.: Einen zum Freund h.; Einen Freund an, in ihm h.; Wir haben einen ähnlichen Fall an Tycho. 39, 235 etc. — Etwas am Schnürchen, am Griff (s. d. 2a), ein Gefühl h. etc. — Mundartl.: Viel, Nichts auf Einem etc. h. [halten]. G. 168; 177 etc. — Nam. aber mit reflex. Fw. nach den Präpos.: Eigenschaften, Eigenheiten, Fehler, Gewohnheiten, Schwachheiten an sich h. — Die Sache hat Viel, Nichts auf sich, zu bedeuten. — Geld bei sich [in der Tasche], seinen Bruder bei sich [im Hause, in seiner Nähe] h. — Eine Ursache hinter sich h. [worauf es ruht]. 39, 161; Etwas hinter sich, vor sich h., darüber hinaus sein oder es noch zu erwarten haben; Leute mit, neben, über, um, unter, vor sich h. etc. — 16) mit Infin.: Das Schlüsselbund, das sie anhängen hat (s. 4). 10, 115; Noch Viel an sich haften h. R. 8, 205; Den Kopf in einer Mütze stecken h. 27, 226, wo auch vorm Infin. „zu“ stehn kann (s. 17); veralt. aber: Diese Frucht h. wir in Spanien in einem Jahr zweimal wachsen [Sie wächst dort etc.]. 1, 125 etc. — 17) mit Jnfin. und zu, zunächst (s. 16) neben dem dadurch näher bestimmten Obj.: Der Bäcker hat Brot — zu verkaufen, das zum Verkauf bestimmt ist; Wir h. eine Stube — zu vermiethen; Ich habe kein Geld, — Brot zu kaufen; Ich habe Nichts — zu essen, zu verlieren, was ich essen, was ich verlieren könnte; Da hast du wieder Etwas — zu lachen, worüber du lachen kannst etc. Versch., wo der Infin. unmittelbar von h. abhängt, ohne Obj. oder mit einem erst von dem Jnfin. abhängenden, vgl. z. B.: Er hat Nichts — zu bezahlen [womit er bezahlen könnte], und: Er hat — Nichts zu bezahlen = er ist Nichts schuldig, er hat keine Zahlungsverpflichtung. Auch in jenem ersten Fall aber kann dasObj. zuw. wegbleiben, z. B.: Verschlafen will er⏑Speis’ und Trank, | er hat’s nicht zu bezahlen. 3, 211 = er hat das Geld nicht, es zu bezahlen; Ich habe [es, s. 14] nicht weit, nach Hause zu gehen etc. Im zweiten Fall aber ist der Infin. selbst Objekt, im engern Sinn das Vorhandensein, Bevorstehn etc., im weitern den Grund, die Verpflichtung, das Bedürfnis, das Recht etc. bezeichnend, z. B.: Wir h. zu thun, zu arbeiten, zu schaffen = Geschäfte, aber auch: Wir h. zu thun, uns zu quälen [müssen uns quälen], damit wir durchkommen; Wir h. dafür zu leiden, zu büßen [Wir h. das Leiden, die Qual davon, wir müssen dafür leiden]; Was hat Das zu bedeuten? [für eine Bedeutung, was soll Das bedeuten?]; Das hat Viel, Wenig, Nichts zu bedeuten; Wir h. [Grund, Ursache] für sein Leben zu bitten; ihm Viel zu danken etc.; Du hast [die Verpflichtung, Obliegenheit] dafür zu sorgen, daß es geschieht; Wonach man sich zu richten hat; Ich habe noch zu [muß noch] bemerken, daß etc.; Ich habe wohl nicht erst zu bemerken [nöthig, ich brauche nicht erst zu bem.]; Das habe ich erst Freitag zu liefern [nöthig]; H. Sie noch [das Bedürfnis, Anlaß] den Bedienten auszuschicken?; Das haben wir doch [Zeit] erst abzuwarten [Das wollen wir erst abwarten]; Du hast nicht [das Recht] die Befehle der Vorgesetzten zu prüfen, sondern [die Pflicht] unbedingt zu gehorchen; Sie h. [das Recht, es kommt Ihnen zu] zu befehlen; Sie h. zu wählen [die Wahl, s. 2]; Was h. Sie hier mitzureden?; Er ist der Schah und hat zu lohnen und zu spenden. Rost. 57b; Er, übertr. auch: Die Sache hat Viel, Wenig