Faksimile 0635 | Seite 627
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Grille Grille grilleieren
I. Grille, f.; –n; Grillchen; –n-:
1) ein Thier von grellem (s. d.), schrillem Laute, z. B.:
a) Baum- [s. b], Hirn-G., ein kleiner Vogel, Certhia familiaris, der gemeine Baumläufer etc. Häufiger aber:
b) eine Gattung Insekten, eig. gradflüglige Springer, Gryllus, und im engern Sinne Acheta, doch auch oft die zu den Halbflüglern gehörenden Cikaden mitumfassend, z. B.: Baum-G. [s. a], Cicada; Erd- oder Maulwurfs-G., Gryllus gryllotalpa, Werre (s. d.); Feld-, Ufer-, Wald-, Weinbergs-G. oder G. schlechthin, Acheta campestris; Haus-G., A. domcstica, Heimchen (s. d.); Kappen-G., G. umbracnlatus u. ä. m., vgl. Heuschrecke: Wenn der klingende Ton der G–n durch die feierliche Stille schrillte. G. 16, 24; Nicht einen Laut, als jenen Silberton | der zarten G–n, die das Feld beleben. 8, 44; Jm abgemähten Felde auf der Wiese zirpten nur die G–n. Gutzkow R. 2, 370; Der G. gleich, die bis zum Tode schwirrt. Hagedorn 1, 57; Es sang die heischre G. | die ganze Sommerzeit. 2, 206; Die G–n betäubten .. die Ohren. Heinse A. 1, 94; Tönst du einst im Abendhauche, | Grillchen. Matthisson 10; Gleich dem Heere schwirrender G–n, | die vor sich her ein blühend Land | und hinter sich Wüsten sehn. Ramler 128; Die G. zwitscherte. Fab. 2, 443; Wo nur die G. schrillt. Rückert W. 3, 18; Cicada ist ein Wurm, den Etliche G–n nennen, von seines Geschreis wegen, den er rufet oder schreiet ohn Unterlaß grill, grill; er wird auch von Etlichen ein Heimich genannt. Ryff Th. 311; Die G–n pfeifen. Uhland 203; Schrie wie eine G. W. 15, 85; Wo .. im Gras die Sommer-G. zischt. 12, 26 etc. 2) übertr. auf wunderliche Einfälle, seltsame Launen, trübe Gedanken, die, ohne eigentlichen Grund zu haben, gleichsam mit raschem Sprung Einem durch den Kopf schwirren, s.: Wenn euch der G–n Rabenheer umkreischt. Langbein 2, 282; Mir schnurrt eine G. im Oberhaus. Mörike N. 484; Mir sollte der Fürst und sein ganzer Hof zu Gebote stehen und eine G. im Kopfe surren? Sch. 188a; Es vertreibt die Motten! Die Motten im Kopf, die G–n, die Raupen, den Ärger. Gutzkow R. 3, 173, vgl.: Ich sehe dir an, daß du so voller Schnurren, Brummkäfer und Schmetterlinge steckst. 3, 148 (s. Kant Anthropologie 139 und 125); Sie bestreiten G–n, die sie selbst gefangen. L. 7, 347 etc. So namentlich: G–n [trübsinnige Gedanken, Sorgen], einen Schwarm von G–n (Göckingk Lieb. 69), ernsthafte G–n (W. 3, 251) fangen (vgl.: Grillen-, Mücken-, Rattenfänger etc.), haschen (L. 12, 153; W. 12, 179), machen (L. 1, 564), häufiger: sich machen (G. 19, 16; 27, 28 etc.); seinen G–n nachhängen; seine G–n füttern. Chamisso 5, 105; Eine melancholische verdrießliche Figur, von G–n aufgefressen. G. 29, 252; Einem (sich) die G–n vertreiben (5, 10), verjagen (11, 63); „Du plagst dich auch mit G–n.“ Mit Sorgen G–n hat nur der Reiche. Iffland 9, 1, 33 etc. Ferner von wunderlichen, eigensinnig-launischen Einfällen: Das, wofür er fällt, heißt nicht Jdee, sondern es heißt G. Fichte 7, 51; Grundlose, tiefe Spekulationen und wunderfremde G–n. Fischart B. 55a; Es ist umsonst, für die willkürlichen G–n der Menschen vernünftige Gründe aufsuchen zu wollen. Forster R. 1, 344; Das ist eine G., die dir schon oft gekommen und oft vergangen ist. G. 6, 319; Wenn’s G. wäre, wie ihr denn eine Menge G–n habt. 9, 348; So schnell wie diese G. in mir aufstieg, war sie auch ausgeführt. 22, 133; Bloß aus der G., die Welt . . sich auf seine besondere Weise zuzueignen. 23, 35; Fiel mir die alte G. wieder ein, ob ich nicht etc. 335; Sie enthalten Bemerkungen und G–n des Augenblicks über Kunst. 31, 14; Aus Absicht oder G. 60; Sich ein Sbstem nach seiner G. machen. L. 12, 59; Das französische Theater, das auf der G. der sogenannten difficulté vaincue [überwundenen Schwierigkeit] beruht. Platen 5, 21; Oft werden aus den Launen G–n. W. 12, 37; Die erste ihrer G–n | zu füttern [nähren]. 43; Mir gehen seltsame G–n durch den Kopf. 23, 68; Rollenhagen Fr. 66 etc. So auch Zsstzg. z. B.: Grämel-G–n. Scherffer 607; Künstler-G. G. 15, 168; Aus einer gewissen Natur-G. [Laune ihrer Natur, ihres Wesens]. 18, 284; Darüber hat er schon Teufels-G–n im Kopf gehabt. L. 1, 229 etc.
Anm. Ahd. grillo, mhd. grille (m.), Tonw. wie lat. gryllus (vgl. gr. γρoς, das grunzende Schwein). Für 2 s. o., vgl. Mucken (z. B. auch begrillen); Der Mutter allerlei Spinnen in den Kopf zu setzen. Hackländer Stillfr. 1, 25 etc., franz. prendre la mouche etc. und s. Schrulle. II.
Grill~e (frz. grilj, doch oft wie I. ausgesprochen), f.; –n:
Gitterwerk, Rost, namentl. auch Hüttenw.: eiserne Kette zum Anhängen der zu wägenden Eisengänge. Strumpfw.: verschiedne Art, den Federstock an den Strumpfwirkerstuhl anzubringen.
~īēren, tr.:
auf dem Rost braten, rösten; auch kareien (s. d.).