Faksimile 0607 | Seite 599
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Glimps
Glimps, m., –(e)s; –e:
Fug, und zwar:
1) das Einem als ihm zukommend Gebührende, seine Berechtigung zu Etwas, auch: die ihm gebührende Ehre, der ungekränkte Leumund, die Ehre etc.: Lässt man mir meinen G., | so müßte mir’s leid sein, zu bringen meinen Schimpf | auf Diesen oder Den. PFleming 97; Sich mit G. [Ehren] aus der Sache ziehen. Hebel 3, 376; Daß er solchen Brief zu seinen Ehren und G., und zu meinem Un-G. und Schanden ausbreitet. Luther 8, 174a; Daß an einer Hausfrauen Gürtel der schönste Gelimpf ist, wenn sie etc. Matthesius Prof. 25; Mit G–e von den Rechten | der Könige des Occidents zu fechten, | führt man geraume Zeit nur den Justinian . . an. Nicolai 1, 165, mit der Anm.: Eine Zeitlang wollten die Publicisten alle Staatsstreitigkeiten aus dem römischen Recht entscheiden; Wiewohl sie die Masen des Bundbruchs den Eidgenossen anschlahen .. Setzen aber nit in ihren Chroniken den obberührten Bundbruch, sondern lassen der Eidgenossen G. hiemit in der Feder stecken. Stumpf 726b [schreiben Nichts von ihrer Berechtigung durch den vor- angegangenen Bundbruch]; Der als vor Gleichen freimüthig mit Achtung und G. redet. V. Mvth. 1, 5 etc.
2) Billigkeit, Nachgiebigkeit, Nachsicht, Milde und Schonung: Durch G. und Besänftigung der Gemüther dem drohenden Unheil entgegenzuarbeiten. B. 409a; Am gehörigen Orte G. mit Nachdruck zu verbinden wissen. Gotter 3, 15; Ein Freund wird voller G. des Freundes Fehler tragen. Hagedorn 1, 80; 150; G. geht über Schimpf. Hebel 3, 261; Es mit alle der Kälte, mit alle dem G–e gegen die Personen zu thun, die mit jener Strenge und Wärme für die Sachen bestehen können. L. 10, 233; Die Sanftmuth rächt sich nicht, braucht gegen Feinde G. Lichtwer 242; Mit G. [Schmeicheln etc.] und Küssen | den widerwärtigen Bericht .. versüßen. Nicolai 2, 25; So sprach ein kluger Mann nicht ohne G., | als sein . . Weib .. Evens Fall mit vielem Spott und Schimpf | .. tolle Gaumsucht nannte. Ramler F. 1, 87c.
Anm. Ahd., mhd. gelimpf, s. Graff 2, 214; Benecke 1, 999; Schm.,2, 468; Stalder 1, 454 etc.
Zsstzg.: Un-: Ggstz. von Glimpf: Unfug, Unbill, Unfüglichkeit, Unrecht, Ehrenkränkung, Schändung, Schande, Mangel an Schonung, Härte etc., z. B.: Das Spott- und Schandgemälde, welches zu ihrem U. noch .. zu sehen war. G. 20, 179; Dem blutigen U. Heine Lut. 1, 137; Einem Landmädchen U. angethan. Kohl J. 2, 186; Stücke aus meinen Büchern zu zwacken, die sie zu meinem U. drehen. Luther 6, 116a; 1, 150b; 8, 175b; Wenn es nicht U. ist, so hab ich dir .. eine Bitte vorzuschlagen. Nicolai 8, 155; Niemand ist, der ihn vor U. schütze. Sch. 522a etc.
Anm. Auch als Ew. statt unglimpflich (s. d.): Die sehr unglimpfen Scherze. Chamisso 5, 48 (Hitzig).