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glähen
Glǟ́hen: 1) intr. (haben): eig., ohne Flamme,
vom Feuer ganz durchdrungen ſein, dann übertr. wie
brennen (ſ. d. und vgl. Feuer, Flamme ꝛc.), nam. um
einen hohen Grad der Hitze zu bez., ſo auch in Bezug
auf Geiſtiges, auf leidenſchaftliche Erregung, Begeiſte-
rung ꝛc., ferner um einen hohen Grad des Leuchtens,
des Glanzes zu bez., ſo nam. auch von brennenden
Farben, zumal von dem feurigen Roth. a) ohne ab-
hängiges Verhältnis: Die Kohlen g. unter der Aſche; Das
Erz glüht im Ofen; Der Ofen glüht; Die Augen g. ihm im
Kopf; Der Fieberkranke glüht; Sein Kopf glüht; Des Lie-
benden Herz glüht; Ein friſches Roth glüht auf des Jüng-
lings Wange; Deſſen Fenſter im Abendſonnenſchein glühten.
Alexis H. 2, 2, 233; Da man die Granatenblüth’ | g. mehr
als blühen ſieht. Brockes 9, 187; Die Berge .. g. im Mor-
genſtrahl. Chamiſſo 6, 242; Im dunkeln Laub die Goldorange
glüht. G. 1, 137; Wie die Geſichter g.! 5, 5; Wer läſſt
. das Abendroth im ernſten Sinne glühn? 11, 9; Hätte
meine Seele nicht geglüht, | ſo war ſie deiner Gnade .. un-
werth. 13, 151; Ein ſchwärmeriſcher Ernſt glüht auf dem
Geſichte. 31, 44; Da blühte und glühte der Mai. Heine Rom.
83; Lied. 110; Wenn der reiche Sommer glüht. Nicolai 1,
104; Eh der Mittag glüht. 239; Wo junge Morgen glühn.
120; In Aſſads | Seele glühten unbeſtimmte Wünſche, |
Schmerz und Sehnſucht, Zweifel und Verzweiflung. Platen 4,
290; Korallen, die .. in hohen Farben g. Rückert W. 1,
107; Sanft glühten die bethauten Wangen. Sch. 24a; Zärt-
lich noch die Herzen g. 55a; Dem dichteriſchen Feuer, welches
in dieſem Gemälde glühet. W. 5, 31 u. o. b) mit von:
Sieh, wie die verhexten Leiber | durch und durch von Flam-
men g.! G. 8, 371; Nun glühte ſeine Wange roth und
röther | von jener Jugend, die uns nie entfliegt, | von jenem
Muth ꝛc. 6, 425; Schon glüh’ ich wie von neuem Wein.
11, 22; Sein volles Auge glühte | von Muth und Hoffnung.
13, 63; Bis des dunkeln Stromes Welle | von Aurorens
Farben glüht. Sch. 54b; Glüht dir von Geize die Bruſt? V.
H. 2, 212 ꝛc. S. 2b. c) mit vor: Er, ſein Auge,
ſeine Wange glüht vor Luſt, Wonne, Zorn, Liebe, Rache ꝛc.;
Wie Der glühte vor innerer Befriedigung! Gutzkow R. 8,
191; Ich glühte dabei vor Scham und Schmerz. Hölderlin
H. 2, 84; O Bild, vor dem mein armes Herz beklommen |
bald glüht, bald friert. Streckfuß Rol. 1, 41; Der vor Be-
dürfnis glüht, | ſein Herz .. zu entladen. W. 11, 244 ꝛc.
S. a und 2b. d) mit für: In Liebe für Jemand, für
Etwas g.; Werther, | welcher nur für Lotten glüht. Heine
NGd. 245; Du glühſt für Knechtſchaft. Platen 6. 8; Hoch
ſchläget in tauſend | Brüſten, von einem Gefühl g–d [b],
ein einziges Herz, | ſchlägt für das Vaterland und glüht für der
Ahnen Geſetze. Sch. 75b. So auch mit Dativ: Solang
.. | ein Buſen noch dem Frieden | und der Verſöhnung glüht.