zu sagen [Bedeutung, Belang]; Das hat durchaus Nichts zu sagen; Sie h. über mich zu verfügen [das Recht, Sie dürfen es]; Ich habe [die Aussicht] eine Erbschaft zu erwarten etc. — Selten ist der passive Infin.: Die Logik kann keine diese der Formen der Reflexion voraussetzen, denn sie h. erst innerhalb ihrer begründet zu werden. Log. 1, 1 = man hat sie erst zu begründen; sie sind zu begründen. — 18) Obgleich h. ein Transitiv ist, so ist doch im Allgm. das Passiv davon nicht üblich, vgl.: Ich habe Sie, aber Sie hat Mich nicht. (Er konnte das in seiner Sprache mit drei Worten sagen: êzα, oōz êzoμα4). HB. 1, 47, wörtlich übersetzt: Ich habe, ich werde nicht gehabt, wie es z.B. 1, 394a heißt: Der Geist wird gehabt von Lebendigen und von Todten, aber der Buchstab wird gehabt von Todten und Lebendigen, vgl.: Als Mensch, der sich selbst h. [besitzen, beherrschen] und als Christ, der von etwas Besserem oder von dem Allerbesten gehabt werden soll. Ber. 103 etc. — Doch findet sich häufiger das Pass. von einzelnen Redensarten, z. B.: Daß er aller Orten und Enden gestört und zum Besten gehabt werde. 21, 24 etc., ferner das adjekt. Partic.: Sich seiner gehabten Bewundrung erinnern [die er gehabt hat]. 12, 66; Einen Theil ihrer bis dahin gehabten Ehre. Ph. 1, 31; Beschäftigte uns noch lang der gehabte Genuß. Jt. 1, 307 etc. Wir erwähnen hierbei gleich das nicht seltne,,aber nicht ganzkorrekte: stattgehabt, das nicht passivisch ist, ebenso wie stattgefunden, da der Objektsaccus. (Statt) bei dem Partic. steht: Aller bisher stattgehabte Vorzug. Y. 1, 183; Durch einen in unvordenklichen Zeiten stattgehabten Bergsturz. A. 2, 215 etc. — S. auch 19 und erhalten 2; so auch: Es ist kein Geld zu h. etc. (s. 9). — Ungehabt und ungestabt (s. d.). — 19) Das aktive Partic. habend wird im Allgm. als ungefüge (auchals Hilfszeitw.: zur Bildung des Partic. des Perf.) vermieden, doch findet es sich hin und wieder, z. B.: Den Stand erschwungen habend. 5, 219 (s. IV, wo das Franz. eingewirkt); Jetzt sehnend und habend. Rel. 7, 66; Dich h–d, Vater, hat er Alles. Po. 1, 37; Hunger und Kummer habend, | Beeren pflückend und Wurzeln grabend, | ging hin der König. Nal 81; Zum einzigen Bette meinen Sattel habend. Morg. 1, 134 etc., nam. in philosoph. Schriften und daher den Ton nachahmend: „Sie hat das Kind; es habend, hat sie auch das Recht, | daß sie es hat.“ Historisch geworden, ich versteh. Woch. 41 etc. Ferner in einigen Zsstzg., mit Fortfall des Artikels: Der wachhabende Officier [s. 2; der die Wache hat]; Der worthabende Bürgermeister etc. S. nam. Wohlhaben. — Veralt. auch: Alle Liebhabende [Liebhaber, Liebende]. (s. Liter. 3, 273). — Häusig aber, obgleich von strengen Grammatikern getadelt, findet sich habend in passivem oder medialem Sinn (vergl. Eigen, Anm.): Ablieferung der unter Händen habenden akademischen Bücher. B. 1, 633 = die man unter Händen hat, vgl. gehabt, 18; Die in der Hand habende kleine Orgel. Zelt. 3, 121; Seinen bei sich habenden Reitgaul. 3, 290; Von der in der Hand habenden Schrift. 3, 96; Seine zu mir h–de Neigung und von mir h–de gute Meinung. 1, 374; Aus habender seiner Macht. 3, 1, 1021 Z. 34); Außer dem schon in Händen Habenden. 