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Gott Gott
Gótt, m., –(e)s; Götter; Göttchen (Anm.), Mz. Götterchen; -, –s-, Götter-:
1) ein höheres mächtig waltendes Wesen als Ursache des Geschehenden, nam. oft mit Rückblick auf die gr.-röm. Mythol. (s. Zsstzg.): Bei den Göttern schwören; Ihr Götter!; Die obern, die untern Götter etc.; Ob es zum Geschlecht der Affen gehöret oder der Götter [häßlich oder schön ist]. Chamiso 5, 150; Gleichsam als ein G. aus einer Maschine [Deus ex machina] herunterzusteigen. G. 10, 98, hergenommen von den Schauspielen, in denen ein Gott den Knoten löste oder zerhieb (vgl. V. H. 2, 367); Nur unter den Göttern niedern Ranges [Dii minorum gentium] herrscht Eifersucht. G. 26, 216, hier übertr. auf die geringern Weinsorten; Ich schlief wie ein G. [vortrefflich]. Heine Reis. 1, 101; Konnt’ .. aufhalten ihn kein G. Rückert Rost. 82a etc.
a) Verkl.: Ein Liebesgöttchen .. O wär’ ich solch ein Göttchen. Baggesen 2, 256; Götterchen von Gnid. W. 12, 278; 3, 222 etc., auch liebkosend: Laß uns siegen, liebes Göttchen | Putzlivitzli. Heine Rom. 109; 108 etc.
b) Dazu das weibl. Göttin; Eine Wolke für die Göttin um- armt. W. 29, 147 (wie Jrion, vgl. Ramler Myth. 206 etc.), (die Mz. bei Dichtern zuw. auf der zweiten Silbe betont: Die schönste der Göttinnen (⏑ ⏑). Ramler 142; Hagedorn 3, 104 etc., s. nam. W. 15, 72). Doch umfasst nicht bloß Götter männliche und weibliche Gottheiten (s. Sch. 53a u.o.), sondern es steht auch die Ez. als allgemeinere Bez. einer Gottheit überhaupt, wenn auch zunächst in Bezug auf eine Göttin; so sagt Ceres, das blutige Opfer zurückweisend: Blut’ge Tiegermahle netzen | eines Gottes Lippen nicht. Sch. 55a etc. S. auch 3.
2) in engrem Sinn: das höchste Wesen, z. B.: Der Unterschied zwischen Freiheit und Freiheiten ist so groß als zwischen G. und Göttern. Börne 3, 308 etc.
a) Oft der „Welt“ gegenüber gestellt (s. G. 39, 187) und so verbunden: Sich an G. und die Welt nicht kehren, an gar Nichts; Der von G. und der Welt Nichts weiß. Waldau N. 2, 87 etc., auch wohl: Er thut G. in der Welt Nichts [gar Nichts] etc. Man beachte: Das weiß G. und die Welt, ist allbekannt; Das weiß G., theils die Zuverlässigkeit des Gesagten bezeichnend (so auch eingeschobnes: Weiß G., vgl.: G. ist mein Zeuge etc.), theils auch Etwas, was eben nur dem Allwissenden kund ist (vgl.: Das weiß der Teufel); G. weiß, wann, wie —, warum; Ob und wann, Das mag G. wissen etc.
b) ohne Zusatz im Allgm. ohne Artikel: Im Anfang schuf G. Himmel und Erde etc. Doch findet sich auch der unbest. Artikel, wo es sich eben nur allgemein um die Eristenz eines göttlichen Wesens überhaupt handelt: Und ein G. ist, ein heiliger Wille lebt, | wie auch der menschliche wanke etc. Sch. 88a etc., vgl.: An G. glauben; An einen G. glauben, im Ggstz. der Ohngötterei oder des Atheismus, und mit dem Zahlw.: An einen G. glauben, im Ggstz. der Vielgötterei.
c) bei einem Zusatz mit dem best. Artikel: Der allgütige, der allwissende, der allgerechte, der barmherzige, der dreieinige G. etc., wo er nach einzelnen Eigenschaften bez. wird; Der liebe G., wo das Ew. als bloßer Pietätszusatz tonlos ist etc.; Der G. des Friedens; Der G. des Himmels und der Erden; Der G. Israels etc.
