Faksimile 0624 | Seite 616
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gram
I. Grām [Anm.], a.: eine anhaltende tiefinner-
liche, oft mit bittrem Groll und Widerwillen ver-
bundene, Abneigung gegen Einen oder Etwas empfin-
dend, gw. nur als prädik. Ew.: Einem, ſich ſelbſt, einer
Sache um (Chamiſſo 3, 190; V. Od. 23, 212), über (König
Kl. 1, 129), wegen (W. 19, 162) Etwas g., heftig g. (Pſ.
55, 4) ſein, erſcheinen (Börne 2, 60), werden, vgl.: Einem
böſe, feind ſein, Etwas nicht leiden, nicht ausſtehn
können ꝛc.: Zweierlei Volk bin ich von Herzen feind, dem
dritten aber bin ich ſo g. als ſonſt Keinem. Sir. 50, 27;
Lügen bin ich g. Pſ. 55, 4; Wie war ich ſonſt dem Wachen
doch ſo g., | dem Schlafen, wie ſo gut! Göckingk Lieb. 61;
Ich bin der Spinne nicht ſo g., | als ich dem Heuchler bin.
Langbein 1, 59; Wer mir g. und bitter iſt, Der martert ſich.
Luther 6, 8b; Dem Laſter g., der Tugend hold. Mendelsſohn
Pſ. 37, 27; W. 3, 266 u. o.; veralt.: Mit dem Geſtirn
des g–en Saturns. Lohenſtein Roſ. 118.
Anm. Meiſt mit einem m, bei Langbein (ſ. o.) als
Reim auf „Kram“ ꝛc., doch meiſt mit geſchärftem Vokal und
demgemäß auch wohl geſchrieben: Gramm, z. B. Mühl-
pforth 2, 39, Reim „Schlamm“ und in dem ſeltnern Kom-
par.: Jch bin Zeit meines Lebens keinem Dinge grammer
geweſen. L. 3, 307 (neben: Gram, z. B. 12, 369) ꝛc.
Vgl. dagegen Grämer. Schweinichen 2, 70 u. veralt. in paſſiv.
Sinn = verhaſſt, wie 204; Die grämſte dieſer Welt. Lohen-
ſtein Agripp. 5 v. 308. Es gehört zu Grimm (ſ. d)., wie ſich
denn veralt. auch das Hw. Gram in der Bed. Feindſchaft, Groll
findet, z. B. Sir. 37, 2; Hiob 30, 21 und noch: Die Gunſt
in G., die Lieb’ in Haß verkehrt. Günther 1010; Den G.
des Wolfes mit dem Schafe. 979. Umgekehrt auch das
Ew. in der heute gw. Bed. des Hw. = betrübt: Seid eifrig,
g., betrübt. Gryphius ſ. Weinhold.