Grün Gd. 206; Als ich anjetzt dir glühe, durchbebt von
ſüßem Verlangen. V. e) mit nach: Nach Etwas g.,
mit heißem Verlangen danach ſtreben; Wie glühſt du
nach dem ſchönen Munde! G. 1, 42; Die heißen Lippen
glühten | nach Mehr. 7, 33; Alle g. | nach Ehre. Ramler
123 ꝛc. Davon verſch.: Nach etwas Genoßnem [in
Folge Deſſen] g.; Mein Kopf glüht nach dem Glas Wein,
das ich getrunken ꝛc. f) (ſ. e) mit zu und Infin.:
Ich glühe, dir Lob zu ſingen. Matthiſſon A. 11, 110; Wenn
geſchäftiger Ameiſen Schaaren .. den Weizenberg zu plün-
dern glühn. Sch. 42h; Mein Herz glüht an dem ſeinigen zu
ſchlagen. 467a; Jch glübe, mich zu rächen, nach Rache ꝛc.
Auch: Deren Anblick ſelbſt deine marmorne Kälte zur Ent-
zückung g. machen (vgl. 2) würde. W. 27, 47, in g–de Ent-
zückung verwandeln. g) zu a— f das Partic.: G–d;
nam. ohne Zuſatz (a)auch als Ew. mit Steigerung: G de
Kohlen (ſ. d.); Roth-, weiß g–des Eiſen, ſ. Rothglühhitze
ꝛc.; G–den Wein [Glühwein] trinken. Tieck A. 1, 21: Das
g–dſte Verlangen; Die g–dſte Begeiſtrung, Erwartung: In den
g–dſten Farben ſchildern; Es überläuft Einen g–d heiß; Jch
fühle junges heil’ges Lebensglück | neu-g–d mir durch Nerv’
und Adern rinnen. G. 11, 21; Des Vorwurfs g–d bittre
Pfeile. 12, 3; G–d trifft mich der Sonne Pfeil. Sch. 75a;
454b; Was dem g–den Strahl Afrika’s Boden gebiert. 76a;
Fleht ihr g–d Angeſicht. 33a; Die g–de Wange der Freude
zu bleichen. 198a; Bis in des Marmors kalte Wangen |
Empfindung g–d ſich ergoß. 48b; Den Engeln Guido’s
gleich von lauter Himmel g–d. W. 11, 161 ꝛc. So
auch in Zſſtzg.: Eine farben-g–de Behandlung. Heine Sal.
1, 12; Die fieber-g–de Stirn; Glaubens-g–d. Heine Rom.
219; Herzblut-g–de Rubinen. 240; Liebe-g–de Seele. Gutz-
kow R. 5, 11; Rach(e)-g–d. G. 2. 11; Scham-g–d; Sein
zorn-g–des Auge ꝛc. (ſ. 2b). h) der ſubſt. Infin.:
Wie vorm G. | der Sonne Nebel fliehen. G. 6, 55; In
ſeines Zornes Glühn. Streckfuß Rol. 12, 31 ꝛc., vgl. 2a.
Auch in Zſſtzg.: Den Strom im Abend-G. AMeißner G.
65; Beim Alpen-G. . . . Berg an Berg und Brand an
Brand | lodern hier zuſammen; | Welch ein G.! Herwegh 1,
72; Kohl A. 1, 17; Der Purpurnaſe Alpenglühn. Roquette
W. 79; Vom wilden Liebes-G. Heine Lied. 5 ꝛc., ſ. Gluth.
2) tr.: a) glühend machen: Das Eiſen g. (vgl.
wärmen); Kohle mit Eiſen geglüht giebt Cementſtahl; Der
mit dem G. des Silbers beſchäftigte Arbeiter; Hier hebet
Schwärmerei und zärtliches Verlangen | des Ritters Bruſt
und glühet ſeine Wangen. Alxinger D. 183; Die vom Feuer
rothgeglühte Köchin. Holtei Lammf. 1, 14 ꝛc. Auch refl.:
Mich g–d [ſonnend] im Sonnenſcheine. Rückert Nal. 176.
b) Etwas glühend zu erkennen geben, äußern, aus-
ſtrömen: Der großen Werkſtatt Schmiede | glühten Zorn
auf den Verbrecher. Gleim 6, 200; Und glühteſt jung und
gut, | betrogen Rettungsdank | dem Schlafenden dort oben?
G. 8, 250; Da kömmt er, kömmt mit Haſt, glüht heitre
Freude. L. Nath. 2, 8; Sein Auge glüht Liebe, Zorn,
Wuth ꝛc. (vgl. blickt Liebe ꝛc. und 1b und c) und beſ.
oft im Partic. (ſ. 1g). c) Daß ſie den Männern Lie-
beswunden | und Neid ins Herz der Frauen glüht [brennt;
glühende Wunden, glühenden Neid erregt]. Lenau
Sav. 143.