7, 21; Zu dem in petto habenden Gedicht. G. 2, 120; Einen bei sich habenden Korb. 24, 325 u. o. bei Altern. So auch in den Zsstzg. (s. d., z. B. Vor-h. 4). — 20) Der Imperativ ist im eigentl. 82 Sinn (auch zur Bildung eines Jmperat. der Vergangenheit) der Bed. nach selten, doch findet er sich natürlich, z. B.: Habe [empfange] Dank!; Habe [fasse] Muth! A. 1, 117; Du wolltest dein Verderben! Hab’ es nun! 592a; Erspar, ererb, erwirb, | hab Alles, brauche Nichts, laß Alles hier und — stirb! 1, ...; Hab nur ja niemals das Herz, Geld .. von mir zu begehren! 4, 6 etc. — Ferner: Erinnere dich unserer glücklichen Zeiten und habe nie umsonst gelebt im Schoße des Volkes! [mögest du nie gelebt haben]. R. 5, 84; Freund, habe Nichts gehört! Freund, habe Nichts gefragt! [ich wünsche, daß du Nichts gehört habest und laß es so sein, als ob du Nichts gehört]. 3, 333; Ich bitte dich, habe mir Nichts vorgelogen. M. 2, 75 etc., vgl. auch: O habt mich entschuldigt! 5, 145, haltet mich entschuldigt, möge ich es auch sein (s. 11). Nam. aber auch als Form eines Bedingungssatzes, z. B.: Habt nur einmal die Kinderschuh vertreten! | dann gehn wir oft in seine Pracht hinaus. Garb. 103; Habe du die Schätze des Moguls, grüne der Lorberkranz um deine Schläfe: die Geliebte wird [doch] deine Königin sein. M. 4, 111 etc., vgl.: Ich könnte auch Ende Septembers ankommen, habe nur nicht der Teufel mit meinen Pässen sein Spiel. 5, 205 [wenn er nur nicht sein Spiel hat]. — Zu erwähnen sind hier die imperat. Hw. (masc.), z. B.: Der Habedank, der Dank, die Belohnung: Für jede Beleidigung hatte ich sogleich mit fünf Fingern einen Habedank zur Hand. R. 5, 470; Habegern von Fürchtenicht [scherzhafte Bez. eines furchtlosen, unerschrocknen Bettlers und Vagabunden]. Mak. 2, 31; Einem Habenichts von Nirgendheim. 16; Walter von Habenichts; Du reicher Mann gegenüber jenen Habenichtsen. Sch. 11; Ein Haberecht, der immer Recht haben will; rechthaberischer Mensch; Das könnte wohl nur ein Haberecht behaupten. 372a; Wie ein dreister Haberecht eine ganze Versammlung zu übertäuben vermag. 6, mit den Fortbildungen: Allein was soll das Haberechten? 11, 230; Zum Beweise, daß ich nicht haberechten will. 31, 425; Bloß aus Haberechterei vorgegeben. 356b etc. II. unpers.: 1) allgm. im Hochd., wo Es oder Das für „,die Sache“ etc. steht: Die Sache hat ihre, — es hat seine Richtigkeit, ist richtig; Die Sache, es hat den Anschein, hat keine Eile, Noth, Gefahr, hat gute Wege, gute Weile damit; Was hat’s nun für Noth? etc. — 2) Meist mund- artl. statt: Es giebt, frz. il y a(s. 3): ’S hat auch räudige Schafe. H. 2, 2, 199; Bei Kolberg hat es flinken Tanz. 199; Es hat daselbst eine schöne Weide, 14, 220; Da hat’s keine Luft für .. seine kranke Brust. R. 1, 173; Was hat’s denn da für Geheimnisse? Ottfr. 141; Nun, was hat’s, mich anzuglotzen? 6, 136 u. o. bei ältern und mundartl. Schriftst. — 3) refl. (s. 2): Es hat sich, ironisch um etwas nicht Statthabendes so zu bez., als hätte es Statt: „Wie? einen tiefsinnigen Kopf?“ Ja, es hat sich wohl! [warum nicht gar] einen Narren. 1, 89; Ach, hat sich Etwas! 12, 296; 9, 144; „Hört doch auf!“ Ja, da hat sich ’was zum Aufhören! Stillfr. 2, 233; Ja, es hat sich ’was mit dem „Gut!“ Böse sollte es heißen. A. 1, 335; Sie vermuthen ohne Zweifel eine besondere Krisis meiner Krankheit? Das hat sich wohl! 12, 546; „Beruhigen Sie Sich!