d) auch mit einem Zusatz (s. c) im Vokativ, in den häufigen Ausrufen (vgl. f) der versch. Affekte, natürlich ohne Artikel: Ach G.; Ach, mein G.; Großer G.; Heiliger G.; Allmächtiger G.; Barmherziger G.! etc.; Herr G.! (s. Herr und Herrgott). Mundartl. verkl., doch ohne Uml.: Ach Gottchen! Goltz 2, 314; 3, 241 etc.; Ei du mein süßes Gottchen! fehlt Ihnen Etwas? Kürnberger Am. 105 etc., vgl. Prutz DM. 1, 1, 133. Außerdem in vielen Redens- arten und Wendungen, nam.:
e) als Subj. in Aussagesätzen: Das weiß G. etc. (s. a); Alle Tage, die G. werden lässt; Jahr aus, jahrein, jeden Tag, den G. giebt. Auerbach Leb. 1, 73 etc.; Es regnete, was G. gab [sehr heftig]. Höfer V. 178 etc.; Wie ihn G. erschaffen [ganz nackt, in puris naturalibus]. Rückert Mak. 1, 198; Man lebt in lauter Lust und Pläsir, so recht wie G. in Frankreich. Heine Reis. 2, 86 [mir unbekannten Ursprungs, doch vgl. Zinkgräf 2. 9; 3, 348, welche Stelle unter „,Hausen“ 1 steht, vielleicht auch nur in Bezug auf die Verehrung der Gottesbilder (s. Herr-G.) in Frankreich]; Wie G. will, Formel der Ergebung ins Schicksal, aber auch tadelnd, von Dem, der Alles sorglos gehen lässt; Haben so hingesalbadert, wie G. gewollt [ohne zu denken]. G. Zelt. 2, 455.
f) als Subj. in imperat., betheuernden, bedingenden und Wunschsätzen (s. d und i): G. belohne, vergelte es ihnen! etc. (s. g); G. geb’s, s. Geben 2b; Wollte G., daß etc., Wunschformel; G. bewahre, behüte (mich)!, Formel, seine Abneigung vor Etwas zu bekunden, Etwas nachdrücklich zu verneinen, z.B.: Nicht aus Leidenschaft, behüte G.! .. nur zum Zeitvertreib. G. 9, 45; 10, 133 etc.; G. helf! Gruß für Arbeitende; für Niesende (Gutkow R. 8, 122); auch Formel Dessen, der statt selbst zu helfen, sich auf fromme Wünsche beschränkt, und dann des Abweisens: Da heißt es: G. helf euch, es ist Niemand zu Haus. Fischart B. 37b etc. (s. u.); Wir haben, G. segn’ es! [unverrufen etc.] eine gute Ernte etc.; G. grüß Euch, Alter! schmeckt das Pfeifchen?; G. (sei) mit Euch! Grußformel, als männl. Hw.: Keinen „Gott mit Euch!“ es ihnen giebet. Talvj 2, 246; G. steh uns bei, beschütz uns, sei bei uns! Ausruf des Schutz- und Hilfsbedürftigen, nam. vor bösen Geistern; daher euphemistisch: Der Gottseibeiuns (– ⏑) = Teufel: Daß man den Teufel nicht beim Namen nennen darf, selbst nicht um ihn zu bannen und daß man ihn ... nicht anders heißen darf als den Gottseibeiuns. Börne Frz. 29; Ein Schwarzkünstler ist er oder der Gottseibeiuns selbst. G. 6, 338; Ich verteufle mich, der G. | wird jetzund ein Gottseibeiuns. Heine Rom. 114 etc. Er sieht aus, daß sich G. erbarme! G. soll sich erbarmen [erbärmlich, jämmerlich]; G. erbarm sich! Ausruf des Erschrocknen etc. So wahr G. lebt; So wahr mir G. helfe; Hier stehe ich, G. helfe mir, ich kann nicht anders; G. straf mich [wenns nicht wahr ist] etc., Betheurungsformeln, vgl. i. Jch komme, will’s G., wieder. G. 6, 338; So G. will; Das kritische Urtheil fällte er, wenn G. will [hoffentlich etc.] in seinem reifen Alter. L. 5, 474; veralt.: Von Alceste soll dann, ob G. will, die Rede nicht mehr sein. Merck’s B. 2, 76; Luther 6, 315b; 317b etc., mit Rücksicht auf das Sprchw.: Der Mensch denkt, G. lenkt etc.