Anm. Ahd. gluojan, mhd. glüejen ꝛc., ſ. Glanz, Anm.
Veralt. Schreibw.: Glüen. Brockes 9, 358; Schaidenreißer
58b ꝛc. Nam. zu 2a: Glühung, f.; –en. Karmarſch 1,
20; 3, 343 u. o. Nbnf. des Partic.: Glü(h)endig. Ryff
Th. 50.
76*
Zſſtzg. z. B.: Áb-: 1) intr. (ſein): die Glühhitze
verlieren, minder heiß werden. Ahnl. refl.: Sich a.,
ſich abkühlen. IP. 1, 190; 21, 8; 24, 208. 2) tr.:
Metalle a., aus-g. (ſ. d.) Án-: 1) intr. (ſein):
anfangen zu glühen, er-g., in Gluth gerathen (ſ. 2):
Der ganze Himmel angeglüht. Auerbach Ab. 266; Wie’s ..
in Funken ſprüht, | der Stab, ſchon iſt er angeglüht. G. 12,
47; Die von der Erhitzung roſig angeglühte Blondine. Gutzkow
R. 5, 326; Sie ſchienen ſchon ziemlich angeglüht [ange-
trunken]. Keller gH. 2, 355; 4, 276; Von dem haſtig ge-
noſſenen Wein angeglüht. König Kl. 2, 23; 1, 73; Ein
Eisberg fiel auf ſeine ſtarrende Haut in der erſten Sekunde,
aber in der zweiten glühte er wieder an. IP. 1, 190; Das
Gewölke glühte höher an. 18, 110; Die röthlich ange-
glühte | Mandelblüthe. Rückert 6, 89 ꝛc. 2) tr.: an-
glühen machen (wozu auch unter 1 angeglüht gezogen
werden kann), glühend anſtrahlen ꝛc.: Wo die Morgen-
ſonne die Schlöſſer anglüht. Alexis H. 1, 2, 275; Wie im
Morgenglanze | du rings mich anglühſt, | Frühling! G. 2,
63; Neidesſporn, ihn anzuglühn [anzufeuern]. H. 15, 143;
Wer warſt du [Johannswurm], daß die ſchaffende Hand | dich
ſo angeglüht? 161, und refl.: Er glühte ſich an an deinen
leuchtenden Augen. 96; Den Funken, der ſie anglühte. Ph.
13, 85 ꝛc. Āūf-: 1) intr. (ſein): glühend empor-
ſteigen, er-g., entbrennen, vgl. auflodern ꝛc.: Jetzo
wie roſiger Helle verklärt aufglühten die Schneehöh’n. Bagge-
ſen 1, 58; Geibel J. 11; Er glühte auf, er ſchien von Zorn
ergriffen. Gutzkow Diak. 87; Die Sterne immer größer
glühen auf. Heine Sal. 1, 161; Ich glühte vor Scham auf.
Heinſe A. 1, 148; Den fröhlich a–den Morgen. Körner 50a;
A–de Leidenſchaft. Kühne Char. 1, 46; Schwand, wie das
ſanfte Morgenroth vor dem a–den Tage. Lewald Ferd. 1, 62;
Wann entflammter | ihnen der Muth aufglüht. V. Ov. 1,
72; „Das wird er nicht!“ rief ich und glühte auf. Zſchokke
1, 148 ꝛc. Selten: Du hätteſt ihn auf deiner Wünſche
Thron geſetzt | und zu ihm aufgeglüht in wilde Sehnſucht.
Geibel Brunh. 126. 2) tr.: a) durch Gluth auf-
friſchen: Glühe die Gefühle oft dir auf! | Einbildungskraft
ſogar verſagt den Dienſt, | wenn du nicht öfter ihre Bilder
weckſt. Schefer Laienb. 141 ꝛc. b) durch Gluth aufzeh-
ren: Ein Tröpflein . ., das aufgeglüht zu werden, nicht
ſcheute die Gefahr. Rückert 2, 446. Āūs- 1) intr.:
a) (haben) aufhören zu glühen. b) (ſein) in Gluth
zu Grunde gehn, verbrennen: Mit den verbrannten
Schiffen glüht | zu Aſche jede Hoffnung aus der Rückkehr.