“ Hat sich ’was ruhig sein. 7, 140; Es hat sich ’was zu behüten. 181b; Hat sich was „mein Mädel!“ als wenn er die Birnen schon im Sack hätte. N. 3, 159; „Er liebt mich, sagst du?“ O Das hat sich was zu fragen. 11, 190; Was hat sich’s da zu schämen? 172 etc. — Ferner: Laß mir das „Gnädige“ weg, es wird sich bald Nichts mehr zu gnädigen h. 10, 194 = Es hat sich ausgegnädigt, es wird nun nicht mehr gnädige Frau gesagt etc. — Ferner Volksspr.: sich h. = sein: Das hat sich [ist] nicht nöthig. G. 228; Lustiger freilich mag sich’s h., | über Anderer Köpfe wegtraben. 329a etc. III. refl. s. II, 3, aber auch persönl.: sich gebärden, sich benehmen: Seh ich, wie im Alltagskreise | frei und fröhlich, doch nach Sitt’ und Weise | sie so mädchenhaft sich h. kann. 5a etc., nam. insofern in dem Benehmen das Gefühl sich übertrieben äußert oder zu äußern scheint: Soll sie sitzen und sich drum h., daß ich todt bin? W. 1, 386; So h. Sie Sich doch nicht so! SchM. 1, 73 etc. S. Be- und Gehaben. — Mundartl. auch: Sie hätten sich nicht dafür, nicht zu halten, was der Sohn gesagt [Sie seien nicht so, daß sie Das nicht hielten]. G. 276; 305 u. o. IV. als Hilfszeitw. zur Bildung der vergangnen Zeiten bei Transit., Reflex. und sehr vielen Intrans. Das Nähere gehört in die Grammatik, s. auch I 11; 12; 19 und 20. — Wir erwähnen hier nur Einiges ganz kurz, z.B.:
1) das prägnante Perf.: Er hat | gelebt. — Der Streich des Todes ist gefallen [sein Leben ist gewesen, ist vorbei]. 584b, wo der Hauptton nuf „hat“ liegt, vgl.: Kann sein, ich habe sie auch wirklich geliebt, aber — ich habe [2]. Gal. 1, 1 = es ist vorbei etc., versch.: Ich habe genossen das irdische Glück, | ich habe gelebt [mit dem Hauptton auf „gelebt“] und geliebet. 49a; Eine nur der Göttergaben | ewiget: „genossen haben.“ | H. wird zum Überdruß, | Angedenken ist Genuß. 16, 67 etc. —
2) Wegfall des Partic., z.B. des aus dem Vorhergehenden zu ergänzenden: Laß ablösen .. und wenn du [Das gethan] hast. Soll 3, 127; „Jch will sehen, daß ich ihn wiederfinde“. Er hat’s [ihn gefunden]. 9, 36; „Hat er nicht den Durst .. zu befriedigen versprochen?“ .. Gut! er hat [es versprochen]! 10, 4 u. ä. m.; aber auch z. B. beim Diktieren: Haben Sie „bewußten“ [geschrieben]? 200b u. ä. m., s. I, 10. —
3) Wegfall des Hilfszeitw. in abhängigen Sätzen: Glaubst du, daß er es gesehn [hat]?; Als er Das gesagt [hatte], ging er fort u. v., zuw. auch des nicht am Ende stehenden, bei den Partic. der Hilfszeitw. in Jnfinitivform (vgl. Dürfen I; Können I etc. und 18, 118 ff.): Was er leicht [hätte] ändern können. 14, 223 und nam. oft bei Ein Mensch, der mit seinen eignen Augen wenigstens [hat] sehen wollen. 8, 331; Weil man sich nicht [hat] einbilden können. 12, 233; Daß sich meine Abreise so lange [hat] verziehen müssen. 243 u. v. — 4) das von u. A. getadelte zweite Perf. und Plsqpf., z. B.: Die Körbchen, welche die Knaben bis jetzt auf ihren Köpfen stehen gehabt hatten. Sab. 179; Sie hatte sich im Stillen gesagt gehabt. 11, 267; Hätte er sich stürmisch erklärt gehabt .., er würde nur mit Beklommenheit zurückgedacht h. R. 5, 265; Diese hätten Sie gelesen gehabt, Hr. Pastor, ganz gelesen gehabt, als etc.? 10, 169; 5, 28 etc., vgl.: So wären die 5000 Pfund bald verschmerzt gewesen. G. 108 etc.