g) im Genitiv, zunächst subjekt., z. B. auch anthropom. in der Bibel: Die Hand, der Finger, der Arm, der Geist G–es etc.; Der Zorn, die Strafe G–es etc., aber auch objektivisch: Die Furcht G–es [Furcht vor Gott, Gottesfurcht]; Zum Dienst unsres G–es. 2. Mos. 10, 26; Die Liebe G–es [sowohl die zu Gott, als auch subj.: die, welche er gegen die Menschen beweist] etc. Als Hebraism auch zuw. zur Bez. des in seiner Art Vorzüglichen, Großen: Die Berge G–es etc. Ps. 36, 7; 80, 11; Du bist ein Fürst G–es unter uns. 1. Mos. 23, 6 etc. Ferner z. B.: Wir von G–es Gnaden; Mit G–es Hilfe; Einem G–es Lohn [s. d.] wünschen; Etwas für ein G–es Lohn thun, für den bloßen Dank, frommen Wunsch, also unentgeltlich, ebenso: Um G–es willen, das aber auch die eindringlich beschwörende Bitte um Etwas bez.; In G–es Namen, eig. Formel beim Beginn eines Unternehmens etc., dann = immerhin: Du kannst in G–es Namen abkommen etc.; Das Wort G–es, G–es Wort, nam. die Bibel, z. B. V. 4, 123; scherzh.: G–es Wort vom Lande = Landpastor. Gutzkow 11, 320; Pröhle J. 246 etc. Pleonastisch: Leider (s. d.) G–es! [G. sei’s geklagt]; Du bist nicht werth, daß dich G–es Erde trägt, daß dich G–es Sonne bescheint; Das erbärmlichste Gesindel, das G–es Erdboden trägt. Benedix 10, 34 etc. So in Flüchen etc.: Ein G–s Donnerwetter soll drein schlagen! und in Aposiopesen: G–s Donner!; G–s Blitz, Kreuz, Sackerlot, tausend! [etwa: Tausend Donnerwetter sollen dich treffen] etc. und dafür oft: Botz, Potz, Kotz etc.
h) im Dativ, wo bei fehlendem Artikel oder Fw. etc. das End- e heute unüblich ist, obgleich z. B.: Gebet Gotte, was Gottes ist. Matth. 22, 21; Luther 6, 119a; 8, 14a; 16b; 19a etc. und noch: Hat seine Kirche .. Gotte gewidmet. Möser Osn. 1, 280; Das Goldstück gab ich Gotte. Simrock (Echtermeyer 80); Wo Keiner sich und Gotte mehr vertraut. Tieck 2, 4; Ich erzittre nur vor Gotte. Uz 2, 216, vgl. L. 11, 646. Dagegen ist es nicht ugw.: Seinem Gotte vertrauen; Er schwor bei dem Gotte Abraham’s, Jsaak’s und Jakob’s. Immermann M. 1, 30 etc. G. dienen, danken etc.; G. sei Dank (Lob); Ich bin Gottlob! gesund; Geliebt es G. [will’s G. f]; Wie’s G. gefällt [wie G. will]; G. befohlen! Abschiedsformel; G. sei’s geklagt! [leider] etc.
