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Grenze
Grénze, f.; –n; Grenz-: 1) das Äußerſte eines
ſich Erſtreckenden; Das, wo es aufhört, räumlich und
unräumlich, und in jenem Fall auch das ſichtbare
Merkzeichen der Stelle, bis wieweit Etwas ſich erſtreckt
und wo es aufhört, vgl. Mark, Scheide, Schranke:
Die G–n eines Körpers, einer Fläche, eines Gebiets, eines
Landes, der Stadt; Natürliche, künſtliche G–n; Der Bach
bildet, iſt die G. zwiſchen unſern Gebieten; G–n [Grenz-
ſteine] ſetzen; Die G–n verrücken; Die G–n begehn, be-
ziehn ꝛc.; Die G–n des menſchlichen Verſtandes, unſrer
Macht; Ein Ehrgeiz ohne G–n [grenzenlos, unendlich];
Es hat Alles ſeine G–n; Sich in ſeinen G–n halten; Die
G–n des Anſtandes überſchreiten; Kleinigkeiten | außerhalb
der G–n des Geſetzes. G. 4, 20; Nun ſind wir ſchon wieder
an der G. unſres Witzes, da wo euch Menſchen der Sinn
überſchnappt. 11, 196; Meine Dankbarkeit war ohne G–n.
25, 132; Ohne ſich dieſe G–n zu einengenden Schran-
ken werden zu laſſen. WHumboldt 3, 342 (vgl. Mendelsſohn
4, 1, 115); Der menſchlichen Geduld ſind ihre G–n geſteckt.
Immermann M. 1, 36; Unzubefriedigender! Nun ſo wiſſe,
daß auch die Teufel ihre G–n haben. Klinger F. 74; The-
mis .. ſetzet ſelbſt der G. Stein. Sch. 56a; Wir müſſen vor
Sonnenuntergang noch über den G–n [des Landes] ſein.
131b; Es iſt Gnade über alle G–n. 123a; Ohne G–n iſt
dein Glück. 57b; Es ſteht .. an der allerletzten G. des Mög-
lichen. Tieck DBl. 2, 122; Vernachläſſigte Narciſſen bis an
die G. der Unhöflichkeit. W. 19, 176 ꝛc. 2) zuw. das
innerhalb der G–n liegende Gebiet: Die G–n erweitern;
Wer ſeines Nächſten G. engert. 5. Moſ. 27, 17; Sein Ge-
rücht erſcholl bald umher in die G. Galiläa. Mark. 1, 28;
Sünden, die ihr in allen euren G–n begangen habt. Jer.
15, 13; Erfüllt, was ich erfüllen ſollte, | in meinen G–n
und Bereich. Chamiſſo 3, 63 ꝛc.
Anm. Erſt nhd., aus dem Slaw., z. B. ruſſ. granitza
von gran (Ecke); Granze. Logau 884; Uff der Frontier
vder Grenitz gegen Äthiopia. Eppendorf 47 ꝛc. Als
Bſtw. gw. Grenz-, ſo auch zuw.: Grenzlos. G. 3, 84;
V. Sh. 3, 573, doch meiſt: Grenzenlos; ungw.: Grenze-
ſcheide. Rückert Morg. 1, 192.
Zſſtzg. z. B.: Acker-, Feld-, Forſt-, Dorf-, Stadt-,
Land(es)-, Haupt-, Militär- [ſ. Grenzer], Nord-, Oſt-,
Süd-, Weſt-G.; So genau der Friede die Rechts-G–n beider
Theile beſtimmt. Sch. 883h ꝛc. Seltner (vgl. die Zſſtzg.
von Grenzen) z. B.: Án-: das angrenzende Land:
Die A. der paradieſiſchen Meeresbuchten. Arndt E. 24 ꝛc.