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Gräuel Greuel)
Grǟūel (Grēūel), m., n., –s; uv.: das Grauen
(ſ. d. II. 4): 1) die Empfindung des Grauens, des
Schauderns, ſei es vor Angſt, Ekel oder Abſcheu:
(Einen) G. [Abſcheu] an Etwas, an Einem haben, gewin-
nen, oft in der Bibel; Der G. kommt ſie an, wenn ſie ein
Spinnrad ſchauet. Rachel 2, 136. 2) ein Graun er-
regender Ggſtd. (ſ. Grauſal), ſo bibl. z. B. die Götzen,
2. Kön. 23, 13 u. v., ferner: Einem ein G. ſein; G.
[Schändliches] thun, üben, anrichten, begehen, treiben ꝛc.;
Ein Scheuel und G. B. 59b; Jahn M. 323; Tieck A. 1,
270; Du haſt des G–s Hälfte nur erfahren. G. 13, 41;
260; Betrachte ich die Reformation keineswegs als ein G.
Platen 6, 69; Er kann den Gräul | nicht länger anſehn.
Sch. 452a; Kein Fluß verwäſcht den Gräul von abſcheu-
vollen Dingen. IESchlegel 1, 56; Zwei G., .. furchtbar
ſtarrende Drachen. V. Th. 24, 13; Ich hab .. | nicht dies
G. [Schreckliche] verdient, ich leid’ unſündig die Strafe.
Ov. 2, 154; 119; 159; Od. 1, 228 ꝛc.
Anm. Ahd. grüli, mhd. griu(we)l, griule. Auch
ohne Uml.: Dies iſt der Graul, wovor der Menſch er-
ſtarrt. Rahel . . ., und nam. oft [1] von dem bangſchau-
dernden Gefühl bei etwas Unheimlichen, z. B. Geſpenſter-
furcht ꝛc., ſ. Graueln. Oft Greu(e)l geſchrieben, wohl
nam. mit Rückſicht auf das abgeleitete Ew. auf –ig zum
Unterſchied von dem durch verkleinerndes –lich aus dem Farb-
wort Grau gebildeten Ew. Für jenes mhd. griu(we)lich
finden ſich daher die Schreibweiſen: Greulich und Graulich,
und beſſer trotz des Mhd. mit auslautendem g ſtatt
ch, ſ. Sanders Orth. 79.
Zſſtzg. zu 2, z. B.: Āūgen-. Fiſchart Garg. 273a.
Mêêr-: Meerungethüm. Thümmel 4, 140.
Tēūfels-: hölliſches Scheuſal. Luther 6, 119a ꝛc.