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Gott Gott
Gótt, m., –(e)s; Götter; Göttchen (Anm.), Mz.
Götterchen; -, –s-, Götter-: 1) ein höheres mächtig
waltendes Weſen als Urſache des Geſchehenden, nam.
oft mit Rückblick auf die gr.-röm. Mythol. (ſ. Zſſtzg.):
Bei den Göttern ſchwören; Ihr Götter!; Die obern, die un-
tern Götter ꝛc.; Ob es zum Geſchlecht der Affen gehöret oder
der Götter [häßlich oder ſchön iſt]. Chamiſo 5, 150;
Gleichſam als ein G. aus einer Maſchine [Deus ex ma-
china] herunterzuſteigen. G. 10, 98, hergenommen von
den Schauſpielen, in denen ein Gott den Knoten löſte
oder zerhieb (vgl. V. H. 2, 367); Nur unter den Göttern
niedern Ranges [Dii minorum gentium] herrſcht Eifer-
ſucht. G. 26, 216, hier übertr. auf die geringern Wein-
ſorten; Ich ſchlief wie ein G. [vortrefflich]. Heine Reiſ. 1,
101; Konnt’ .. aufhalten ihn kein G. Rückert Roſt. 82a ꝛc.
a) Verkl.: Ein Liebesgöttchen .. O wär’ ich ſolch ein
Göttchen. Baggeſen 2, 256; Götterchen von Gnid. W. 12,
278; 3, 222 ꝛc., auch liebkoſend: Laß uns ſiegen, liebes
Göttchen | Putzlivitzli. Heine Rom. 109; 108 ꝛc. b)
Dazu das weibl. Göttin; Eine Wolke für die Göttin um-
armt. W. 29, 147 (wie Jrion, vgl. Ramler Myth. 206 ꝛc.),
(die Mz. bei Dichtern zuw. auf der zweiten Silbe be-
tont: Die ſchönſte der Göttinnen (⏑ ⏑). Ramler 142; Hage-
dorn 3, 104 ꝛc., ſ. nam. W. 15, 72). Doch umfaſſt
nicht bloß Götter männliche und weibliche Gottheiten
(ſ. Sch. 53a u.o.), ſondern es ſteht auch die Ez. als
allgemeinere Bez. einer Gottheit überhaupt, wenn auch
zunächſt in Bezug auf eine Göttin; ſo ſagt Ceres, das
blutige Opfer zurückweiſend: Blut’ge Tiegermahle netzen |
eines Gottes Lippen nicht. Sch. 55a ꝛc. S. auch 3.
2) in engrem Sinn: das höchſte Weſen, z. B.: Der
Unterſchied zwiſchen Freiheit und Freiheiten iſt ſo groß als
zwiſchen G. und Göttern. Börne 3, 308 ꝛc. a) Oft der
„Welt“ gegenüber geſtellt (ſ. G. 39, 187) und ſo ver-
bunden: Sich an G. und die Welt nicht kehren, an gar
Nichts; Der von G. und der Welt Nichts weiß. Waldau
N. 2, 87 ꝛc., auch wohl: Er thut G. in der Welt Nichts
[gar Nichts] ꝛc. Man beachte: Das weiß G. und die
Welt, iſt allbekannt; Das weiß G., theils die Zuverläſſig-
keit des Geſagten bezeichnend (ſo auch eingeſchobnes:
Weiß G., vgl.: G. iſt mein Zeuge ꝛc.), theils auch Etwas,
was eben nur dem Allwiſſenden kund iſt (vgl.: Das
weiß der Teufel); G. weiß, wann, wie —, warum; Ob
und wann, Das mag G. wiſſen ꝛc. b) ohne Zuſatz im
Allgm. ohne Artikel: Im Anfang ſchuf G. Himmel und
Erde ꝛc. Doch findet ſich auch der unbeſt. Artikel, wo
es ſich eben nur allgemein um die Eriſtenz eines gött-
lichen Weſens überhaupt handelt: Und ein G. iſt, ein hei-
liger Wille lebt, | wie auch der menſchliche wanke ꝛc. Sch.