Geibel Rod. 95. 2) tr.: a) Metalle a., um ſie biegſam
und ſchmeidig zu machen oder vom Schmutz zu reinigen ꝛc.,
ſ. Karmarſch 1, 93; Die Stempel a. Chamiſſo 3, 292. Da-
her übertr.: Stilling war bisher von ſeinem himmliſchen
Schmelzer ausgeglüht ꝛc. Stilling 4, 152; Die Farben wer-
den ausgeglüht und gereinigt werden. Waldau N. 3, 99.
b) zuw.: glühend ausſtrömen: Sie glühete ihren Dank
in Geſängen aus. Karſchin Leb. 83; Ganz dazu gemacht, ſein
Feuer in derjenigen Kunſtgattung auszuglühen, welche die
Perſönlichkeit in ihrem innerſten Mark trifft. Palleske Sch. 1,
75. Be-: tr.: mit Gluth erfüllen: Meine Sonne
. beglüht mit ihrem unſterblichen Schein | die Lumpen des
Bettlers nicht allein. Beck Arm. 26. I. Dúrch-:
1) tr.: in allen Theilen glühend machen: Um eine ſolche
Steinmaſſe durchzuglühen. G. 40, 236; 213; Hier werden
Muſchelſchaalen von der erregten Flamme durchgeglüht. 4,
206, vgl. ebd.: Dies Wort macht den Umſtehenden, |
durchglühten Muſcheln ähnlich, heiß (ſ. II.). 2) intr.
(ſein): glühend hindurch dringen. II. Durch-:
tr.: ſ. I. 1, häufig ſt. der trennbaren Zſſtzg. (nam.
auch in der für jene nicht üblichen übertr. Bed.) mit
durchdringender Gluth erfüllen: Ein unbeſtimmt Ver-
langen | fühl’ ich, das die Bruſt durchglüht. G. 1, 48; Ihn
durchglühet ſüße [Liebes-]Flamme. 155; Es durchglühet ihr
Hauch mir bis ins Tiefſte die Bruſt. 227; Durchglühter
Schutt. 6, 304; Eine durchglühte Metallmaſſe. 33, 42;
Ein hitziges Fieber wird deine Tage d. H. 8, 550; Seinem
fieberhaft durchglühten Auge. Körner 145a; Ganz mit Ju-
gendfeuer durchglüht. Sturz 1, 170; Allen durchglühete
Wonne die Herzen. V. Od. 15, 164; In Phalaris’ durch-
glühtem Stier. W. 3, 8; 20, 131; 207 u. o. Nam.
auch im Partic. mit Bſtw., z. B.: Der herzdurchglühte
Menſch. HvKleiſt Hinterl. 271 = deſſen Herz durchglüht
iſt, und öfter: Dem muthdurchglühten [von Muth
durchglühten] Roſſc. Talvj 2, 144; Sehnſucht durch-
glüht. Prutz Woch. 140; Siegdurchglühter Jünglinge. G.
2, 58; Der weindurchglühte Fähre. Reithard 338 ꝛc.
Ent-: 1) intr. (ſein): a) in Gluth gerathen, er-g.
(vgl. entbrennen): Selbſt die Sehnſucht, die erkaltet, | die
erſtorben war, entglüht. B. 1a; Kl. Od. 2, 119; 139; Der
Alpen Schnee entglüht in hoher Luft. Matthiſſon 110; Zwie-
tracht, die tobend entglüht. Sch. 81b; Herzen, | die für das
Hohe, Herrliche e. 84b; Werner Oſtſ. 1, 237 ꝛc. b) glü-
hend entfahren: Daß die Funken der Liebe dem Aug’ e.
Schubart. 2) tr. (ſelten): entglühen machen (vgl.
entflammen): Nicht Stein nur | möchte wohl Dieſer e.,
ſondern den kalten Demant. Jacobs Verm. 2, 28. Ent-
gêgen-: intr. (haben): Die meiner Lieb’ entgegen-
glühte, | nun bei den kalten Todten ruht. Lenau Gd. 1, 56;
Späte Roſen glühten ihnen von ſchlanken Stämmen ent-
gegen. Tieck 16, 340. Er-: 1) intr. (ſein): in Gluth
gerathen, ent-g.: Das Angeſicht erglüht. Chamiſſo 4, 134;
Wenn die Nacht zur Hölle erglüht. Gotthelf G. 197; Suh-
rab’s Seele war von reinem Muth erglüht. Rückert Roſt. 65b;
Erglüheten vor Scham bei dieſem Anblick. Sch. 455b ꝛc.
