gucken
Gúcken, intr. (haben): ſehen: 1) die Augen
ſcharf auf Etwas richten, um es zu erblicken, aus Neu-
gier, Sehnſucht ꝛc.: In eines jeden Bürgers Topf g. Forſter
A. 1, 110; Man fragt, guckt, geht zu Gefallen, wartet. G.
9, 286; Nach den Käſemüttern und ihren Brillen geguckt.
379; Guckt dumm [ſtarrt] auf den Kompaß. Nicolai 1, 9;
Das Schlängelchen guckte, den Hals gebogen, | in das Innre
des Baues. Rückert N. 172; Das ſchwatzt und guckt und iſt
artig. Tieck N. 1, 31; Wie that er ſchön, wie guckt er grell!
V. 3, 150; Er guckt voll Verlangen. W. 11, 7; Sie guck-
ten durch eine Zauberbrille. 24; Pervonte guckt noch immer
nach dem Orte, | wo Nichts mehr iſt. 12, 10; Gelauſcht,
geguckt und ach! Amanden nicht geſehen! 20, 285 ꝛc. —
Sprchw.: Zu tief ins Glas g. G. 32, 248; Stilling 3,
171; V. 4, 54 = ſich betrinken. Auch tr. u. refl. mit An-
gabe der Wirkung: Schieläugig guckt’ ich harrend mich. V.
Ar. 3, 65; Man kuckt (Anm.) ſich blind in der Dämmrung.
V. 1, 97; Wenn wir uns die Augen aus dem Kopfe g. W.
22, 385 ꝛc. — 2) auch von Nicht-Perſonen (perſonif.):
hervorſehen, ſichtbar werden: Der leibhafte Hunger guckt
ihm aus den Augen. Miller Siegw. 53; Wie lieblich kuckt
(Anm.) die bläuliche Flachsblüthe aus dem Grün! Tieck
NKr. 5, 86; Der Vollmond kuckt (Anm.) ſo grell | aus
den krauſen Wolken. V. 3, 103. — S. Hervor-G. ꝛc.
Anm. Ableitung fraglich; der Anlaut ſchwankt zwiſchen
G. und K., ſ. die Belege aus Tieck und V. in 1 und 2, fer-
ner z. B. Kucken: Immermann M. 1, 34; Luther 8, 89a
und ſo in der Bibel (ältre Ausg.); Schottel 1117a; Tieck 16,
367; N. 4, 5; NKr. 2, 33; V. Br. 1, 219; Zelter 2,
375 ꝛc., ſ. auch Zſſtzg., nam. Auf-g. (Anlaut j). — Nbnf.
Gutzen. Schm. 2, 89; Der Teufel gutzt herfür. HSachs
(Wackernagel 2, 89 Z. 26); Kieken. Brem. Wörterb. 2,
767 ff. (doch auch Köken, z. B. Luther 5, 296b; 6, 317b),
und „Kiekeln“, mit halb zugekniffnen Augen nach Etwas
ſehn. — Zu beachten ſind einige imperative Hw. z. B.: Daß
ſolch ein Mann ſpielt Bu-guck-hie. V. Sh. 3, 178, ſ.
Bu 3 und Kuckuck 1. — Der Guck-in-die-Welt: Be-
zeichnung eines jungen unerfahrnen Menſchen; Du 18jähriges
Küchlein! ſchnippiſches Kuck-in-die-Welt! V. 1, 37;
Ein luftiger Kiek-in-die-Welt. Auerbach Gv. 440; Einem
jungen unerfahrnen Kiek-in-die-Welt von Käterchen. ETAHoff-
mann Kater Murr (l858) 5; Die jungen Kieks-in-die-Welt.
Wickede SoldFr. 1, 20; Hans Kiek-in-die-Welt’s Reiſen in
alle vier Welttheile. Leipzig und Gera 1796. — Der Guck-
in-den-Topf: Topfgucker. — Der Guck-übern-Zaun:
eine hochwachſende Kohlart. — Der Guck-durch-den
Zaun: Gundermann, Glechoma hederacea. — Der Guck-
aus: Ausguck ꝛc. — S. Brem. Wörterb. 2, 768. — S.
auch Kikriki, Anm. und kuckucken 1.