88a ꝛc., vgl.: An G. glauben; An einen G. glauben, im
Ggſtz. der Ohngötterei oder des Atheismus, und mit
dem Zahlw.: An einen G. glauben, im Ggſtz. der Viel-
götterei. c) bei einem Zuſatz mit dem beſt. Artikel:
Der allgütige, der allwiſſende, der allgerechte, der barmherzige,
der dreieinige G. ꝛc., wo er nach einzelnen Eigenſchaften
bez. wird; Der liebe G., wo das Ew. als bloßer Pietäts-
zuſatz tonlos iſt ꝛc.; Der G. des Friedens; Der G. des
Himmels und der Erden; Der G. Iſraels ꝛc. d) auch
mit einem Zuſatz (ſ. c) im Vokativ, in den häufigen
Ausrufen (vgl. f) der verſch. Affekte, natürlich ohne
Artikel: Ach G.; Ach, mein G.; Großer G.; Heiliger G.;
Allmächtiger G.; Barmherziger G.! ꝛc.; Herr G.! (ſ. Herr
und Herrgott). Mundartl. verkl., doch ohne Uml.:
Ach Gottchen! Goltz 2, 314; 3, 241 ꝛc.; Ei du mein ſüßes
Gottchen! fehlt Ihnen Etwas? Kürnberger Am. 105 ꝛc., vgl.
Prutz DM. 1, 1, 133. Außerdem in vielen Redens-
arten und Wendungen, nam.: e) als Subj. in Aus-
ſageſätzen: Das weiß G. ꝛc. (ſ. a); Alle Tage, die G. wer-
den läſſt; Jahr aus, jahrein, jeden Tag, den G. giebt. Auer-
bach Leb. 1, 73 ꝛc.; Es regnete, was G. gab [ſehr heftig].
Höfer V. 178 ꝛc.; Wie ihn G. erſchaffen [ganz nackt, in
puris naturalibus]. Rückert Mak. 1, 198; Man lebt in
lauter Luſt und Pläſir, ſo recht wie G. in Frankreich. Heine
Reiſ. 2, 86 [mir unbekannten Urſprungs, doch vgl.
Zinkgräf 2. 9; 3, 348, welche Stelle unter „,Hauſen“ 1
ſteht, vielleicht auch nur in Bezug auf die Verehrung
der Gottesbilder (ſ. Herr-G.) in Frankreich]; Wie G.
will, Formel der Ergebung ins Schickſal, aber auch
tadelnd, von Dem, der Alles ſorglos gehen läſſt; Haben
ſo hingeſalbadert, wie G. gewollt [ohne zu denken]. G. Zelt.
2, 455. f) als Subj. in imperat., betheuernden,
bedingenden und Wunſchſätzen (ſ. d und i): G. be-
lohne, vergelte es ihnen! ꝛc. (ſ. g); G. geb’s, ſ. Geben 2b;
Wollte G., daß ꝛc., Wunſchformel; G. bewahre, behüte
(mich)!, Formel, ſeine Abneigung vor Etwas zu bekun-
den, Etwas nachdrücklich zu verneinen, z.B.: Nicht aus
Leidenſchaft, behüte G.! .. nur zum Zeitvertreib. G. 9, 45;
10, 133 ꝛc.; G. helf! Gruß für Arbeitende; für Nieſende
(Gutkow R. 8, 122); auch Formel Deſſen, der ſtatt ſelbſt
zu helfen, ſich auf fromme Wünſche beſchränkt, und
dann des Abweiſens: Da heißt es: G. helf euch, es iſt
Niemand zu Haus. Fiſchart B. 37b ꝛc. (ſ. u.); Wir haben,
G. ſegn’ es! [unverrufen ꝛc.] eine gute Ernte ꝛc.; G. grüß
Euch, Alter! ſchmeckt das Pfeifchen?; G. (ſei) mit Euch!