2) tr.: erglühen machen, ſ. ent-g. (2): Mädeli’s Zorn
überwältigte ſeinen Verſtand nicht, ſondern erglühte ihn nur.
Gotthelf6, 163. Fórt-, intr. (haben): fortfahren zu
glühen. Grün Gd. 98 ꝛc. Hêr-, Hín- ꝛc.: intr. (ha-
ben; ſein): Die Zeit, die nach zu kurzem Schimmer, | wie eine
Sonn’ hinabgeglüht [iſt, glühend hinabgeſunken iſt]. Gei-
bel J. 108; Wenn das Morgenroth am Himmel hinauf-
glüht. Tſchudi Th. 448; Wenn die Fenſter . . in das Dunkel
hinausglühn. Waldau N. 1, 61 [im Perf. mit haben, weil
die Fenſter dabei den Ort nicht verändern]; Früchte . .,
aus dem dunkeln Laube hervorglühend. G. 18, 278 ꝛc.
Nāch-: 1) tr.: nachträglich glühen. 2) intr.
(haben): eine von etwas Entſchwundnem zurückblei-
bende Gluth zeigen: Bewahre ſorgſam ihre Strahle, | in
deinen Nächten nachzuglühn. Grün Gd. 98. Nīēder-:
intr. (haben, ſein): herab-g.: Wenn die grauſen Augen
Pauguk’s | auf dich n. Freiligrath H. 61. Über-: tr.: 1)
an Gluth übertreffen: Sie überglühten ſchier | das Abend-
roth. Blumauer 2, 136. 2) mit Gluth, Röthe überziehn:
Die Zucht, die Schönheit überglüht | die Wange. Schwab 387;
Auerbach Leb. 2, 78; Koſegarten Po. 2, 242; Wenn flam-
mend ſich des Oſtes Pforten röthen | und, aufgethan, der
Meeresfluthen Grün | mit ſchönem Strahle golden über-
glühn. Schlegel Sommern. 3, 2; Loggien, welche der Olean-
der mit dem Purpurroth ſeiner Blüthen überglüht. Stahr
Rep. 2, 199 ꝛc. Auch unperſ.: Mich überglüht es vor
Zorn, wenn ich daran denke. Gutzkow R. 7, 240 ꝛc.
Um-: tr.: mit Gluth, Glanz umgeben: Von Himmel-
ſchein umglüht. Arndt 417; Becher, von Roſen umglüht.
Matthiſſon 75; Während Den die goldne Kron’ umglühte.
ESchulze Roſ. 114; Mit umglühter heißer Stirne frohnen.
Seume Gd. 86; Calderon, den Kränze bunt u. Tieck; Tiedge
2, 94; Bis ſie die Glorie umglühte. Uhland 25. Ver-:
1) intr. (ſein): nach und nach aufhören zu glühen;
glühend vergehn; durch Gluth zerſtört werden: Des
Abends Purpurroſen | verg. ſchon. Alxinger D. 115; Verglühet
war des Abends letzter Strahl. Beer Arr. 20; Erden zer-
trümmern und Sonnen verg. Gerſtenberg; Du verglühſt an
dir ſelbſt. G.; Die Aſche der verglühten Leidenſchaft. Gutz-
kow R. 5, 377; Schwarzverglühte Felſen. Matthiſſon A.
11, 269; Bis ſieben Jahr verglüht [vergangen]. Schlegel
Sh. 2, 158; Gebot ſie ihnen [den Fackeln] nimmer zu v.
Streckfuß Rol. 11, 2; Verglühte Aſche. Uhland 155; Laſſt
das Eiſen nicht v. W. 11, 243 ꝛc. 2) tr., refl.:
Etwas, Einen, ſich durch Glühen verderben, beſchä-
digen! In der Schmiede habt Ihr Euch verglüht. Gutzkow
R. 7, 293. Vōr-: tr. und intr.: früher glühen;
auch: Die vorgeglühete Stange [vorn an der Spitze ge-
glüht]. V. Ov. 2, 262. Wég-: tr.: durch Glühen
wegſchaffen, verbrennen. H. 15, 243. intr. (ſein):
glühend weggehn ꝛc. Zū-: intr. (haben): zuſtrah-
len ꝛc.: Alles ſang und glühte | mir zu. KGroth 35 ꝛc.