Faksimile 0633 | Seite 625
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grenzen
Grénzen: 1) intr. (haben): mit den Grenzen ſich
wohin erſtrecken: Alle Provinzen dieſes weit g–den Reichs.
W. 8, 152, nam.: An (mit) Etwas g., mit den Grenzen
daran ſtoßen, von Räumlichem und Unräumlichem:
Ans Meer g.; Unſre Gärten g. an einander [g. zuſammen];
Das grenzt ans Unglaubliche [iſt faſt unglaublich]; Sein
Kummer grenzt an Verzweiflung; Daß .. kein Elend an das
meine grenze. Sch. 246a ꝛc.; Der König . ., | der nachbar-
lich an dieſe reichen Fluren grenzt. G. 6, 315; Der Rinder-
ſtall grenzte dicht daneben [daran]. Gutzkow R. 1, 146;
Zum Glücke g. wir ja mit ihnen [ſind Nachbarn]. Klinger
Teutſch. 273; Ewig jung . ., | grenzet ſie mit [erſtreckt
ſie ſich bis an] Weltengrenze, | endet ſie mit Ewigkeit.
Koſegarten Po. 2, 181; Morgenwärts grenzte ſie mit der
Grafſchaft Poppenberg. Muſäus M. 3, 132; Soll der em-
pfindungsvolle Humoriſt mit dem perſiflierenden Kältling g.?
IP. 41, 171; [Die Glocke ſoll], die Nachbarin des Don-
ners, ſchweben | und g. an die Sternenwelt. Sch. 80a; Rück-
zug, deſſen Kühnheit und glücklicher Erfolg ans Romanhafte
grenzt. 992a; Der auf der ſchönen Mitte ſteht, | wo Menſch
und Engel traulich g. Tiedge Ep. 1, 102; Heroiſche Tugen-
den g. mit heroiſchen Untugenden [zuſammen]. Zinkgräf 2,
61 ꝛc. Auch: Wir g. mit unſern Grundſtücken [zuſam-
men]. Goltz 1, 217, unſre Grundſtücke g. an einander.
Ungw. aber: Oft grenzt die Luſt, unwiſſend, an dem
Leid e. Hagedorn 1, 104. Selten, wie an-g., ohne
Nennung des Woran: Die Kluft des g–en Waldes. V.
Ov. 1, 153. Im Partic. zſgſtzt.: Dies ocean-g–de
Blachfeld. V. 3, 23 ꝛc. 2) tr.: a) als Grenze um-
geben, be-, um-g.: Den keine Schranke grenzt noch enget.
Koſegarten Po. 1, 35; Des Leman’s, den die roſ’gen Glet-
ſcher g. Werner Febr. 8. b) durch eine Grenze ſchei-
den, trennen, ab-g.; einer Sache Grenzen ſtecken:
Grenzet es weit, das blutige Recht! Kl. Od. 2, 82; Deut-
licher gegrenzt iſt der Magen gegen unten. Linck Schl. 26;
Weiter .. als Erd’ und Pfuhl und der geſtirnte Bär | von
ſammen [von einander] ſind gegrenzt. Lohenſtein Himm. 23.
c) Grenzung, gw. nur von den tranſit. Zſſtzg.
Zſſtzg. z. B.: Áb-: [2b]: Nach dem Maße des Schö-
nen abgegrenzt. Guhrauer L. 1, 42; Die ſcharfe Ab- und Um-
grenzung der Gattung. 2, 21 ꝛc. Án- [1]: Deutſchland
und die a–den Länder; Die Linien des Äußerſten von zwei
einander entgegengeſetzten Dingen ſcheinen nicht anzugrenzen,
ſondern ſich in einander zu verlieren. Schubart 3, 192; Keine
Tugend, welcher nicht durch irgend ein a–des Laſter immer
Schach geboten worden wäre. W. 9, 258 ꝛc. Be- [2a
und b]: mit Grenzen verſehn und: die Grenzen von
Etwas bilden, eig. und übertr., vgl. beſchränken: Den
Acker mit Furchen b.; Die Furchen b. den Acker; Ein kleiner
Ring | begrenzt unſer Leben. G. 2, 67; Wähle, was ..
deinen Geiſt am wenigſten begrenzt. 13, 345; Ein hoher An-
ſtand begrenzte das Ganze, ohne daß man irgend einen Zwang
bemerkt hätte. 15, 84; Jedes Äußerſte führt ſie [die Kunſt],
die Alles | begrenzt und bindet, zur Natur zurück. Sch. 319a;
Als die Zufriedenheit ihres Herrn alle ihre Wünſche begrenzte.
860b; Ein Auge, das die Gegenwart begrenzt. 1030b ꝛc.
Dazu: Alle Begrenzungen zu durchbrechen. G. 27,
5 ꝛc. Ferner das Partic. und deſſen Ggſtz.: An dem
ſtill-begrenzten Orte. 6, 115; An einem kleinen baum- und
buſch-begrenzten Fluſſe. 27, 121; Der unbegrenzte Sinn. 13,
149; Ans Meer .. mich zu führen, .. ſich meines Blicks ins
Unbegrenzte .. zu erfreun. 312; Unbegrenztes Vertrauen ꝛc.,
und dazu: Die Begrenztheit oder Unbegrenztheit
der Welt in Zeit und Raum. Hegel Log. 289; Wenn dieſer
Anblick eine Unbegrenztheit böte. Laube Kön. 1, 100; Fichte
6, 455; Meißner St. 20 ꝛc. Eīn- [2a]: in Grenzen
einſchließen: In engen faſt überall eingegrenzten Räumen.
Karmarſch 3, 127; Die Seelenſubſtanz iſt weſentlich in die
Maſchine des Organismus eingegrenzt. Vogt Köhl. 93; Spind-
ler St. 1, 22 ꝛc. Um- [2]: allſeitig begrenzen: In
einem großen, von rohen Mauern umgrenzten Saal. G. 39,
152; Als das Meer den Blick umgrenzte. 2, 8; Man um-
grenze den Menſchen, wie man wolle, ſo ſchaut er doch zuletzt
in ſeiner Zeit umher. 18, 41; Scharf umgrenzte Begriffs-
beſtimmungen. Guhrauer L. 1, 77; In ſeinem eng umgrenz-
ten Leben. Tieck N. 6, 16; Was ſich ſelbſt umgrenzet, | beſitzt
die Strahlen nicht, wovon die Gottheit glänzet. W. 25, 15;
12, 227 ꝛc. Dazu: Jegliches ſtrebt aus ſich und ſeiner
gegebenen Umgrenzung heraus. Auerbach SchV. 21;
Börne 5, 14 ꝛc. Zuſámmen- [1]: Der Punkt, wo
Geſchichte und Sage z. G. 39, 57 ꝛc.