Grußformel, als männl. Hw.: Keinen „Gott mit Euch!“
es ihnen giebet. Talvj 2, 246; G. ſteh uns bei, beſchütz uns,
ſei bei uns! Ausruf des Schutz- und Hilfsbedürftigen,
nam. vor böſen Geiſtern; daher euphemiſtiſch: Der
Gottſeibeiuns (– ⏑) = Teufel: Daß man den
Teufel nicht beim Namen nennen darf, ſelbſt nicht um ihn zu
bannen und daß man ihn ... nicht anders heißen darf als den
Gottſeibeiuns. Börne Frz. 29; Ein Schwarzkünſtler iſt er oder
der Gottſeibeiuns ſelbſt. G. 6, 338; Ich verteufle mich, der
G. | wird jetzund ein Gottſeibeiuns. Heine Rom. 114 ꝛc.
Er ſieht aus, daß ſich G. erbarme! G. ſoll ſich er-
barmen [erbärmlich, jämmerlich]; G. erbarm ſich! Aus-
ruf des Erſchrocknen ꝛc. So wahr G. lebt; So
wahr mir G. helfe; Hier ſtehe ich, G. helfe mir, ich
kann nicht anders; G. ſtraf mich [wenns nicht wahr
iſt] ꝛc., Betheurungsformeln, vgl. i. Jch komme,
will’s G., wieder. G. 6, 338; So G. will; Das kritiſche
Urtheil fällte er, wenn G. will [hoffentlich ꝛc.] in ſeinem
reifen Alter. L. 5, 474; veralt.: Von Alceſte ſoll dann, ob
G. will, die Rede nicht mehr ſein. Merck’s B. 2, 76; Luther
6, 315b; 317b ꝛc., mit Rückſicht auf das Sprchw.:
Der Menſch denkt, G. lenkt ꝛc. g) im Genitiv, zunächſt
ſubjekt., z. B. auch anthropom. in der Bibel: Die Hand,
der Finger, der Arm, der Geiſt G–es ꝛc.; Der Zorn, die
Strafe G–es ꝛc., aber auch objektiviſch: Die Furcht G–es
[Furcht vor Gott, Gottesfurcht]; Zum Dienſt unſres
G–es. 2. Moſ. 10, 26; Die Liebe G–es [ſowohl die zu
Gott, als auch ſubj.: die, welche er gegen die Menſchen
beweiſt] ꝛc. Als Hebraism auch zuw. zur Bez. des in
ſeiner Art Vorzüglichen, Großen: Die Berge G–es ꝛc.
Pſ. 36, 7; 80, 11; Du biſt ein Fürſt G–es unter uns. 1.
Moſ. 23, 6 ꝛc. Ferner z. B.: Wir von G–es Gnaden;
Mit G–es Hilfe; Einem G–es Lohn [ſ. d.] wünſchen; Et-
was für ein G–es Lohn thun, für den bloßen Dank, from-
men Wunſch, alſo unentgeltlich, ebenſo: Um G–es
willen, das aber auch die eindringlich beſchwörende Bitte
um Etwas bez.; In G–es Namen, eig. Formel beim
Beginn eines Unternehmens ꝛc., dann = immerhin:
Du kannſt in G–es Namen abkommen ꝛc.; Das Wort G–es,
G–es Wort, nam. die Bibel, z. B. V. 4, 123; ſcherzh.:
G–es Wort vom Lande = Landpaſtor. Gutzkow 11, 320;
Pröhle J. 246 ꝛc. Pleonaſtiſch: Leider (ſ. d.) G–es!
