Faksimile 0620 | Seite 612
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Grab
Grāb, n., –(e)s; Gräber; Gräbchen, lein; -:
1) eig. eine in die Erde gegrabne Vertiefung zur Beer-
digung eines Todten, vgl. das weitre „Grube“ und
das engre „Gruft“: Ein G. graben, machen; Gewölbtes,
ausgemauertes G.; Einen zu G–e beſtatten, geleiten, ihn
ins G. ſenken, legen; Einem bald ins G. folgen, kurz nach
ihm ſterben; Einen ins G. bringen, Schuld, Urſache an
ſeinem Tode ſein; Die ſchon vier Männer ins G. gezankt
hat. L. 1, 277; Mit einem Fuß ſchon im G–e ſtehn, auf
der Grube gehn, den Tod ſehr nah erwarten müſſen;
Was! Am Rand des G–s zu lügen. G. 11, 127; Wider-
ſprüche, die bis zum Rande des G–es angedauert [bis auf
die Todesſtunde]. Gutkow R. 3, 397; Etwas mit ins G.
nehmen, bis zum Tode bewahren. Mügge Standp. 264
u. 0., z. B. auch: ein Geheimnis; Auf Etwas zu G–e
gehn. Claudius 6, 74, darauf ſterben (ſ. d.), unerſchüt-
terlich feſt daran halten; Im G–e ruht, der euch gewalt-
ſam bändigte. Sch. 493a; Wenn meine alte Herrſchaft, | die
Frau Mama, das wilde Leben ſähe, | in ihrem G–e kehrte
ſie ſich um. 392b; Kinkel E. 162 ꝛc. [der Gedanke würde
ſie noch im Tode beunruhigen]; Im G–e keine Ruh fin-
den. Hölty 31; Aus dem G–e werd ich ausgetrieben. G. 1,
194 ꝛc.; Stumm, verſchwiegen wie das G. ꝛc. 2) allgm.
der Ort, wo Einer übertr. auch, wo Etwas begra-
ben (ſ. d.) iſt, ſeinen Tod, ſein Ende, oder auch eine
tiefe, es Allen entziehende Verborgenheit findet: Die
Gräber [Grabmäler] auf dem Kirchhof in Ordnung hal-
ten; Das G. ſeiner Eltern beſuchen; Blumen aufs G. legen;
Sein G. auf dem Schlachtfeld, in den Wellen finden; Ein
feuchtes G. EvKleiſt 1, 82ꝛc.; Daß meine Mutter mein G.
geweſen .. wäre! Jer. 20, 17; Die Liebe .. | öffnet Gei-
zigen des Goldes G. [die Kaſten, worin es begraben
liegt]. Göckingk Lieb. 127; Einen Blick | nach dem G–e |
ſeiner Habe [dem Ort, wo ſie durch den Brand zerſtört
iſt]. Sch. 78b; Ein G. der Freiheit iſt’s. 522b; So war
das Kloſter eine Freiſtatt nur | der zarten Jugend, nicht des
Lebens G.? 496a; Mein Blick fiel erſchrocken über dies G.
der Verzweiflung [ſubjekt. Genit.: der Verzweiflung er-
regende Aufenthalt der Galerenſklaven]. Thümmel 5,
39; O hätte ich .. mich zum G–e dieſes unheilvollen Ge-
heimniſſes gemacht. Waldau N. 2, 344; Daß das letzte Ziel
der Liebe ihr G. [Ende] iſt. W. 21, 81; In das G. der
Vergeſſenheit [ſubjekt. Genit.] fallen. Weidner 5 ꝛc.
Anm. Die Verkl.: Aus dem Gräblein gekrochen.
Keller gH. 1, 169; Ein Kindergräbchen. 4, 297; Da
wir auf den kleinen Gräbchen jeder Minute in das große
der letzten Stunde ſteigen müſſen. IP. 1, XXXIX ꝛc.,
nicht zu verwechſeln mit dem gleichlaut. von Graben (ſ. d.).
Zſſtzg. vgl. die von Gruft, z. B.: Felſen-G. W. 12,
100; Marmor-G.; Pracht-G.; Ehren-, Schein-G. (Ceno-
taphium, das einem anderswo Begrabnen errichtet
wird), Todten-G. Luk. 11, 44; Hünen-G., ſ. Hüne ꝛc.,
ferner [2]: Wird die Bibliothek . . ein prächtiges Bibel-
G. bleiben [Ort, wo die Bibeln für Alle begraben ſind].
Göze ſ. L. 11, 525; Morgen | muß ich in mein Ehe-G.
[die Ehe, die mir wie der Tod iſt]. H. 8, 364; Todten-
G. (veralt.) Luk. 11, 44; Dieſe heil’ge Gluth erſtickt kein
Wellen-G. [Tod in den Fluthen]. W. 20, 185 u. ä.
m. Verſch. aber: Mann-G., (mundartl.) ſoviel
Land als ein Mann an einem Tag umgraben kann.