Faksimile 0639 | Seite 631
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Grube
Grūbe, f.; –n; Grübchen, lein; –n-: Vertie-
fung, Höhlung, urſpr. eine gegrabne: 1) allgem.,
jede gegrabne Vertiefung meiſt von mehr oder minder
runder Form (vgl. dagegen I. Graben), zuw. auch
eine natürliche Höhle in der Erde: Eine G. machen, gra-
ben, um einen Baum einzupflanzen, für die Senker beim
Weinbau, zur Aufbewahrung von Kartoffeln, zur Sammlung
von Waſſer, von Jauche, Miſt ꝛc.; Baum-, Senk-, Kar-
toffel-, Waſſer-, Dung-, Jauche-, Miſt-G.;
Koth-, Schlamm-G., die voller Koth ꝛc. iſt; Ab-
decker-, Schinder- (veralt. Schelmen-G. Murner Ul. 54
ꝛc.) G., zum Abdecken des gefallnen Viehs; So Jemand eine
G. aufthut oder gräbt eine G. und decket ſie nicht zu. 2. Moſ.
21, 33; Verkrochen ſie ſich in die Höhlen und Klüfte und
Felſen und Löcher und G–n. 1. Sam. 13, 16; Über alle
G–n und Graben ſpringen. Fiſchart B. 50a; Aus den G–n,
hier im Graben | hör ich des Propheten Sang. G. 19, 406
(ſ. Löwen-G.); Den Ocean in das Grübchen zu ſchöpfen.
Sch. 1, 23; Was in des Dammes tiefer G. | die Hand mit
Feuers Hilfe baut. Sch. 77b, vgl.: Damm-G., eine Ver-
tiefung, welche man für größere Guß-Stücke in der Hütte
ausgegraben. Mitſcherlich 2, 2, 91; Futter für Pulver! Sie
füllen eine G. ſo gut wie Beſſere. Schlegel Sh. 6, 142 ꝛc.
2) ſo nam. der Bau der Füchſe ꝛc.: Die Füchſe haben
G–n. Matth. 8, 20; Der Köder, mitdem man die Füchſe
hervorlockt aus ihren G–n. Gutzkow R. 6, 83 ꝛc.
3) Höhle, die man zum Fang wilder Thiere gegraben,
Fall-G., und nach den zu fangenden Thieren, Fuchs-,
Löwen-, Wolfs-G. ꝛc.: Füchſen legt man Eiſen und
Wölfen gräbt man G–n. G. 10, 59 ꝛc. Daher übertr.:
Einem eine G. graben. W. 20, 15 u. o.; 31, 481; Wer
Andern eine G. gräbt, fällt ſelbſt hinein; Von allen Seiten
Nichts als Schwierigkeiten, Fußangeln und Fall-G–n. W.
22, 239 ꝛc. 4) zum Begräbnis dienend, Grab (ſ.
d.): Auf der (Luther 5, 534b), auf die (SW. 61, 109) G.
gehen ꝛc., den Tod ſehr nahe erwarten müſſen; Etwas
mit in die G., in die Sterbe- G. (Immermann M.G3,
254) nehmen; Einen in die G. bringen; In die G. fahren
[ſterben]; Dieſes ſchuld’ge Haupt | ſenkt nach der G. ſich
und ſucht den Tod. G. 13, 45; Beſchimpfte den Vater | jen-
ſeit der G. [den verſtorbnen]. 5, 177; „Ich ſchaufle dir
ein kühles Grab“. | .. Da öffnet ſich die G. weit. Heine
Lied. 10; Stirbſt du, werden Menſchen an der G. | ſtehen.
Platen 2, 45; Rückert E. 1, 27 ꝛc. 5) eine zur Ge-
winnung von Foſſilien in die Erde gegrabne Vertie-
fung, z.B.: Kalk-, Kies-, Lehm-, Sand-, Thon-
G., nam. ein zu dieſem Behuf bergmänniſch angelegter
Bau und beſonders die zu einer Zeche gehörigen Ge-
bäude: Die G. belegen; Eine abgebaute G. Schleiermacher
3, 2, 457; Die Stollen und Luftzüge, welche die G. von
Waſſern und böſen Wettern frei halten. Vogt Köhl. 21 ꝛc.,
ſ. Fund-G. So nach dem daraus zu Tage Geför-
derten, z. B.: Blei-, Eiſen-, Erz-, Gold-, Koh-
len-, Steinkohlen-, Marmor-, Salz-, Schwe-
fel-, Silber-, Stein-, Zinn-G. ꝛe. 6) natür-
liche Vertiefungen an organiſchen Körpern, z. B.