[G. ſei’s geklagt]; Du biſt nicht werth, daß dich G–es Erde
trägt, daß dich G–es Sonne beſcheint; Das erbärmlichſte Ge-
ſindel, das G–es Erdboden trägt. Benedix 10, 34 ꝛc. So
in Flüchen ꝛc.: Ein G–s Donnerwetter ſoll drein ſchlagen!
und in Apoſiopeſen: G–s Donner!; G–s Blitz, Kreuz,
Sackerlot, tauſend! [etwa: Tauſend Donnerwetter ſollen
dich treffen] ꝛc. und dafür oft: Botz, Potz, Kotz ꝛc.
h) im Dativ, wo bei fehlendem Artikel oder Fw. ꝛc.
das End- e heute unüblich iſt, obgleich z. B.: Gebet
Gotte, was Gottes iſt. Matth. 22, 21; Luther 6, 119a; 8,
14a; 16b; 19a ꝛc. und noch: Hat ſeine Kirche .. Gotte
gewidmet. Möſer Osn. 1, 280; Das Goldſtück gab ich Gotte.
Simrock (Echtermeyer 80); Wo Keiner ſich und Gotte mehr
vertraut. Tieck 2, 4; Ich erzittre nur vor Gotte. Uz 2, 216,
vgl. L. 11, 646. Dagegen iſt es nicht ugw.: Seinem
Gotte vertrauen; Er ſchwor bei dem Gotte Abraham’s, Jſaak’s
und Jakob’s. Immermann M. 1, 30 ꝛc. G. dienen, dan-
ken ꝛc.; G. ſei Dank (Lob); Ich bin Gottlob! geſund; Ge-
liebt es G. [will’s G. f]; Wie’s G. gefällt [wie G. will];
G. befohlen! Abſchiedsformel; G. ſei’s geklagt! [leider]
ꝛc. i) im Accuſ.: G. rühmen, preiſen, loben ꝛc.;
Sprchw.: G. einen guten Mann ſein laſſen. Tieck NKr. 4,
169 ꝛc. (Herrig 18, 221), ſich um Nichts kümmern; Er
hatte eine eigene Freude daran gehabt, den lieben G. zu machen
und zu züchtigen und zu plagen. Gotthelf U. 2, 345, vgl.
Herrgottchens ſpielen ꝛc. In manchen Fällen aber iſt
der Kaſus nicht ſicher zu beſtimmen, z. B. in der Be-
theurung: Wahrhaftigen G.! [wahrſcheinl.: Ich ſchwör
es bei dem —]; Wahrlich und G.! ein Donnerwetter ſoll
Den erſchlagen, der nicht folgt. König Kl. 2, 413; ferner
in der mundartl. Bewillkommnung „Gott willkommen“!
ꝛc. k) Abhängig von Präpoſ., z. B.: An G. glau-
ben, zweifeln, ſich verſündigen ꝛc. Auf G. bauen, ver-
trauen ꝛc. Jſt das Werk aus G., ſo könnt ihr es nicht
dämpfen. Apoſt. 5, 39 ꝛc. Bei G. ſchwören; Einen be-
ſchwören, bitten; Es iſt, bei G.! wahr ꝛc.; Er iſt bei G.
[ſelig, von einem Verſtorbnen]. Durch G., veralt. =
bei G. (wahrhaftig) und: um G–es willen (umſonſt),
z. B.: Giebt er Brot und Speis durch G. Stumpf 547a.
So hoffe ich denn in G., abreiſen zu können. Platen 7,
197; Mein in G. verſtorbner Vater ꝛc. Reiſe mit G.
[unter G–es Schutz] ꝛc. Ich bitte dich um G., um
G–es willen (vgl. durch G.); Wer giebt gern Geld fürs
Nothwendige? Jedermann wäre zufrieden, wenn er das Nütz-
liche um G–es willen haben könnte. G. 22, 95 ꝛc. Es
kommt Alles von G.; Wer nicht Recht thut, Der iſt nicht
von G. 1. Joh. 3, 10 ꝛc. Das kannſt du vor G., vor G.
und der Welt (ſ. a) nicht verantworten; Bat ihn vor G. und
nach G., ſtille zu ſein. Hebel 3, 237; 202; Lewald Ferd. 1,
32; ſo auch: Einen vor und hinter G. bitten. Zu G.