i) im Accus.: G. rühmen, preisen, loben etc.; Sprchw.: G. einen guten Mann sein lassen. Tieck NKr. 4, 169 etc. (Herrig 18, 221), sich um Nichts kümmern; Er hatte eine eigene Freude daran gehabt, den lieben G. zu machen und zu züchtigen und zu plagen. Gotthelf U. 2, 345, vgl. Herrgottchens spielen etc. In manchen Fällen aber ist der Kasus nicht sicher zu bestimmen, z. B. in der Betheurung: Wahrhaftigen G.! [wahrscheinl.: Ich schwör es bei dem —]; Wahrlich und G.! ein Donnerwetter soll Den erschlagen, der nicht folgt. König Kl. 2, 413; ferner in der mundartl. Bewillkommnung „Gott willkommen“! etc. k) Abhängig von Präpos., z. B.: An G. glauben, zweifeln, sich versündigen etc. Auf G. bauen, vertrauen etc. Jst das Werk aus G., so könnt ihr es nicht dämpfen. Apost. 5, 39 etc. Bei G. schwören; Einen beschwören, bitten; Es ist, bei G.! wahr etc.; Er ist bei G. [selig, von einem Verstorbnen]. Durch G., veralt. = bei G. (wahrhaftig) und: um G–es willen (umsonst), z. B.: Giebt er Brot und Speis durch G. Stumpf 547a. So hoffe ich denn in G., abreisen zu können. Platen 7, 197; Mein in G. verstorbner Vater etc. Reise mit G. [unter G–es Schutz] etc. Ich bitte dich um G., um G–es willen (vgl. durch G.); Wer giebt gern Geld fürs Nothwendige? Jedermann wäre zufrieden, wenn er das Nützliche um G–es willen haben könnte. G. 22, 95 etc. Es kommt Alles von G.; Wer nicht Recht thut, Der ist nicht von G. 1. Joh. 3, 10 etc. Das kannst du vor G., vor G. und der Welt (s. a) nicht verantworten; Bat ihn vor G. und nach G., stille zu sein. Hebel 3, 237; 202; Lewald Ferd. 1, 32; so auch: Einen vor und hinter G. bitten. Zu G. [zu kommen] hoffen; Nun ist die Sonne zu G–e gegangen. Kosegarten Po. 2, 388, s. Gold 3u. ä. m.
3) übertr.: etwas göttlich, wie (ein) Gott Verehrtes: Welchen der Bauch ihr G. ist. Phil. 3, 19; Der G. dieser Welt [der Teufel]. 2. Kor. 4, 4; Sein G. ist Geld und Gut. Lichtwer 213; Er muß seinem G., dem Teufel, dienen. Luther 8, 219b; Wenn die Ehre ruft, wenn er | für seine Götter oder Götzen kämpft. Sch. 456a etc. So auch: Raphael .., dieser G. [vollendetste] der Künstler. L. 11, 334; ferner: Göttin, als schmeichelnde Bez. der Geliebten, der „Angebeteten“. Ferner zuw. eine Person von großer Macht und großem Ansehn, Herr, Gebieter, z. B. ironisch: Der kleine G. der Welt [der Mensch in seinem Dünken]. G. 11, 14; Wie lange schwingt die rasende Megäre | die Fackel, Götter dieser Welt! [ihr Fürsten]. Ram- ler. Häufig in der Bibel als Hebraism.: Derjenige, dessen Befehle Jemand vollführen muß, Gebieter (die Obrigkeit): 2. Mos. 4, 16; 7, 1; 21, 6; 22, 8 ff.; Ps. 82, 1; 6.