Botan.: Daß die Kronenblätter Grübchen oder Glandeln
an ſich tragen. G. 36, 35; Die Samen- G. Imbilicus
ꝛc. Nam. aber am menſchlichen Körper, ohne Zuſatz
zumeiſt verkl. die im Geſicht hervortretenden:
Kinn-, Backengrübchen, z. B.: Ein Grübchen der Gra-
zien. Sch. 203b; Viel Feu’r im Blick, viel Grübchen im Ge-
ſicht. W. 20, 242 ꝛc.; dagegen: In den G–n der hohlen
Backen. 15, 100. Ferner z. B. Anatom.: Achſel-
G., Achſelhöhle (Ala): Augen-G., bei Pferden Ver-
tiefung über den Augenbogen neben den Schläfen;
Das Oberkleid unter der Hals-G. zuſammengeheftet. G.
30, 420; Herz-H., Anticardium, äußerlich zwiſchen
Magen und Bruſt; Joch-G., Fossa zygomatica;
Kinnbacken-G., Fossa maxillaris; Knopf-G., Fos-
sae condyloideae; Nacken-G., Nucha; Schlaf-,
Schläfen-G., Fossa temporalis u. ä. m. Ferner:
Blatter- oder Pocken-G., Pockennarbe; Schweiß-
G–n bei Campe ſt. Poren ꝛc. 7) Schuhmach.:
die Vertiefung im hölzernen Abſatz für die Ferſe ꝛc.
Zſſtzg. ſ. o., und danach leicht zu mehren. Wir
erwähnen noch: Bǟren-: [3], auch = Bärengra-
ben; Grube, worin Bären gehalten werden.
Dēīch-: Grube auf der Wallſeite für die Füllerde
zum Deich. Fáll- [3]: Einer unbeſchränkten Freiheit,
die ihr am Ende vielleicht doch noch zur F. werden könnte.
W. 23, 51. Fíſch-: im Fiſchteich, wo, wenn die-
ſer abgelaſſen wird, die Fiſche ſich ſammeln und dann
leicht gefangen werden können, Schlägel-G. ſ. Schlägel.
Fúchs- [2 und 3]. Fúnd- [5]: Grube, wo
man Erz gefunden und darauf fortarbeitet, alſo die
erſte Grube auf einem Gang, wo Kübel und Seil
eingeworfen werden; als Flächenmaß nach dem Berg-
recht 42 Lachter lang und ebenſo breit, vgl. Lehen,
Wehr: Die F. ſtrecken [vermeſſen], entblößen [mit Arbei-
tern belegen], forttragen [an einem andern Ort Kübel
und Seil einwerfen] ꝛc. Oft übertr.: Eine ſo reiche F.
neuer Ideen. . . Dieſe Grube ſo gern befahren. L. 11, 466;
Die F–n des Orients von J. von Hammer ꝛc. Góld-
[5]: übertr. auf Das, was reiche Schätze liefert: Peru,
die G. Spaniens; Dies Buch, eine wahre G. für die Ge-
ſchichte jener Zeit ꝛc. Lȫwen-: ſ. Bären-G.: Daniel
in der L. ꝛc. Mörder-: Mörderhöhle, übertr.: ein
Ort, wo es ſchändlich, laſterhaft zugeht. Jer. 7, 11;
Matth. 21, 13; Aus ſeinem Herzen keine M. machen, offen
und ehrlich ſein, vgl.: Daß da eitel Todten- G–n und
ihre Gäſte im Grund der Höllen ſind [Spr. 7, 27] .. . Wer
locket die rechte Wandelnden zu ſich in der Mord-G–n und
Höllengrund? Luther 1, 564; SW. 26, 20 ꝛc. Mord-G.
(veralt.) = Mordkeller, Kaſematte (ſ. d.). Schlǟ-
gel-: ſ. Fiſch-G. Schlúnd-: verdeckte Koth-,
Abtritts-G., Latrine, Schwind-G. Schmálz-:
Bez. eines ſehr ergiebigen, fruchtbaren und fetten
Lands. Schmérlen-: zur Aufbewahrung von
Schmerlen ꝛc. Schwínd-: Schlund- G.
Spréng-: in zu ſprengende Felſen gehöhlt: Pulver-
gefüllte Sp–n. Volger EE. 256. Tōdten-: ſ. Mord-
G. u. ä. m.