Faksimile 0630 | Seite 622
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grausen
II. Grāūſen, intr. (haben): ſtark grauen (ſ. d. II.):
1) unperſ.: a) mit Dat.: Dem Vater grauſet’s, er reitet
geſchwind. G. 1, 147; Daß Allen .. grauſt und graut. H.
8, 448; Dieſem grauſte jedoch vor meinem Glanze. Kinkel
E. 72; Weh! mir grauſet. Prutz Woch. 128; Mir grauſt’s,
der Athem ſtockt, zu Berge ſteigt mein Haar. Sch. 37a ꝛc.
b) mit Accuſ. (ſ. 2): Was mich am meiſten grauſte [g.
machte], das waren ꝛc. Kinkel E. 209; Mich grauſt noch,
wenn ich daran denke. Prutz Muſ. 3, 129 ꝛc. 2) perſ.
und zwar ſowohl Schauer empfinden, übertr. ſtarren,
als auch faktitiv: Schauder erregen: Mein Leib granſete
ſehr. 4. Eſra 5, 14: Wird bang dem Buben, grauſt [ſträubt
ſich ꝛc., vgl. krauſen] ſein Haar. G. 8, 49; Die Schwe-
ſtern ſaßen ringsumher | und grauſten eingehüllt. H. 8, 395;
Schwarzes nie vom Himmelslicht geküßtes Dunkel | grauſt
im Thalgeſträuch. FMüller (Matthiſſon A. 11, 268); Das
freuet ſeinen Herrn, die Andern macht es g. [ſ. Ib]. Rückert
Roſt. 77a. Im faktitiven Sinn namentl. im Partic.
= grauſig ꝛc.: Wo Tod und Leben g–d ſich bekämpſen. G.
2, 98; Befällt mich g–d jäher Furcht Gewalt. 13, 254;
Ein Raub g–der Ungeheuer. Muſäus M. 1, 15; Der g– de
Chor. Sch. 83b; 76b ꝛc. 3) der Infin. als ſächl.
Hw.: der Graus, gewöhnl. die Empfindung, ſelt-
ner: ein Graun erregender Gegenſtand: Alles Volk ſieht
es mit Graus, | Pipin nur ohne G. Bauer (Echtermayer 78);
Wen hat die umfangende Nacht nicht mit unheimlichem G.
geſchüttelt? G. 31, 17; Ich ſeh das G., | das mit dem
freud’gen Grüne zu bedecken, | der Mai vergeblich ſtrebt.
Heine Lied. 260; Es faßte mich mit wolluſtvollem G. Sch.
46a; 80b; Der König tritt zurück mit Grauen . .. Hier
wendet ſich der Gaſt mit G. [Steigrung]. 57.
Anm. Mundartl.: Es gruſet mich alle Nächte. Gotthelf
U. 1, 91; Das gruſe ihm. 133 ꝛc. Vgl. Grauſeln. S.
Schm. 2, 118; Schütze Holſt. 2, 70 ꝛc.
Zſſtzg. ſ. die von Grauen II., z. B.: Án-: tr.:
Oh! das Wort | grauſt den Menſchen an und „Ewig!“
ſträubt des Sünders Haar empor. Müllner 2, 154; Koſegarten
Po. 2, 292; Sch. 43a; V. Th. 17, 49 ꝛc. Dúrch-:
tr.: Durchgrauſt von Schrecken, floh der Vater. Langbein 2,
176. Er-: intr. (ſein): Das Herz ergrauſte ihm in
dem Buſen. Chamiſſo 4, 222; Daß die Seele mir ergrauſt.
Sch. 48a. Hinēīn-: intr.: Wie’s hinein ins Grab-
gewölbe grauſet. Sch. 2a. Um-: tr.: Dieſes Drangſal-
thal . . Finſternis umgrauſt es undurchdringlich. Koſegarten
Rh. 1, 44; Unwirthbare Küſten dich umgrauſen. Sch. ꝛc.