Anm. Goth. guth (m.), dagegen gud (n.) = Götze (s. d. und Ab-G., Anm.). Von Luther, Zwingli (2, 203) u. A. mit Gut (goth. göths) zusammengestellt. Die Mz. mund- artl.: Gott, s. Schm. 2, 82; Gött. Zwingli 2, 16; 24; 26; Nit daß dry Gött, sundern ein Gott ist. 206 etc., s. Ab-G. Ugw. und nur wegen der Appos. möglich ist der uv. Genitiv: Daß sich freue von Neuem ihr Geist Gott ihres Erretters. Kl. M. 12, 247. Über Dat. s. 2h; über die Verkl. 1a und 2d, auch Herr-G. Als Bstw. meist Gottes- und Götter-, je nachdem die Bedeut. 2 oder 1 zu Grunde liegt, vergl. z. B. Götterlehre, Mythologie; Gotteslehre, Gottesgelehrsamkeit, Religion, Théologie; Göttersohn, der von Göttern stammt, Gottessohn, Christus, vgl. auch das ugw.: Göttinsohn [Äneas, uls Sohn der Venus]. Sch. 32a etc. Götter- bez. in den Zsstzg. auch oft das Vortreffliche, vgl. Göttlich: Götter-Abend; -Mahl; -Genuß; Der Götterjüngling. Hölderlin H. 2, 34 etc., Gottes- aber bez. auch den Bezug auf den Gottesdienst, auf die dazu gehörigen Personen und auf die „um Gottes willen“ unterstützten Armen. Daneben das Bstw. Gott-, vgl.: Den Gottesfrieden, die Gott-Trunkenheit. Freiligrath 2, 33; Gottnäh’ ist Seligkeit | und Hölle Gottesferne. Rückert Erb. 2, 40 etc. bei Dichtern; gw. aber: Gott-los (s. d. und vgl. Götterlos); -Mensch; -selig; -Vertraun etc. und nam. die Zsstzg. mit Partic., wie: Gott-geliebt, -gehasst, -verflucht etc. Dazu mundartl.: Gottig, a.: einzig, s. Schm. 2, 84; 189; Stalder 467 und vgl.: Jch möchte sie nur ein gotzigs Mal sehen. Auerbach D. 1, 250. Ferner: Gött(i), m., Gott(e), f.: der männliche und der weibliche Pathe, d. h. sowohl der Taufzeuge als auch der Täufling, für diesen auch die Verkl. Gotteli, übertr. auch auf den Firmpathen, auf den Pfarrer etc. Schm. 2, 84; Stalder 1, 466; Wenn schon Götti oder Gotte nimme leben. Gotthelf G. 292; 112; 227; 264; Sch. 67; 295; Sie beschenkte das Gotteli schön. 305; Dein Götte [Gevatter]. Reithard 136; Diese Dame welche zugleich Selma’s Gothe war. Stiling 4, 226 ff. Vgl. Göttel, Taufgöttel = Hebamme. Murner Ul. 3. Der Schleifgötte, s. Schleifpathe. Schon ahd. goto, gota etc., vgl. engl. god-father, god-son etc., allgm. gossip (statt god–sip) zur Bez. der Sippschaft, Verwandtschaft in
Gott, im Ggstz. der leiblichen.
Zsstzg. unerschöpflich, nam. zu 1 nach dem Gebiet, worin sich das Walten einer Gottheit hauptsächlich zeigt. So kennt z. B. die griechisch-römische Mythologie einen Liebes-G., Amor, und eine Liebesgöttin, Venus, auch zugleich als Schönheitsgöttin; ebenso einen Kriegs- oder Schlachten-G., Mars, und eine Kriegsgöttin, Minerva oder Bellona; ferner einen Sonnen-G., Apoll, zugleich als Gesangs-G., wie eine Mondgöttin, Diana, zugleich als Jagdgöttin etc., vgl. dagegen: Also sind auch die dem Bewusstsein hier entstehenden Götter den Sternen ähnliche, d. h. Sterngötter. Schelling 2, 2, 178; so z. B. einen Donner-G., Jupiter, Feuer- oder Schmiede-G., Vulkan, Grenz-G., Terminus, Handels- oder Kauf-G., Merkur, Höllen-G., Gott der Unterwelt Pluto, Thür-G., Janus, Wein-G., Bacchus, Wind-G., Aolus