[zu kommen] hoffen; Nun iſt die Sonne zu G–e gegangen.
Koſegarten Po. 2, 388, ſ. Gold 3u. ä. m. 3) übertr.:
etwas göttlich, wie (ein) Gott Verehrtes: Welchen der
Bauch ihr G. iſt. Phil. 3, 19; Der G. dieſer Welt [der
Teufel]. 2. Kor. 4, 4; Sein G. iſt Geld und Gut. Lichtwer
213; Er muß ſeinem G., dem Teufel, dienen. Luther 8,
219b; Wenn die Ehre ruft, wenn er | für ſeine Götter oder
Götzen kämpft. Sch. 456a ꝛc. So auch: Raphael .., die-
ſer G. [vollendetſte] der Künſtler. L. 11, 334; ferner:
Göttin, als ſchmeichelnde Bez. der Geliebten, der
„Angebeteten“. Ferner zuw. eine Perſon von großer
Macht und großem Anſehn, Herr, Gebieter, z. B. iro-
niſch: Der kleine G. der Welt [der Menſch in ſeinem
Dünken]. G. 11, 14; Wie lange ſchwingt die raſende Me-
gäre | die Fackel, Götter dieſer Welt! [ihr Fürſten]. Ram-
ler. Häufig in der Bibel als Hebraism.: Derjenige,
deſſen Befehle Jemand vollführen muß, Gebieter (die
Obrigkeit): 2. Moſ. 4, 16; 7, 1; 21, 6; 22, 8 ff.;
Pſ. 82, 1; 6.
Anm. Goth. guth (m.), dagegen gud (n.) = Götze
(ſ. d. und Ab-G., Anm.). Von Luther, Zwingli (2, 203) u. A.
mit Gut (goth. göths) zuſammengeſtellt. Die Mz. mund-
artl.: Gott, ſ. Schm. 2, 82; Gött. Zwingli 2, 16; 24;
26; Nit daß dry Gött, ſundern ein Gott iſt. 206 ꝛc., ſ.
Ab-G. Ugw. und nur wegen der Appoſ. möglich iſt der
uv. Genitiv: Daß ſich freue von Neuem ihr Geiſt Gott
ihres Erretters. Kl. M. 12, 247. Über Dat. ſ. 2h; über
die Verkl. 1a und 2d, auch Herr-G. Als Bſtw. meiſt
Gottes- und Götter-, je nachdem die Bedeut. 2 oder 1 zu
Grunde liegt, vergl. z. B. Götterlehre, Mythologie;
Gotteslehre, Gottesgelehrſamkeit, Religion,
Théologie; Götterſohn, der von Göttern ſtammt,
Gottesſohn, Chriſtus, vgl. auch das ugw.: Göt-
tinſohn [Äneas, uls Sohn der Venus]. Sch. 32a ꝛc.
Götter- bez. in den Zſſtzg. auch oft das Vortreffliche, vgl.
Göttlich: Götter-Abend; -Mahl; -Genuß; Der Götterjüng-
ling. Hölderlin H. 2, 34 ꝛc., Gottes- aber bez. auch den
Bezug auf den Gottesdienſt, auf die dazu gehörigen Perſonen
und auf die „um Gottes willen“ unterſtützten Armen.
Daneben das Bſtw. Gott-, vgl.: Den Gottesfrieden, die
Gott-Trunkenheit. Freiligrath 2, 33; Gottnäh’ iſt Selig-
keit | und Hölle Gottesferne. Rückert Erb. 2, 40 ꝛc. bei
Dichtern; gw. aber: Gott-los (ſ. d. und vgl. Götterlos);
-Menſch; -ſelig; -Vertraun ꝛc. und nam. die Zſſtzg. mit
Partic., wie: Gott-geliebt, -gehaſſt, -verflucht ꝛc. Dazu
mundartl.: Gottig, a.: einzig, ſ. Schm. 2, 84; 189; Stal-
der 467 und vgl.: Jch möchte ſie nur ein gotzigs Mal
ſehen. Auerbach D. 1, 250. Ferner: Gött(i), m.,
Gott(e), f.: der männliche und der weibliche Pathe, d. h.