Anm. Ähnl. goth., ahd., mhd. mit der Urbed. des Insich-Fassens, vgl. lat. capere, und s. Hafen, Hag, Haken, Halten, Hamen etc. — Mundartl. in Form u. Bed. sich vielfach mit heben (s. d.) und halten berührend (s. Gehaben). — Hier ist die mundartl., alterthümelnde Form ha’n = haben (früher auch = ich habe, z. B. Ps. 2, 3) zu erwähnen, z. B.: Nun han wir’s auszubaden. 22b; Ihr Gärtner lobesan, | den sie zu han geruhn. 3, 20; Po. 3, 98; 469 etc. — Auch das Impf.: Sie kamen bald zu jener Stätt, | wo Roland jüngst gestritten hätt’ [hatte]. 395; 2, 237 etc. — Nach der allgem. hochd. Ausspr. ist das „a“ in den Formen, wo darauf nicht „be“ folgt, geschärft. — S. auch Haber II. — Habung außer in Zsstzg. nur mundartl. = Halt, s. Habe 2: Suchte mit den Füßen eine Habung. 3, 322; 360 etc.
Zsstzg. vielfach lose, vgl. I. 4 und 10 und danach leicht zu mehren: Áb-: s. 4; Um auch mein Theil davon abzuhaben. L. 12, 220 etc. Veralt. auch: Einem Etwas a. = abgewinnen, an-h. —
Án-:
1) [4] Ein Kleid, einen Rock, einen Panzer, Stiefel, Handschuhe a. —
2) Einem Etwas a., zunächst: einen Vortheil über ihn gewinnen, dann: ihm so einen Schaden zufügen: Wie dem Nachbar Vortheil anzuhaben wäre. 1, 391. — Eine Föderation von Republiken, der kein Teufel Etwas a. kann. B. 2, 286; Sei nur brav zu jeder Stunde: | Niemand hat dir Etwas an. 3, 102; Und drohten mir Drachen, | sie haben doch alle | dem Knaben Nichts an. 8, 356; Die englische Feile schien ihm [dem Diamanten] Nichts anzuhaben. 27, 196 etc. — Seltner: Die wilde deutsche Kraft konnte gegen die geschlossenen Reihen . . Nichts a. 3, 281, vgl. Ankönnen und: So daß Niemand Etwas an ihm haben konnte. 4, 14. — Āūf-: z. B.
1) [4]: Den Hut, die Haube a. —
2) aufgemacht, geöffnet haben: Er hat den Mund schon auf, ihr das ganze Geheimnis zu erzählen. Auch [s. 11]: Ein Kind .. Das hat alle Thüren auf [dem sind oder stehn sie auf]. Th. 2, 337. —
3) aufgegessen, aufgebraucht haben etc.: Er hat die Suppe auf etc. —
4) aufgeladen haben: Schiffe, die Getreide a. etc. —
5) übertr. von 4, von etwas Einem Obliegenden, das man zu absolvieren hat: Die Schüler haben einen Aufsatz, Rechnungen, Viel auf (vgl. Auf-geben, bekommen etc.), u. so auch [19]: In meinen a–den Pflichten. Jer. 1, 15; Seiner a–den Funktion Genüge zu leisten. M. 5, 29 u. v. — Āūs-: z. B.: Ich möchte gern die Stiefel a. [4]; Er hat das Glas aus [getrunken], das Lied aus [gespielt, gesungen], das Buch aus [gelesen]; Ein Fürst wollte seine Gemahlin gern auf die Jagd mit a. [haben, daß sie mit ausführe]. 2, 30 etc. — Veralt.: ein Ende haben, z. B.: Die Bilder haben aus, die Wahrheit kommt an Tag. Himm. 21; 851 etc., s. — Be-: refl. [III.]: sich in angegebner Weise befinden, benehmen (s. Ge-h.), nur im Infin. üblich: Indessen er sich an meinem Eigenthum gar wohl b. mochte. 22, 280; Sie war himmlisch gut, wenn sie sich nach ihrer Weise b. konnte. 27; Wie könnt ihr euch so wunderlich b.? 6, 25. — Dazu: Das B.: das Befinden, Benehmen, die Art und Weise des Erscheinens und Sich-darstellens: Anstalten zum bessern physischen B. des Volks getroffen. Tag. 41; Den Gesichtsausdruck und das B. eines blühenden in Liebe befangenen Mädchens. 31, 420; Das äußere B. seines alten Freundes im Ganzen und Einzelnen betrachtet. 18, 208 u. V.; auch: In ihrer Behabung [Benehmen] zu mir. Freim. 7. — S. Behäbig etc. und vgl. 1, 599. — Dúrch-: z. B.: Ich möchte gern das Buch d. [durchgelesen, zu Ende haben]; Den Faden d. [durchgezogen, durchs Ohr] etc. — Eīn- [4], auch: Ein Meerräuber habe das Schifflein ein [inne]. B. 7a. — Fórt-, z. B.: Er möchte dich gern f. [aus deiner Stelle]; Den Hieb hat er fort [bekommen] etc., s. Weg-h., zuweilen auch [11]: Wenn man das Geld einmal forthätte. G. 7 = Wenn es Einem fort wäre. — Ge-:
1) tr. (veralt.), haben: Die besten dürren Klotzen, die man g. mag. 4; 38 etc.; Th. 98; Die Ort da sie das Holz g. mögen. 605a etc. —
2) refl. [II]: sich behaben (s. d.), mit schwacher (regelmäßiger) Form und der veralt. Nbnf. Geheben (s. Heben 3), wozu als Jmpf. Gehebte und Gehub: Warum gehabt sich dein Herz so übel? 1. 1, 8; 8, 21; Gehabt euch wohl! 15, 29 (als Abschiedsformel, z. B auch 31, 10 etc.); Ganz anders g. sich die Schriftsteller der meisten neueren Nationen. K. VII; Ihr denkt wohl, wie die Seinen sich g. [trauernd]. Gd. 1, 125; Ich fürcht, auch du bist nur ein Afterbild | und doch, mein Treü, gehabst du dich als König. Sh. 6, 171; Sie gehabten sich so gut als sie’s verstanden. G. 293; 338; 561; 1381 ff. — Dazu: Sein ganzes Wesen erschien wie elektrisiert und im ganzen G. fast überreizt. R. 5, 478; Den jungen, in diesen Verhältnissen neuen, in seiner Gehabung darin noch nicht sichern Dichter. DM. 1, 1, 13) etc. — Veralt.: Die geh eben sich am allerübelsten. B. 122b; Auch trug er bessre Kleider und gehub sich stattlicher und dreister. G. 292; 327; Winselte und gehub sich ganz übel. 79a; Daß sie sich wegen der Schmerzen sehr kläglich gehebte. 2, 95, vgl. z. B. 1, 406b neben einander: Der angehabende — und: Der anhebende Geist etc. — Gūt- [7; 14]. — Hánd-: mit regelm. Form, s. Handhabe, Anm.:
1) eigentl. ein Werkzeug (mit der Hand) fassen u. seiner Anwendung gemäß führen, es anwenden, Gebrauch davon machen: Mein ganzes Leben lang hab’ ich den Bogen | gehandhabt. 544b; Die Zügel h.; Eine Waffe, die Feder gewandt h.; Die Ersten, welche das Prisma nach ihm handhabten, handhabten es ihmnur nach. 39, 334 etc. — Auch refl.: Schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort, | das schwer sich handhabt [zu handhaben ist], wie des Messers Schneide. 368a. —
2) übertr.: Etwas zur Anwendung bringen, davon Gebrauch machen, damit in einer bestimmten Weise verfahren etc. (s. 1): Das Gesetz h. 29, 18; Das Recht h. 32, 1; Statt der alten bequemen und schlaffen Zucht Sporn und Gebiß haarscharf gehandhabt. Y. 1, 146; Wo das Gesetzbuch völlig eingeführt und recht gehandhabt würde. 9, 30; Wie er’s [seinen Reichthum] handhabte und genoß. 12, 69; Hüon .. handhabte das Werk gleich einem Abenteuer. 20, 147 etc. — Mehr mundartl.: Du mußt dein Wort h. [zur Geltung bringen]. 1, 93; Die Landleute bei ihm und dem Reich schirmen und h. [festhalten]. 344a, vgl. etc. — Das handhabende Pfand [welches man in Händen hat. 19]. — Zuweilen: Hand gehabt. B. 3b; Hand zu haben. 1, 173; Denselbigen zu schützen und handzuhaben. SW. 61, 260. — Dazu: Handhabung. — Hāūs-: als subst. Infin. die Haushaltung, das Hauswesen. 7a; 9a etc. — Hêr-, Hín- etc. [10]: Ich möchte das Packet gern von der Post herhaben; Den großen Begriff, wo mag er den überhaupt herhaben. 