u. a. m., wie auch eine Blumen- (Flora), Friedens- (Jrene), Frucht- (Pomona), Getreide- (Ceres), Glücks- (Fortuna), Jugend- (Hebe), Weisheits- (Minerva), Zwietrachts- (Eris) Göttin etc., ferner Huld (Grazien), Schicksals- (Parcen) Göttinnen etc., ferner: Berg-, Feld-, Garten-, Haus- (Laren, Penaten), Herden- oder Hirten-, Meer-, Plage- oder Rache- [weibl. = Furie. G. 13, 48; z. B. auch v. der Ruhmsucht: Unter Allen, die jemals von dieser Plagegöttin gehetzt wurden. W. 16, 14 etc.], Schut-, Todes-, Wald-, Wasser-Götter und -Göttinnen (-Gottheiten); Haupt- und Neben-, Ober- und Unter-Götter und -Göttinnen u. ä. m. Außerdem erwähnen wir: Áb-: Etwas wie (ein) GottVerehrtes: Racine, der A. der zu meiner Zeit lebenden Franzosen, der nun auch mein A. geworden war. G. 20, 129; 22, 247; Selbst der Reiche konnte seine Besitzthümer, seine Abgötter, nicht .. so kostbar sehen etc. 16, 94; O du mein A.! [Geliebter]. Heinse A. 1, 202; Ein Jeder schnitzt aus einem andern Blocke | den A., welchen er verehrt. Nicolai 1, 99; 2, 63 etc. Daher oft im Ggstz. zu Gott = Aftergott (s. d. und vgl. Götze): Wie ihr bekehret seid zu Gott von den Abgöttern. 1. Thess. 1, 9 u. v.; Der Götze wird Landes-A. H. R. 7, 304; Der Flammen | Erz-A. Lucifer. Scultetus (L. 8, 295) etc. So auch: Der Diana einer Abgöttin der Heiden. Garzoni 493; H. R. 7, 89; Maria, die will nicht eine Abgöttin sein, sie thut Nichts, Gott thut alle Ding. Luther 1, 489a; Abgöttin meiner Seele! [Geliebte]. Ramler 289; Die Abgöttin seiner thörichten Leidenschaften. Sealsfield Leg. 1, 87 etc.
Anm. Ahd. apcot (n.), mhd. abgot (m.und n.), mit der Nbnf. abtgot, wie noch bei Luther Br. 1, 514, der die Vors. auf das Abführen von Gott deutet. Zwingli 2, 23 hat die Mz. Abgött, vgl.: Der Abgötten, d. i. dero, die wir für unsere Tröst habend, ufgeworfen Bildnus. 26, vgl. Abgötter u. Götze. Abgöttlein: Bild. Spate. Áfter-: im Ggstz. des wahren Gotts: Mein Herz, das allzulang an Aftergöttern hing. Gotter 2, 243. Áll-: Ein Gott, der nun nothwendig ein absoluter Gott, ein A. war. Schelling 2, 2, 210. Apfel-. Luther 4, 390a, gleichsam aus einem Apfel geschnittnes Gottesbild, bloße Puppe, machtloser Gott, vgl.: Apfelkönige oder gemalte Herren. 5, 128b; Apfelkaiser. Franck Chr. 515b etc. Drēī-: im Ggstz. zu Ein-G.: Er warnt vor dem gescheiterten System von groben und subtilen Dreigöttern. Gervinus Lit. 5, 327. Eīn-: Gott als einziges Wesen: Der Hebräer starrer | großer E. Heine Rom. 262. Ērden- [3]: Fürst, mächtiger Gebieter. Forser B. 2, 188; G. 13, 134. Aber auch: Erdgöttin, die Erde als Gottheit verehrt, Tellus. Flīēgen-: der Teufel, Beelzebub, s. Fliegenfürst. G. 11, 55. Gê- gen-: So ungefähr könnte man also der höchsten Ursache, ohne diesen Begriff aufzuheben, sogar einen andern, einen G. an die Seite stellen. Schelling 2, 2, 17; Es ist also hiemit Gott und G. 223 etc. Hálb-: eigentl. ein unter die Götter aufgenommener Sohn eines Gotts oder einer Göttin, Heros; dann auch ein götterähnlicher Mann, Held etc.: G. 13, 124; Klinger F. 36 etc. Hérr-: Gott (als Herr und Gebieter): Das Sprichwort: Nach Michaeli ist unser H. den Deutschen keinen schönen Tag mehr schuldig. Auerbach Dicht. 