ſowohl der Taufzeuge als auch der Täufling, für dieſen auch
die Verkl. Gotteli, übertr. auch auf den Firmpathen, auf
den Pfarrer ꝛc. Schm. 2, 84; Stalder 1, 466; Wenn ſchon
Götti oder Gotte nimme leben. Gotthelf G. 292; 112; 227;
264; Sch. 67; 295; Sie beſchenkte das Gotteli ſchön.
305; Dein Götte [Gevatter]. Reithard 136; Dieſe Dame
welche zugleich Selma’s Gothe war. Stiling 4, 226 ff.
Vgl. Göttel, Taufgöttel = Hebamme. Murner Ul. 3.
Der Schleifgötte, ſ. Schleifpathe. Schon ahd. goto,
gota ꝛc., vgl. engl. god-father, god-son ꝛc., allgm. gossip
(ſtatt god–sip) zur Bez. der Sippſchaft, Verwandtſchaft in
Gott, im Ggſtz. der leiblichen.
Zſſtzg. unerſchöpflich, nam. zu 1 nach dem Gebiet,
worin ſich das Walten einer Gottheit hauptſächlich
zeigt. So kennt z. B. die griechiſch-römiſche Mythologie
einen Liebes-G., Amor, und eine Liebesgöttin, Venus,
auch zugleich als Schönheitsgöttin; ebenſo einen Kriegs-
oder Schlachten-G., Mars, und eine Kriegsgöttin, Mi-
nerva oder Bellona; ferner einen Sonnen-G., Apoll, zu-
gleich als Geſangs-G., wie eine Mondgöttin, Diana, zu-
gleich als Jagdgöttin ꝛc., vgl. dagegen: Alſo ſind auch die
dem Bewuſſtſein hier entſtehenden Götter den Sternen ähn-
liche, d. h. Sterngötter. Schelling 2, 2, 178; ſo z. B. einen
Donner-G., Jupiter, Feuer- oder Schmiede-G., Vulkan,
Grenz-G., Terminus, Handels- oder Kauf-G., Merkur,
Höllen-G., Gott der Unterwelt Pluto, Thür-G., Janus,
Wein-G., Bacchus, Wind-G., Aolus u. a. m., wie auch
eine Blumen- (Flora), Friedens- (Jrene), Frucht- (Po-
mona), Getreide- (Ceres), Glücks- (Fortuna), Jugend-
(Hebe), Weisheits- (Minerva), Zwietrachts- (Eris)
Göttin ꝛc., ferner Huld (Grazien), Schickſals- (Parcen)
Göttinnen ꝛc., ferner: Berg-, Feld-, Garten-, Haus-
(Laren, Penaten), Herden- oder Hirten-, Meer-, Plage-
oder Rache- [weibl. = Furie. G. 13, 48; z. B. auch
v. der Ruhmſucht: Unter Allen, die jemals von dieſer Plage-
göttin gehetzt wurden. W. 16, 14 ꝛc.], Schut-, Todes-,
Wald-, Waſſer-Götter und -Göttinnen (-Gottheiten);
Haupt- und Neben-, Ober- und Unter-Götter und -Göttin-
nen u. ä. m. Außerdem erwähnen wir: Áb-: Et-
was wie (ein) GottVerehrtes: Racine, der A. der zu mei-
ner Zeit lebenden Franzoſen, der nun auch mein A. geworden
war. G. 20, 129; 22, 247; Selbſt der Reiche konnte ſeine
Beſitzthümer, ſeine Abgötter, nicht .. ſo koſtbar ſehen ꝛc. 16,
94; O du mein A.! [Geliebter]. Heinſe A. 1, 202; Ein
Jeder ſchnitzt aus einem andern Blocke | den A., welchen er
verehrt. Nicolai 1, 99; 2, 63 ꝛc. Daher oft im Ggſtz.
