Faksimile 0620 | Seite 612
göttern
Göttern, tr.: nur in Zſſtzg., z. B.: Be-: mit
Göttern erfüllen, Ggſtz. Ent-g.: Wenn der verſöhnte
Geiſt frei mit unſchuld’gem Spiel | begöttert die Natur.
Rückert W. 1, 8. Durch-: durchdringend mit Got-
teskraft erfüllen: Die Erde iſt der Himmel und die Men-
ſchen ſind heilig durchgöttert. Heine Sal. 1, 62; Die Ent-
ſtehung jenes herrlichen Liedes zum Preiſe der griechiſchen
Durchgötterung der Welt. Scherr SchZ. 309. Vgl.:
Solch Waſſer, das durch die göttliche Majeſtät geſegnet und
geheiligt und ganz durchgöttet iſt. Luther 6, 288b.
Ent-: 1) der Götter berauben, Ggſtz. Be-g.: Der
Himmel iſt öde, | ein blauer Kirchhof, entgöttert und ſtumm.
Heine Rom. 125; Nicht die Welt entgöttert ſie, ſondern den
Himmel. Lewald W. 3, 155; Dient ſie knechtiſch dem Geſetz
der Schwere, | die entgötterte Natur. Sch. 22b; Die Ent-
götterung der Natur. Arndt Ber. 196; W. 5, 137.
2) der Gottheit, der Göttlichkeit berauben, entkleiden,
Ggſtz. Ver-g.: Jch bin dein [des Zeus] Sohn, du wollteſt
ja | dich mir zur Lieb’ e. Blumauer 2, 70; Da zuckte Et-
was über ihr Geſicht, das ſie plötzlich entgötterte [ihr die
Götterſchönheit nahm]. Börne 2, 234; Jacobs Verm. 2,
1, 92; Anſtatt alſo Quirinus . . für den Namen des vergöt-
terten Romulus anzuſehen, wäre es richtiger, zu ſagen, jener
erſte König Roms ſei vielmehr der entgötterte Quirinus.
Schelling 2, 2, 609; Meine Göttin mir e., | welche Macht,
die Das vermag? Schlegel Gd. 1, 21; Den Amor völig zu
e., ihn ſeiner Schwingen zu berauben und aus der Liebe eine
bloße regelmäßige Stillung eines phyſiſchen Bedürfniſſes zu
machen. W. 5, 157; Entgöttert ſchleicht im Hain, am Roſen-
bach, | der Muſengott den Schäferinnen nach. 3, 168.
Ver-: zu einem Gott machen, in den Himmel erhe-
ben; wie einen Gott verehren, feiern: Ließ nicht Pro-
metheus ſelbſt die reine Himmelsgluth | auf friſchen Ton v–d
niederfließen? G. 2, 31; Daß .. ſich im Sieg der Held ver-
götterte. 4, 7; Hatte nur Petrarch allein das Recht, | die
unbekannte Schöne zu v.? 13, 168; Ich ſuche nicht, dich zu
v., | die Menſchheit ziert dich allzuſehr. Haller 101; V. ſich
[einander] um ein Mittageſſen. Sch. 106b; Es iſt ſo ſüß,
auf Flaum und Roſenblättern | im Arm der Wolluſt ſich v.
[zum Gott werden]. W. 3, 5; 5, 32 ꝛc. Die den Don-
nertod für eine Vergötterung hielte. IP. 21, 126; Selbſt-
vergötterung und Selbſtſucht. Lewald Wandl. 3, 157 ꝛc.;
Naturvergöttrer [die die Natur zurGottheit machen].
Lenau Sav. 41. Veralt. Nbnf.: Des vergotteten
Kaiſers. Stumpf 674a, vgl.: Die Gnade Gottes macht ihn
gottförmig und vergöttet ihn. Luther 1, 176a.