Zſſtzg. ſ. die von ſehen, z. B.: Áb-: tr.: Was ich
alter Knaſterbart an Ihnen abgucke, iſt juſt kein Freſſen für’s
junge Mädchen. Sch. 183a; Wie er räuſpert und wie er
ſpuckt, | Das habt ihr ihm glücklich abgeguckt. 322a ꝛc. —
Án-: tr.: Aus ’n paar andern [Geſichtern] kuckte mich der
— — [Teufel] leibhaftig an. Claudius 3, 23; Guckt mit glü-
hendem Aug dich an. V. 3, 104 ꝛc., vgl.: Kiekt mich an.
Prutz DM. 1, 2, 296 (Ernſ). — Āūf-: Niklas juckt jetzt
vom Ort auf. Wackernagel 3, 2, 853 Z. 16 ꝛc. — Āūs-:
1) intr.: Zum Fenſter a. ꝛc. V. Ar. 3, 273. — 2) tr.:
Jch guck mir faſt die Augen aus. Heine Lied. 78. — Be-:
tr.: Die ſeidenen Buben beguckten mich von vorn und hin-
ten. Ich dacht, guckt ihr! G. 9, 58; 20, 58; Bekuckt’ ihm
Naſ’ und Augen. V. 1, 153. — Dúrch-: Die Bogen ent-
ſprächen nicht denen des gothiſchen Gebäudes, das überall
ſchief durchguckte. Heinſe A. 1, 41. — Hêr-, Hín- ꝛc.:
Über dem Hingucken nach uns das Futtern vergeſſen. Forſter
R. 1, 224. — Bei jenen Apoſtoliſchen kuckt oft ’was wie
ein Affe aus den verbrämten Gewändern heraus. Tieck N. 2,
29; Da kuckt er zum Fenſter heraus. V. Sh. 3, 444 ꝛc. —
Kuckten ins Schlüſſclloch hinein. Claudius 3, 8; Da guckt ich
der Eule ins Neſt hinein. G. 11, 173; Solche Werke ſind
Spiegel; wenn ein Affe hineinguckt, kann kein Apoſtel heraus-
ſehen. Lichtenberg 3, 479; Kuckt in die Fluth hinein. Tieck
16, 133 ꝛc. — So frech herübergucken. G. 6, 157. —
Guck nicht gleich in alle Ecken herum. Grimm M. 115. —
Überall guckt hinter den ſchönſten Rednerkünſten nur Eigennutz
hervor. Forſter B. 2, 484; Hübſche Örter, die mit ihren ..
Häuſern .. unter dem Schnee hervorguckten. G. 14, 220;
Wo Paläſte zwiſchen den grünen Bäumen hervorguckten.
Stilling 3, 22; Kuckt eine ſchöne Urne aus dem Gebüſche her-
vor. 4, 216 ꝛc. — Nāch-: Einem n.; Die kuckten nach,
wenn Alles geſchehen war. Immermann M. 4, 236. —
Úm- intr. und refl.: Wenn du umguckſt und eine Patſch-
hand giebſt. Auerbach D. 4, ...; Sich um-g. — Ver-:
rcfl.: Sich v., ſich beim Gucken irren; Eh’ ich mich ver-
guck [verſehe]. Auerbach D. 1, 252; Sich in Einen, in Et-
was v. [verlieben]. 7; Bodenſtedt 2, 380; Mörike N. 67
ꝛc. — Vōr-: Bändchen, das hinten am Halſe vorguckte.
Gutzkow R. 5, 44; Es guckt auf allen Seiten | das Zahn-
fleiſch durch die Schnauze vor. Lichtwer 124; Dort kuckt ſie
[die Geldkatze] vor. Werner Febr. 191 ꝛc. — Wég-: Dar-
über guckt man bei euch Weibsleuten weg. Sch. 183b. —
Zū: Steht ihr da, guckt ihr zu! G. 34, 284 ꝛc.
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