6, 19 etc.; Ich hab es über und über heraus, wie mein Schwabenmädchen heißt. 498b; Den jungen Herrn wird er baldherumhaben [zu seiner Meinung]. M. 4, 252; Sie haben ihre Strafe hin [fort]. 4, 75; Wie weit haben wir noch hin [sind wir noch von dem Ziel]! Par. 1, 17 etc. — Inn(e)-: in Besitz, eingenommen haben, besitzen: Ein Land i.; Er hat den Flügel | des .. Schlosses inne. 588a; Daß sie schon die große Stadt„Paris | inn’ hätten und des Reiches sich bemächtigt. 458b, vgl. ein-h.; auch übertr.: Die lateinische Grammatik wohl i. [darin zu Hause sein]; Was Brauch ist in dem Gotteshaus, | er hat es Alles inn’. 68b etc. — Seine i–de Stellung [19]. 2, 303 etc. — Die Innehabung eines theuer erworbenen Besitzstückes. M. 1, 287. — Veralt.: Innen haben. — Lōs- [10]: Er will das Festgenagelte l. Übertr.: Auf einmal hat’s der Biedre los [vgl. fort = begriffen etc.], | wie er das Beste kann. 6, 33. — Mít-: Drei von uns haben Schwegelpfeifen mitgehabt [mitgenommen, bei sich]. Stein 81 etc.; Aus seiner m–den [19] Apotheke. Am. 351. — Ob-: (mundartl.) Ich habe noch den Schweinen ob [für sie zu kochen, auf dem Feuer]. G. 161, namentl.: Von ihren o–den vornehmen Verrichtungen. 3, 45, s. Auf-h. 5. — Récht- [1], aber namentl. im subst. Infin. auch: die Rechthaberei, die Sucht zu streiten und dabei immer Recht behalten zu wollen, vgl. [20]: Dies ewige Streiten und R. R. 6, 93. — Státt- [13; 18]. — Thēīl- [13]: An diesem Glanze theilzuhaben. R. 1, 238. — ūber- [4]. — Úm- [4]. — Únter- [4]; auch: Es war ihm, als hätte ihn der Satan untergehabt [unter seinen Fäusten etc., vgl. unterliegen]. Bl. 1, 73; Seine u–de [19] Soldaten. 1, 141; 137 etc. — Vōr-: (veralt. Für-h.) 1) [4] Eine der blaßrothen Schleifen, die Lotte vorhatte. 14, 64 etc. — 2) Eine Person oder etwas schon Vorhandenes [versch. 3] v., es vorgenommen, es vor sich habend, sich damit beschäftigend: Der Uhrmacher hat die Taschenuhr in Ordnung gebracht, jetzt hat er die Wand- uhr vor; Der Recensent hat jetzt den zweiten Theil des Werks vor; Der Lehrer hat die Exercitien vor; Was habt Ihr mit einander vor? [Was liegt als Gegenstand des Streits für Euch vor?]; Ihr spottet wohl gar, Herr Philosoph, und wisst nicht, mit wem Ihr’s vorhabt [zu thun habt]. 29, 244; Den Konditor habe ich auch schon vorgehabt, daß er ja die Dekoration recht schön macht. 16, 205; Wir haben schon verschiedene Leute vorgehabt und sie nach dem Übergange über die Furka gefragt. 14, 225 etc. —
3) (versch. 2) Etwas erst Zukünftiges, Bevorstehendes, Auszuführendes vor sich haben, sich damit beschäftigen, es im Sinn haben, sich Etwas vorgenommen, vorgesetzt haben: Etwas Böses, eine Reise, Unternehmung v.; Er hatte vor, einen Brief zu schreiben, — sich zu verheirathen, — ihn zu besuchen; Was hast du mit ihm vor? [im Sinn, versch. 2]. Selten im Passiv [18], außer im adjekt. Partic. (vgl. 4): Die vorgehabte Wand’rung anzutreten. 4, 219; Der vorgehabte Zug durch Edom. 4, 279 etc. —