zu Gott = Aftergott (ſ. d. und vgl. Götze): Wie ihr
bekehret ſeid zu Gott von den Abgöttern. 1. Theſſ. 1, 9 u. v.;
Der Götze wird Landes-A. H. R. 7, 304; Der Flammen |
Erz-A. Lucifer. Scultetus (L. 8, 295) ꝛc. So auch: Der
Diana einer Abgöttin der Heiden. Garzoni 493; H. R. 7,
89; Maria, die will nicht eine Abgöttin ſein, ſie thut Nichts,
Gott thut alle Ding. Luther 1, 489a; Abgöttin meiner
Seele! [Geliebte]. Ramler 289; Die Abgöttin ſeiner thö-
richten Leidenſchaften. Sealsfield Leg. 1, 87 ꝛc.
Anm. Ahd. apcot (n.), mhd. abgot (m.und n.), mit
der Nbnf. abtgot, wie noch bei Luther Br. 1, 514, der die
Vorſ. auf das Abführen von Gott deutet. Zwingli 2, 23
hat die Mz. Abgött, vgl.: Der Abgötten, d. i. dero,
die wir für unſere Tröſt habend, ufgeworfen Bildnus. 26,
vgl. Abgötter u. Götze. Abgöttlein: Bild. Spate.
Áfter-: im Ggſtz. des wahren Gotts: Mein Herz,
das allzulang an Aftergöttern hing. Gotter 2, 243.
Áll-: Ein Gott, der nun nothwendig ein abſoluter Gott,
ein A. war. Schelling 2, 2, 210. Apfel-. Luther 4,
390a, gleichſam aus einem Apfel geſchnittnes Gottes-
bild, bloße Puppe, machtloſer Gott, vgl.: Apfelkönige
oder gemalte Herren. 5, 128b; Apfelkaiſer. Franck Chr. 515b
ꝛc. Drēī-: im Ggſtz. zu Ein-G.: Er warnt vor
dem geſcheiterten Syſtem von groben und ſubtilen Dreigöt-
tern. Gervinus Lit. 5, 327. Eīn-: Gott als einziges
Weſen: Der Hebräer ſtarrer | großer E. Heine Rom. 262.
Ērden- [3]: Fürſt, mächtiger Gebieter. Forſer B.
2, 188; G. 13, 134. Aber auch: Erdgöttin, die
Erde als Gottheit verehrt, Tellus. Flīēgen-: der
Teufel, Beelzebub, ſ. Fliegenfürſt. G. 11, 55. Gê-
gen-: So ungefähr könnte man alſo der höchſten Urſache,
ohne dieſen Begriff aufzuheben, ſogar einen andern, einen G.
an die Seite ſtellen. Schelling 2, 2, 17; Es iſt alſo hiemit
Gott und G. 223 ꝛc. Hálb-: eigentl. ein unter die
Götter aufgenommener Sohn eines Gotts oder einer
Göttin, Heros; dann auch ein götterähnlicher Mann,
Held ꝛc.: G. 13, 124; Klinger F. 36 ꝛc. Hérr-:
Gott (als Herr und Gebieter): Das Sprichwort: Nach
Michaeli iſt unſer H. den Deutſchen keinen ſchönen Tag mehr
ſchuldig. Auerbach Dicht. 2, 137; Laß unſern H. aus dem
Spaß! G. 11, 164; Von unſerm H. beregnet. Gotthelf U.
2, 40; Aus den Wolken blutigroth | hängt der H. den Kriegs-
mantel ’runter. Sch. 324b; Die Ärzte nennt er unſers H–s
Flicker. Zinkgräf 1, 175 ꝛc.; Überall, wo unſer H. den Arm
herausſtreckt (ſcherzh.: in allen Wirthshäuſern, eig.
wohl von den die Vorübergehnden zum Eintritt und
Gebet einladenden Kirchen, Kapellen ꝛc., vgl. Kegel 2).
