Faksimile 0640 | Seite 632
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grübeln
Grübeln, intr. (haben): 1) ein Kinderſpiel ſpielen,
wobei Nüſſe oder Kügelchen in ein Grüblein geworfen
werden. 2) eig. grabend in Etwas herumſtören,
purren: Verlegen grübelte er mit der Gabel auf dem Teller.
Gotthelf U. 1, 325; Grübelte zornig mit ſeinem Pfeifen-
raumer in der Pfeife. Sch. 6 ꝛc. 3) übertr. von 2:
über Etwas mit den Gedanken gleichſam darin herum-
ſtörend ſinnen, oft mit dem Nebenbegriff ſowohl des
Kleinlichen, Nutzloſen, als auch des Grillenfangs, ſich
unnütze Sorgen machen: Die g–de, zerfaſernde Reue. Auer-
bach Leb. 1, 199; Tändelnd grübelt nur am Liebeln, | müßig
liebelt fort im G. G. 12, 200; Du ſollſt nicht über die Re-
ligion⏑g. und düfteln. Hebel 3, 171; Die g–de Vernunft
dringt ſich in Alles ein. L. 1, 178; Ein unnützer Hang zum
G., der die Kraft erlahmt. Tieck 16, 224; Raſtlos kopf-
brechen und g. V. 1, 174; Grübelt Einer gern und launet, |
grübl’ und laun’ er einſam. 4, 68; Kurz, er grübelte ſo tief,
bis er die Schlange | in ſeinem Buſen ſchlummern fand. W.
12, 327; 8, 226; Die Philoſophie .. wurde eine müßige
Kunſt zu g. und zu deklamieren. HB. 1, 40 ꝛc. Refl.
mit Angabe der Wirkung: Sich krank, matt (ab-), wahn-
ſinnig g. über Etwas. Seltner: Dem grübelte die Sache
[ging ihm im Kopf herum], je mehr er daran dachte.
vHorn Schmj. 50, vgl. ſtatt „kribbeln“ (ſ. d.): So grü-
belte es mich .. in der Naſe. Thümmel 6, 48.
Anm. 1 von Grube; 2 und 3 (ſo ſchon bei Otfrid 3,
7, 76: grubilôn) eines Stammes mit Graben, ſ. Gruben.
Zſſtzg. meiſt zu 3, ſeltner eig. zu 2, z. B.: Áb-,
refl. Aūf-, tr. [3]: er-g.: Die Gerüchte werden
oft nur Spaßes halber von böſen Buben aufgegrübelt. Höfer
V. 106. Āūs-: 1) intr.: aufhören zu grübeln.
2) tr.: durch Grübeln herausbringen: Ihren Disput
auszugrübeln. B. 179a; Zerquält den Kopf nicht mit Aus-
grübelung | des ſonderbaren Geſchäfts. V. Sh. 1, 100.
Be-, tr. Durch-, tr.: grübelnd durchdenken:
Durchgrüble nicht das einzigſte Geſchick! G. 12, 200; Durch-
grübelte die Schrift. Lohenſtein Hy. 28. Er-, tr.: durch
Grübeln herausbringen (ſ. auf-, aus-, heraus-g.) oder
erlangen: Ergrübelte ſich täglich neue Pein. Hagedorn 2,
263; Kein Genuß ergrübelt ſich. 3, 126; Was ihr e. wollt,
es raubt mir nicht den Frieden. Platen 2, 34; Das Gelüſt,
dieſen Seelenzuſtand zu ſchildern oder zu e. Tieck DBl. 2,
102. Herāūs-, tr. [2]: Dieſes öffnet man mit einem
Laßeiſen und grübelt die Körner heraus. Jablonsky 324a,
öfter [3] = er-g. Nāch-, intr.: grübelnd nach-
ſinnen: Die Natur geht hier ſo ſehr ins Feine, daß kaum
die ſpitzfindigſte Unterſuchung ihr n. kann. Engel 4, 307;
Weil Hamlet ganz in ſich ſelbſt verſenkt iſt, eben jetzt erſt
nachgrübelt. 8, 255 ꝛc. Rück-: grübelnd zurückden-
ken, über das Vergangne grübeln: Wie es hat kommen
müſſen, iſt es gekommen und r. iſt thöricht. Chamiſſo 5, 76.
Ver-, tr.: mit Grübeln verbringen, verderben:
Die Zeit, ſein Leben v.; refl.: ſich grübelnd in Etwas
vertiefen ꝛc.: Offenbarung Johannis, in die ſie ſich vergrübelt
hatte. Gutzkow Zaubr. 4, 35; Vergrübelt ſein ꝛc.