Faksimile 0611 | Seite 603
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glücklich Glücklichkeit
Glücklich, a. (~keit, f.): 1) Glück d. h. Gelingen
habend und zwar ſowohl von der Perſon, der Etwas
durch die Gunſt des Geſchicks gelingt, als auch von Dem-
jenigen, was ihr Etwas gelingen läſſt, was als Gabe
des Glücks erſcheint und von dem Gelingenden ſelbſt:
Ein g–er Spieler, der mit Glück ſpielt, gewinnt; Er hat
heut ſeinen g–en Tag, der ihm Glück bringt, ihn gewin-
nen läſſt; Das war ein g–er Wurf, ein g–er Zufall für
ihn; Dieſer Porträtmaler trifft ſehr g., hat eine g–e Gabe
des Treffens; Ich habe ſehr g–e [gelungene] Porträts von
ihm geſehn; Ein g–es Gedächtnis, Temperament, eine g–e
Laune haben; Einem eine g–e Jagd, Fahrt, Reiſe wünſchen;
G. von Statten gehn; G–er Weiſe [zum Glück]; [Das]
vermag oft | ſolch ein g–er Hang, der unwiderſtehlich uns
leitet. G. 5, 7; Das g–ſte Wort, es wird verhöhnt, | wenn
der Hörer ein Schiefohr iſt. 4, 39; Möge doch mein Sohn |
jagd-g. ſein! 33, 46; [Er] ließ mir ein paar g–e Würfel
nach. Sch. 319b ꝛc. 2) Jm Glück, d. h. in dem frohen
Zuſtand Deſſen ſich befindend, dem es nach Wunſch
geht, beglückt; ſolche Stimmung erzeugend, beglückend;
von ſolcher Stimmung zeugend: Ein g–er Mann; Dem
G–en ſchlägt keine Stunde; G–e Ereigniſſe; Sein g–es Ge-
ſicht ſpricht deutlicher als Worte den Dank; Du haſt zwei
Menſchen g. gemacht; Keiner iſt vor dem Tode g. zu preiſen;
Ich war ſo g., Ihren Herrn Vater dort zu treffen (Höflich-
keitsphraſe); So daß wir Alle vergnügt, ja man darf ſagen,
g. waren. G. 20, 216; Tändelnden ihn, blumen-g–en|
Anakreon. 2, 57; Biſt du da, Elender? Erinnere dich der
voll-g–en Tage. 9, 344; In einer Welt, die des Frühlings
bedarf um welt-g. zu ſein. Gutzkow R. 3, 440; Die
lächelnde Gebärde | zeigt daß er g. ſei und immer ſel’ger
werde. Lichtwer 176; So g. nicht und doch glückſeliger [als
Makbeth]. Sch. 558b, vgl.: Nicht ſo beglückt und doch
weit g–er. Tieck Makb. 1, 5; G., weil wir nicht über-
g. ſind, | wir ſind der Knopf nicht auf Fortuna’s Mütze |
noch die Sohlen ihrer Schuhe. Haml. 2, 2; Nicht Jedermann
auf Erden kann bleibend g. ſein, aber Jedermann kann ſich
jene Seligkeit [der Tugend] bereiten. Zſchokke 1, 20 ꝛc.
Anm. Von den ſinnvwdten zu 2 bez. Glückſelig (ſ.
nam. Mendelsſohn 4, 1, 114) Fülle und hohen Grad innern
Glückes, deſſen höchſte Stufe Selig (ſ. d.) ausdrückt; Be-
glückt aber (ſ. das letzte Beiſp. in „Unglück* ꝛc.) deutet auf
eine von außen wirkende Urſache des Glücks und iſt natürlich
nicht ſinnvwdt. mit G., inſofern dies dem Beglückend ent-
ſpricht. Das Abſtraktum auf -keit iſt ſelten und gilt nam.
für 1: Die G–keit ſeines Gedächtniſſes, ſeiner Anlagen ꝛc.,
wo Glück nicht ſtehen könnte; Beherzigt ſeine G–keit. Fle-
ming 319 ꝛc.
Zſſtzg. außer den in 1 und 2 erwähnten und nach
Analogie zu mehrenden, nam.: Un-: Ggſtz. von Glück-
lich in allen Bed.: Ein u–er Spieler; Seinen u–en Tag
haben; Er hat dieu–e Sucht, Anekdoten zu erzählen; U–er
Weiſe war der Kahn .. gefüllt. G. 15, 120; Ich bin zu einer
u–en Stunde geboren. L. 11, 101; Sie gehören auch zu den
glücklichen U–en, die nicht „von Familie“ ſind. Danken Sie
Gott dafür. Lewald W. 1, 248; Un-g. iſt nicht, wer der Erde
Glück verlor | und himmliſches dafür im Glauben ſich erkor.
Rückert W. 4, 181; U–er! wo kommſt du her? Sch. 69a;
Es müßte ein u–er Stern obwalten. V. Myth. 1, 300 ꝛc.
Machte ihn ſtein-u. Gotthelf U. 2, 136 [ſehr un-g.].