Dann auch ein Bild Gottes (u. übertr.) mit Mz.:
Die Herrgötter von Michel Angelo. Heinſe A. 1, 269; 267;
Des H–s von Schaffhauſen. Prutz Muſ. 5, 2, 28; Herr Gott
(Anm.) von Danzig! was die Kerle da .. herumtrampen!
Gerſtäcker BlW. 119; H. von Mannheim! was habt ihr denn
da für ein Büble mitgebracht. Wickede Sold.Fr. 1, 19, vgl.:
H. von Bendheim! H. von Ninive! Frommann 4, 462; Lieber
H. in der Ruh! [wohl ſtatt,,Höh“]. Steub DTr. 3, 66; Ich
hätt mich vor denen pappeten Herrgöttern mit ihren Kraut-
meſſern und ihren gemalten Schnurrbärten [der Soldaten]
nicht geforchten. Kurz Sonn. 295 ꝛc. Auch verkl.: Hat
große Luſt, Herrgottchens zu ſpielen, aller Menſchen Wohl-
thäterin zu ſein. Auerbach Leb. 1, 82; Wie ſie ſo daſitzen
in ihrer Glori, drauf lospfuſchen wie kleine Herrgöttcher.
FrMüller F. 30 ꝛc.
Anm. Eigentl. wohl nur Zuſammenſtellung der beiden
Wörter, daher auch noch im Vokat. gewöhnl. die Betonung:
–, doch freilich auch: Ach, Herr Gott (– –) ſiehe doch! ꝛc.
Opitz 2, 47. und gewöhkl.: Herre gott! mit wechſelndem
Hauptton auf der erſten oder letzten Silbe, vgl.: Unſer Herre-
gotts-Affe, der Satanas. Muſäus M. 5, 23 ꝛc. Veralt.
iſt die Deklin. der erſten Hälfte; Den Teufel nenne er unſers
Herrn Gottes Affen. Zinkgräf 1, 72; Unſerm Herrn Gott.
279; 3, 40 ꝛc.; ſeltner auch der Gen.: Liegt nicht außer der
Gewalt des Herrgottes [ſtatt Herrgotts]. Zſchokke 1, 116 ꝛc.
Vgl. Schm. 2, 231.
Hímmels-: himmliſcher Gott: So ſingen Him-
melsgötter nur. G. 7, 185. Höllen-: Teufel: Einen
künftigen H. der Menſchheit, oder einen Schutz- und Licht-
engel derſelben. IP. 36, 2. Lêbens-: Dem L. der
Freuden. Sch. 430a. Līēbe-: Der dreifalt’ge | L. der
Chriſtianer. Heine Rom. 262, vgl. 1. Joh. 4, 8. Verſch.:
Liebes-G. (ſ. o.): Amor. Die Liebesgötterchen. W. 3,
171 =Amoretten ꝛc. Ménſch-: Chriſtus, ſ. Gott-
menſch. Die ſelige Menſchgöttin unſrer Jugendzeit
[Maria]. Keller gH. 4, 16. Mít-: Nehmt ihr [Göt-
ter] ihn zum M. an? Ramler 285; Mitgöttin. Engel 1,
23 ꝛc. Nationāl-: der einem Volk eignende
Gott. G. 4, 264 ꝛc. Rīēſen-: Ein phantaſtiſcher
R. 6, 345. Un-: Der Teufel als böſes Princip iſt der
U.; Aller Dämonen iſt er [der Schwindel] der Schreck-
lichſte . . Den U. Baggeſen 1, 147; Der U. Rawana. Rückert
BE. 156; Der Ungeiſt, alſo auch der U. Schelling 2, 2, 41.
Vāter-: Daß von der Aſche des verloſchnen Herdes |
die Vatergötter [die Götter der Väter, Hausgötter, Pe-
naten] fröhlich ſich erheben. G. 13, 67. Wélt-: Gott
als Weltgeiſt. G. 21, 147, vgl. 2, 285 u. ä. m.