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Gram
II. Grām, m., –(e)s; 0; -: 1) veralt. ſ. I. Anm.
und Gries-G. 2) anhaltende tiefinnen am Herzen
nagende, verzehrende Betrübnis: Der G. friſſt, zehrt,
nagt am Herzen; Vom G. verzehrt; Dem G. erliegen; Nicht
Scham, nicht G. [kein Gefühl] haben; Ihm zehrt der G. |
das nächſte Glück von ſeinen Lippen weg. G. 13, 3; Von
Schmerz und G. um den Verluſt aſchfahl. Immermann M.
4, 95; Ob die Wange gleich des G–es Gift erfahren. Nicolai
3, 16; G.? dieſe Natter ſchleicht mir zu träge. Sch. 113a;
Die Falten des G–s in unſerm Antlitz geglättet. Vogt Köhl.
12; In jungem G–e ſich härmend. V. Od. 11, 39 ꝛc.
-Anm. S. I. und Grimmen, welches wohl zunächſt das
im Verzerren des Geſichts und Knirſchen der Zähne ſich kund-
gebende Wüthen, ſei es vor Schmerz oder Zorn bez., ſ. auch
Grimaſſe und Gries-G., Griesgrammen, ahd. grisgramön
ꝛc., knirſche mit den Zähnen, brumme ꝛc., ſ.: Sie murmeln
allzumal, grimmbrummen. Scultetus (L. 8, 296), vgl.
auch Grimmen.
Zſſtzg. ſ. die von Kummer, Schmerz, z.B.: Liebes-
G. ꝛc., ferner: Grīēs- [1]: 1) anhaltend brummiſche,
unfreundlich-düſtre, unwirſch-zänkiſche Stimmung:
Hier gilt nicht Jammer noch G. Rückert Mak. 1, 102.
2) mit Mz. –s, (–e): Perſon von ſolcher Gemüthsſtim-
mung: Eichenklotzige Griesgramme. Droyſen A. 2, 193; Der
widerwärtige Sauertopf! | das ganze menſchliche Geſchlecht |
macht’s ihm, dem G., nimmer recht. G. 12, 146; 105;
Zu jenen Fräulein G–s. Gutzkow FrGl. 156; Wie ’n ſtör-
riger G., der gutgelaunt wird. Heine Lied. 316; Da freilich
wird der alte G. wohl freundlicher ſein können. Prutz E. 2,
165; Tieck 2, 113 ꝛc., vgl. Jſegrimm u. I. Gries.