2, 137; Laß unsern H. aus dem Spaß! G. 11, 164; Von unserm H. beregnet. Gotthelf U. 2, 40; Aus den Wolken blutigroth | hängt der H. den Kriegsmantel ’runter. Sch. 324b; Die Ärzte nennt er unsers H–s Flicker. Zinkgräf 1, 175 etc.; Überall, wo unser H. den Arm herausstreckt (scherzh.: in allen Wirthshäusern, eig. wohl von den die Vorübergehnden zum Eintritt und Gebet einladenden Kirchen, Kapellen etc., vgl. Kegel 2). Dann auch ein Bild Gottes (u. übertr.) mit Mz.: Die Herrgötter von Michel Angelo. Heinse A. 1, 269; 267; Des H–s von Schaffhausen. Prutz Mus. 5, 2, 28; Herr Gott (Anm.) von Danzig! was die Kerle da .. herumtrampen! Gerstäcker BlW. 119; H. von Mannheim! was habt ihr denn da für ein Büble mitgebracht. Wickede Sold.Fr. 1, 19, vgl.: H. von Bendheim! H. von Ninive! Frommann 4, 462; Lieber H. in der Ruh! [wohl statt,,Höh“]. Steub DTr. 3, 66; Ich hätt mich vor denen pappeten Herrgöttern mit ihren Krautmessern und ihren gemalten Schnurrbärten [der Soldaten] nicht geforchten. Kurz Sonn. 295 etc. Auch verkl.: Hat große Lust, Herrgottchens zu spielen, aller Menschen Wohlthäterin zu sein. Auerbach Leb. 1, 82; Wie sie so dasitzen in ihrer Glori, drauf lospfuschen wie kleine Herrgöttcher. FrMüller F. 30 etc.
Anm. Eigentl. wohl nur Zusammenstellung der beiden Wörter, daher auch noch im Vokat. gewöhnl. die Betonung: –, doch freilich auch: Ach, Herr Gott (– –) siehe doch! etc. Opitz 2, 47. und gewöhkl.: Herre gott! mit wechselndem Hauptton auf der ersten oder letzten Silbe, vgl.: Unser Herregotts-Affe, der Satanas. Musäus M. 5, 23 etc. Veralt. ist die Deklin. der ersten Hälfte; Den Teufel nenne er unsers Herrn Gottes Affen. Zinkgräf 1, 72; Unserm Herrn Gott. 279; 3, 40 etc.; seltner auch der Gen.: Liegt nicht außer der Gewalt des Herrgottes [statt Herrgotts]. Zschokke 1, 116 etc. Vgl. Schm. 2, 231. Hímmels-: himmlischer Gott: So singen Himmelsgötter nur. G. 7, 185. Höllen-: Teufel: Einen künftigen H. der Menschheit, oder einen Schutz- und Licht- engel derselben. IP. 36, 2. Lêbens-: Dem L. der Freuden. Sch. 430a. Līēbe-: Der dreifalt’ge | L. der Christianer. Heine Rom. 262, vgl. 1. Joh. 4, 8. Versch.: Liebes-G. (s. o.): Amor. Die Liebesgötterchen. W. 3, 171 =Amoretten etc. Ménsch-: Christus, s. Gottmensch. Die selige Menschgöttin unsrer Jugendzeit [Maria]. Keller gH. 4, 16. Mít-: Nehmt ihr [Götter] ihn zum M. an? Ramler 285; Mitgöttin. Engel 1, 23 etc. Nationāl-: der einem Volk eignende Gott. G. 4, 264 etc. Rīēsen-: Ein phantastischer R. 6, 345. Un-: Der Teufel als böses Princip ist der U.; Aller Dämonen ist er [der Schwindel] der Schrecklichste . . Den U. Baggesen 1, 147; Der U. Rawana. Rückert BE. 156; Der Ungeist, also auch der U. Schelling 2, 2, 41. Vāter-: Daß von der Asche des verloschnen Herdes | die Vatergötter [die Götter der Väter, Hausgötter, Penaten] fröhlich sich erheben. G. 13, 67. Wélt-: Gott als Weltgeist. G. 21, 147, vgl. 2, 285 u. ä. m.