4) [19] Vorhabend im medialen Sinn, z. B. zu 1: Die v–de Schürze —, zu 2: Es wird Alles mehr auf den wirklichen v–den [vorliegenden] Fall gerichtet. 4, 190; 5, 2; Die v–de Sache zu erläutern. 4, 1, 184 etc., und namentl. oft zu 3: Daß man sich .. jedesmal mit dem v–den Gegenstande ganz erfülle. 7, 118; Zu einer v–den Reise. 14, 146; 15, 94; 26, 132; Was ich zu meinen v–den Arbeiten nothwendig brauche. 12, 178; 11, 576; Ich wußte von Ihrer v–den Spazierfahrt. 724a u. o. — 4) als subst. Infin. (zu 3): Das, was man vorhat, ins Werk zu setzen beabsichtigt: Ein löbliches, ein böses V.; Von seinem V. abstehen; Des V–s sein, werden; Daß diesem V. mein Gefühl widerspricht. 15, 10; Mittler erzählte von seinen heutigen Thaten und V. 19; Wird nicht dieses schöne V. vielleicht ein bloßer schöner Vorsatz bleiben? 3, 78; Wie diese Phantasie seine praktischen V. übersprudelt. Stein 1, 206) etc. — Vorāūs-: Etwas vor Einem an Weisheit 5, 94) etc. v., s. Voraus; Hat die Königin doch Nichts | voraus vor dem gemeinen Bürgerweibe. 416b; 1106a; 1132b u. o. — Vorǖber-: z. B.: Hat Einer dreißig Jahr vorüber. 12, 92 = Ist er über 30 Jahr (s. d.) alt. — Wég-: fort-h. (s. d.), z.B.: Ein verdammter Schlingel hatte es gleich weg [gemerkt], daß mir ein Schatten fehle. 4, 228; Ich habe den Tod weg [davon, ich muß davon sterben]. R. 5, 224; Sie wurde roth und damit hatte ich sie weg [gewonnen, besiegt]. M. 4, 52; Wenn man einmal die Kunstwörter weg hat [kapiert, sich zu eigen gemacht hat]. 3, 27; Die Laurer hatten das Wort einmal weg [aufgefangen]. Ph. 1, 54; Daß mich der Donner da weg [nicht dabei, fern] hatte! 118a; Mich hat er auf den ersten Blick weggehabt [durchschaut etc.]. 6, 72; Daß ich kaum den Titel anzusehen brauchte .., so hatte ich das ganze Buch weg [wußte das Nöthige davon]. N. 3, 46; Auf den ersten Blick hat er das Lächerliche an Personen und Sachen weg [bemerkt]. 23, 26; Die Prügel hat er weg [bekommen] etc. — Wī(ē)der-: zurück-h., aufs Neue im Besitz von etwas früher Gehabten sein: Er will sein Buch w., es (wieder) zurückhaben etc. — Wōhl-: nur üblich im subst. Infin.: das Sich-wohl-Befinden, im Sinne von Wohlstand und im Partic. Präs.: sich in Wohlstand befindend: Einen Garten, der wie das Ganze von altem W. zeugt. 26, 233; In Zeiten der Sicherheit und Ruhe bei zunehmendem W. 249; 21, 259; W–de verwandeln diese Kreuze [aus Holz, wie auf den Gräbern der Armen] in eiserne.. Doch weil auch diese endlich sinken .., so haben Begüterte nichts Angelegneres, als einen Stein aufzurichten. 15, 153 ff.; W–d ist Jeder, der Dem, was er besitzt, vorzustehen weiß; vielhabend zu sein, ist eine lästige Sache, wenn man es nicht versteht. 17, 201; Sie sind w–d, aber nicht reich. Gs. N. 1, 104 etc., und zu diesem Partic.: Die Wohlhabenheit = das W., mit Ausfall des d, wie bei Allwissenheit (s. d. u. vgl. Behalten 3), ein jetzt sehr gewöhnl. Wort, wovon aber noch (5, 350) gegen der es in seinem Werk vom Verdienst gebraucht hatte, urtheilte: Welches Kind Deutschlands wird verstehen, was Wohlhabenheit sei? .. Wenigstens habe ich Alles eher als aisance dabei gedacht. — Zū-: z. B.: Er hat das Haus zu [geschlossen], den Rock zu [geknöpft] etc., Ggstz. auf-h. (2). — Er will bei dem Tausch noch Geld z., zu dem Eingetauschten als Zugabe, zumeist im Infin. — Zurück-: s. Wieder-h., auch: Er möchte das übereilte Wort gern z., es nicht gesagt haben, gleichsam es wieder in der Brust verschlossen haben; Er hat sein Wort z., man hat ihn von seiner Verbindlichkeit durch das gegebne Wort frei gesprochen etc.; auch = zurückbehalten, noch nicht mittheilen. 8, 315.
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